Wall Street: Rallye zum Wochenstart löst sich in Luft auf
Mit dem Wochenstart im grünen Bereich war es am Ende nicht mehr weit her. Die US-Börsen hatten am Montagmorgen mit Gewinnen geöffnet, fielen dann aber ab und handelten ab Mittag in einer engen Spanne um die Schlusskurse von vergangener Woche. Der Dow verbesserte sich zuletzt um 1 Punkt auf 8786 Zähler, die Nasdaq verlor 1,6 Zähler auf 1446 Punkte.
Zwei Themen aus den vergangenen Tagen beschäftigen die Wall Street weiter, wenngleich am Montag wenig Neues diskutiert wurde. US-Präsident George W. Bush hatte am Mittag den Notenbank-Chef Alan Greenspan zu Gast. Beim Mittagessen im Weißen Haus dürfte man über das umstrittene Steuerpaket gesprochen haben. Bush wird seine Chance genutzt haben, den Fed-Chairman unter vier Augen auf seinen Kurs einzuschwören, bevor Greenspan Ende der Woche vor dem Kongress sprechen soll. Dort erwartet ihn ein politischer Seiltanz: Die Demokraten hoffen, dass Greenspan das teure Paket wegen der Gefahr eines gewaltigen Haushaltsdefizits kritisiert, die Republikaner hoffen auf Greenspans Zustimmung für ein Programm, das den Verbraucher stärkt und Geld in die Wirtschaft pumpt.
Auch der Irakkonflikt beschäftigt die Börse weiterhin. Am Montag berichteten US-Medien unter Berufung auf das Pentagon, dass ein Krieg keinesfalls vor Ende Februar oder Anfang März möglich sei, da sich die Vorbereitungen in der Golfregion als komplexer erweisen, als man zunächst erwartet hatte.
Aus Börsensicht kam die wichtigste Meldung von AOL Time Warner, wo Chairman Steve Case seinen Hut nehmen wird. Der Gründer von AOL, der das Internet populär und Email zu einem Kommunikationsmittel für die Masse machte, war gemeinsam mit dem damaligen Time Warner-Chef Gerald Levin der Architekt des 160 Mrd. $ schweren Mergers von 1999. Seit dem Zusammenschluss der beiden Giganten hat der Konzern 100 Mrd. $ an Wert verloren, unter anderem da AOL mit fallenden Anzeigentrends und einem Bilanzskandal fertig werden musste. Für die Nachfolge von Steve Case sind CEO Richard Parsons und Medienmogul Ted Turner im Gespräch. Die AOL-Aktie schloss mit 1 % im Plus.
Ebenfalls zurückgetreten ist am späten Nachmittag Walter Isaacson, der Chef des Nachrichtensenders CNN, der zu AOL gehört. Der ehemalige Top-Redakteur bei Time Magazine, war einst zu CNN gewechselt, um den flauen Sender auf Erfolg zu trimmen, nachdem dieser die sensationellen Einschaltquoten aus Golfkriegszeiten nie mehr erreichen konnte. Isaacsons Rücktritt soll mit dem Rücktritt von Case nichts zu tun haben, sind sich Branchenexperten einig.
Was den Dow Jones auf Tagessicht knapp im Plus hielt, waren die Aktien von General Motors, Home Depot, Boeing, Walt Disney, Coca-Cola und American Express, deren überschaubare Gewinne von knapp über 1 % allerdings nicht auf auffälligen Meldungen beruhten, sondern eher technisch begründet waren.
Mit einem nur noch geringen Plus von 0,5 % schloss Microsoft. Der Computer- und Softwareriese will den zumindest in Kalifornien immer noch offenen Kartellprozess nun außergerichtlich beilegen. Das Unternehmen, dem vorgeworfen wird, durch die Integration des Internet-Explorers in das Betriebssystem Windows staatliches Wettbewerbsrecht verletzt zu haben, will den Betreibern einer aufliegenden Sammelklage Coupons über insgesamt 1,1 Mrd. $ ausgeben, die für Desktops, Laptops und Tablets sowie für Software aller Hersteller verwendet werden können.
Hightech-Werte stellten dennoch die Verlierergruppe des Tages, zumal sie noch am Morgen den Indizes Kraft gegeben hatten. So stürzte Intel von einem frühen Plus in den roten Bereich, nachdem Anleger einem optimistischen Urteil von Salomon Smith Barney keine Käufe folgen lassen wollten. Die Experten hatten ihre Umsatz- und Gewinnprognosen für den Chiphersteller nach oben revidiert und berufen sich auf Umfragen innerhalb der Industrie, die vor allem in Europa und Asien bessere Ergebnisse nahe gelegt hätten als bisher erwartet.
