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Unternehmensmeldung
Metabox-Analyse
Datum: 12.9.2000
WKN: 692 120
Kurs: 30,50 Euro
Hoch/Tief: 43 / 4 Euro
Es gibt Unternehmen, an denen scheiden sich die Geister: Anhänger und Kritiker stehen sich unversöhnlich gegenüber und versuchen, sich gegenseitig zu diskreditieren. Bei einem dieser Unternehmen handelt es sich um die Hildesheimer Gesellschaft Met@box. Seit vielen Wochen steht sie im Brennpunkt des Börsen-Interesses. Ad hoc-Meldungen über Vorverträge zu möglichen Großaufträgen in Milliardenhöhe entzündeten die Fantasie der Anleger. Der Kurs explodierte.
Im Rahmen der Gatrixx-Gespräche traf sich Instock mit dem Metabox-Vorstandsvorsitzenden Stefan Domeyer. Instock ist ein Informationsdienst der Gatrixx AG. Die folgende Unternehmenseinschätzung basiert auf diesem rund vierstündigen Gespräch, der dazugehörigen Geschäfts-Präsentation sowie dem Metabox-Verkaufsprospekt im Zuge des Börsenganges (Juli 1999), dem Geschäftsbericht 1999, den Quartalsberichten, den verbreiteten Adhoc-Meldungen und den weiteren öffentlich zugänglichen Quellen.
Das Unternehmen
Metabox wurde 1996 als PIOS Computer AG gegründet. Ursprünglich beschäftigte sich das Unternehmen mit der Entwicklung von Computersystemen und Multi-Chip-Modulen (Vgl. Anhang Entwicklung des Unternehmens, Geschäftsentwicklung). Da die Produkte nur wenige Abnehmer fanden, schwenkte die Gesellschaft um und befasst sich seit 1998 mit der Entwicklung von Set-Top-Boxen (STB). Sie können an den Fernseher angeschlossen werden und ermöglichen einen Internet-Zugang ohne Computer.
Derzeit befinden sich zwei verschiedene STB im Verkauf: die Metabox 50 und die Metabox 500. Die Metabox 50 ermöglicht nur den Internet-Zugang über den Fernseher; die Metabox 500 enthält zusätzlich die sogenannte BOT-Technologie (Broadcast on Television; Vgl. Anhang BOT-Technologie). Hiermit ist der Offline-Empfang von bis zu 100.000 Seiten pro Tag ohne die sonst üblichen Online-Kosten möglich. Allerdings müssen alle Inhalte von einer Redaktion für die Metabox aufbereitet werden.
Die Metabox AG stellt diese Technologie als entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz heraus, die zudem durch Patente geschützt ist. Hierzu ist anzumerken, dass die BOT-Technologie nicht selbst, sondern von der Deutschen Telekom AG entwickelt worden ist. Metabox hat dieses Verfahren dann in Kooperation mit der Telekom weiterentwickelt und eine Lizenz zur Nutzung des Verfahrens erworben.
Börsengang
Als die Gesellschaft im Geschäftsjahr 1998 erstmals einen marginalen Gewinn ausweisen konnte, wurde für 1999 der Börsengang in Angriff genommen. Dieser Gewinn scheint allerdings nur durch einige Firmen-Übernahmen möglich geworden zu sein, die mit der eigentlichen Kernaktivität - Entwicklung und Verkauf von Set-Top-Boxen - nur wenig zu tun haben. Insbesondere der Kauf einer Immobiliengesellschaft passt unseres Erachtens nicht zur Geschäftstätigkeit eines jungen High-Tech-Unternehmens (vgl. Anhang Akquisitionen).
Beim Börsengang lag das proklamierte Ziel von Metabox noch auf der Verschmelzung von Fernsehen und Internet. Inzwischen ist das Unternehmen wesentlich bescheidender geworden. Nun geht es nur noch darum, das Fernsehen spannender zu machen. Auch möchte die Gesellschaft nicht mehr ausschließlich als Entwickler von Set-Top-Boxen angesehen werden. Vielmehr versteht sie sich nun als führender Anbieter von ?Interactive TV-Komplettsystemen?. Nach eigenem Verständnis hat sich Metabox damit zu einem Systemanbieter gemausert.
Marktforschungsinstitute prognostizieren dem von Metabox avisierten Marktsegment eine rosige Zukunft. Strategy Analytics geht davon aus, dass die Anzahl von weltweiten ?Interactive Digital Television Households? von knapp unter 20 Millionen (2000) auf bis zu 180 Millionen (2005) ansteigen wird. Demnach besteht ein gewaltiges Potenzial für Entwickler und Anbieter entsprechender Produkte beziehungsweise Dienstleistungen.
