Lustlose US-Wirtschaft

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Pate100:

Lustlose US-Wirtschaft

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21.12.05 19:01
wie bei uns.... Die Konzerne machen Rekordgewinne aber schmeißen gleichzeitig
massiv die Mitarbeiter raus und die Menschen haben effektiv weniger Geld zur
Verfügung, da seit Jahren die Löhne zurückgehen oder stagnieren. (gut die Manager mal ausgeschlossen)
Kann dieses Wachstum nachhaltig und gesund sein? Ich hab da so meine Zweifel...
Für mich ist dieser momentan Wirtschaftliche Aufschwung äußerst labil und steht
auf ganz wackligen Füssen!


Lustlose US-Wirtschaft
von Paul Krugman
ZNet 07.12.2005

Sinkende Benzinpreise haben in den vergangenen Wochen zu einem verbesserten Konsumklima geführt. Dennoch, die Öffentlichkeit ist äußerst frustriert über den Zustand unserer Wirtschaft. Wie die letzte Gallup-Umfrage zeigt, bewerten 63% der Amerikaner unsere Wirtschaft mittlerweile als schlecht bis mittelprächtig. Und zwischen 36 und 58 Prozent glauben, dass es nicht besser wird sondern eher schlechter.

In gewissem Sinne geht es unserer Ökonomie allerdings vergleichsweise gut. Vor allem das Bruttosozialprodukt steigt rasant. Warum sind die Menschen folglich so frustriert über die Wirtschaft?

Die Frage hat eine politische und eine faktische Dimension - wie alles heutzutage. Die Bush-Administration scheint aus allen Wolken zu fallen, weil sie für das, was sie als "boomende Wirtschaft" bezeichnet, nicht weit mehr gelobt wird. Lassen Sie mich an dieser Stelle behilflich sein:

Zunächst könnte man darauf verweisen, dass die Wirtschaftsdaten, vor allem unsere Arbeitsmarktdaten, nicht ganz so positiv sind, wie sich die Bush-Leute das denken. Präsident Bush lobte bei seinem Auftritt in Rose Garden zwar den jüngsten Arbeitsmarktbericht - in den Jahren der Regierung Clinton allerdings wäre ein Anstieg um 215 000 Arbeitsplätzen nichts Besonderes gewesen, ein wenig lausig sogar. Zudem ist die Wochenarbeitszeit leicht zurückgegangen, daher wurde letzten Monat insgesamt sogar weniger Stunden gearbeitet.

Der Hauptgrund für unsere wirtschaftliche Unzufriedenheit ist aber ein anderer. Es ist nicht einfach, den Menschen einzureden, wir befänden uns in einem Wirtschaftsboom, wenn sie bislang nichts Positives von diesem Boom hatten. In den letzten Jahren konnten wir ein relativ gutes Wirtschaftswachstum (Anstieg des Bruttosozialprodukts) verzeichnen. Die Profitmaschine der Konzerne brummte. Aber dieses Wachstum tröpfelt nicht in die Taschen der Mehrheit der Amerikaner.

Im August hat das Statistische Bundesamt (Census bureau) die Daten zum Familieneinkommen 2004 veröffentlicht. Dieser Report hat eine klare Diskrepanz zwischen dem Wirtschaftswachstum insgesamt und der ökonomischen Situation der meisten Familien im Land deutlich gemacht - und das ausgerechnet vor dem düsteren Hintergrund des Hurrikans Katrina.

2004 hätte eigentlich ein gutes Jahr für Amerikas Familien sein können - mit einem Wirtschaftswachstum von immerhin 4,2%. Das war der beste Wert seit 1999. Dennoch ist es den meisten amerikanischen Familien wirtschaftlich schlechter gegangen. Das reale mittlere Haushaltseinkommen (zu dessen Ermittlung alle Haushalte, die inflationsbereinigt im Mittelfeld der Einkommenstabelle liegen, herangezogen werden) war 2004 schon das fünfte Jahr in Folge rückläufig. Einer der Schlüsselfaktoren für wirtschaftliche Unsicherheit ist fehlender Krankenversicherungsschutz - ein Faktor, der sich weiter negativ entwickelt hat, denn immer mehr Amerikaner müssen ohne Krankenversicherung auskommen.