Mit Schuld an der Hightech-Misere war eine pessimistische Prognose für Dell Computers. Die Analysten von JP Morgan setzen ihre Bewertung für Dell von „Übergewichten“ auf „Neutral“ herab. Die Experten glauben, dass sich die leichte Erholung im Hardware-Sektor auf die PCs am wenigsten auswirke, und dass Dell an einer allgemeinen Verbesserung für die Branche nicht teilhaben werde. Dell verlor 4,3 %.
Mit mehr als 2,2 % im Minus schloss die Aktie von Johnson & Johnson, die ebenfalls im Zusammenhang mit einem Analystenurteil verlor. Die Experten von Thomas Weisel setzen die Aktie des Pharma- und Konsumkonzerns von „Kaufen“ auf „Attraktiv“ herab und nennen den Ausblick auf 2003 „schwierig“.
Mit einem Minus von 1,2 % ging Gillette aus dem Handel. Der Konsumgigant wird die Preise für Duracell-Batterien um 13 % senken, um seine Marktführerschaft in dem Segment auszubauen. Die Preissenkungen betreffen die Typen AA und AAA, also die klassischen Haushaltsbatterien für Radio und Walkman und das kleinere Modell, das beispielsweise in Kameras verwendet wird. Gilettes CEO James Kilts kündigt 2003 als „ein starkes und solides Jahr“ an, nachdem das Unternehmen schon in den vergangenen 12 Monaten an Schwung zugelegt habe.
Zu den größten Verlierern gehört zu Wochenbeginn der Energieriese Duke, der fast 15 % abgibt. Das Unternehmen hat eine Gewinnwarnung für 2002 ausgesprochen und rechnet nun mit etwa 10 Cent weniger Gewinn pro Aktie als in früheren Prognosen von 1,95 $ bis 2,05 $. Die Prognosen für das laufende Jahr 2003 senkt das Management von vorne herein dramatisch. Im Zusammenhang mit einer schwachen Konjunktur sei vor allem der Energiemarkt zu einem Händlermarkt verkommen, in dem sich Unternehmen einen teuren Preiskampf lieferten und Gewinne kaputt machten.
Ihr Markus Koch
Nächstes Update 16:00 Uhr !
Mit dem Wochenstart im grünen Bereich war es am Ende nicht mehr weit her. Die US-Börsen hatten am Montagmorgen mit Gewinnen geöffnet, fielen dann aber ab und handelten ab Mittag in einer engen Spanne um die Schlusskurse von vergangener Woche. Der Dow verbesserte sich zuletzt um 1 Punkt auf 8786 Zähler, die Nasdaq verlor 1,6 Zähler auf 1446 Punkte.
Zwei Themen aus den vergangenen Tagen beschäftigen die Wall Street weiter, wenngleich am Montag wenig Neues diskutiert wurde. US-Präsident George W. Bush hatte am Mittag den Notenbank-Chef Alan Greenspan zu Gast. Beim Mittagessen im Weißen Haus dürfte man über das umstrittene Steuerpaket gesprochen haben. Bush wird seine Chance genutzt haben, den Fed-Chairman unter vier Augen auf seinen Kurs einzuschwören, bevor Greenspan Ende der Woche vor dem Kongress sprechen soll. Dort erwartet ihn ein politischer Seiltanz: Die Demokraten hoffen, dass Greenspan das teure Paket wegen der Gefahr eines gewaltigen Haushaltsdefizits kritisiert, die Republikaner hoffen auf Greenspans Zustimmung für ein Programm, das den Verbraucher stärkt und Geld in die Wirtschaft pumpt.
Auch der Irakkonflikt beschäftigt die Börse weiterhin. Am Montag berichteten US-Medien unter Berufung auf das Pentagon, dass ein Krieg keinesfalls vor Ende Februar oder Anfang März möglich sei, da sich die Vorbereitungen in der Golfregion als komplexer erweisen, als man zunächst erwartet hatte.
Aus Börsensicht kam die wichtigste Meldung von AOL Time Warner, wo Chairman Steve Case seinen Hut nehmen wird. Der Gründer von AOL, der das Internet populär und Email zu einem Kommunikationsmittel für die Masse machte, war gemeinsam mit dem damaligen Time Warner-Chef Gerald Levin der Architekt des 160 Mrd. $ schweren Mergers von 1999. Seit dem Zusammenschluss der beiden Giganten hat der Konzern 100 Mrd. $ an Wert verloren, unter anderem da AOL mit fallenden Anzeigentrends und einem Bilanzskandal fertig werden musste. Für die Nachfolge von Steve Case sind CEO Richard Parsons und Medienmogul Ted Turner im Gespräch. Die AOL-Aktie schloss mit 1 % im Plus.