Finanzen
Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist der Metabox-Umsatz im Geschäftsjahr 1999 von 10 Millionen Mark auf fast 43 Millionen Mark hochgeschnellt - ein beachtlicher Anstieg von fast 326 Prozent. Allerdings ist auch dieser der Umsatzsprung nur durch einige Akquisitionen möglich geworden, die im vierten Quartal 1999 getätigt wurden. So entfallen auf die Übernahme der Armstrad Distribution GmbH immerhin rund 30 Millionen Mark des Gesamtumsatzes. Kaufdatum: 6. Dezember 1999.
Erstaunlich ist, dass schon im Quartalsbericht für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres von einem Umsatzziel von 40 Millionen Mark für das Gesamtjahr ausgegangen wurde. Zu diesem Zeitpunkt lag der Umsatz erst bei 10 Millionen Mark. Auf die Metaboxen entfiel ein Umsatz von weniger als 1 Million Mark.
Der Jahresabschluss 1999 sowie die Quartalsberichterstattung wirft zahlreiche Fragen auf. Zu bemängeln ist insbesondere, dass in den einzelnen Berichten die Bilanzpositionen nicht detailliert aufgegliedert werden. Auch gibt es keinen Anhang, der die Geschäftszahlen näher erläutert. Aus Transparenzgründen wäre es außerdem zu begrüßen, wenn die Umsatzerlöse nach einzelnen Geschäftsfeldern aufgegliedert würden. So wäre direkt ersichtlich, aus welchen Quellen sich die Umsatzerlöse der Firma zusammensetzen. Darüber hinaus ist nicht unmittelbar zu erkennen, dass Metabox einige Firmenmäntel erworben hat und offensichtlich noch erwirbt. Die Gründe dafür bleiben ebenfalls im Dunkeln.
Auf einige Punkte des Zahlenwerkes sei hingewiesen (vgl. Anhang Jahresabschluss 1999). Auffällig ist der deutliche Anstieg der Bilanzposition Materielles Vermögen. Hierunter werden Grundstücke, Betriebs- und Geschäftsausstattung sowie Maschinen zusammengefasst. Zum 30. September 1999 standen hier 0,872 Millionen Mark in den Büchern, bis zum 30. Juni 2000 wuchs diese Bilanzposition dann auf fast 14 Millionen Mark an. Bekannt ist, dass die Metabox AG im vierten Quartal unter anderem ihr Betriebsgrundstück erworben hat Ö dies allerdings nicht direkt, sondern unter Zwischenschaltung gleich mehrerer Gesellschaften. Der Aufsichtsratsvorsitzende von Metabox, Manfred Drung, war an diesen Immobilien-Transaktionen beteiligt. (vgl. Anhang zur Metagrund/VKA AG). Solche Beteiligungen sind nicht üblich. (Interessierten Lesen seien hier die Ausführungen der Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) zur "Corporate Governance" empfohlen).
Im ersten Halbjahr 2000 lag der Metabox-Umsatz bei 26,43 Millionen Mark. Hiervon entfallen allein 16,9 Millionen Mark auf das erste Quartal 2000 - der Umsatz ist im zweiten Quartal also deutlich gesunken. Zugleich hat sich auch die Ertragssituation deutlich eingetrübt. Nachdem das Unternehmen im ersten Quartal noch einen Nachsteuergewinn von rund 2,5 Millionen Mark erwirtschaftete, rutschte es zur Jahresmitte in die roten Zahlen: Der Nachsteuerverlust lag bei knapp 1 Million Mark. Er wäre noch erheblich höher ausgefallen, wenn nicht zum 30. Juni 2000 ?sonstige betriebliche Erträge? in Höhe von 4,5 Millionen Mark hätten verbucht werden können. Aus der Berichterstattung geht jedoch nicht hervor, woraus genau diese Erträge resultierten.
Für das Gesamtjahr rechnet der Metabox-Vorstand trotz des schleppend verlaufenen zweiten Quartals mit einem Umsatz von 200 Millionen Mark und einem Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 14 Millionen Mark. Bereits im Geschäftsjahr 2001 sollen dann 600 Millionen Mark durch die Bücher der Firma gehen.
Vertrieb über Fachhandel
Die Metabox AG muss sich kräftig ins Zeug legen, um die hochgesteckten Umsatzziele bis zum Ende des Jahres zu erreichen. Zumindest die zum Zeitpunkt des Börsenganges geplante Vertriebsstrategie für die Set-Top-Boxen kann getrost als gescheitert bezeichnet werden. Das sieht der Vorstand nach eigenen Angaben inzwischen ebenso.