Noch liegen für 2005 keine entsprechenden Zahlen vor. Doch wird schon jetzt deutlich, dass die Ergebnisse in etwa dieselben geblieben sind. Das Bruttoinlandsprodukt hat sich weiterhin solide entwickelt, aber auch dieses Jahr werden wohl wieder die meisten Familien Verluste hinnehmen müssen. Die Familieneinkommen können nicht mit der Inflation Schritt halten.

Was steckt hinter der Diskrepanz zwischen Wirtschaftswachstum und der Entwicklung des Familieneinkommens? Die wirtschaftliche Erholung, die offiziell Ende 2001 einsetzte, ist extrem einseitig verlaufen. Bei den Konzernprofiten, wie gesagt, spektakuläre Steigerungsraten. Selbst inflationsbereinigt sahen wir hier eine Steigerung von mehr als 50%, allein im letzten Quartal 2001 - bei gleichzeitig weniger als 7% höheren Reallöhnen bzw. Realgehältern.

Natürlich gibt es reiche Amerikaner, deren Einkommen sich hauptsächlich aus Dividenden und hohen Aktiengewinnen zusammensetzt. Diese Klientel profitiert von den gigantischen Profiten (der Konzerne) in mehr oder minder direkter Form. Aber dies ist eine kleine Minderheit. Für die Mehrheit der Amerikaner sind hingegen niedrigere Lohnzuwächse die Realität. Hinzu kommt, dass sich die Löhne und Gehälter vor allem am oberen Ende der Lohnskala steigern, das heißt, steigende Gehälter bei Managern und Topangestellten. Der durchschnittliche Stundenlohn eines Arbeiters/einer Arbeiterin (unterhalb der Position eines Vorarbeiters) war hingegen inflationsbereinigt niedriger als vor der Wirtschaftsbelebung.

Da haben wir's also, das ist der Grund, weshalb die Amerikaner nicht zufrieden sind mit unserer Wirtschaftslage. Für sie ist sie alles andere als zufriedenstellend. Bruttosozialprodukt hin oder her - den meisten geht es schlechter.

Warum? Eine weit schwierigere Frage. Jedenfalls kann man die Kluft zwischen unserem Wirtschaftswachstum und der wirtschaftlichen Situation der meisten Familien nicht einfach als "normales Phänomen" abtun. Zwar beobachtet man in den ersten Phasen einer wirtschaftlichen Expansion häufig, dass Löhne und die mittleren Familieneinkommen der Profitentwicklung hinterherhinken - aber nicht in so drastischer Weise bzw. über so einen langen Zeitraum. Andererseits ist es nicht leicht, der Bush-Administration und ihrer Politik mehr als einen kleinen Teil der Schuld für diese Entwicklung anzulasten. Derzeit bleibt ein Rätsel, weshalb die meisten Amerikaner so wenig von der wirtschaftlichen Expansion profitieren.

Fest steht andererseits, jene Berater, die glauben, Bush könne seine politische Situation retten, indem er in seinen Reden der Öffentlichkeit vorhält, wie geschmiert die Wirtschaft läuft, haben nicht begriffen, um was es hier eigentlich geht. Das Problem ist nicht, dass die Leute nicht kapieren, wie rosig die Lage ist. Das Problem ist, dass sie an ihrer eigenen Situation sehen, dass die Lage alles andere als rosig ist.
MaMoe:

Das ist zwar viel Text aber lesenswert ...

 
21.12.05 19:13
nicht für die Star-Daytrader mit den lustigen 3% Gewinnen, sondern ehr für die, die wirklich investieren wollen ... und auch das nötige Kleingeld dazu haben ... sind einige gute Ansätze drin ...

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Weder Asien noch die meisten anderen Regionen der Welt konnten
diesen Sommer mit Genuss erleben; kennzeichnend waren politische Umwälzungen,
Naturkatastrophen und menschliche Tragödien. Meine jährliche Asienreise,
die mich in zwölf Länder führte, gab mir den Eindruck, dass die Situation
und die Stimmung in den verschiedenen Ländern niemals zuvor so differenziert
war.
Indien auf der Sonnenseite. Trotz der Infrastrukturprobleme und der zu geringen
Fortschritte in Bezug auf den Bürokratieabbau und die Privatisierung befindet
sich die indische Bevölkerung im Aufbruch und startet durch, so u.a. der boomende
Unternehmensbereich. Indien und seine Unternehmen orientieren sich zunehmend
international, nicht nur die großen Konzerne, sondern auch die kleinen und
mittelständischen Unternehmen.
Innerhalb Südostasiens manifestierten sich die Unterschiede zwischen
den verschiedenen Ländern besonders stark. Malaysia hat den
politischen Transformationsprozess bewältigt und die Umstrukturierung seiner
Wirtschaft fortgesetzt, was die Wachstumsperformance auf mittlere Sicht stark
beflügeln dürfte. Singapur überzeugt weiterhin mit seinem Wirtschaftsboom und
seiner großen Entschlossenheit, durch strukturelle Reformen das Wachstum zu
fördern. Dagegen ist die Situation auf den Philippinen trotz der relativ hohen
Wachstumsraten durch politische und ökonomische Risiken gekennzeichnet. Auch
in Indonesien wird der Reformprozess durch massive politische Probleme und

