Aktueller Kurs: 9,50 Euro
Marktkapitalisierung: 1.364 Mio. Euro
Nachdem EM.TV sein Halbjahresergebnis noch konsolidiert ausgewiesen hatte, allerdings inklusive Rechnungslegungsfehler, wurden die Ergebnisse der ersten drei Quartale wieder nach Beteiligungen gegliedert. Eine konsolidierte Gesamtdarstellung des Konzerns soll mit dem Abschluß des Geschäftsjahres vorgelegt werden. Die Tochterunternehmen Tele-München-Gruppe (45% Beteiligung) und die Formel 1 Holding (50%) haben in den ersten neun Monaten gute Ergebnisse erzielt. Die Jim Henson Company erzielt ein negatives EBIT (minus 8,4 Mio. DM) und EGT (40,5 Mio. DM), wobei die Ergebnisse im 3. Quartal einen positiven Trend aufwiesen. Doch nun zur Konzernmutter: EM.TV liefert ein Ergebnis, das man auf den ersten Blick nicht für möglich hält. Die Umsatzerlöse in den ersten drei Quartalen betragen 255 Mio. DM, in den letzten drei Monaten wurden aber gerade einmal 32 Mio. DM oder 12,5% davon erwirtschaftet. Das EBIT im 3. Quartal betrug minus 142 Mio. DM, das EGT minus 159 Mio. DM, wobei die Ergebniszahlen im 3. Quartal im Vergleich zu den ersten beiden Quartalen des laufenden Jahres überproportional schlecht ausfielen. Das geplante EBIT von über 500 Mio. DM im Gesamtjahr, das das Unternehmen noch im Oktober angepeilt hatte, ist in unerreichbare Ferne gerückt. Der Vorstand hofft jetzt wenigstens 10% des geplanten Zieles, rund 50 Mio. DM, erreichen zu können. Als Grund für das sehr enttäuschende Ergebnis werden hinter den Erwartungen bleibende Umsätze, Kosten für die Integration und Finanzierung der Akquisitionen und Risikovorsorge genannt. Die Umsatzverluste sind laut Unternehmensangaben auf zwei Positionen in Höhe von über 500 Mio. DM zurückzuführen, die in diesem Quartal aus buchhalterischen Gründen nicht verbucht werden durften. Auf die Schuldenlage des Unternehmens angesprochen, gab sich der neue Finanzvorstand Rolf Rickmeyer zugeknöpft. Die langfristigen verzinslichen Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten hätten sich seit dem letzten Stichtag nicht verschlechtert und betragen weiterhin 2,3 Mrd. DM, wovon knapp 800 Mio. DM auf eine Wandelanleihe entfallen. Die kurzfristigen Verbindlichkeiten belaufen sich nach dem 3. Quartal auf 66 Mio. DM, nach dem 1. Halbjahr waren es 104 Mio. DM gewesen. Der Finanzvorstand weigerte sich, die vorhandenen liquiden Mittel zahlenmäßig zu beziffern, versicherte aber, daß die kurzfristigen Verbindlichkeiten jederzeit gedeckt werden könnten. Am Ende des 1.Halbjahres waren bei EM.TV liquide Mittel von 490 Mio. DM vorhanden.
