noch ein interessanter artikel zum thema.
bleibt zu hoffen, daß diese 'spinoff-klitsche'
Eine noch recht junges US Spinn-off der University of Michigan hat nämlich mit Geldern des US amerikanischen Verteidigungsministeriums ein Verfahren entwickelt, um Speiseöl als Waffe gegen die Biowaffen einsetzen zu können. Klingt unglaublich, ist aber wahr.
nicht genau so ein 'hoax' ist.
MILZBRAND
Der Impfstoffskandal
Von Carsten Volkery, New York
In den USA darf nur die winzige Firma BioPort den Milzbrand-Impfstoff AVA herstellen. Doch statt der dringend benötigten Medizin lieferte das Labor bisher allein den Stoff für Skandale.
New York - Der Vertrag kommt einer Lizenz zum Gelddrucken gleich: 1998 hatte das US-Verteidigungsministerium mit einem ambitionierten Impfprogramm begonnen und BioPort aus Lansing im US-Bundesstaat Michigan erhielt den 50-Millionen-Dollar-Exklusiv-Vertrag für die derzeit wohl begehrteste Ware der westlichen Welt - den Anthrax-Impfstoff AVA (Anthrax Vaccine Adsorbed), der allen 2,4 Millionen US-Soldaten einen vollständigen Schutz gegen Milzbrand garantieren sollte.
Dazu kommt der potenzielle private Markt, der seit dem ersten Anthrax-Alarm ungeahnte Ausmaße angenommen hat. Um den Impfstoff an die Bevölkerung abzugeben, bräuchte die Firma zwar erst die Genehmigung des Pentagons. Aber das hält Tausende von Ärzten und Privatleuten nicht ab, nach dem vermeintlichen Wundermittel gegen die terroristische Bedrohung zu fragen. So stark ist der Ansturm, dass BioPort eigens eine Hotline eingerichtet hat.
Auslieferung des Impfstoffs verboten
Das potenzielle Riesengeschäft hat nur einen Haken: BioPort kann den Impfstoff nicht liefern - weder an Zivilisten noch an Soldaten. Seit der 43-jährige Geschäftsmann al-Hibri und Admiral William Crowe, 76, ein langjähriger Militärchef unter Präsident Ronald Reagan 1997 die staatliche Impfstoff-Fabrik übernahmen, hat keine einzige neu produzierte Ampulle das Gelände verlassen. Der Grund: Die US-Gesundheitsbehörde (FDA) hat BioPort bereits zweimal die Zulassung verweigert. Der Zustand der Fabrik verstoße massiv gegen die Sterilitätsanforderungen, die Qualität des Impfstoffs schwanke von Ampulle zu Ampulle. Am vergangenen Freitag hat sich BioPort zum dritten Mal um die Zulassung beworben, doch eine Entscheidung der FDA kann sechs Monate dauern.
Zwar hat die Fabrik noch Reserven aus der Zeit vor 1998, doch der Nachschub ist so knapp, dass das Pentagon die Impfungen bereits im vergangenen Juli auf "High Risk"-Soldaten beschränkt hat. 521.000 haben bisher zwischen einer und sechs Dosen bekommen. Eine Impfung der Bevölkerung wäre, selbst wenn Wissenschaftler sie empfehlen würden, auf absehbare Zeit nicht durchführbar.
Die Unfähigkeit des mächtigsten Landes der Welt, in der Not einen sauberen Impfstoff herzustellen, versetzt US-Politiker in Rage. Von Anfang an stand die Privatisierung des staatlichen Labors in der Kritik. Jetzt werden die alten Fragen erneut gestellt: Wie konnte es so weit kommen, dass die gesamte Impfstoff-Produktion der USA in den Händen eines zweifelhaften Start-ups liegt? Wieso gibt ein hochrangiger Offizier seinen Namen dafür her? Und warum hat das Pentagon nicht längst den Vertrag gekündigt?
"Wir schmeißen dieser Firma drei Millionen Dollar pro Monat nach, und sie ist immer noch Monate von der FDA-Zulassung entfernt", schimpft der republikanische Kongressabgeordnete Walter Jones gegenüber dem Onlinemagazin "Salon.com". Laut Jones hat die Regierung seit 1998 insgesamt rund 150 Millionen Dollar in BioPort versenkt. Für den republikanischen Senator Tim Hutchinson ist die Angelegenheit "ein richtiges Desaster".