Ebenfalls zurückgetreten ist am späten Nachmittag Walter Isaacson, der Chef des Nachrichtensenders CNN, der zu AOL gehört. Der ehemalige Top-Redakteur bei Time Magazine, war einst zu CNN gewechselt, um den flauen Sender auf Erfolg zu trimmen, nachdem dieser die sensationellen Einschaltquoten aus Golfkriegszeiten nie mehr erreichen konnte. Isaacsons Rücktritt soll mit dem Rücktritt von Case nichts zu tun haben, sind sich Branchenexperten einig.
Was den Dow Jones auf Tagessicht knapp im Plus hielt, waren die Aktien von General Motors, Home Depot, Boeing, Walt Disney, Coca-Cola und American Express, deren überschaubare Gewinne von knapp über 1 % allerdings nicht auf auffälligen Meldungen beruhten, sondern eher technisch begründet waren.
Mit einem nur noch geringen Plus von 0,5 % schloss Microsoft. Der Computer- und Softwareriese will den zumindest in Kalifornien immer noch offenen Kartellprozess nun außergerichtlich beilegen. Das Unternehmen, dem vorgeworfen wird, durch die Integration des Internet-Explorers in das Betriebssystem Windows staatliches Wettbewerbsrecht verletzt zu haben, will den Betreibern einer aufliegenden Sammelklage Coupons über insgesamt 1,1 Mrd. $ ausgeben, die für Desktops, Laptops und Tablets sowie für Software aller Hersteller verwendet werden können.
Hightech-Werte stellten dennoch die Verlierergruppe des Tages, zumal sie noch am Morgen den Indizes Kraft gegeben hatten. So stürzte Intel von einem frühen Plus in den roten Bereich, nachdem Anleger einem optimistischen Urteil von Salomon Smith Barney keine Käufe folgen lassen wollten. Die Experten hatten ihre Umsatz- und Gewinnprognosen für den Chiphersteller nach oben revidiert und berufen sich auf Umfragen innerhalb der Industrie, die vor allem in Europa und Asien bessere Ergebnisse nahe gelegt hätten als bisher erwartet.
Mit Schuld an der Hightech-Misere war eine pessimistische Prognose für Dell Computers. Die Analysten von JP Morgan setzen ihre Bewertung für Dell von „Übergewichten“ auf „Neutral“ herab. Die Experten glauben, dass sich die leichte Erholung im Hardware-Sektor auf die PCs am wenigsten auswirke, und dass Dell an einer allgemeinen Verbesserung für die Branche nicht teilhaben werde. Dell verlor 4,3 %.
Mit mehr als 2,2 % im Minus schloss die Aktie von Johnson & Johnson, die ebenfalls im Zusammenhang mit einem Analystenurteil verlor. Die Experten von Thomas Weisel setzen die Aktie des Pharma- und Konsumkonzerns von „Kaufen“ auf „Attraktiv“ herab und nennen den Ausblick auf 2003 „schwierig“.
Mit einem Minus von 1,2 % ging Gillette aus dem Handel. Der Konsumgigant wird die Preise für Duracell-Batterien um 13 % senken, um seine Marktführerschaft in dem Segment auszubauen. Die Preissenkungen betreffen die Typen AA und AAA, also die klassischen Haushaltsbatterien für Radio und Walkman und das kleinere Modell, das beispielsweise in Kameras verwendet wird. Gilettes CEO James Kilts kündigt 2003 als „ein starkes und solides Jahr“ an, nachdem das Unternehmen schon in den vergangenen 12 Monaten an Schwung zugelegt habe.
Zu den größten Verlierern gehört zu Wochenbeginn der Energieriese Duke, der fast 15 % abgibt. Das Unternehmen hat eine Gewinnwarnung für 2002 ausgesprochen und rechnet nun mit etwa 10 Cent weniger Gewinn pro Aktie als in früheren Prognosen von 1,95 $ bis 2,05 $. Die Prognosen für das laufende Jahr 2003 senkt das Management von vorne herein dramatisch. Im Zusammenhang mit einer schwachen Konjunktur sei vor allem der Energiemarkt zu einem Händlermarkt verkommen, in dem sich Unternehmen einen teuren Preiskampf lieferten und Gewinne kaputt machten.
Ihr Markus Koch
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