1999 ist ein flächendeckender Vertrieb für die Boxen aufgebaut worden. Er lief über den Fachhandel für Unterhaltungselektronik sowie Fachabteilungen von Verbrauchermärkten und Warenhäusern. Die Boxen wurden im Herbst in mehr als 5000 Geschäften angeboten. Dennoch hat sich der Verkaufserfolg bisher in engen Grenzen gehalten. Bis dato sind nur 14.000 bis 15.000 Boxen verkauft worden. Die ersten 2.000 bis 5.000 Boxen hat Metabox dabei von dem amerikanischen Unternehmen Teknema bezogen (www.teknema.com). Sie wurden ohne größere technische Änderungen unter dem Namen Metabox 50 verkauft.
Angesichts der zahlreichen Verkaufsstellen und des großen Potenzials für derartige Produkte ist die Anzahl der verkauften Boxen sehr bescheiden. Der Vorstand ist inzwischen der Meinung, dass sich die Fachhandelsstruktur nicht zum Vertrieb derartig innovativer Produkte eignet. Dieser Meinung können wir uns anschließen: In sieben verschiedenen Berliner Läden war es uns nicht möglich, einen Verkäufer zu finden, der uns eine funktionstüchtige Metabox vorführen, geschweige denn erklären konnte.
Künftig wird der Vertrieb der Metaboxen von der Tochtergesellschaft Armstrad wahrgenommen. Noch auf Lager befindliche Metabox 50-Modelle sollen nun in Handelsketten wie Realkauf oder Praktiker palettenweise in den Verkauf gelangen. Dort wird keine Beratung und kein Service mehr angeboten. Fraglich bleibt, ob unter diesen Voraussetzungen größere Stückzahlen dieser erklärungsbedürftigen Produkte abgesetzt werden können.
Vertrieb über Konsortien
Da der Fachhandelsvertrieb nicht wie geplant funktioniert, hat Metabox nun eine andere Strategie eingeschlagen: Einerseits sollen die Set-Top-Boxen Metaboxen nun über große Distributoren abgesetzt werden, die jeweils für den Absatz in einem oder mehreren Ländern verantwortlich sind. Andererseits möchte das Unternehmen seine Boxen in großen Mengen an landesspezifische oder länderübergreifende Konsortien liefern, die dann die Abgabe an Endkunden übernehmen. Für Metabox bieten sich bei der Konsortial-Strategie einige Vorteile: Es gibt nur einen Vertragspartner pro Land, und die sonst üblichen Marketingkosten entfallen weitestgehend. Zudem sollen die Konsortien die Abnahme der Boxen garantieren. Sie sollen entweder gratis oder zu einem sehr günstigen Preis an die Endkunden zur Erhöhung der Kundenbindung abgegeben werden. Nur für die tatsächlich in Anspruch genommenen ?Interactive-TV?-Dienstleistungen muss der Konsument zahlen.
Großaufträge
Im November vergangenen Jahres gab Metabox einen Großauftrag aus Südafrika bekannt. Innerhalb von zwölf Monaten wollte der Kunde Eagle International Produkte im Wert von 10 Millionen Mark ordern. Für 1999 war daraus noch ein Umsatzbeitrag von 1 Million Mark geplant. Anhand des Jahresabschlusses 1999 lässt sich aber erkennen, dass nicht eine Mark Umsatz in Afrika erwirtschaftet wurde. Um so erstaunlicher, dass Metabox per ad hoc-Meldung Ende November den ersten Exporterfolg von Metaboxen nach Südafrika meldete.
Inzwischen hat das Unternehmen erhebliche Zweifel an der Bonität von Eagle International bekommen und den Auftrag gekündigt. Nach Firmenangaben wird derzeit mit einem Ersatzkunden verhandelt. Es ist aber nicht bekannt, wann, ob und in welcher Höhe diese Gespräche in einen konkreten Auftrag münden werden.
Für einiges Aufsehen unter der Anlegerschaft sorgten auch zwei andere per ad hoc-Nachricht gemeldete Großaufträge, die bevorstünden. Ein damals noch unbekannter Investor hatte im April ein Auftragsvolumen von rund 500 Millionen Mark in Aussicht gestellt. Dieses Geschäft soll bis Ende 2001 komplett abgewickelt werden. Aufgrund von diversen Einflüssen könnte es aber laut Vorstand sein, dass die ursprünglich für 2000 vorgesehenen Umsatzanteile nicht realisiert werden. Dies würde zu einem geringeren Gesamtumsatz führen.
