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Lyndon Hermyle LaRouche - Biographie
Lyndon Hermyle LaRouche wurde am 8.9.1922 in Rochester, USA geboren. Nach eigenen Angaben (International Bulletin 13/1974) war er frueher ueberzeugter Marxist und bis 1966 Mitglied der trotzkistischen Partei "Socialist Workers Party". Nach politischen Querelen wurde er ausgeschlossen und gruendete die "International Caucus of Labour Committees (ICLC). Seine Anhaenger waren groesstenteils linke Studenten, die ein Seminar LaRouches besucht hatten. LaRouche war mit dem Fuehrungsanspruch aufgetreten, die Fuehrung unter den amerikanischen Linken uebernehmen zu wollen. Er baute eine Organisation auf, die z.T. mit rabiaten Mitteln diese Ziele durchzusetzen versuchte. Seine Mitglieder orientierte er sehr stark auf seine Person.
K. Jänsch beurteilt das so: "LaRouche haemmerte den Mitgliedern damals einen pseudo-psychoanalytischen Verschnitt aus Freud, Reich und neomarxistischen Ansaetzen seines Lebens ein. Seine Ideologie richtete sich auf seine Person aus, und mit dem Leitspruch "Die Mutter ist eine Hexe" trieb er Keile in Beziehungen zu den Eltern noch recht junger Mitglieder. Ein typisches Merkmal einer Jugendreligion laesst sich jetzt auch hier erkennen. Das dies auch so in den Organisationen der ICLC ist laesst sich an verschiedenen Beispielen belegen." (Ueber die Bruecke zum Wachtturm, a.a.O. S. 183f.)
In den 70er Jahren scheint LaRouche ins andere Extrem verfallen zu sein, denn er fiel durch Antisemitismus und Sympathie zum ehemaligen Schah-Regime sowie durch erstaunliche Naehe zu US-Nazis auf. LaRouche bewarb sich mehrmals um das Amt des US-Praesidenten, scheiterte jedoch jedesmal. 1986 wurden zehn seiner Anhaenger wegen Kredigkartenbetruges angeklagt. Die "Sueddeutsche Zeitung" (Okt.1986) schrieb darueber wie folgt: "Nach Unterlagen des Justizministeriums sollen sie (Anm.: gemeint sind die LaRouche-Anhaenger) waehrend des Praesidentschaftswahlkampfes 1984 rund 200000 Einzugsermaechtigungen von Abonnenten eines LaRouche-Magazins und Spendern gefaelscht haben. Der Schaden belaeuft sich angeblich auf mehr als eine Million Dollar." Im Zusammenhang mit unklaren Finanzgeschaeften verbuesst LaRouche gegenwaertig eine 15jaehrige Gefaengnisstrafe wegen Steuerhinterziehung. Seine Frau, Helga Zepp-LaRouche, fuehrt in der Zwischenzeit seine Arbeit besonders in Europa fort. "Ungefaehr ein halbes Jahr vor den 1993er US-Praesidentschaftswahlen, zu denen auch L.H.LaRouche aus dem Gefaengnis heraus kandidierte und sogar in einigen Staaten direkt auf der Wahlliste stand (in anderen sollte man ihn zusaetzlich noch daraufschreiben), erhielten alle CDU-Abgeordneten im Saechsichen Landtag durch Frau LaRouche brieflich die Bitte, Spenden zur Unterstuetzung der Kandidatur ihres Mannes zur Verfuegung zu stellen." (Ueber die Bruecke zum Wachtturm, a.a.O. S. 185)
ein auszug seiner ansicht
Am 2. Juli sprach Lyndon LaRouche in Rom auf einer Konferenz der Nachrichtenagentur EIR über die weltweite strategische und wirtschaftliche Krise und diskutierte mit den Teilnehmern darüber, wie die nötige politische Unterstützung für das von ihm vorgeschlagene neue Bretton-Woods-System gewonnen werden kann. Mit LaRouche auf dem Podium saßen der Generaldirektor des italienischen Wirtschaftsministeriums Dr. Nino Galloni sowie Senator Oskar Peterlini, der mit einer Eingabe im italienischen Parlament zu einer neuen Bretton-Woods-Konferenz aufgerufen hat. Diskussionsleiter war der Vorsitzende der Italienischen Solidaritätsbewegung (Movimento Solidarietà), Paolo Raimondi.
