Mobilcom geht auf Suche nach Großinvestor
Der im vergangenen Jahr nur knapp der Pleite entgangene Mobilfunkdienstleister Mobilcom bemüht sich nach den Worten von Vorstandschef Thorsten Grenz um einen oder mehrere neue Großinvestoren. Damit soll verhindert werden, dass bei einem Verkauf größerer Aktienpakete der beiden bisherigen Anteilseigner France Telecom und Gerhard Schmid der Kurs der Aktie allzu sehr unter Druck gerät.
Reuters HAMBURG. „Das muss in Angriff genommen werden“, sagte Grenz am Mittwoch in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. „Wir suchen eigentlich einen oder mehrere neue Großaktionäre.“ Damit sollten die Kleinaktionäre davon überzeugt werden, dass der Übergang von den Altaktionären zur neuen Eigentümerstruktur geordnet und marktschonend verlaufen solle.
An Mobilcom ist France Telecom mit 28,5 % beteiligt. Firmengründer Schmid hält zusammen mit seiner Ehefrau rund 42 %. Von beiden wird erwartet, dass sie sich nach ihrem im vergangenen Jahr vereinbarten Vergleich über den Ausstieg aus dem verlustreichen UMTS-Abenteuer von ihren Anteilen trennen. Es stehen also über kurz oder lang rund 70 % der Mobilcom zur Disposition.
Um die Aktien möglichst kursschonend an neue Eigner weiter zu reichen, dürften nach Einschätzung von Branchenbeobachtern Investmentbanken eingeschaltet werden. Denn bei einem Verkauf größerer Stückzahlen über die Börse würde sonst ein Kurseinbruch drohen.
Allerdings dürften die 70 % nicht auf einmal den Besitzer wechseln. Von dem französischen Telefonkonzern France Telecom ist bekannt, dass er seinen Anteil nicht mehr als strategisches Investment betrachtet. Die Aktien des insolventen Mobilcom-Gründers Schmid sind bei mehreren Banken verpfändet. Über die kann er frühestens 2005 verfügen, wenn der Treuhandvertrag mit Ex-RTL-Chef Helmut Thoma ausgelaufen ist. Allerings kann Thoma 3,6 Millionen Papiere aus Schmids Vermögen Interesse wahrend bereits jetzt verkaufen. Wann diese Aktien auf den Markt kommen, dürfte unter anderem vom Kurs der Mobilcom-Aktie abhängen. „Ich weiß, dass sich Thoma im Markt umhört“, sagte Grenz. „Ich weiß auch, dass er regelmäßig im Gespräch mit zwei Investmentbanken ist.“
Hoffnungen auf einen neuen Investor begründete Grenz mit der am Vortag bekannt gegebenen Übernahme des deutschen Mobilfunkdienstleisters Hutchison Telecommunications in Münster durch die britische Carphone Warehouse . „Das ist ein schönes Zeichen“, sagte Grenz. Damit komme offenbar Bewegung in den Markt für Beteiligungen in diesem Bereich.
Für das zweite Halbjahr kündigte Grenz wieder stärkere Initiativen zur Kundengewinnung an. Im Gesamtjahr werde die Zahl der Kunden wegen der Abschaltung inaktiver Mobilfunkkunden aber auf 4,2 bis 4,3 Mill. von 4,8 Mill. im Vorjahr zurückgehen. 2004 sei ein Bestand über 4,5 Mill. Kunden geplant bei einer für einen Service Provider im Schlussquartal angemessenen operativen Rendite von vier Prozent. „Es gibt keinen Grund, warum wir die dann nicht auch haben“, sagte Grenz.
Die im vergangenen Jahr knapp der Insolvenz entgangene Mobilcom hatte im ersten Quartal 2003 wieder die Gewinnschwelle erreicht. Für das Gesamtjahr plant das Unternehmen ein ausgeglichenes Ergebnis.
HANDELSBLATT, Mittwoch, 04. Juni 2003, 17:35 Uhr