Die Spekulationen um eine Beteiligung der Kirchgruppe an EM.TV haben sich bewahrheitet. EM.TV kontrolliert künftig 100% der Anteile an Junior TV, bislang ein 50:50 Joint-venture zwischen Kirch und EM.TV. Für die restlichen 50% an Junior muß Thomas Haffa allerdings einen hohen Preis bezahlen. Kirch erhält dafür 16,74% der Anteile an EM.TV und auch der Firmengründer selbst gibt 8% seines Unternehmens an die Kirch-Gruppe ab. Somit verfügt Kirch von nun an über 25% des Kapitals der Mediengruppe, was der Sperrminorität entspricht. Außerdem kauft Kirch 49% der EM.TV Anteile an der Formel 1 und zahlt dafür 550 Mio. USD. Die restlichen 51% verbleiben nach wie vor im Besitz von EM.TV. Diese Minderheitsbeteiligung der Kirch Gruppe resultiert aus möglichen Finanzierungsproblemen von EM.TV für den weiteren 25% Anteil an der Formel 1 Gruppe, für den Bernie Ecclestone ab Mai 2001 eine Verkaufsoption besitzt. Derzeit besitzt Ecclestone 50% der Aktien der SLEC. Sollte der Restanteil an der Formel 1 nicht übernommen werden müssen, stehen die aus der Formel 1 Transaktion erlösten Mittel für die Tilgung langfristiger Schulden zur Verfügung. Bis Ende Februar 2001 könnte Thomas Haffa allerdings von sich aus die Initiative ergreifen, da er eine Kaufoption besitzt. Nach wie vor steht EM.TV mit der europäischen Automobilvereinigung in Verhandlungen, die ebenfalls Interesse an einer Beteiligung an der SLEC hätten. Durch die Beteiligung von Kirch und die Zuführung der liquiden Mittel aus dem Formel 1 Deal dürfte EM.TV zumindest keinerlei Verkaufsdruck verspüren. Für die Kirch Gruppe selbst ist die Finanzierung des 550 Mio. USD-Pakets laut der Aussage eines Vorstandes der Kirch-Gruppe kein Problem. Ob die Beteiligung zwischen Kirch und EM.TV in dieser Art und Weise überhaupt möglich ist, werden die Kartellbehörden zu entscheiden haben. Die Kirch-Gruppe sieht die strategische Partnerschaft nicht als Rettungsaktion für EM.TV, sondern erwartet sich aus der Beteiligung langfristig positive Ergebnisbeiträge. Der Vorstandsvorsitzende Haffa besitzt derzeit noch rund 44% der Aktien am Unternehmen, das entspricht rund 62 Mio. Stück, nach der Transaktion mit Kirch werden 36% der Anteile in seinem Besitz bleiben. Haffa versicherte, während der steilen Abwärtsbewegung keine Anteile am Unternehmen über die Börse verkauft zu haben.
Der strategischen Partnerschaft zum Opfer gefallen ist auf jeden Fall die Tele-München-Gruppe. Im Vertrag mit EM.TV war eine Rückabwicklungsklausel eingebaut. Zu den Modalitäten der Rückabwicklung konnten seitens des Unternehmens derzeit noch keine genaueren Angaben gemacht werden.
Die am wenigsten negative, obgleich nicht positive, Unternehmensmeldung ist der Rücktritt des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden und früheren Finanzvorstandes Florian Haffa. Er, Haffa, bedaure diesen Schritt zwar, sehe aber aufgrund des nicht mehr vorhandenen Vertrauens seitens der Investoren und Aktionäre keinen anderen Ausweg. Florian Haffa hatte noch im Dezember eine Gewinnwarnung des Medienkonzerns definitiv ausgeschlossen.
Performaxx sieht die strategische Partnerschaft zwischen der Kirch-Gruppe und EM.TV positiv. Unter der Annahme, daß die Beteiligung seitens der Kartellbehörden nicht blockiert wird, bedeutet die Partnerschaft mit Kirch keinen Nachteil für EM.TV, im Gegenteil. Erstens fließt dringend benötigtes, frisches Kapital in das Unternehmen, was EM.TV wieder Spielräume im operativen Geschäft schafft. Mit dem gewonnenen Kapital können die langfristigen Verbindlichkeiten auf rund 1 Mrd. DM halbiert werden. Zweitens besitzt EM.TV nunmehr 100% an Junior, Kirch steht mit seinen vielen Fernsehkanälen als starker und exklusiver Vertriebspartner zur Verfügung. Die aktuell triste Lage, auch hinsichtlich der Margen, wird sich wieder verbessern.
Daß EM.TV mit den heute veröffentlichten katastrophalen Zahlen sich selbst und dem Neuen Markt Schaden zugefügt hat, steht außer Zweifel, doch hätte es für das Unternehmen und seine Aktionäre ohne einen Partner zweifelsohne noch schlimmer kommen können. Wir glauben, daß EM.TV den Höhepunkt der Krise erreicht hat. Natürlich ist es aus Sicht des Unternehmens nicht positiv, die Unabhängigkeit verloren zu haben. Dennoch sollte die Sicherheit, nunmehr eines der zwei stärksten Medienkonglomerate Deutschlands im Rücken zu haben, stärker wiegen. Eine schnelle Erholung von EM.TV ist in der derzeitigen Marktsituation äußerst unwahrscheinlich und auch der intakte Abwärtstrend spricht gegen die Aktie. Verkäufe drängen sich auf diesem Niveau keinesfalls auf. Neueinstiege sind bei einem Niveau von 10 Euro langfristig sehr verlockend, aber nicht, bevor eine Stellungnahme bzw. ein Urteil der Kartellbehörden vorliegt. Anlegern, die seitens der Kartellbehörde keine Einwände erwarten, raten wir, den Titel nach wie vor spekulativ zu kaufen. Wir stufen den Wert bis zu einer Entscheidung auf marktneutral.
