Der befürchtete Ausverkauf bleibt vorerst aus. Anders als beim Golfkrieg gibt es noch keine Anzeichen für einen schnellen strategischen Erfolg
Börsianer sind unentschlossen - Moderate Kursverluste nach Gegenschlag
Die Militärschläge auf Afghanistan haben den Aufwärtstrend bei den deutschen Standardwerten gestoppt. Der Dax verlor am Montag in der Spitze 3,5 Prozent, konnte sich im Handelsverlauf aber wieder deutlich erholen. Dies geschah unter anderem im Gefolge der Wall Street, die im Handelsauftakt zeitweise ins Plus drehte.
Damit blieb der von einigen Experten erwartete Ausverkauf an den Märkten vorerst aus. Die Nervosität nahm jedoch spürbar zu, die Kurse schwankten orientierungslos hin und her. "Von Panik ist aber nichts zu spüren. Die meisten Anleger warten erst einmal ab", sagt Jens Winkler, Händler der WestLB. Einige Investoren hätten die US-Militärschläge zum Anlass genommen, ein paar Gewinne der vergangenen zwei Wochen mitzunehmen. "Wir haben aber eine andere Situation als damals im Golfkrieg. Die Märkte interpretieren den Militäreinsatz nicht als Aufbruchsignal", so Winkler.
Der Rentenmarkt konnte nicht von seinem Status als sicherer Hafen profitieren. Die Umlaufrendite sank nur leicht von 4,42 auf 4,40 Prozent, der Bund-Future stieg nur zwischenzeitlich von 109,87 auf 110 Zähler. "Der Angriff wurde lange erwartet, zudem halten sich die Auswirkungen am Aktienmarkt in Grenzen", sagt Thomas Weidmann, Leiter des Rentenhandels bei Helaba Trust. Zudem fehlten die Impulse aus den USA, da der dortige Bondmarkt wegen des Columbus Day am Montag geschlossen war. Für die nächsten Tage gehen Rentenexperten allerdings von weiter steigenden Notierungen aus. "Das Jahreshoch des Bund-Future von 110,39 Zählern könnte bald geknackt werden", so Weidmann.
Nicht nur die positiven Prognosen für den Rentenmarkt weisen darauf hin, dass die meisten Experten von einer längerfristigen militärischen Auseinandersetzung ausgehen. Weitere Zeichen sind die steigenden Notierungen an den Gold- und Rohölmärkten. Zum Wochenbeginn kletterte der Preis für eine Feinunze des gelben Edelmetalls auf 292,05 Dollar nach 291 Dollar am Freitag. Der Barrel-Preis für die Ölsorte Brent stieg zeitweise um 32 Cents auf 21,95 Dollar.
Wie sich die Finanzmärkte weiter entwickeln, ist schwer abzusehen. Ein Blick in die Historie hilft nur begrenzt weiter, denn die politische und wirtschaftliche Dimension des jetzigen Konflikts ist kaum mit früheren militärischen Auseinandersetzungen zu vergleichen. "Der Golfkrieg war ein lokal begrenzter Krieg und man konnte konkrete Auswirkungen antizipieren", sagt Andreas Schmidt, Fondsmanager bei Zürich Invest. "Im Terrorkrieg steht man einem diffusen Gegner gegenüber, der überall in der Welt verstreut ist. Jederzeit kann es neue Anschläge geben. Das ist nicht kalkulierbar." Schmidt will zunächst abwarten, bis sich die Lage weiter kläre. "Beim Kampf gegen den Terrorismus ist wie bei der Drogenbekämpfung nicht mit schnellen Erfolgen zu rechnen."
Die Hoffnungen auf ein baldiges Ende einer Krise sind es jedoch, die Käufer in unruhigen Zeiten an die Aktienmärkte zurückbringen. Dies zeigt erneut das Beispiel Golfkrieg. Nach dem Überfall Saddam Husseins auf Kuwait Anfang August 1990 fiel der Dow Jones bis Oktober um knapp 20 Prozent. Mit Beginn der Militärintervention der USA im Januar 1991 setzte jedoch wieder ein steiler Aufwärtstrend ein. Weil sich ein schneller Erfolg der Amerikaner abzeichnete, stieg der Index in den sieben Wochen bis zum Ende der Auseinandersetzung um 15 Prozent. Auch bei der Kubakrise 1962, als die Welt für kurze Zeit am Rande eines Atomkriegs stand, kamen die Kurse unter Druck. Das Einlenken des sowjetischen Präsidenten Nikita Chruschtschow war dann der Auftakt für eine anhaltende Kurserholung.
Im Vietnamkrieg, der Amerika von 1964 bis 1975 in Atem hielt, mussten Anleger dagegen gleich mehrere Tiefpunkte durchleiden. In der Spitze notierte der Dow Jones mehr als 30 Prozent unter seinem Stand zum Beginn des Konflikts. Allerdings zeigte sich auch hier: Kaum zeichnete sich das Ende der Auseinandersetzung ab, zogen die Kurse wieder an. Am Ende hatte der Index wieder seinen Vorkriegsstand von rund 840 Zählern erreicht.
Auch bei dem Kampf gegen die Extremisten rechnen Experten bereits in Jahren. Das heißt: Die terroristische Bedrohung kann noch lange die Börsen belasten. Vollkommen falsch sei es jedoch, in Panik zu verkaufen, meinen Anlegerschützer. Wer es sich leisten könne, solle nicht aus dem Aktienmarkt aussteigen.