Kritik am Pentagon: "Gefangene einer ungetesteten Firma"
Auch das Pentagon steht unter Beschuss. "Die Auswahl einer neuen Firma erscheint im nachhinein fragwürdig", sagt Tara O'Toole, Biowaffen-Expertin von der Johns Hopkins University. Man hätte die wichtige Impfstoff-Produktion stattdessen einem etablierten Pharmakonzern anvertrauen sollen. Ein Kongressausschuss hatte bereits im vergangenen Jahr in einem Report gerügt, dass das Pentagon sich zum "Gefangenen einer ungetesteten Firma" gemacht habe.
es scheint dazu zu gehören :-( siehe teil 2
MILZBRAND
Der Impfstoffskandal (2)
Dabei hatte alles so gut angefangen: Der in Stanford und Yale ausgebildete al-Hibri schien der geeignete Mann zu sein, um aus dem veralteten Michigan Biologics Products Institute (MBPI) ein amerikanisches Anti-Anthrax-Powerhouse zu machen. Sein Talent hatte der begeisterte Polo-Spieler Anfang der Neunziger bereits bei der britischen Biotech-Firma Porton International unter Beweis gestellt. Porton ist der einzige andere westliche Anbieter eines Anthrax-Impfstoffs. Während des Golfkrieges hatte Porton den Impfstoff unter anderem an Saudi-Arabien verkauft - zu Wucherpreisen, wie Salon berichtet.
Das finanziell angeschlagene Labor in Michigan weckte al-Hibris Interesse. Schon vor dem Verkauf an BioPort hatte die Gesundheitsbehörde (FDA) gravierende Mängel im Labor gefunden. Die Einrichtung stammte zum Teil aus dem Jahr 1970, als das MBPI die Produktion aufgenommen hatte. Nach einer Inspektion hatte die FDA im März 1997 dem Betreiber einen Brief geschrieben, in dem sie mit der Schließung drohte, wenn er nicht gründlich renovierte. Wenige Monate später bot der Staat Michigan das Labor zum Verkauf an.
Die von al-Hibri gegründete BioPort ersteigerte das Labor im September 1998 für 24,8 Millionen Dollar. Wenige Wochen später gab das Pentagon der Firma den 29-Millionen-Dollar-Auftrag, der später auf 50 Millionen Dollar erhöht wurde. Im Mai hatte die Clinton-Regierung ihr Impfprogramm für alle Soldaten angekündigt.
Gute Kontakte zum Pentagon
Laut Beobachtern dürften die Kontakte von Admiral Crowe geholfen haben, den Zuschlag bei der Versteigerung zu bekommen. Crowe war zuletzt unter Präsident Clinton von 1994 bis 1997 US-Botschafter in Großbritannien gewesen. Al-Hibri hatte den Admiral, einen alten Freund seines Vaters, als Partner in die Firma geholt. Der hatte für einen Zwölf-Prozent-Anteil nur mit seinem guten Namen gezahlt. Er bestreitet aber, Einfluss genommen zu haben.
Mit dem Kauf verpflichtete sich BioPort, die Renovierung der Fabrik durchzuführen. Die Produktion lief eingeschränkt weiter, die Auslieferung ist jedoch bis heute verboten. Bei weiteren Inspektionen in den Jahren 1999 und 2000 fand die FDA immer noch eklatante Verstöße gegen die Vorschriften: Arbeiter wuschen ihre Hände nicht, nachdem sie mit den Bakterien in Berührung gekommen waren. Ein Ofen rostete vor sich hin. Rauch zog in sterile Räume.
Wegen der anhaltenden Verzögerung stand BioPort zuletzt bereits auf der Abschussliste, berichtet das "Wall Street Journal". Laut einem internen Papier vom 10. August 2001 habe das Pentagon überlegt, BioPort durch eine andere Fertigungsstätte zu ersetzen. Das Szenario überrascht nicht: Der Impfstoff von BioPort, der in den fünfziger Jahren entwickelt wurde, galt ohnehin als veraltet. Die Regierung hatte bereits der Firma DynPort den Auftrag gegeben, einen Impfstoff der zweiten Generation zu entwickeln.
Doch nach der Attacke vom 11. September hat BioPort plötzlich eine neue Bedeutung im Kampf gegen den Terrorismus gewonnen. Die FDA steht unter politischem Druck, die Zulassung zu beschleunigen. Man werde die Untersuchung so schnell wie möglich abschließen, sagt eine Sprecherin nur. "Aber wir sind eine wissenschaftliche Behörde."
Doch selbst wenn BioPort bald die Zulassung erhielte: Die Zweifel an dem Impfstoff sind weit verbreitet. 400 Soldaten haben sich bereits gegen die Impfung gewehrt. Sie sind freiwillig aus dem Militär ausgeschieden oder diszipliniert worden. Das Pentagon steht vor einem Dilemma: Soll es das Programm angesichts der Krise ausweiten oder aber endlich abblasen, wie es seit Jahren von zahlreichen Soldaten und Abgeordneten gefordert wird?