Die Veranstaltung mit mehr als hundert Teilnehmern - Ökonomen, Akademiker, Diplomaten, Journalisten, Studenten u.a. - fand im Sala-Auditorium der Basilika Santa Maria degli Angeli statt. Viele Gäste kannten LaRouche bereits von früheren Veranstaltungen oder aus seinen Schriften. Die Erwartungen waren hoch, und der prominente Gast enttäuschte seine Zuhörer nicht.
LaRouche erklärte, die heutige strategische und wirtschaftlich-finanzielle Krise sei das Resultat einer Politik, welche die Fraktion der "Utopier" in den USA der Welt aufgezwungen habe - das sei die gleiche Fraktion, vor der schon Präsident Eisenhower in seiner letzten Rede als "militärisch-industrieller Komplex" gewarnt hatte. Diese Gruppe hänge der Philosophie von H.G. Wells und Bertrand Russell an und sei erstmals nach dem Tod von Präsident Franklin D. Roosevelt in Erscheinung getreten, als der Nachfolger Harry Truman die von Roosevelt begonnenen Friedensverhandlungen mit Japan abbrach und statt dessen die militärisch sinnlose Entscheidung traf, zwei Atombomben auf Japan abzuwerfen.
Die Kubakrise nach der Eisenhower-Ära von 1953-1961 bedeutete eine erneute Weichenstellung in die falsche Richtung. Damals sei es den Utopiern gelungen, mit der Atomkriegsdrohung die Welt zu terrorisieren. Später habe die Welt zwölf Jahre unter den "Präsidenten" Kissinger und Brzezinski - die in den Regierungen Nixon, Ford und Carter die eigentliche Macht hatten - unter dem Regime der Utopier zu leiden gehabt.
Kissinger und NSSM-200
Am deutlichsten zeige sich die Politik der Utopier in dem von Henry Kissinger unterzeichneten National Security Study Memorandum 200 (NSSM 200) aus dem Jahr 1974, das ursprünglich geheim war. Darin heißt es, nicht-anglophone Nationen mit starkem Bevölkerungswachstum drohten die Rohstoffe der Welt, die der anglophonen Welt vorbehalten sein sollten, zu verbrauchen und erschöpfen. Es sei die Pflicht der US-Regierung, gegen diese Bevölkerungszunahme vorzugehen. Dieselbe Politik sei unter Carter in der Schrift Global 2000 formuliert worden.
Heute sei das Ziel der Utopierfraktion, mit einer Politik des permanenten Krieges ein anglophones Weltimperium nach dem Vorbild des Römischen Reiches zu schaffen.
Aber diese Leute hätten einen großen Fehler gemacht, sagte LaRouche: Während das alte Rom sich in ein Imperium verwandelte, als es auf dem Höhepunkt seiner Macht war, wollten sie nun ein Imperium gründen, wenn alles gerade zusammenbricht. Der Kollaps des gegenwärtigen Weltfinanzsystems sei unausweichlich, und nur die Rückkehr zu einer Politik, die das Gemeinwohl im Mittelpunkt stellt, könne die Weltwirtschaft retten. Vergleiche man die Periode von 1945 bis 1962/65, als das alte Bretton-Woods-Abkommen in Kraft war, mit den darauffolgenden Phasen insbesondere nach der offiziellen Aufhebung des Bretton-Woods-Abkommens 1971, so sei offensichtlich, welches System funktionierte und welches nicht.
Das Bretton-Woods-System habe es trotz aller seiner Schwächen möglich gemacht, nach dem Zweiten Weltkrieg Europa wieder aufzubauen sowie Mittel- und Südamerika und andere Teile der Welt zu entwickeln. Heute müßten wir ein neues System schaffen, das auf diesem Bretton-Woods-Modell basiert: feste Wechselkurse, garantiert durch ein Goldreservesystem (anders als der Goldstandard im britischen System) und eine Politik für den Aufbau internationaler Entwicklungsprojekte mit langfristigen, niedrigverzinsten Krediten.
Nach den Reden des amerikanischen Präsidenten vom 24. und 26. Juni habe die Regierung Bush jede Glaubwürdigkeit verloren, sagte LaRouche. Leute in verantwortlichen Positionen in den Vereinigten Staaten und Europa müßten jetzt die Bevölkerung mobilisieren, die von LaRouche vorgeschlagene Politik zu unterstützen. Das sei der einzige Weg, auch wenn die Mehrheit der Menschen selbstherrlich und stur an ihren Vorurteilen festhalte, obwohl diese sie in den eigenen Untergang führen. Eine gute politische Führung habe die Pflicht, die Wahrheit zu sagen, statt nur der populären Meinung nach dem Mund zu reden.