In den vergangenen Wochen hat sich herausgestellt, dass besagter Investor ein israelisches Unternehmen ist. Dies bestätigte der Vorstand gegenüber Gatrixx. Außerdem ergab sich im Verlauf des Gatrixx-Gespräches, dass die israelische AMPA Group direkt oder indirekt am Zustandekommen des Vertrages beteiligt gewesen, vielleicht sogar selbst der Käufer ist. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass eine Tochtergesellschaft der AMPA sich einige Wochen vor Bekanntgabe des Großauftrages mit 7 Millionen Mark an der Metabox AG beteiligt hat.
Für großen Wirbel sorgte auch ein am 28. Juni 2000 per ad hoc-Nachricht bekanntgegebener ?Letter of Intent?, ein Vorvertrag mit einem Konsortium für einen anderen Großauftrag. Falls es wie geplant zu einem Vertragsabschluss kommen sollte, dürfte ein Umsatz von rund 2 Milliarden Mark in die Metabox-Kasse fließen. Im betreffenden Konsortium sind Investoren aus Dänemark, Schweden, Finnland, Island und Norwegen zusammen geschlossen. Im einzelnen handelt es sich dabei um eine Grossbank, ein Telekommunikationsunternehmen, Medienunternehmen und einen Online-Shop. Im Widerspruch dazu steht ein vergangene Woche von der Metabox veröffentlichter Aktionärsbrief, in dem es heißt, dass es ein Bietergefecht zwischen Telekommunikationsunternehmen um die Teilnahme im Konsortium gibt. Die zeitlich frühere ad hoc-Meldung dagegen implizierte, dass die Teilnehmer des Konsortiums bereits feststehen.
Betreibergesellschaften
Metabox geht davon aus, dass es nur den kleineren Teil des Umsatzes mit dem Verkauf der Boxen erzielen wird. Wesentlich lukrativer stellt sich aus Unternehmenssicht die Beteiligung an den länderspezifischen Betreibergesellschaften dar, die den Kunden die Interaktionsmöglichkeiten bieten sollen. Hier stellt sich allerdings die Frage, wie diese Betreibergesellschaften in der Praxis überhaupt Erlöse generieren wollen und wie sie aufgeteilt werden. Auch ist nicht zu erkennen, mit welchen Dienstleistungen konkret Metabox hier Geld verdienen will.
Darüber hinaus steht die geschlossene Betreiberplattform in erheblicher Konkurrenz zum Internet. Viele Unternehmen sind bereits mit Angeboten im Netz vertreten. Außerdem fallen hier keine zusätzlichen Ausgaben für den Kauf von Boxen oder Gebühren für eine Betreibergesellschaft an. Die geplante Plattform müsste also so attraktiv sein, dass die Nutzer lieber auf sie als auf das Internet zurückgreifen. Eine solche Plattform in relativ kurzer Zeit aufzustellen, dürfte kaum möglich sein. Größere Chancen verspricht hier ein Angebot der Konkurrenz: Das amerikanische Unternehmen AOL hat kürzlich mit der Vermarktung von AOL-TV begonnen, das die gleichzeitige Nutzung von Fernsehen und Internet ermöglicht. Das Produkt ist gut ausgebaut, hat eine breite Kundenbasis und wird zudem zu einem moderaten Preis angeboten.
Konkurrenz
Neben AOL springen auch weitere Unternehmen auf den Zug ?Interactive TV? auf. Die Konvergenz von Fernsehen und Internet beschleunigt sich. Beispiel Nokia: Der finnische Handy-Hersteller Nokia hat vor kurzem eine Set-Top-Box auf Basis des kostenlos verfügbaren Betriebssystems Linux vorgestellt. Durch eine integrierte Festplatte kann sie auch als digitaler Videorekorder benutzt werden. Der Bildschirm kann so geteilt werden, dass gleichzeitig das Internet und ein Fernsehprogramm genutzt werden kann. Nach eigenen Angaben hat Nokia bereits eine Millionen dieser Set-Top-Boxen produziert. Metabox wird Schwierigkeiten haben, sich gegen diese Konkurrenz durchzusetzen. Das große Geschäft werden die Unternehmen machen, die Dienstleistungen und Inhalte bieten, die vom Kunden direkt nachgefragt werden.
Fazit
Unseres Erachtens gibt es erhebliche Unwägbarkeiten bei der weiteren Entwicklung der Metabox AG. Es bleibt fraglich, inwiefern, wann und in welcher Höhe die gemeldeten Rahmenverträge beziehungsweise Vorverträge zu entsprechenden Umsätzen führen werden. Wir sehen deshalb von eigenen Umsatz- und Ertragsschätzungen ab.
