Mobilcom droht der Bankrott
Die Telefongesellschaft Mobilcom steht vor dem Aus. Großaktionär France Telecom, der die Hauptlast des Aufbaus der Mobilfunktechnik UMTS tragen sollte, kündigte die Zusammenarbeit auf.
"Wir haben keine Zahlungsverpflichtungen mehr", sagte France-Telecom-Finanzchef Jean-Louis Vinciguerra in Paris. Für Mobilcom steht damit die Umschuldung eines im Juli fälligen Kredits über 4,7 Mrd. Euro in Frage. Aus eigener Kraft kann das Unternehmen das Geld nicht aufbringen. Ohne Hilfe steht Mobilcom damit vor der Insolvenz.
Der Kurs der Mobilcom-Aktie stürzte am Dienstag bis zur Aussetzung des Handels am frühen Abend um 46,4 Prozent auf 7,29 Euro ab. Die Aktien von France Telecom stiegen dagegen um 8,3 Prozent auf 18,85 Euro.
France Telecom begründete den Bruch mit Mobilcom mit Verstößen von Gründer und Vorstandschef Gerhard Schmid gegen das Aktienrecht. Schmid sagte dazu am Abend der FTD, dafür gebe es keine rechtliche Basis. "Wir prüfen, ob und wie wir dagegen vorgehen. Ich werde jetzt keine Kriegserklärung abgeben."
Schmid soll weg
Mit der Kündigung erhöht France Telecom vor allem den Druck auf den Aufsichtsrat von Mobilcom, Schmid abzusetzen. Dann könne France Telecom einen Bankrott Mobilcoms noch verhindern, sagte Vinciguerra. "Wir werden das Unternehmen begrenzt finanziell unterstützen, um eine sofortige Insolvenz zu verhindern. Sollte es kurzfristig zu keiner akzeptablen Lösung kommen, ist klar, dass Mobilcom vor dem Konkurs steht."
Von Schmid angedeutete Schadensersatzklagen nannte Vinciguerra abwegig: "Sie können unsere Haltung vor Gericht anfechten. Aber ihre Position ist nicht sehr gut." Ein Prozess würde drei bis fünf Jahre dauern. Bis dahin sei Mobilcom weg, so Vinciguerra.
Schmid gilt als Hindernis für eine Übernahme von Mobilcom durch France Telecom. Der Großaktionär, der 28,5 Prozent an Mobilcom hält, ist nicht bereit, Schmid die geforderten 22 Euro pro Aktie zu zahlen. Schmid und seine Ehefrau Sybille Schmid-Sindram halten 49,9 Prozent der Aktien.
Am Freitag war France Telecom im Aufsichtsrat mit der Abberufung Schmids knapp gescheitert. "Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war, dass der Aufsichtsrat Schmid nicht abberufen hat", sagte Vinciguerra. Mit der Kündigung könne Schmid die Franzosen nun nicht mehr zwingen, ihn auszukaufen. Eine entsprechende Vereinbarung sei null und nichtig, sagte Vinciguerra. Schmid bestritt dies am Dienstag.
In dem Vertrag hatten die Franzosen garantiert, 10 Mrd. Euro in den Aufbau der UMTS-Technik zu investieren. Zusätzlich zu den 8,4 Mrd. Euro, die die Franzosen für die UMTS-Lizenz zahlten. "Mit diesem Vertrag hatte Schmid die Franzosen aufs Kreuz gelegt", sagt Frank Rothauge, Telekomanalyst von Sal. Oppenheim.
Schmid war nicht bereit, die Investitionen zu kürzen, obwohl die Franzosen auf Grund eines eigenen hohen Schuldenberges von 61 Mrd. Euro in einer Notlage stecken. Schmids geplante Investitionen drohten France Telecom zu überfordern.
"Trauriges Kapitel der Aktienkultur"
Nach wochenlanger Schlammschlacht kündigte Schmid im April an, seine Anteile und die seiner Frau an France Telecom zu verkaufen. Seitdem verhandeln die Franzosen mit den Mobilcom-Gläubigerbanken über die Umwandlung von 7 Mrd. Euro Schulden in Wandelanleihen von France Telecom.
Nachdem Wirtschaftsprüfer bei einem von Schmid eingefädelten Aktiengeschäft mit seiner Frau Unregelmäßigkeiten aufgedeckt hatten, weigerte sich France Telecom, den Kontrahenten auszuzahlen. Mit den Stimmen der Franzosen verweigerte die Hauptversammlung Schmid die Entlastung. Der Aufsichtsrat forderte Schmid auf, das strittige Geschäft rückgängig zu machen, bei dem er seiner Frau an Vorstand und Aufsichtsrat vorbei 68 Mio. Euro für die Betreuung eines Aktienoptionsprogramms zahlte. Schmid ließ das Ultimatum verstreichen. France Telecom ist seitdem nicht mehr bereit, ihn auszuzahlen.
Die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz kritisierte: "Dass France Telecom auf diesem Weg Druck ausübt und damit den Aktienkurs einbrechen lässt, ist ein trauriges Kapitel der deutschen Aktienkultur."