Medizintechnik ragt an der Börse heraus

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EinsamerSam.:

Medizintechnik ragt an der Börse heraus

 
18.04.05 07:18
Analysten empfehlen vor allem Aktien größerer Hersteller zum Kauf

Medizintechnik ragt an der Börse heraus

Wie wenig der Prophet im eigenen Land gilt, erfahren die deutschen Hersteller von Medizintechnik seit Jahren. Obwohl ihr Heimatmarkt der mit Abstand größte Gesundheitsmarkt in Europa ist, wachsen sie vor allem im Ausland.

FRANKFURT/M. 2004 stand nach Angaben des Branchenverbands Spectaris einem Rückgang des Inlandsumsatzes um ein Prozent ein Zuwachs im Ausland um 15,8 Prozent gegenüber.

Da der Gang über die Landesgrenzen teuer ist, haben in den vergangenen Jahren eine Reihe kleinerer Medizintechnikfirmen ihren Kapitalhunger an der Börse gestillt. Im Sog des Neuen Marktes wagten sich Firmen an die Börse, die wie Eckert & Ziegler oder auch aap Implantate in kleinen Nischenmärkten weniger als 50 Mill. Euro im Jahr umsetzen und deren Marktkapitalisierung diese Schwelle ebenfalls unterschreitet.

Seit einigen Monaten legen die an der Deutschen Börse notierten Medizintechnik-Titel kräftig zu. „Der Subindex Medizintechnik entwickelte sich zuletzt deutlich besser als alle anderen Branchen aus dem Healthcare-Segment“, sagte Martin Steinbach von der Deutschen Börse vergangene Woche auf der Eröffnung des Medtech Days in Frankfurt.

Trotz der guten Kursentwicklung ist gerade der Kauf kleinerer Titel riskant. Auch wenn die Produkte dieser Mittelständler von Ärzten oft hoch geschätzt werden, können ein geplatzter Deal oder eine unternehmerische Fehlentscheidung den Aktienkurs in den Keller schicken oder gar die Existenz der Firma in Frage stellen.

Die Aktienentwicklung dieser Firmen spricht eine deutliche Sprache. So markierte der Kurs des im vergangenen Jahr in Liquiditätsschwierigkeiten geratenen, inzwischen aber über eine Kapitalerhöhung sanierten Implantateherstellers aap in den vergangenen 52 Wochen zeitweise ein Hoch von 2,35 Euro, um dann bis auf 93 Cent abzugleiten. Die Titel von Eckert & Ziegler notierten kurzfristig bei 6,95 Euro, um dann mit 12 Euro ungeahnte Höhen zu erreichen.

Wer hofft, diese Kursschwankungen für den schnellen Euro ausnutzen zu können, wird angesichts der geringen Liquidität dieser Titel nicht selten enttäuscht. An den meisten Handelstagen werden weniger als 10 000 aap-Aktien gehandelt und selbst bei vergleichsweise großen Titeln wie Stratec Biomedical Systems sieht es kaum besser aus.

Die meisten Analysten empfehlen angesichts dieser Risiken eher die mittelgroßen Unternehmen der Branche zum Kauf. Auf Volker Brauns Empfehlungsliste etwa stehen Drägerwerk und Carl Zeiss Meditec. „Auch Fresenius ist empfehlenswert“, fügt der Equinet-Analyst hinzu. Wegen ihrer vergleichsweise hohen Bewertungen rät er derzeit jedoch lediglich zum Halten der Aktien von Fresenius und ihrer im Dax 30 notierten Tochtergesellschaft Fresenius Medical Care.

Ähnlich sieht es auch Alexander Burger, der den Medizintechniksektor für die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) beobachtet. In einer gerade veröffentlichten Studie empfiehlt er allerdings auch einige der kleineren Medizintechnikfirmen zum Kauf. So lobt Burger etwa die gute Marktstellung von Eckert & Ziegler auf dem Markt für diagnostische und therapeutische Anwendungen und empfiehlt den Titel mit Kursziel von 19 Euro zum Kauf. Am Freitag notierte das Papier bei 11,35 Euro.

In seiner Medizintechnikstudie rät Burger auch zum Kauf der Aktie des Laserspezialisten Wavelight. Das Unternehmen konkurriert mit Carl Zeiss Meditec auf dem Markt für refraktive Laser, also bei Geräten, mit denen sich Fehlsichtigkeit weglasern lässt. Er sieht für den derzeit zu 14,95 Euro gehandelten Titel noch ein Kurspotenzial bis auf 18 Euro.

Kritiker bemängeln jedoch, dass das Unternehmen im Gegensatz zu Carl Zeiss Meditec weder mit einem großen Namen wuchern kann noch mit Systemen zur Behandlung von anderen Augenkrankheiten. „Bei den refraktiven Geräten hat Wavelight jedoch einen klaren Zeitvorteil“, sagt Burger. Denn derzeit ist Wavelight die einzige nichtamerikanische Firma, deren Geräte auf dem US-Markt zugelassen sind.

Zu Vorsicht mahnt Burger allerdings bei der Aktie von United Medical Systems (UMS). Das Unternehmen ist streng genommen keine Medizintechnikfirma, sondern ein Dienstleister, der kleinen Kliniken teure Großgeräte auf Zeit überlässt. Das Geschäftsmodell habe wegen der Konsolidierung des Krankenhaussektors in Europa und den USA keine große Zukunft, befürchtet Burger.

Quelle: HANDELSBLATT, Montag, 18. April 2005, 07:00 Uhr

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