Hinsichtlich der Quartalsberichterstattung und der Ad hoc-Politik sehen wir Handlungsbedarf. Zumindest sollte erkennbar sein, mit welchen Produkten beziehungsweise Dienstleistungen der Umsatz erzielt worden ist. Auch empfiehlt sich das Aufgliedern von einzelnen Bilanzpositionen. Insbesondere sollte das Unternehmen die Anlegerschaft über die Mantelkäufe und Immobilien-Transaktionen aufklären.
Anleger sollten so lange die Aktien von Metabox meiden, bis sich herausgestellt hat, wer hinter dem Konsortium Inter-Nordic steht und wie mit der geplanten Betreiberplattform Geld verdient werden kann.
Reinhard Borck
Ausdrücklich weisen wir darauf hin, dass es sich bei dieser Einschätzung um eine subjektive Einzelmeinung handelt. Sie wurde nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Ziel ist nicht, den Kurs der Met@box-Aktie zu beeinflussen, sondern interessierte Anleger über die Lage des Unternehmens bestmöglich zu informieren. Anleger sollten auf Grundlage dieser Darstellung keine Kauf- oder Verkaufentscheidung treffen. Eine Ordererteilung sollte nur nach eigener Recherche erfolgen.
Anhang
1. Entwicklung des Unternehmens
Die heutige Metabox AG hat ihre Wurzeln in der am 15. Mai 1996 gegründeten PIOS Computer AG. Ursprünglicher Geschäftszweck ist die Entwicklung und der Vertrieb von leistungsstarken Multimedia-Computersystemen für Apple-Macintosh- und Amiga-Nutzer gewesen. Gemäß einer am 18.3.1998 im Internet veröffentlichten Studie (auf den Seiten der Technischen Universität Clausthal, die auch dem Vorstand der PIOS Computer AG vorgelegen hat, ist zudem an der Entwicklung von sogenannten Multi-Chip-Modulen gearbeitet worden, die Computersysteme mit einer Leistungsfähigkeit von über 2000 Mhz ermöglichen sollten. Kurz nach Gründung der Gesellschaft hat PIOS mit der Internationalisierung begonnen: So ist bereits am 18. Juni 1996 die PIOS USA Inc. in Chicago/Illinois zur ?Einbindung der amerikanischen Hard- und Softwareingenieure? (VP, S. 25) gegründet worden, am 28. Mai 1997 hat man sich durch Kauf der Firma Goldstone Business Services Limited und Umfirmierung in PIOS Computer (UK) Limited (VP, S. 26) ein Standbein in Großbritannien zugelegt. Die PIOS Computer AG hat mit Handelsregistereintragung vom 7.9.1998 in Metabox Infonet AG umfirmiert (VP, S. 25). ?Im Jahr 1999 hat die Gesellschaft eine Unterlassungserklärung abgegeben bezüglich der Nutzung des Namens ?Infonet?? (VP, S. 32). Auf der im August 1999 stattgefundenen Hauptversammlung 1999 ist die Umbenennung in Metabox AG beschlossen worden (VP, S. 47).
Da das ursprüngliche Geschäftsmodell offenbar nicht die gewünschte Marktresonanz gefunden hat, haben Vorstand und Aufsichtsrat im August 1998, ?die Herstellung und den Vertrieb von Mac-OS-kompatiblen Rechnersystemen einzustellen? (VP, S. 46). Darüber hinaus ist im Laufe des Jahres 1998 mit ?Set-Top-Box-Entwicklungen? begonnen worden (VP, S. 46), die in 1998 aber noch zu keinem serienreifen Produkt geführt haben.
2. Geschäftsentwicklung 1996 bis 1998
Im Verkaufsprospekt des Unternehmens (VP, S. 7) finden sich für die Geschäftsjahre 1996 bis 1998 sogenannte ?Als Ob?-Abschlüsse, die unter Einbeziehung einiger vor dem Listing am Neuen Markt getätigter Akquisitionen entstanden sind. Demnach hat die Gesamtleistung im Geschäftsjahr 1996 (unter Einbeziehung von Bestandsveränderungen, aktivierten Eigenleistungen und sonstigen betrieblichen Erträgen) bei 8,968 Mio. Mark gelegen. Im Geschäftsjahr 1998 hat die Gesamtleistung dann bereits 15,762 Mio. Mark betragen Ö ein beachtlicher Zuwachs von fast 76 Prozent. Zugleich ist im Geschäftsjahr 1998 im ?Als Ob?-Abschluss erstmalig ein Jahresüberschuss von 183.000 DM ausgewiesen worden.
