Helkon hängt am Tropf der Banken. Welche Rolle die Schweizer bei dem ganzen Treiben spielen, ist unklar. Da verblassen denn auch die guten Geschäftszahlen. Es mehren sich die Kassandrastimmen, die bereits von einem nahen Ende der angeschlagenen Helkon Media AG sprechen. Unterdessen nähren die positiven Meldungen der vergangenen Tage die Hoffnung auf eine Rettung. Dazu gehört der 20 Millionen Euro schwere neue Bankkredit, mit dem Helkon kurzfristig fällige Lizenzzahlungen begleichen kann. Diese dringend benötigte Geldspritze verschafft den Münchnern nun erst einmal Luft, um die Restrukturierungsmaßnahmen vorantreiben zu können.
Unterstützt wird der Überlebenskampf von guten Geschäftszahlen. Demnach verdoppelte sich der Umsatz im ersten Halbjahr auf 113,5 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) kletterte um 80 Prozent auf 9,2 Millionen Euro, allerdings lag das Ebit nur knapp über dem nach drei Monaten erzielten Betrag von 8,5 Millionen. Eine Helkon-Sprecherin stellte gegenüber TELEBÖRSE-Online jedoch in Aussicht, dass sich die Ertragssituation in den nächsten beiden Quartalen wieder verbessern wird. Die Hoffnungen der Münchner ruhen auf den Kinostarts von "Rollerball" und "Pakt der Wölfe". Im Video- und DVD-Bereich soll "The Mexican" für steigende Umsätze sorgen, und auch in Sachen Filmverkäufe an TV-Sender sei "noch einiges zu erwarten".
Nachdem die Börse Anfang der Woche auf diese guten Nachrichten noch mit Kursgewinnen reagiert hatte, sackte der Kurs unter auffällig hohen Umsätzen an den letzten beiden Tagen wieder deutlich ab. Einmal mehr fiel der Fokus auf die umstrittene Wandelschuldverschreibung (Vgl. Aktiencheck vom 1.2.02). Damit will Helkon die von Vorstandschef Martin Heldmann und diversen Schweizer Investoren zur Verfügung gestellten Kredite in Höhe von 31,7 Millionen Euro bedienen. Gegen den Widerstand zahlreicher Aktionäre und Aktionärsschützer gab die Hauptversammlung am Dienstag dem Unterfangen grünes Licht. Doch noch immer ist völlig ungeklärt, was sich hinter diesem Finanzierungsschritt verbirgt und welche Interessen die beteiligten Akteure verfolgen. Wittern die Schweizer in der Helkon-Aktie ein lukratives Investment, oder wollen sie das Unternehmen nur noch schnell ausnehmen, bevor der Konkursrichter die Ansprüche der Banken bedienen kann?
In dieses brisante Umfeld platzte am Mittwoch eine Verkaufsstudie von Consors Capital. In ihr wirft der Analyst Ralf Marinoni dem Unternehmen eine "atypische Umsatzverbuchung" vor, aus der Helkon seine hohen Erlöse generiere. Desweiteren bemängelt er die "kreative Bilanzpolitik", in deren Rahmen Helkon Verwertungsrechte viel zu hoch bewerte. Marinoni sieht darin das "Fundament für zukünftige Sonderabschreibungen".
Fakt ist: Helkon hängt am Tropf der Banken, dem der Konzern rund 150 Millionen Euro schuldet. Dazu kommt noch das undurchsichtige Spiel der Schweizer Investoren. Fast scheint es, als wäre Helkon zum Spielball der Finanzprofis geworden. Dieser Eindruck lastet wie ein Damoklesschwert auf der Aktie, in der sich die gute Geschäftsentwicklung der letzten Monate nicht widerspiegelt.
Fazit: Der Aktienkurs spricht eine eindeutige Sprache - es geht abwärts. Nicht ausgeschlossen, dass die Hintermänner der Schweizer den Kurs drücken, um billig an neue Helkon-Aktien zu kommen. Vielleicht verlassen aber auch einige Anteilseigner das sinkende Schiff. In diesem Spekulationsdickicht spielen Fundamentaldaten derzeit keine Rolle. Es bleibt dabei: Die Aktie ist nur etwas für hartgesottene Zocker, die darauf wetten, dass sich demnächst der Nebel lichtet und Helkon mit einem guten zweiten Halbjahr den gordischen Kreditknoten durchschlagen kann.