Börsianer sind unentschlossen - Moderate Kursverluste nach Gegenschlag
Die Militärschläge auf Afghanistan haben den Aufwärtstrend bei den deutschen Standardwerten gestoppt. Der Dax verlor am Montag in der Spitze 3,5 Prozent, konnte sich im Handelsverlauf aber wieder deutlich erholen. Dies geschah unter anderem im Gefolge der Wall Street, die im Handelsauftakt zeitweise ins Plus drehte.
Damit blieb der von einigen Experten erwartete Ausverkauf an den Märkten vorerst aus. Die Nervosität nahm jedoch spürbar zu, die Kurse schwankten orientierungslos hin und her. "Von Panik ist aber nichts zu spüren. Die meisten Anleger warten erst einmal ab", sagt Jens Winkler, Händler der WestLB. Einige Investoren hätten die US-Militärschläge zum Anlass genommen, ein paar Gewinne der vergangenen zwei Wochen mitzunehmen. "Wir haben aber eine andere Situation als damals im Golfkrieg. Die Märkte interpretieren den Militäreinsatz nicht als Aufbruchsignal", so Winkler.
Der Rentenmarkt konnte nicht von seinem Status als sicherer Hafen profitieren. Die Umlaufrendite sank nur leicht von 4,42 auf 4,40 Prozent, der Bund-Future stieg nur zwischenzeitlich von 109,87 auf 110 Zähler. "Der Angriff wurde lange erwartet, zudem halten sich die Auswirkungen am Aktienmarkt in Grenzen", sagt Thomas Weidmann, Leiter des Rentenhandels bei Helaba Trust. Zudem fehlten die Impulse aus den USA, da der dortige Bondmarkt wegen des Columbus Day am Montag geschlossen war. Für die nächsten Tage gehen Rentenexperten allerdings von weiter steigenden Notierungen aus. "Das Jahreshoch des Bund-Future von 110,39 Zählern könnte bald geknackt werden", so Weidmann.
Nicht nur die positiven Prognosen für den Rentenmarkt weisen darauf hin, dass die meisten Experten von einer längerfristigen militärischen Auseinandersetzung ausgehen. Weitere Zeichen sind die steigenden Notierungen an den Gold- und Rohölmärkten. Zum Wochenbeginn kletterte der Preis für eine Feinunze des gelben Edelmetalls auf 292,05 Dollar nach 291 Dollar am Freitag. Der Barrel-Preis für die Ölsorte Brent stieg zeitweise um 32 Cents auf 21,95 Dollar.
Wie sich die Finanzmärkte weiter entwickeln, ist schwer abzusehen. Ein Blick in die Historie hilft nur begrenzt weiter, denn die politische und wirtschaftliche Dimension des jetzigen Konflikts ist kaum mit früheren militärischen Auseinandersetzungen zu vergleichen. "Der Golfkrieg war ein lokal begrenzter Krieg und man konnte konkrete Auswirkungen antizipieren", sagt Andreas Schmidt, Fondsmanager bei Zürich Invest. "Im Terrorkrieg steht man einem diffusen Gegner gegenüber, der überall in der Welt verstreut ist. Jederzeit kann es neue Anschläge geben. Das ist nicht kalkulierbar." Schmidt will zunächst abwarten, bis sich die Lage weiter kläre. "Beim Kampf gegen den Terrorismus ist wie bei der Drogenbekämpfung nicht mit schnellen Erfolgen zu rechnen."
Die Hoffnungen auf ein baldiges Ende einer Krise sind es jedoch, die Käufer in unruhigen Zeiten an die Aktienmärkte zurückbringen. Dies zeigt erneut das Beispiel Golfkrieg. Nach dem Überfall Saddam Husseins auf Kuwait Anfang August 1990 fiel der Dow Jones bis Oktober um knapp 20 Prozent. Mit Beginn der Militärintervention der USA im Januar 1991 setzte jedoch wieder ein steiler Aufwärtstrend ein. Weil sich ein schneller Erfolg der Amerikaner abzeichnete, stieg der Index in den sieben Wochen bis zum Ende der Auseinandersetzung um 15 Prozent. Auch bei der Kubakrise 1962, als die Welt für kurze Zeit am Rande eines Atomkriegs stand, kamen die Kurse unter Druck. Das Einlenken des sowjetischen Präsidenten Nikita Chruschtschow war dann der Auftakt für eine anhaltende Kurserholung.
Im Vietnamkrieg, der Amerika von 1964 bis 1975 in Atem hielt, mussten Anleger dagegen gleich mehrere Tiefpunkte durchleiden. In der Spitze notierte der Dow Jones mehr als 30 Prozent unter seinem Stand zum Beginn des Konflikts. Allerdings zeigte sich auch hier: Kaum zeichnete sich das Ende der Auseinandersetzung ab, zogen die Kurse wieder an. Am Ende hatte der Index wieder seinen Vorkriegsstand von rund 840 Zählern erreicht.
Auch bei dem Kampf gegen die Extremisten rechnen Experten bereits in Jahren. Das heißt: Die terroristische Bedrohung kann noch lange die Börsen belasten. Vollkommen falsch sei es jedoch, in Panik zu verkaufen, meinen Anlegerschützer. Wer es sich leisten könne, solle nicht aus dem Aktienmarkt aussteigen.