Interview mit CEO von Singulus Montag, 21.10.02, 09:39
Frage: Herr Lacher, die ersten drei Quartale diesesJahres sind vorbei. Wie steht es um Singulus und was könnenIhre Aktionäre vom dritten Quartal erwarten?
Roland Lacher: Die Aktionäre können vom dritten Quartaleinen sehr guten Umsatz und ein sehr gutes Ergebniserwarten. Wir werden bestätigen, dass wir unser geplantesWachstum von 20 Prozent bei Umsatz und Ergebnis,erreichen. Beim Umsatz werden wir über den 270 Mio. Euro liegen und wahrscheinlich wird auch das Ergebnis überPlan sein. Genaueres werden wir am 4. November bekanntgeben. Und ich hoffe, dass mit diesen sehr guten Zahlenmanche Leute dann wieder mehr Vertrauen zu uns finden.Das alles haben wir übrigens in einem wirtschaftlichen undpolitischen Umfeld geschafft, das nicht gerade freundlich ist,aber auch bei fortgesetztem harten Wettbewerb.
Frage: Wollen Sie sich für das kommende Jahr nichtzu sehr unter Druck setzen und lieber Umsätze in 2003verschieben?
Roland Lacher: Umsätze zu verschieben ist nicht unsereSache. Wir werden das ausweisen, was periodengerechtzugeordnet werden muss.
Frage: Können Sie Umsatz und Ertrag imkommenden Jahr zweistellig steigern?
Roland Lacher: Zur Stunde kann ich dazu noch nichts sagen.Wir machen unsere Budgets erst zum Jahresende. In jedemFall werden wir weiter wachsen: DVD wird weiter wachsen,DVD-R wird sehr deutlich wachsen. Das einzige, was etwasrückläufig sein wird, ist CD und CD-ROM. Das werden wiraber durch Wachstum in anderen Gebieten überkompensieren,und so mache ich mir deshalb keine großenSorgen.
Frage: Ihre Bilanz hat sich zum Halbjahr gegenüberden Berichten zuvor wesentlich verschlechtert. Forderungenund Vorräte sind massiv angestiegen. Die kurzfristigenVerbindlichkeiten stehen mit 100 Mio. Euro in denBüchern und sind ebenfalls deutlich angesprungen. Deroperative Cash-Flow war mit 11 Millionen sogar negativ.Besteht Grund zur Sorge?
Roland Lacher: Nein, überhaupt nicht. Ein erheblicher Teilder Verbindlichkeiten ist die Erhöhung der Anzahlungen derKunden. Das ist ein positives Zeichen; und man sollte unsdafür nicht kritisieren, sondern eher belobigen, dass wir mehrAnzahlungen im Hause haben als zuvor. Der operative Cashflow bereitet mir auch keine Sorge. Insgesamt haben wir durch höhere Auftragseingänge unser Working Capital erhöht. Durch den hohen Umsatz im dritten Quartal werden wir auch dieses mal wieder sehr hohe Forderungen ausweisen, weil sehr viele Umsätze erst gegen Ende desQuartals getätigt worden sind.
Frage: Lassen Sie uns über Ihren neuenGeschäftsbereich sprechen. Sind Sie mit TMR/MRAM imPlan und wann ist die erste Maschine fertig?
Roland Lacher: Wir sind voll im Plan. Der Prototyp wirdEnde Januar 2003 fertig und dann Muster herstellen können,welche die Kunden von uns dringend erwarten. Wir sind aberheute schon in Verkaufsverhandlungen mit konkretenInteressenten. Es kann durchaus sein, dass wir noch in diesemJahr den ersten Verkaufsauftrag unterschreiben können.Kostenmäßig sind wir ebenfalls zu 100 Prozent im Plan. Indiesem Geschäftsfeld wollen wir mindestens eineBruttomarge von 40 Prozent erzielen.
Frage: Haben Sie in diesem Markt überhaupt eineChance, schließlich gibt es hier große US-Player, die indiesem Bereich sicher mitspielen wollen?
Roland Lacher: Die Frage ist, ob die großen US-Player wieApplied Materials oder Novell Know-How auf diesemspeziellen Sektor haben. Dieses Geschäft hat sich letztendlichnicht aus der Halbleiterindustrie entwickelt, sondern aus demGeschäft der Schreib- und Leseköpfe für magnetische Discs.
Frage: Die genannten Unternehmen könnten dasWissen aber auch einkaufen.
Roland Lacher: Natürlich kann man einkaufen. AppliedMaterials kann auch Singulus kaufen, da sind der Fantasiekeine Grenzen gesetzt. Wir sind davon überzeugt: In einemaufstrebenden Markt, wo die Karten noch nicht verteilt sind,können wir mitspielen. Es stellen sich zwei Fragen: Kommtder Markt und haben wir ein besseres Anlagenkonzept als dieanderen. Beide Fragen können wir mit „Ja“ beantworten.Schlussendlich wird es darum gehen, ob Singulus in dieserBranche Akzeptanz finden wird. Bisher gibt es diesbezüglichaber nur positives zu berichten.
Frage: Es kommen immer wieder Zweifel an IhrerWachstumsstory auf, da der DVD Markt nicht in den Himmelwachsen wird. Was erwarten Sie?