Gallonis Arbeit
Im Anschluß an LaRouches Rede präsentierte Dr. Nino Galloni in seinem Beitrag einige Aspekte seiner Arbeit, um aufzuzeigen, daß das derzeitige Wirtschaftssystem zum Untergang verurteilt ist.
Die Globalisierung sei schon vor dem 11. September an ihr Ende gekommen, auch wenn die USA die Ereignisse jenes Tages hinterher als Vorwand benutzten, damit zu beginnen, die Globalisierung rückgängig zu machen, sagte er. Einer der Hauptverantwortlichen für den globalen Wirtschaftskollaps sei der Internationale Währungsfonds (IWF), der inzwischen etwas ganz anderes betreibe als das, wofür die Väter des Bretton-Woods-Systems ihn vorgesehen hatten.
Ursprünglich sollte der IWF helfen, Handelsungleichgewichte der Entwicklungsländer auszugleichen, die dadurch entstanden, daß diese Länder aus den Industrieländern Kapitalgüter, Maschinen und Ausrüstung importieren mußten, um eine eigene unabhängige industrielle Entwicklung in Gang setzen zu können. Doch statt dessen habe der IWF Schulden für ganz andere Zwecke finanziert, darunter reine Geldschulden. Galloni zeigte, wie die finanziellen Ungleichgewichte immer mehr zunahmen, weil die ursprünglich vorgesehene Industrie-Entwicklungspolitik nicht erfolgte. Von dem gleichen Mechanismus wie die Entwicklungsländer seien auch einige Industrieländer in Mitleidenschaft gezogen worden - so auch Italien in den 70er Jahren. Diese Länder waren gezwungen, ihre Währungen abzuwerten und die Zinsraten zu erhöhen, um Kapital ins Land zu ziehen.
Dann stellte Galloni anhand seines eigenen Fachgebietes dar, wie die neoliberale Politik den Arbeitsmarkt und das Rentensystem zerstört hat. Die neoliberalen Reformen in diesen Bereichen stützen sich auf zwei Säulen: die Privatisierung und die sog. Flexibilisierung. Die Flexibilisierung bedeutete, daß neue Gesetze zur Kostensenkung erlassen wurden, die es den Unternehmen erlauben, ältere Mitarbeiter als Frührentner zu entlassen und dafür jüngere einzustellen, die dann aber nur noch die Hälfte des Lohns erhalten, den die älteren, qualifizierteren Arbeitskräfte vorher bekommen hatten. Indem so die Ausgaben der Rentenkassen steigen und ihre Einnahmen sinken, werde das ohnehin schon stark belastete Rentensystem gesprengt. Die Lösung könne nur in einer höheren Produktivität der Gesamtwirtschaft und des durchschnittlichen Arbeitsplatzes liegen.
Die Eingabe von Senator Peterlini
Dr. Gallonis Ausführungen bildeten den passenden Rahmen für den Beitrag von Senator Peterlini, der ein System von Rentenfonds in seiner Region Trentino-Alto Adige (Südtirol) aufgebaut hatte, bevor er Senator im nationalen italienischen Parlament wurde. Peterlini zeigte anhand von Tabellen und Grafiken, welchem Dilemma sich die Rentenfonds heute gegenübersehen: Investieren sie das Geld ihrer Mitglieder in "sichere" Anlagen wie Regierungsanleihen, so verlieren sie Kunden, weil sie keine hohen Zinserträge versprechen können; investieren sie aber in die angeblich "hochprofitablen" Anlagen, so setzen sie sich den Risiken des nicht aufzuhaltenden Kollapses der Aktien- und Kapitalmärkte aus. Wenn man die Renten sichern wolle, komme man deshalb nicht umhin, das Weltfinanz- und -währungssystem zu reorganisieren, sagte Peterlini.