Der Ausweis eines positiven Ergebnisses ist vermutlich erst durch einige in 1998 bzw. 1999 getätigte Akquisitionen bzw. Beteiligungen möglich geworden. Dem Verkaufsprospekt ist zu entnehmen, dass im Laufe des Jahres 1998 drei Unternehmen gekauft worden sind. Aus dem Zusammenhang (VP, S.25 aber auch S. 47) scheint es sich hierbei um die Firmen CIC GmbH, SECOM GmbH und ICS GmbH zu handeln. Wenngleich uns Herr Domeyer im persönlichen Gespräch bestätigt hat, dass die CIC GmbH im laufenden Jahr (1998) erworben worden ist, ist an anderer Stelle des Verkaufsprospektes zu finden, dass alle Geschäftsanteile der CIC Immobilienservice GmbH erst mit Vertrag vom 7.1.1999 erworben worden sind (VP, S. 28 und S.52). Rückwirkend zum 30.6.1998 sind die Unternehmen CIC Immobilienservice GmbH und die SECOM Electronics mit der damaligen Metabox Infonet AG verschmolzen worden (VP, S.7). Im Februar 1998 hat die Gesellschaft 50,2 Prozent an der ?CLS-Mediart-Entwicklungsgesellschaft für Inform ations- und Medientechnologiesysteme mbH, Berlin? (VP, S. 25) übernommen. Anschließend ist die Umfirmierung in Metabox Entwicklungsgesellschaft für Informations- um Medientechnologiesysteme (VP, S. 25) vorgenommen worden. Die restlichen Gesellschaftsanteile befinden sich auch heute noch in der Hand eines ehemaligen Mitarbeiters, der Metabox kurz vor dem Börsengang verlassen hat.
Die oben erwähnte CIC GmbH hat im Geschäftsjahr 1998 Gesamterlöse in Höhe von 3,179 Millionen DM und einen Gesamtaufwand von 2,566 Millionen DM gehabt. Unter dem Strich ist ein Gewinn von 0,613 Millionen DM übrig geblieben (VP, S. 28). Da der Kaufpreis für das gesamte Unternehmen lediglich 0,1 Millionen DM betragen hat, hat der Erwerb der CIC GmbH positiv zur Erzielung des Jahresüberschusses von 0,183 Millionen DM beigetragen. Es ist erstaunlich, dass die Gesellschaft zu Anfang 1999 zu diesem günstigen Preis erworben werden konnte. Zu diesem Zeitpunkt müsste nämlich schön die ungefähre Höhe des Gewinns bekannt gewesen sein.
3. BOT-Technologie
BOT (Broadcast Online Television) ist ein Datenrundfunkverfahren, das eine Alleinstellung durch Patent, Technologie und Know How hat (Unternehmenspräsentation). Es ermöglicht zeitgleiches und kostengünstiges Senden von Daten an beliebig viele Empfänger in Europa. Damit Interaktivität möglich ist, muss ein Rückkanal vorhanden sein, der die Rückleitung vom Wohnzimmer zum Provider ermöglicht. Dieser Rückkanal kann ein herkömmliches Modem sein, aber auch ISDN oder andere technische Lösungen.
Wie bereits oben erwähnt, hat das Unternehmen 1998 mit der Entwicklung von Set-Top-Boxen (STB) begonnen. Eines der derzeit angebotenen Modelle ermöglicht es, dass Internet über den Fernseher zu nutzen (Metabox 50). Mit einem zweiten derzeit im Verkauf befindlichen Gerät (Metabox 500) können zudem aufgrund einer speziellen Technik (sog. BOT-Technologie: Broadcast on Television) Offline-Inhalte empfangen werden. Hierbei handelt es sich um Informationen und Anwendungen, die über einen bislang ungenutzten Datenweg (horizontale Austastlücke des Fernsehers) in die Fernsehhaushalte transportiert werden (Q 2/99, S. 2; VP S.13). Nach Angaben von Metabox ist durch die BOT-Technologie die Nutzung eines Offline-Informationsangebotes von bis zu 100.000 Seiten möglich (VP, S.36).