Risiken erschwert; außerdem sind die hohen Ölpreise trotz eigener Erdölförderung
ein großes Handikap. Thailand ist ebenfalls mit großen Herausforderungen konfrontiert,
da das Wirtschaftskonzept „Thaksinomics” die Haushalts- und Handelsbilanz
belastet und zu einem höheren Wechselkursrisiko geführt hat.
In China scheint die politische Führung den Herausforderungen gewachsen
zu sein. Sei es innen- oder außenpolitisch, die chinesische Führung
vermag das wirtschaftlich rasant expandierende Land weiter auf Kurs zu halten. In
der Energiepolitik werden alle verfügbaren Quellen von Kohle über Atomenergie
bis zu Biomasse angezapft. Zunehmende Risiken einer möglichen Spekulationsblase
in China dürfen jedoch nicht außer Acht gelassen werden! Trotz der niedrigen
Inflationsrate hat die überschüssige Liquidität zu Preisdruck an den Assetmärkten
geführt, insbesondere im Immobilienbereich.
Die Wirtschaft Südkoreas hat „deutsche” Züge angenommen: keine
Kinder, kein Konsum, Gewerkschaften mit überhöhten Lohnforderungen. Die
Wachstumsbelebung des letzten Jahres war nur von kurzer Dauer. Ich bleibe jedoch
bei meiner Einschätzung, dass Südkorea auch in Zukunft von seinen hochqualifizierten
Arbeitskräften und seinem ungebrochenen Willen zur Steigerung der
Leistungskraft profitieren wird.
Bemerkenswert ist nicht zuletzt die jüngste Entwicklung in Japan, wo
es wieder begründete Hoffnungen auf Reformen gibt, nachdem der Ministerpräsident
die von ihm angesetzten Wahlen gewonnen hat und die Regierungspartei
ihre Ablehnung der beabsichtigten Reformen aufgegeben hat.
Meine jährliche Reise nach Asien erfolgte diesmal in einem
Sommer, der von Krisen geprägt war: politische Umwälzungen,
Naturkatastrophen und menschliche Tragödien kennzeichneten
das Bild. Zwei Tage vor meiner Ankunft in Sri Lanka, wo ich meinen
ersten Besuchstermin hatte, wurde der angesehene Außenminister
des Stadtstaates, selbst Tamile – ein scharfer Kritiker des tamilischen
Terrorismus – ermordet. Dann lösten Befürchtungen eines
Selbstmordattentats im Irak eine Massenpanik aus, bei der über
1000 Pilger ums Leben kamen. Nachdem Mumbai vier Tage lang
unter Wasser gestanden hatte, mussten die Schweiz, Österreich
und Süddeutschland gegen das Hochwasser kämpfen. Und dann
erreichten die Naturkatastrophen mit dem Hurrikan Katrina ihren
traurigen Höhepunkt. New Orleans versank in den Fluten und mit
ihm die Hoffnungen auf Entspannung an den Ölmärkten.
Asien zunehmend differenziert, aber: Indien
hat Hochsaison
Auch für einen Beobachter, der sich seit vielen Jahren mit der
Region beschäftigt, präsentieren sich die Länder Asiens in einem
so unterschiedlichen Licht wie niemals zuvor – sowohl die
aktuelle wirtschaftliche Situation als auch die Einschätzung der
Zukunft auf Seiten der Bevölkerung. Nicht nur konjunkturell, sondern
auch strukturell weisen die verschiedenen Länder größere
Diskrepanzen auf als jemals zuvor. Eines ist jedoch offensichtlich:
Spitzenreiter ist Indien. Das bedeutet nicht, dass ich von allem positiv
beeindruckt war, was ich sah: der Standard der Flughäfen ist
praktisch in jeder Hinsicht verbesserungswürdig, und die Straßen
von Mumbai sind unverändert schlecht (Ansammlung von Schlaglöchern
und sowohl tagsüber als auch nachts Verkehrschaos). Die
Regierung und die öffentliche Verwaltung haben immer noch nicht
den Beweis erbracht, dass sie in der Lage sind, die Bürokratie zu
reduzieren und die Privatisierungen im Rahmen der marktwirtschaftlichen
Reformen erfolgreich umzusetzen.
Die Bevölkerung befindet sich jedoch im Aufbruch, und der Unternehmenssektor
boomt. Die Stimmung und Dynamik sind jedoch