Über seiner Verbindungen zur LaRouche-Bewegung konnte er eine Eingabe - eine Art Plattform - aufsetzen, in der zu einer solchen Reorganisation aufgerufen wird. Sie wurde Ende Februar im italienischen Parlament eingebracht und von vielen Parlamentariern unterstützt. Im Senat haben prominente Politiker wie der ehemalige Ministerpräsident Giulio Andreotti oder der ehemalige Arbeitsminister Cesare Salvi das Dokument unterzeichnet; im Abgeordnetenhaus gehörten dazu u.a. die ehemaligen Minister Maccanico, Melandri und Treu sowie der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Ramponi.
Insgesamt unterzeichneten mehr als hundert Mitglieder des italienischen Parlaments (Senat und Abgeordnetenhaus) das Dokument, in dem u.a. aufgerufen wird "die Initiative zu ergreifen, die Einberufung einer neuen internationalen Konferenz von Staatsoberhäuptern und Regierungschefs vorzuschlagen... um ein neues internationales Währungssystem zu schaffen und die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um den Mechanismus zu eliminieren, der für die Schaffung der spekulativen Finanzblase und den systemischen Finanzzusammenbruch verantwortlich ist." (Den vollständigen Wortlaut der Resolution und eine Liste der Unterzeichner finden Sie in Neue Solidarität Nr.23 vom 5.6.2002.)
In der Diskussion bat Raimondi LaRouche, darzulegen, wie aus seiner Sicht das Rentensystem beschaffen sein sollte. LaRouche meinte, in einem gesunden System mit niedrigen Zinsraten und einem regulierten Kapitalmarkt könnten die Rentenfonds gewinnbringend in Regierungsanleihen investieren oder in Anleihen von Versorgungsbetrieben, die von der Bundesregierung und den Kommunen abgesichert sind.
Zentralbanksystem
Der Vorsitzende einer Verbraucherorganisation bat LaRouche, etwas über die heutigen, weitgehend privaten Zentralbanken zu sagen. LaRouche erklärte, die Zentralbanken seien das Erbe aristokratischer Macht, die die Entstehung des modernen Verfassungsstaates überdauerte. Die Vereinigten Staaten machten in der Zeit des Bürgerkrieges zwar kurze, doch äußerst gute Erfahrungen mit staatlich aufgelegtem Geld, den sog. "Greenbacks" (eine Erfindung Lincolns zur Finanzierung des Krieges und des Infrastrukturaufbaus). Europa sei damals durch den Wirtschaftsaufbau in Amerika inspiriert worden, seine eigene industrielle Entwicklung in Angriff zu nehmen.
Aber dann sei in den USA das Specie Resumption Act und wenig später das Federal-Reserve-System eingeführt worden, das eigentlich verfassungswidrig sei. Laut der amerikanischen Verfassung kann nur der Kongreß die Regierung bevollmächtigen, über das Schatzministerium Geld aufzulegen. Bei der Schaffung eines neuen Bretton-Woods-Systems müsse man sich mit dieser Frage beschäftigen. Wir werden staatliches Geld in Form von Kredit schaffen, der dann als von der Regierung beschlossene Investitionen über das private Bankensystem ausschließlich in die Infrastruktur und in produktive Projekte in die Wirtschaft gelangen wird, sagte LaRouche.
Nahostkrise
Ein Vertreter einer palästinensischen katholischen Organisation bat LaRouche, zur amerikanischen Nahostpolitik Stellung zu nehmen. Die Grundlage für einen Frieden ist und bleibt das Osloer Friedensabkommen, antwortete LaRouche. Die Probleme nach dem Abschluß des Abkommens hätten damit begonnen, daß die Weltbank die Kontrolle über die wirtschaftlichen Aspekte des Abkommens vereinnahmte und den Wirtschaftsaufbau sabotierte. Dann kam 1995 der Mord am israelischen Ministerpräsidenten Rabin hinzu. Und heute unterstütze die US-Regierung eine israelische Regierung, in der Leute sitzen, die für den Mord an Rabin politisch mitverantwortlich seien. Eine Lösung für die Probleme im Nahen Osten gebe es nur im Rahmen des ökumenischen Dialogs, betonte LaRouche.
Bei einem Empfang nach der Veranstaltung hatten viele Konferenzteilnehmer die Gelegenheit zu einem informellen Gespräch mit Lyndon LaRouche. Auch nutzte LaRouche die Gelegenheit, in Rom mit führenden Vertretern aus Politik, Religion und verschiedensten Institutionen zusammenzutreffen und ihnen u.a. von seinen jüngsten Reisen nach Brasilien und Abu Dhabi zu berichten.