Die Metabox AG geht davon aus, dass die BOT-Technologie zur herausragenden Stellung der Firma beitragen wird (Q3/99, S.4). Allerdings hat die Firma die ursprüngliche Technologie nicht selbst entwickelt. Vielmehr hat die Deutsche Telekom die eigentliche Technologie entwickelt. Da die Telekom diese aber nicht als geeignet für die kommerzielle Nutzung befunden hat, ist die Technologie zunächst zu den Akten gelegt worden. Am 14.7.1998 hat die Metabox AG dann einen sogenannten Kooperationsvertrag mit der Telekom abgeschlossen. Durch Zusammenarbeit sollte die ?Technologie zu einem serienreifen, kommerziell nutzbaren Endprodukt? (VP, S.33) weiterentwickelt werden. Dabei hat ein Mitarbeiter der Metabox AG an dem Verfahren zur Vereinfachung der Technologie mitgewirkt (VP, S.41). Es bleibt unklar, ob es sich hierbei um den oben erwähnten Mitarbeiter der Metabox-Entwicklungsgesellschaft handelt, der das Unternehmen kurz vor dem Börsengang verlassen hat. Bereits im März 1999 hat die Teleko m das hergestellte Produkt als serienreif abgenommen (VP, S.33). Hierbei hat es sich um eine BOT-Empfängerkarte gehandelt, die wahlweise als PC-Karte oder in einer separaten Box zum Empfang der entsprechenden Signale eingesetzt werden kann. Anschließend hat Metabox lediglich eine Lizenz für die ausschließliche und dauerhafte Nutzung des Verfahrens für das Hoheitsgebiet der Bundesrepublik Deutschland erhalten (VP, S.14; VP, S.41).
Wenngleich der BOT-Technologie von einigen Experten nur noch eine begrenzte wirtschaftliche Nutzbarkeit von maximal 10 Jahren bescheinigt wird (einige gehen sogar nur von 2 bis 3 Jahren aus), arbeitet Metabox dennoch an der Weiterentwicklung dieser Technologie. Derzeit wird mit 79 Kilobit pro Sekunde gesendet und damit etwas schneller als ISDN (64 KiloBit).
4. Jahresabschluss 1999/Quartalsberichte:
Im Jahresabschluss 1999 ist unter der Position materielles Vermögen ein Wert von 5,2 Millionen Mark ausgewiesen. Hiervon entfielen rund 4 Millionen Mark auf ein bebautes Grundstück. Bis zum 30. Juni 2000 ist diese Position dann auf fast 14 Millionen Mark angestiegen. Da es sich bei der Metabox AG aber um keinen Produktionsbetrieb handelt, wäre von Interesse, wodurch dieser starke Anstieg begründet ist.
Auch die Position Geschäfts- oder Firmenwert ist deutlich emporgeschnellt. Zum Jahresende 1999 standen 5,611 Millionen Mark in den Büchern der Gesellschaft. In der ersten Jahreshälfte 2000 ist dann ein weiterer Zugang von 7,5 Millionen Mark zu verzeichnen gewesen. Da in der ersten Jahreshälfte keine größeren Akquisitionen getätigt worden sind (zumindest nicht per adhoc gemeldet), bleiben die Gründe des Zuwachses im Dunkeln.
In der Konzern-Bilanz zum 31.12.99 tauchen unter der Position I.5. Latente Steuern in Höhe von 9,216 Mio. DM auf. Im Quartalsbereicht zum 30.9. sind noch keinerlei latente Steuern bilanziert worden, so dass diese Position durch Vorgänge in den letzten drei Monaten des Geschäftsjahres 1999 entstanden sein muß. Einerseits dürfte die Position durch im Quartal angefallene Verluste des Unternehmens entstanden sein, andererseits ist aber auch denkbar, dass ein Teil der latenten Steuern auf Verlustvorträge von akquirierten Firmen entfällt. Die Anmerkung im Anhang des Geschäftsberichtes zu den Latenten Steuern (GB 99, s. 31) legt diese Interpretation nahe. Allerdings hat uns Herr Domeyer im Gespräch versichert, dass keine verlustbringenden Gesellschaften gekauft worden sind.
Die Aufgliederung der Position Vorräte kann lediglich dem Jahresabschluss 1999 des Unternehmens entnommen werden, in den Quartalsberichten unterbleibt die Aufgliederung.
Auch hier ist im Laufe der einzelnen Quartale ein deutlicher Anstieg zu beobachten. Gegenüber dem Ende des dritten Quartals 1999 ist der Vorratsbestand inzwischen von 7,1 Millionen Mark auf über 27 Millionen Mark hochgeschnellt (zum 30. Juni 2000). Diese Steigerungen könnten ein Indiz dafür sein, dass die Produkte nicht wie geplant abgesetzt werden können. Zumindest wird in den Beständen erhebliches Kapital gebunden.