Gerd Möderndorfer
Marktkapitalisierung: 1.364 Mio. Euro
Nachdem EM.TV sein Halbjahresergebnis noch konsolidiert ausgewiesen hatte, allerdings inklusive Rechnungslegungsfehler, wurden die Ergebnisse der ersten drei Quartale wieder nach Beteiligungen gegliedert. Eine konsolidierte Gesamtdarstellung des Konzerns soll mit dem Abschluß des Geschäftsjahres vorgelegt werden. Die Tochterunternehmen Tele-München-Gruppe (45% Beteiligung) und die Formel 1 Holding (50%) haben in den ersten neun Monaten gute Ergebnisse erzielt. Die Jim Henson Company erzielt ein negatives EBIT (minus 8,4 Mio. DM) und EGT (40,5 Mio. DM), wobei die Ergebnisse im 3. Quartal einen positiven Trend aufwiesen. Doch nun zur Konzernmutter: EM.TV liefert ein Ergebnis, das man auf den ersten Blick nicht für möglich hält. Die Umsatzerlöse in den ersten drei Quartalen betragen 255 Mio. DM, in den letzten drei Monaten wurden aber gerade einmal 32 Mio. DM oder 12,5% davon erwirtschaftet. Das EBIT im 3. Quartal betrug minus 142 Mio. DM, das EGT minus 159 Mio. DM, wobei die Ergebniszahlen im 3. Quartal im Vergleich zu den ersten beiden Quartalen des laufenden Jahres überproportional schlecht ausfielen. Das geplante EBIT von über 500 Mio. DM im Gesamtjahr, das das Unternehmen noch im Oktober angepeilt hatte, ist in unerreichbare Ferne gerückt. Der Vorstand hofft jetzt wenigstens 10% des geplanten Zieles, rund 50 Mio. DM, erreichen zu können. Als Grund für das sehr enttäuschende Ergebnis werden hinter den Erwartungen bleibende Umsätze, Kosten für die Integration und Finanzierung der Akquisitionen und Risikovorsorge genannt. Die Umsatzverluste sind laut Unternehmensangaben auf zwei Positionen in Höhe von über 500 Mio. DM zurückzuführen, die in diesem Quartal aus buchhalterischen Gründen nicht verbucht werden durften. Auf die Schuldenlage des Unternehmens angesprochen, gab sich der neue Finanzvorstand Rolf Rickmeyer zugeknöpft. Die langfristigen verzinslichen Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten hätten sich seit dem letzten Stichtag nicht verschlechtert und betragen weiterhin 2,3 Mrd. DM, wovon knapp 800 Mio. DM auf eine Wandelanleihe entfallen. Die kurzfristigen Verbindlichkeiten belaufen sich nach dem 3. Quartal auf 66 Mio. DM, nach dem 1. Halbjahr waren es 104 Mio. DM gewesen. Der Finanzvorstand weigerte sich, die vorhandenen liquiden Mittel zahlenmäßig zu beziffern, versicherte aber, daß die kurzfristigen Verbindlichkeiten jederzeit gedeckt werden könnten. Am Ende des 1.Halbjahres waren bei EM.TV liquide Mittel von 490 Mio. DM vorhanden.
Die Spekulationen um eine Beteiligung der Kirchgruppe an EM.TV haben sich bewahrheitet. EM.TV kontrolliert künftig 100% der Anteile an Junior TV, bislang ein 50:50 Joint-venture zwischen Kirch und EM.TV. Für die restlichen 50% an Junior muß Thomas Haffa allerdings einen hohen Preis bezahlen. Kirch erhält dafür 16,74% der Anteile an EM.TV und auch der Firmengründer selbst gibt 8% seines Unternehmens an die Kirch-Gruppe ab. Somit verfügt Kirch von nun an über 25% des Kapitals der Mediengruppe, was der Sperrminorität entspricht. Außerdem kauft Kirch 49% der EM.TV Anteile an der Formel 1 und zahlt dafür 550 Mio. USD. Die restlichen 51% verbleiben nach wie vor im Besitz von EM.TV. Diese Minderheitsbeteiligung der Kirch Gruppe resultiert aus möglichen Finanzierungsproblemen von EM.TV für den weiteren 25% Anteil an der Formel 1 Gruppe, für den Bernie Ecclestone ab Mai 2001 eine Verkaufsoption besitzt. Derzeit besitzt Ecclestone 50% der Aktien der SLEC. Sollte der Restanteil an der Formel 1 nicht übernommen werden müssen, stehen die aus der Formel 1 Transaktion erlösten Mittel für die Tilgung langfristiger Schulden zur Verfügung. Bis Ende Februar 2001 könnte Thomas Haffa