Claudio Celani
Lyndon Hermyle LaRouche - Biographie
Lyndon Hermyle LaRouche wurde am 8.9.1922 in Rochester, USA geboren. Nach eigenen Angaben (International Bulletin 13/1974) war er frueher ueberzeugter Marxist und bis 1966 Mitglied der trotzkistischen Partei "Socialist Workers Party". Nach politischen Querelen wurde er ausgeschlossen und gruendete die "International Caucus of Labour Committees (ICLC). Seine Anhaenger waren groesstenteils linke Studenten, die ein Seminar LaRouches besucht hatten. LaRouche war mit dem Fuehrungsanspruch aufgetreten, die Fuehrung unter den amerikanischen Linken uebernehmen zu wollen. Er baute eine Organisation auf, die z.T. mit rabiaten Mitteln diese Ziele durchzusetzen versuchte. Seine Mitglieder orientierte er sehr stark auf seine Person.
K. Jänsch beurteilt das so: "LaRouche haemmerte den Mitgliedern damals einen pseudo-psychoanalytischen Verschnitt aus Freud, Reich und neomarxistischen Ansaetzen seines Lebens ein. Seine Ideologie richtete sich auf seine Person aus, und mit dem Leitspruch "Die Mutter ist eine Hexe" trieb er Keile in Beziehungen zu den Eltern noch recht junger Mitglieder. Ein typisches Merkmal einer Jugendreligion laesst sich jetzt auch hier erkennen. Das dies auch so in den Organisationen der ICLC ist laesst sich an verschiedenen Beispielen belegen." (Ueber die Bruecke zum Wachtturm, a.a.O. S. 183f.)
In den 70er Jahren scheint LaRouche ins andere Extrem verfallen zu sein, denn er fiel durch Antisemitismus und Sympathie zum ehemaligen Schah-Regime sowie durch erstaunliche Naehe zu US-Nazis auf. LaRouche bewarb sich mehrmals um das Amt des US-Praesidenten, scheiterte jedoch jedesmal. 1986 wurden zehn seiner Anhaenger wegen Kredigkartenbetruges angeklagt. Die "Sueddeutsche Zeitung" (Okt.1986) schrieb darueber wie folgt: "Nach Unterlagen des Justizministeriums sollen sie (Anm.: gemeint sind die LaRouche-Anhaenger) waehrend des Praesidentschaftswahlkampfes 1984 rund 200000 Einzugsermaechtigungen von Abonnenten eines LaRouche-Magazins und Spendern gefaelscht haben. Der Schaden belaeuft sich angeblich auf mehr als eine Million Dollar." Im Zusammenhang mit unklaren Finanzgeschaeften verbuesst LaRouche gegenwaertig eine 15jaehrige Gefaengnisstrafe wegen Steuerhinterziehung. Seine Frau, Helga Zepp-LaRouche, fuehrt in der Zwischenzeit seine Arbeit besonders in Europa fort. "Ungefaehr ein halbes Jahr vor den 1993er US-Praesidentschaftswahlen, zu denen auch L.H.LaRouche aus dem Gefaengnis heraus kandidierte und sogar in einigen Staaten direkt auf der Wahlliste stand (in anderen sollte man ihn zusaetzlich noch daraufschreiben), erhielten alle CDU-Abgeordneten im Saechsichen Landtag durch Frau LaRouche brieflich die Bitte, Spenden zur Unterstuetzung der Kandidatur ihres Mannes zur Verfuegung zu stellen." (Ueber die Bruecke zum Wachtturm, a.a.O. S. 185)
ein auszug seiner ansicht
Am 2. Juli sprach Lyndon LaRouche in Rom auf einer Konferenz der Nachrichtenagentur EIR über die weltweite strategische und wirtschaftliche Krise und diskutierte mit den Teilnehmern darüber, wie die nötige politische Unterstützung für das von ihm vorgeschlagene neue Bretton-Woods-System gewonnen werden kann. Mit LaRouche auf dem Podium saßen der Generaldirektor des italienischen Wirtschaftsministeriums Dr. Nino Galloni sowie Senator Oskar Peterlini, der mit einer Eingabe im italienischen Parlament zu einer neuen Bretton-Woods-Konferenz aufgerufen hat. Diskussionsleiter war der Vorsitzende der Italienischen Solidaritätsbewegung (Movimento Solidarietà), Paolo Raimondi.