meilenweit entfernt von der Selbstgefälligkeit früherer Jahre. Am
beeindruckendsten ist die internationale Öffnung Indiens. Dies gilt
nicht nur für den IT-Bereich aufgrund von Outsourcing-Aktivitäten.
Auch in der Industrie spielt die Exportorientierung eine entscheidende
Rolle. Besonders erstaunlich ist, dass der Öffnungstrend Indiens
in hohem Maße vom Engagement der indischen Unternehmen ausging.
Außerdem steht das Exportgeschäft nicht nur für die großen
Unternehmen wie z. B. Tata im Mittelpunkt, es nimmt auch für die
mittelständischen Unternehmen eine immer wichtigere Rolle ein.
Indiens Internationalisierung kommt
Nachbarländern zugute
Im Zuge der internationalen Öffnung Indiens profitieren auch
die Nachbarländer, die Indien dabei zunehmend integriert. So
könnte z. B. die Bekleidungsindustrie Sri Lankas, die für ihre Qualität
bekannt ist, besser über den Wegfall des Quotensystems aufgrund
des auslaufenden Welttextilabkommens hinwegkommen,
indem sie in die textile Kette Indiens integriert wird. Dies würde
Economies of Scale in Produktion und Marketing ermöglichen. Ein
weiteres beachtliches Beispiel ist Pakistan. Trotz des Kashmir-
Konflikts nehmen die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Indien
und seinem Nachbarn im Norden offensichtlich rasch zu.
Indien ist dabei, nicht-tarifäre Handelshemmnisse abzubauen, und
der Außenhandel boomt, nachdem das Offenheitsmaß zuvor allerdings
sehr gering war. Indiens Unternehmen zeigen inzwischen
große Präsenz in der internationalen Arena. Die kleinen und großen
Nachbarländer haben dies erkannt und zeigen Respekt. Der wirtschaftliche
Aufstieg Indiens spiegelt sich auch am größten Aktienmarkt
Indiens in Mumbai wider. Die zahlreichen Börsengänge, die
deutliche Zunahme des Handelsvolumens und der Anstieg der Aktienkurse
sind sichtbare Zeichen des Erfolgs.
Vereinigte Arabische Emirate, Malaysia
und Singapur weiter auf Wachstumskurs
Weiter im Westen ist Dubai zu einem erfolgreichen Finanzzentrum
aufgestiegen. Obwohl mich die Geschäftserwägungen bei
vielen Projekten in diesem Golfstaat nicht vollkommen überzeugen,
sind der seit Jahrzehnten anhaltende Aufstieg von Dubai und sein
zunehmend internationaler Charakter sehr beeindruckend. Und
seine logistischen Fähigkeiten werden verstärkt von internationalen
Unternehmen genutzt. Nicht nur Singapore Airlines beobachtet die
wachsende Bedeutung des angrenzenden Hubs; sogar zahlreiche
sehr große internationale Fluggesellschaften befürchten, dass die
Konkurrenz durch Emirates zu Marktverlusten im Luftverkehr führen
könnte.
Für Malaysia hat die Amtsübernahme des neuen Premierministers
nicht zu wirtschaftlichen Einbußen geführt. Sicherlich vermissen
viele den Glamour, der von dem langjährigen bisherigen
Regierungschef Mahathir auf das kleine, im Süden gelegene Land
ausging. Die entschlossene Fortsetzung der Wirtschaftsreformen
durch die neue Regierung schafft jedoch beste Voraussetzungen für
Malaysias Position als Wachstumsstar in der Region. Sogar auf
Gebieten wie der energetischen Nutzung von Biomasse (Palmenöl)
rangiert das Land an führender Stelle. Um die Abhängigkeit der malaysischen
Wirtschaft von Konjunkturzyklen zu reduzieren, werden
forciert Anstrengungen unternommen, die Aktivitäten im Agrar- und
Nahrungsmittelbereich auf modernere Märkte auszurichten. Zu Beginn
des Sommers überraschte Malaysia die Märkte mit seiner Entscheidung,
fast zeitgleich mit China seine Währung aufzuwerten
und seinen Wechselkurs an einen Währungskorb anzubinden. Die
Chefin der malaysischen Zentralbank (Bank Negara Malaysia) Zeti