allerdings von sich aus die Initiative ergreifen, da er eine Kaufoption besitzt. Nach wie vor steht EM.TV mit der europäischen Automobilvereinigung in Verhandlungen, die ebenfalls Interesse an einer Beteiligung an der SLEC hätten. Durch die Beteiligung von Kirch und die Zuführung der liquiden Mittel aus dem Formel 1 Deal dürfte EM.TV zumindest keinerlei Verkaufsdruck verspüren. Für die Kirch Gruppe selbst ist die Finanzierung des 550 Mio. USD-Pakets laut der Aussage eines Vorstandes der Kirch-Gruppe kein Problem. Ob die Beteiligung zwischen Kirch und EM.TV in dieser Art und Weise überhaupt möglich ist, werden die Kartellbehörden zu entscheiden haben. Die Kirch-Gruppe sieht die strategische Partnerschaft nicht als Rettungsaktion für EM.TV, sondern erwartet sich aus der Beteiligung langfristig positive Ergebnisbeiträge. Der Vorstandsvorsitzende Haffa besitzt derzeit noch rund 44% der Aktien am Unternehmen, das entspricht rund 62 Mio. Stück, nach der Transaktion mit Kirch werden 36% der Anteile in seinem Besitz bleiben. Haffa versicherte, während der steilen Abwärtsbewegung keine Anteile am Unternehmen über die Börse verkauft zu haben.
Der strategischen Partnerschaft zum Opfer gefallen ist auf jeden Fall die Tele-München-Gruppe. Im Vertrag mit EM.TV war eine Rückabwicklungsklausel eingebaut. Zu den Modalitäten der Rückabwicklung konnten seitens des Unternehmens derzeit noch keine genaueren Angaben gemacht werden.
Die am wenigsten negative, obgleich nicht positive, Unternehmensmeldung ist der Rücktritt des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden und früheren Finanzvorstandes Florian Haffa. Er, Haffa, bedaure diesen Schritt zwar, sehe aber aufgrund des nicht mehr vorhandenen Vertrauens seitens der Investoren und Aktionäre keinen anderen Ausweg. Florian Haffa hatte noch im Dezember eine Gewinnwarnung des Medienkonzerns definitiv ausgeschlossen.
Performaxx sieht die strategische Partnerschaft zwischen der Kirch-Gruppe und EM.TV positiv. Unter der Annahme, daß die Beteiligung seitens der Kartellbehörden nicht blockiert wird, bedeutet die Partnerschaft mit Kirch keinen Nachteil für EM.TV, im Gegenteil. Erstens fließt dringend benötigtes, frisches Kapital in das Unternehmen, was EM.TV wieder Spielräume im operativen Geschäft schafft. Mit dem gewonnenen Kapital können die langfristigen Verbindlichkeiten auf rund 1 Mrd. DM halbiert werden. Zweitens besitzt EM.TV nunmehr 100% an Junior, Kirch steht mit seinen vielen Fernsehkanälen als starker und exklusiver Vertriebspartner zur Verfügung. Die aktuell triste Lage, auch hinsichtlich der Margen, wird sich wieder verbessern.
Daß EM.TV mit den heute veröffentlichten katastrophalen Zahlen sich selbst und dem Neuen Markt Schaden zugefügt hat, steht außer Zweifel, doch hätte es für das Unternehmen und seine Aktionäre ohne einen Partner zweifelsohne noch schlimmer kommen können. Wir glauben, daß EM.TV den Höhepunkt der Krise erreicht hat. Natürlich ist es aus Sicht des Unternehmens nicht positiv, die Unabhängigkeit verloren zu haben. Dennoch sollte die Sicherheit, nunmehr eines der zwei stärksten Medienkonglomerate Deutschlands im Rücken zu haben, stärker wiegen. Eine schnelle Erholung von EM.TV ist in der derzeitigen Marktsituation äußerst unwahrscheinlich und auch der intakte Abwärtstrend spricht gegen die Aktie. Verkäufe drängen sich auf diesem Niveau keinesfalls auf. Neueinstiege sind bei einem Niveau von 10 Euro langfristig sehr verlockend, aber nicht, bevor eine Stellungnahme bzw. ein Urteil der Kartellbehörden vorliegt. Anlegern, die seitens der Kartellbehörde keine Einwände erwarten, raten wir, den Titel nach wie vor spekulativ zu kaufen. Wir stufen den Wert bis zu einer Entscheidung auf marktneutral.
Gerd Möderndorfer