Die Veranstaltung mit mehr als hundert Teilnehmern - Ökonomen, Akademiker, Diplomaten, Journalisten, Studenten u.a. - fand im Sala-Auditorium der Basilika Santa Maria degli Angeli statt. Viele Gäste kannten LaRouche bereits von früheren Veranstaltungen oder aus seinen Schriften. Die Erwartungen waren hoch, und der prominente Gast enttäuschte seine Zuhörer nicht.
LaRouche erklärte, die heutige strategische und wirtschaftlich-finanzielle Krise sei das Resultat einer Politik, welche die Fraktion der "Utopier" in den USA der Welt aufgezwungen habe - das sei die gleiche Fraktion, vor der schon Präsident Eisenhower in seiner letzten Rede als "militärisch-industrieller Komplex" gewarnt hatte. Diese Gruppe hänge der Philosophie von H.G. Wells und Bertrand Russell an und sei erstmals nach dem Tod von Präsident Franklin D. Roosevelt in Erscheinung getreten, als der Nachfolger Harry Truman die von Roosevelt begonnenen Friedensverhandlungen mit Japan abbrach und statt dessen die militärisch sinnlose Entscheidung traf, zwei Atombomben auf Japan abzuwerfen.
Die Kubakrise nach der Eisenhower-Ära von 1953-1961 bedeutete eine erneute Weichenstellung in die falsche Richtung. Damals sei es den Utopiern gelungen, mit der Atomkriegsdrohung die Welt zu terrorisieren. Später habe die Welt zwölf Jahre unter den "Präsidenten" Kissinger und Brzezinski - die in den Regierungen Nixon, Ford und Carter die eigentliche Macht hatten - unter dem Regime der Utopier zu leiden gehabt.
Kissinger und NSSM-200
Am deutlichsten zeige sich die Politik der Utopier in dem von Henry Kissinger unterzeichneten National Security Study Memorandum 200 (NSSM 200) aus dem Jahr 1974, das ursprünglich geheim war. Darin heißt es, nicht-anglophone Nationen mit starkem Bevölkerungswachstum drohten die Rohstoffe der Welt, die der anglophonen Welt vorbehalten sein sollten, zu verbrauchen und erschöpfen. Es sei die Pflicht der US-Regierung, gegen diese Bevölkerungszunahme vorzugehen. Dieselbe Politik sei unter Carter in der Schrift Global 2000 formuliert worden.
Heute sei das Ziel der Utopierfraktion, mit einer Politik des permanenten Krieges ein anglophones Weltimperium nach dem Vorbild des Römischen Reiches zu schaffen.
Aber diese Leute hätten einen großen Fehler gemacht, sagte LaRouche: Während das alte Rom sich in ein Imperium verwandelte, als es auf dem Höhepunkt seiner Macht war, wollten sie nun ein Imperium gründen, wenn alles gerade zusammenbricht. Der Kollaps des gegenwärtigen Weltfinanzsystems sei unausweichlich, und nur die Rückkehr zu einer Politik, die das Gemeinwohl im Mittelpunkt stellt, könne die Weltwirtschaft retten. Vergleiche man die Periode von 1945 bis 1962/65, als das alte Bretton-Woods-Abkommen in Kraft war, mit den darauffolgenden Phasen insbesondere nach der offiziellen Aufhebung des Bretton-Woods-Abkommens 1971, so sei offensichtlich, welches System funktionierte und welches nicht.
Das Bretton-Woods-System habe es trotz aller seiner Schwächen möglich gemacht, nach dem Zweiten Weltkrieg Europa wieder aufzubauen sowie Mittel- und Südamerika und andere Teile der Welt zu entwickeln. Heute müßten wir ein neues System schaffen, das auf diesem Bretton-Woods-Modell basiert: feste Wechselkurse, garantiert durch ein Goldreservesystem (anders als der Goldstandard im britischen System) und eine Politik für den Aufbau internationaler Entwicklungsprojekte mit langfristigen, niedrigverzinsten Krediten.
Nach den Reden des amerikanischen Präsidenten vom 24. und 26. Juni habe die Regierung Bush jede Glaubwürdigkeit verloren, sagte LaRouche. Leute in verantwortlichen Positionen in den Vereinigten Staaten und Europa müßten jetzt die Bevölkerung mobilisieren, die von LaRouche vorgeschlagene Politik zu unterstützen. Das sei der einzige Weg, auch wenn die Mehrheit der Menschen selbstherrlich und stur an ihren Vorurteilen festhalte, obwohl diese sie in den eigenen Untergang führen. Eine gute politische Führung habe die Pflicht, die Wahrheit zu sagen, statt nur der populären Meinung nach dem Mund zu reden.