Roland Lacher: Die Wachstumsstory für DVD gilt nach wievor. Sie brauchen dazu nur die Statistiken anzuschauenüber die Penetration von DVD in den Haushalten. Bei denAmerikanern soll das bei 30 maximal 40 Prozent liegen, inEuropa noch darunter. Die Penetration bei VHS lag jenseitsvon 90 Prozent. Das ist immer noch eine riesige Lücke.Amerika wächst zur Stunde mit 40 Prozent, Europa mit mehrals 40 Prozent. Wir liefern in diesem Jahr 160 + Anlagen aus,ob wir das in 2003 toppen können hängt davon ab, wie hochdie Nachfrage der Großkunden ausfallen wird. EinigeKunden decken bereits einen sehr hohen Marktanteil ab. Beimeiner letzten Amerikareise habe ich gehört, dass 67 Prozentdes DVD Marktes in USA von drei Herstellern abgedecktwird: Das sind Sony, Warner und Technicolor. Der letzte istunser Kunde. Sony kauft nichts von draußen. Warner liegt inden Händen unseres Mitbewerbers aus Japan. Wir haben es inUSA mit einer Oligopol-Nachfrage zu tun - da liegen Siegund Niederlage für die Anlagen-Lieferanten dichtbeieinander!
Frage: Was planen Sie, um in den nächsten Jahrendeutliches Wachstum erzielen zu können oder werden Sie zuin Zukunft ein „normaler Maschinenbauer“.
Roland Lacher: Bis auf weiteres werden wir kein normalerMaschinenbauer sein. Wir werden den Weg in weitere neueGeschäftsfelder fortsetzen. Ich hoffe, dass wir in 2002 dazunoch eine weitere Entscheidung treffen können. Ideen habenwir genug. Meine Überzeugung ist nach wie vor, dass wir inweitere Geschäftsfelder einsteigen sollen, sonst wird essicher schwieriger werden, stetiges Wachstum zu erzielen.Das kann aus eigener Kraft geschehen oder überAkquisitionen. Die Dinge, die wir derzeit verfolgen, sollenunter eigener Regie verwirklicht werden.
Frage: Nun verdienen Sie seit Jahren ordentlichGeld. Eine Dividende haben Ihre Aktionäre bisher noch nichtbekommen. Wann lassen Sie Ihre Anteilseigner am Gewinnteilhaben, zumal der derzeitige Kurs absolut keine Freudemacht?
Roland Lacher: Ich möchte es vermeiden eine Dividende zuzahlen, nur weil uns nichts besseres einfällt. Ich möchte dieCash-Position für neue Geschäftsfelder einsetzen, weildadurch die Wertschöpfung deutlich größer ist. Wenn ichDividende bezahle, ist das Geld weg. Es wundert mich etwas,dass ich diese Frage in letzter Zeit öfter gestellt bekomme.Früher hat es diese Frage nicht gegeben. Das hängt aberwahrscheinlich mit der schlechten Kursentwicklungzusammen. Solange wir sagen können, wir wollen einwachsendes Unternehmen sein, sollte es unsere Aktionäreweniger interessieren, ob wir Dividende zahlen. Ich bin selbsteiner der großen Aktionäre im Unternehmen, und ich kämezur Zeit nicht auf die Idee eine Dividende auszuschütten,wovon ich vordergründig profitieren würde. Es ist wichtig ineiner schwierigen Zeit, in der wir wirtschaftspolitisch inunserem Lande nicht auf Rosen gebettet sind und mit Rot-Grünohnehin in einem Teufelskreis stecken, Cash imUnternehmen zu haben.
Frage: Seien Sie doch einmal Visionär. Wo sehen SieSingulus in 5 Jahren und wie lange wollen Sie noch den Jobdes Vorstandsvorsitzenden machen?
Roland Lacher: Ich habe erst kürzlich einen neuen Vertragüber fünf Jahre unterschrieben. Solange ich mit Freude aufdie Arbeit gehen kann, werde ich hier weiter machen. Ichversuche Singulus so aufzustellen, dass es ein echtesHightech-Unternehmen ist, das bekannt ist für innovative,technologische Lösungen mit einem exzellentenAnlagenbau. Im Opical Disc Markt wollen wir nach einerweiteren Konsolidierung in den nächsten zwei Jahren, dasmit Abstand stärkste Unternehmen bleiben- das sind wir zwarheute schon, aber diese Stellung kann sich durchaus nochweiter verbessern. Ich möchte jedoch die alleinigeAbhängigkeit vom Optical Disc Markt reduzieren. Es istvorstellbar, dass wir in fünf Jahren in vier bis fünfverschiedenen Geschäftsfeldern tätig sind. Zudem würde ichSingulus zu einer Gruppe mit Beteiligungen entwickeln.Jedes Geschäftsfeld könnte man ab dem Zeitpunkt derProfitabilität in eine eigenständige GmbH unter dem Dacheiner Singulus Holding ausgründen. Die Gründe sind einfach:Dadurch bleibt die Dynamik erhalten und die Komplexitätnimmt nicht zu.
Herr Lacher, wir bedanken uns für das ausführlicheGespräch!
(Quelle: TradeCentre Börsenbrief)