wird anlässlich des European Banking Congress in Frankfurt im
November zu hören sein; dort werden wir sicherlich die Möglichkeit
haben, mehr über die „gemeinsame Verantwortung” in der Wechselkurspolitik
zu erfahren.
Singapur zeigt gute Performance. Singapurs Entschlossenheit zur
Umstrukturierung und seine Leistungsfähigkeit sind Eigenschaften,
die einem preußischen Charakter imponieren. Die politische Führung
hat erkannt, dass der Stadtstaat angesichts seiner demografischen
Entwicklung nur weiter prosperieren kann, wenn er positiv
zum wirtschaftlichen Erfolg der Nachbarländer beiträgt.
Risiken auf den Philippinen, in Indonesien
und Thailand
Philippinen mit großen Herausforderungen konfrontiert. Der
politische Problemstau, der besonders am Popularitätsverlust der
Präsidentin deutlich wird, die Anfälligkeit gegenüber den hohen Ölpreisen
und der Mangel an Stabilisatoren – wie etwa Devisenreserven
oder die Haushaltsbilanz – sind Risiken für das Land, das ansonsten
durch relativ gute Wachstumsraten gekennzeichnet ist.
Indonesiens politische Problemsituation erschwert den Reformprozess.
Im Gegensatz zu Malaysia hat es Indonesien nicht
verstanden, seine Talente zu nutzen und mit Entschlossenheit den
wirtschaftlichen Aufstieg anzugehen. Trotz der Anstrengungen des
neuen Präsidenten stehen die Politik der Regierungskoalition und
die immer noch existierende Korruption in der Verwaltung substanziellen
Fortschritten entgegen Deshalb wird das Land, das über
reichhaltige Ressourcen verfügt – Arbeitskräftepotential, Agrarprodukte
(einschließlich Biomasse), Öl und noch mehr Erdgas – durch
die hohen Ölpreise in Mitleidenschaft gezogen, da es jetzt Nettoölimportland
ist. Die Subventionen für Ölverbraucher haben das Problem
durch die Erhöhung des Haushaltsdefizits verstärkt, was zu
einer deutlichen Abwertung der indonesischen Rupie geführt hat.
Außerdem wirkt die restriktive Geldpolitik wachstumshemmend.
Dies ist bedauerlich, denn angesichts der wenig Erfolg versprechenden
Politik kann auch die Hilfe aus dem Ausland kaum Wirkung
zeigen.
„Thaksinomics” birgt Risken. Obwohl sich Thailand in einer viel
besseren wirtschaftlichen Situation befindet, ist das Land mit einigen
Risiken konfrontiert, da die Politik von Premier Thaksin die Haushalts-
und Leistungsbilanz belastet. Sein Regierungsstil – die Ablehnung
von Ratschlägen aus dem Ausland und sogar die Nicht-
Beachtung von Warnungen der Bank von Thailand – stellt ein Risiko
für die Währung dar. Es ist zu hoffen, dass seine Entschlossenheit
zur Modernisierung des Landes und Unterstützung des Massenkonsums,
in vielen Fällen durch Kreditvergabe, nicht erneut zu einem
zu hohen Leverage-Effekt für das Land mit allen damit verbundenen
Risiken führt. Die Frage der Beilegung des ethnisch-religiösen Konflikts
in Südthailand trägt zu Unsicherheiten im Lande bei.
Volksrepublik China: pragmatische Regierung
macht gute Fortschritte
Die chinesische Regierung scheint ihrer Aufgabe gewachsen
zu sein. Die politische Führung geht die bestehenden innenpolitischen
und internationalen Probleme adäquat an und scheint die
richtige Strategie zu verfolgen. Die Integration Hongkongs in das
Mutterland China macht gute Fortschritte. Die ökonomische Situation
der Stadt hat sich verbessert. Der Immobilienmarkt befindet sich
wieder im Aufwärtstrend, die Deflation ist überwunden, und die Bevölkerung
passt sich allmählich der Situation an.
Die chinesische Regierung muss zahlreiche schwierige Probleme
bewältigen. Dazu zählen Überinvestitionen in einigen Sektoren und
Engpässe in anderen Bereichen. Ich bin sehr beeindruckt von der