Gallonis Arbeit
Im Anschluß an LaRouches Rede präsentierte Dr. Nino Galloni in seinem Beitrag einige Aspekte seiner Arbeit, um aufzuzeigen, daß das derzeitige Wirtschaftssystem zum Untergang verurteilt ist.
Die Globalisierung sei schon vor dem 11. September an ihr Ende gekommen, auch wenn die USA die Ereignisse jenes Tages hinterher als Vorwand benutzten, damit zu beginnen, die Globalisierung rückgängig zu machen, sagte er. Einer der Hauptverantwortlichen für den globalen Wirtschaftskollaps sei der Internationale Währungsfonds (IWF), der inzwischen etwas ganz anderes betreibe als das, wofür die Väter des Bretton-Woods-Systems ihn vorgesehen hatten.
Ursprünglich sollte der IWF helfen, Handelsungleichgewichte der Entwicklungsländer auszugleichen, die dadurch entstanden, daß diese Länder aus den Industrieländern Kapitalgüter, Maschinen und Ausrüstung importieren mußten, um eine eigene unabhängige industrielle Entwicklung in Gang setzen zu können. Doch statt dessen habe der IWF Schulden für ganz andere Zwecke finanziert, darunter reine Geldschulden. Galloni zeigte, wie die finanziellen Ungleichgewichte immer mehr zunahmen, weil die ursprünglich vorgesehene Industrie-Entwicklungspolitik nicht erfolgte. Von dem gleichen Mechanismus wie die Entwicklungsländer seien auch einige Industrieländer in Mitleidenschaft gezogen worden - so auch Italien in den 70er Jahren. Diese Länder waren gezwungen, ihre Währungen abzuwerten und die Zinsraten zu erhöhen, um Kapital ins Land zu ziehen.
Dann stellte Galloni anhand seines eigenen Fachgebietes dar, wie die neoliberale Politik den Arbeitsmarkt und das Rentensystem zerstört hat. Die neoliberalen Reformen in diesen Bereichen stützen sich auf zwei Säulen: die Privatisierung und die sog. Flexibilisierung. Die Flexibilisierung bedeutete, daß neue Gesetze zur Kostensenkung erlassen wurden, die es den Unternehmen erlauben, ältere Mitarbeiter als Frührentner zu entlassen und dafür jüngere einzustellen, die dann aber nur noch die Hälfte des Lohns erhalten, den die älteren, qualifizierteren Arbeitskräfte vorher bekommen hatten. Indem so die Ausgaben der Rentenkassen steigen und ihre Einnahmen sinken, werde das ohnehin schon stark belastete Rentensystem gesprengt. Die Lösung könne nur in einer höheren Produktivität der Gesamtwirtschaft und des durchschnittlichen Arbeitsplatzes liegen.
Die Eingabe von Senator Peterlini
Dr. Gallonis Ausführungen bildeten den passenden Rahmen für den Beitrag von Senator Peterlini, der ein System von Rentenfonds in seiner Region Trentino-Alto Adige (Südtirol) aufgebaut hatte, bevor er Senator im nationalen italienischen Parlament wurde. Peterlini zeigte anhand von Tabellen und Grafiken, welchem Dilemma sich die Rentenfonds heute gegenübersehen: Investieren sie das Geld ihrer Mitglieder in "sichere" Anlagen wie Regierungsanleihen, so verlieren sie Kunden, weil sie keine hohen Zinserträge versprechen können; investieren sie aber in die angeblich "hochprofitablen" Anlagen, so setzen sie sich den Risiken des nicht aufzuhaltenden Kollapses der Aktien- und Kapitalmärkte aus. Wenn man die Renten sichern wolle, komme man deshalb nicht umhin, das Weltfinanz- und -währungssystem zu reorganisieren, sagte Peterlini.