5. Akquisitionen
Das Unternehmen hat seine Expertise im Medienbereich durch die mehrheitliche Beteiligung an der USM United Synergy Media GmbH ausgebaut (GB 99, S.21). Nachdem der Umsatz in 1999 erst bei 1 Million Mark gelegen haben soll, wird bereits für 2000 ein Umsatz in achtstelliger Höhe angepeilt. Kerngeschäft ist die Lizensierung von Film- und Musikrechten. Darüber hinaus werden auch Merchandising-Produkte angeboten. Zu Beginn des Jahres 2000 hat die Firma ein Trickfilmpaket für 10 Millionen Mark gekauft. Allerdings ist über die Verwertung dieses Paketes bisher nichts bekannt. Bereits im Dezember 1999 hatte die Metabox AG 1 Million Mark für die Option auf den Erwerb der Rechte bezahlt. Zum konsequenten Ausbau des Mediengeschäftes dürften Metabox nach aktuellem Stand aber die finanziellen Mittel fehlen.
Ebenfalls Ende 1999 hat die Metabox AG für 5 Millionen Mark einen Aktienbestand an der Interzart AG gekauft. Es ist unklar, in welcher Höhe ein Anteil erworben wurde. Die Interzart AG wiederum ist an zwei GmbH`s beteiligt. Ursprünglich wollte das auf die Vereinfachung von E-Commerce-Anwendungen spezialisierte Unternehmen bereits in der ersten Jahreshälfte 2000 an die Börse gehen. Aufgrund des schlechten Marktumfeldes ist der Börsengang nun erst für das erste Halbjahr 2001 geplant.
Im Februar 2000 ist eine Beteiligung an der Walldorfer Unternehmung Comsap bekannt gegeben worden. Bemerkenswert ist dabei, dass die Beteiligung indirekt über die TEC Consult Holding erfolgt ist. Das Unternehmen Comsap ist derzeit nach Handelsregisterauskunft eine GmbH in Gründung. Bereits im ersten vollen Geschäftsjahr wird mit Umsatzerlösen in Höhe von 70 Millionen Mark gerechnet. Comsap hat sich auf die Vereinfachung von internetbasierten E-Commerce-Anwendungen spezialisiert.
6. Metagrund/VKA AG
Als ausgesprochen kritisch sehen wir den Erwerb des Betriebsgrundstückes der Metabox AG an. Zu einem ungenannten Zeitpunkt hat sich die City GmbH ?mit dem Technologiezentrum Hildesheim geeinigt, mit Besitzübergang zum 1.07.1999 das Betriebsgrundstück der Metabox AG? für 3 Mio. DM zu kaufen. Bereits zu diesem Zeitpunkt stand fest, dass die Metabox den vier obigen Gesellschaftern die GmbH-Anteile abkaufen wird. (VP, S. 17).
Der Aufsichtsratsvorsitzende der Metabox AG (Manfred Drung) ist zusammen mit seiner Ehefrau mit etwa 33 Prozent an der City-Passage Hausverwaltungs-GmbH (City GmbH) beteiligt gewesen (VP, S. 17). Bis zum April 1999 hat dieses Unternehmen lediglich das Objekt 9/14 der City-Passage, Hildesheim besessen (VP, S. 17).
Am 13. Juli 1999 ist dann die Metagrund Immobilien GmbH gegründet worden. Diese hat dann die City GmbH zu 100 Prozent übernommen. Aus der Konsolidierung zwischen Metagrund GmbH und City GmbH ist ein Geschäftswert in Höhe von fast 2,3 Millionen Mark entstanden.
Mit Kaufvertrag vom 15.Dezember 1999 hat die Metabox AG dann 66 Prozent der Anteile an der Metagrund Immobilien AG erworben. Hierdurch ist ebenfalls ein Geschäftswert in ungenannter Höhe entstanden, der durch Auflösung stiller Reserven auf das Immobilienvermögen verteilt worden ist. Gemäß Geschäftsbericht könnte der Kaufpreis, der an eine Erbengemeinschaft ausgezahlt wurde, rund 7,2 Millionen Mark betragen haben (GB 99, S.31).
Darüber hinaus hat die Metabox AG einen Bestand von Aktien der VKA AG (Verwaltung kommunaler Anlagen AG) für fast 2 Millionen Mark gekauft. Leider ist nicht bekannt, welchem Prozentsatz die Kaufsumme entspricht. Zumindest ist die VKA AG mit 34 Prozent an der Metagrund AG beteiligt. Zwei Aufsichtsratsmitglieder der Metabox AG sind an der VKA AG beteiligt.
Unseres Erachtens hätte die Metabox das Betriebsgrundstück auch gleich direkt kaufen können. Hiermit wäre das Zwischenschalten von drei verschiedenen Gesellschaften vermieden worden.