Vielfalt von Ansätzen zur Lösung der Energieprobleme. Forschung
und Entwicklung in den Bereichen Atom-, und Wasserstoffenergie
sowie im Bereich erneuerbare Energien haben eine unglaubliche
Dynamik erreicht. Die Projekte zur Nutzbarmachung von Kohle aus
Westchina für die Küstenregionen (Eisenbahnlinien), der Bau von
Ölpipelines, die Pläne, sich an internationalen Ölgesellschaften zu
beteiligen – all das zeigt die Entschlossenheit zu weiteren Etappensiegen.
Mein Kompliment!
Zunehmendes Risiko, dass Marktüberhitzung für Immobilien zu
Platzen der Spekulationsblase führt! Obwohl Investitionen umgeschichtet
werden und die Konsumenten in Aufbruchstimmung sind,
ist die makroökonomische Steuerung der chinesischen Regierung
teilweise inkonsistent. Die geringe Yuan-Aufwertung und die vage
Ankündigung, die Währung an einem Währungskorb zu orientieren,
sind nach meiner Einschätzung geradezu eine Einladung zu weiteren
Devisenspekulationen.
Da die Währungsbehörden einen starken Zinsanstieg vermeiden
wollen, ist reichlich Liquidität vorhanden. Dies wird voraussichtlich
zumindest die Aktien- und Vermögenspreise (mit Sicherheit am Immobilienmarkt)
unter Druck bringen, selbst wenn der Inflationsdruck
gering bleibt. Diese Gefahr sollte im Auge behalten werden.
Während die Risiken meiner Einschätzung nach erst für 2007/2008
zu sehen sind, haben einige andere volkswirtschaftliche Beobachter
mit Standort in der asiatischen Region bereits Befürchtungen für das
nächste Jahr. Ihrer Ansicht nach bieten viele der Anlagen mit ihrem
hohen Fremdfinanzierungsanteil keinen ausreichenden Ertrag, so
dass sich die Investoren bald vom chinesischen Markt zurückziehen
könnten.
Gegenseitige wirtschaftliche Vorteile sprechen gegen Konfrontation
zwischen Festland und Taiwan. Taiwan profitiert vom boomenden
Festland und seinen Geschäftserfolgen im IT-Bereich und
ist über Kriegsdrohungen nicht besorgt. Die wechselseitigen Geschäfts-
und Verwaltungsbeziehungen verstärken sich allmählich,
und der Stil der eigenen Regierung wird mit Humor kommentiert.
Südkorea: Kontinuität (im Übermaß)
In Südkorea hat die Wirtschaft „deutsche” Züge angenommen:
keine Kinder, kein Konsum, Gewerkschaften mit überhöhten Lohnforderungen.
Die Wachstumsbelebung des letzten Jahres war nur
von kurzer Dauer. Dies war z. T. auf die erhebliche Aufwertung des
Won, aber natürlich auch auf die Belastung durch den hohen Ölpreis
zurückzuführen. Obwohl die Wiedervereinigungsfrage in den Hintergrund
gerückt ist, beschäftigt sie die Gedankenwelt der Bevölkerung
weiterhin. Wie nach meiner Reise im letzten Jahr glaube ich jedoch
weiterhin an den wirtschaftlichen Wiederaufstieg Südkoreas. Seine
Talente, seine ungebrochene Lernbereitschaft, Fitness als Erfolgsprinzip
(ziemlich viele Koreaner, darunter auch Ältere, sind morgens
um 6 Uhr im Fitness-Studio anzutreffen!) und die Bildungskampagne
sind gute Voraussetzungen dafür. Korea wird wieder an Attraktivität
gewinnen.
Und nicht zuletzt Japan: Weiterhin Hoffnung
auf Reformen
Japan ist zurück. Die Belebung der Inlandsnachfrage zeigt positive
Auswirkungen auf die Konjunktur. Und das Land hat einen geschickten
Ministerpräsidenten, der nach vorgezogenen Neuwahlen einen
beeindruckenden Sieg bei den Parlamentswahlen erzielte, so dass
die Regierungspartei LDP auf Reformkurs gebracht werden konnte.
Damit sind über die geplante Postprivatisierung hinaus die Hoffnungen
auf Reformen neu belebt.
Norbert Walter (+49 69 910-xxxxx, xxxxwalter@db.com)
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MaMoe ....


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