Über seiner Verbindungen zur LaRouche-Bewegung konnte er eine Eingabe - eine Art Plattform - aufsetzen, in der zu einer solchen Reorganisation aufgerufen wird. Sie wurde Ende Februar im italienischen Parlament eingebracht und von vielen Parlamentariern unterstützt. Im Senat haben prominente Politiker wie der ehemalige Ministerpräsident Giulio Andreotti oder der ehemalige Arbeitsminister Cesare Salvi das Dokument unterzeichnet; im Abgeordnetenhaus gehörten dazu u.a. die ehemaligen Minister Maccanico, Melandri und Treu sowie der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Ramponi.
Insgesamt unterzeichneten mehr als hundert Mitglieder des italienischen Parlaments (Senat und Abgeordnetenhaus) das Dokument, in dem u.a. aufgerufen wird "die Initiative zu ergreifen, die Einberufung einer neuen internationalen Konferenz von Staatsoberhäuptern und Regierungschefs vorzuschlagen... um ein neues internationales Währungssystem zu schaffen und die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um den Mechanismus zu eliminieren, der für die Schaffung der spekulativen Finanzblase und den systemischen Finanzzusammenbruch verantwortlich ist." (Den vollständigen Wortlaut der Resolution und eine Liste der Unterzeichner finden Sie in Neue Solidarität Nr.23 vom 5.6.2002.)
In der Diskussion bat Raimondi LaRouche, darzulegen, wie aus seiner Sicht das Rentensystem beschaffen sein sollte. LaRouche meinte, in einem gesunden System mit niedrigen Zinsraten und einem regulierten Kapitalmarkt könnten die Rentenfonds gewinnbringend in Regierungsanleihen investieren oder in Anleihen von Versorgungsbetrieben, die von der Bundesregierung und den Kommunen abgesichert sind.
Zentralbanksystem
Der Vorsitzende einer Verbraucherorganisation bat LaRouche, etwas über die heutigen, weitgehend privaten Zentralbanken zu sagen. LaRouche erklärte, die Zentralbanken seien das Erbe aristokratischer Macht, die die Entstehung des modernen Verfassungsstaates überdauerte. Die Vereinigten Staaten machten in der Zeit des Bürgerkrieges zwar kurze, doch äußerst gute Erfahrungen mit staatlich aufgelegtem Geld, den sog. "Greenbacks" (eine Erfindung Lincolns zur Finanzierung des Krieges und des Infrastrukturaufbaus). Europa sei damals durch den Wirtschaftsaufbau in Amerika inspiriert worden, seine eigene industrielle Entwicklung in Angriff zu nehmen.
Aber dann sei in den USA das Specie Resumption Act und wenig später das Federal-Reserve-System eingeführt worden, das eigentlich verfassungswidrig sei. Laut der amerikanischen Verfassung kann nur der Kongreß die Regierung bevollmächtigen, über das Schatzministerium Geld aufzulegen. Bei der Schaffung eines neuen Bretton-Woods-Systems müsse man sich mit dieser Frage beschäftigen. Wir werden staatliches Geld in Form von Kredit schaffen, der dann als von der Regierung beschlossene Investitionen über das private Bankensystem ausschließlich in die Infrastruktur und in produktive Projekte in die Wirtschaft gelangen wird, sagte LaRouche.
Nahostkrise
Ein Vertreter einer palästinensischen katholischen Organisation bat LaRouche, zur amerikanischen Nahostpolitik Stellung zu nehmen. Die Grundlage für einen Frieden ist und bleibt das Osloer Friedensabkommen, antwortete LaRouche. Die Probleme nach dem Abschluß des Abkommens hätten damit begonnen, daß die Weltbank die Kontrolle über die wirtschaftlichen Aspekte des Abkommens vereinnahmte und den Wirtschaftsaufbau sabotierte. Dann kam 1995 der Mord am israelischen Ministerpräsidenten Rabin hinzu. Und heute unterstütze die US-Regierung eine israelische Regierung, in der Leute sitzen, die für den Mord an Rabin politisch mitverantwortlich seien. Eine Lösung für die Probleme im Nahen Osten gebe es nur im Rahmen des ökumenischen Dialogs, betonte LaRouche.
Bei einem Empfang nach der Veranstaltung hatten viele Konferenzteilnehmer die Gelegenheit zu einem informellen Gespräch mit Lyndon LaRouche. Auch nutzte LaRouche die Gelegenheit, in Rom mit führenden Vertretern aus Politik, Religion und verschiedensten Institutionen zusammenzutreffen und ihnen u.a. von seinen jüngsten Reisen nach Brasilien und Abu Dhabi zu berichten.
Claudio Celani