wie bei uns.... Die Konzerne machen Rekordgewinne aber schmeißen gleichzeitig
massiv die Mitarbeiter raus und die Menschen haben effektiv weniger Geld zur
Verfügung, da seit Jahren die Löhne zurückgehen oder stagnieren. (gut die Manager mal ausgeschlossen)
Kann dieses Wachstum nachhaltig und gesund sein? Ich hab da so meine Zweifel...
Für mich ist dieser momentan Wirtschaftliche Aufschwung äußerst labil und steht
auf ganz wackligen Füssen!
Lustlose US-Wirtschaft
von Paul Krugman
ZNet 07.12.2005
Sinkende Benzinpreise haben in den vergangenen Wochen zu einem verbesserten Konsumklima geführt. Dennoch, die Öffentlichkeit ist äußerst frustriert über den Zustand unserer Wirtschaft. Wie die letzte Gallup-Umfrage zeigt, bewerten 63% der Amerikaner unsere Wirtschaft mittlerweile als schlecht bis mittelprächtig. Und zwischen 36 und 58 Prozent glauben, dass es nicht besser wird sondern eher schlechter.
In gewissem Sinne geht es unserer Ökonomie allerdings vergleichsweise gut. Vor allem das Bruttosozialprodukt steigt rasant. Warum sind die Menschen folglich so frustriert über die Wirtschaft?
Die Frage hat eine politische und eine faktische Dimension - wie alles heutzutage. Die Bush-Administration scheint aus allen Wolken zu fallen, weil sie für das, was sie als "boomende Wirtschaft" bezeichnet, nicht weit mehr gelobt wird. Lassen Sie mich an dieser Stelle behilflich sein:
Zunächst könnte man darauf verweisen, dass die Wirtschaftsdaten, vor allem unsere Arbeitsmarktdaten, nicht ganz so positiv sind, wie sich die Bush-Leute das denken. Präsident Bush lobte bei seinem Auftritt in Rose Garden zwar den jüngsten Arbeitsmarktbericht - in den Jahren der Regierung Clinton allerdings wäre ein Anstieg um 215 000 Arbeitsplätzen nichts Besonderes gewesen, ein wenig lausig sogar. Zudem ist die Wochenarbeitszeit leicht zurückgegangen, daher wurde letzten Monat insgesamt sogar weniger Stunden gearbeitet.
Der Hauptgrund für unsere wirtschaftliche Unzufriedenheit ist aber ein anderer. Es ist nicht einfach, den Menschen einzureden, wir befänden uns in einem Wirtschaftsboom, wenn sie bislang nichts Positives von diesem Boom hatten. In den letzten Jahren konnten wir ein relativ gutes Wirtschaftswachstum (Anstieg des Bruttosozialprodukts) verzeichnen. Die Profitmaschine der Konzerne brummte. Aber dieses Wachstum tröpfelt nicht in die Taschen der Mehrheit der Amerikaner.
Im August hat das Statistische Bundesamt (Census bureau) die Daten zum Familieneinkommen 2004 veröffentlicht. Dieser Report hat eine klare Diskrepanz zwischen dem Wirtschaftswachstum insgesamt und der ökonomischen Situation der meisten Familien im Land deutlich gemacht - und das ausgerechnet vor dem düsteren Hintergrund des Hurrikans Katrina.
2004 hätte eigentlich ein gutes Jahr für Amerikas Familien sein können - mit einem Wirtschaftswachstum von immerhin 4,2%. Das war der beste Wert seit 1999. Dennoch ist es den meisten amerikanischen Familien wirtschaftlich schlechter gegangen. Das reale mittlere Haushaltseinkommen (zu dessen Ermittlung alle Haushalte, die inflationsbereinigt im Mittelfeld der Einkommenstabelle liegen, herangezogen werden) war 2004 schon das fünfte Jahr in Folge rückläufig. Einer der Schlüsselfaktoren für wirtschaftliche Unsicherheit ist fehlender Krankenversicherungsschutz - ein Faktor, der sich weiter negativ entwickelt hat, denn immer mehr Amerikaner müssen ohne Krankenversicherung auskommen.
Noch liegen für 2005 keine entsprechenden Zahlen vor. Doch wird schon jetzt deutlich, dass die Ergebnisse in etwa dieselben geblieben sind. Das Bruttoinlandsprodukt hat sich weiterhin solide entwickelt, aber auch dieses Jahr werden wohl wieder die meisten Familien Verluste hinnehmen müssen. Die Familieneinkommen können nicht mit der Inflation Schritt halten.
Was steckt hinter der Diskrepanz zwischen Wirtschaftswachstum und der Entwicklung des Familieneinkommens? Die wirtschaftliche Erholung, die offiziell Ende 2001 einsetzte, ist extrem einseitig verlaufen. Bei den Konzernprofiten, wie gesagt, spektakuläre Steigerungsraten. Selbst inflationsbereinigt sahen wir hier eine Steigerung von mehr als 50%, allein im letzten Quartal 2001 - bei gleichzeitig weniger als 7% höheren Reallöhnen bzw. Realgehältern.
Natürlich gibt es reiche Amerikaner, deren Einkommen sich hauptsächlich aus Dividenden und hohen Aktiengewinnen zusammensetzt. Diese Klientel profitiert von den gigantischen Profiten (der Konzerne) in mehr oder minder direkter Form. Aber dies ist eine kleine Minderheit. Für die Mehrheit der Amerikaner sind hingegen niedrigere Lohnzuwächse die Realität. Hinzu kommt, dass sich die Löhne und Gehälter vor allem am oberen Ende der Lohnskala steigern, das heißt, steigende Gehälter bei Managern und Topangestellten. Der durchschnittliche Stundenlohn eines Arbeiters/einer Arbeiterin (unterhalb der Position eines Vorarbeiters) war hingegen inflationsbereinigt niedriger als vor der Wirtschaftsbelebung.
Da haben wir's also, das ist der Grund, weshalb die Amerikaner nicht zufrieden sind mit unserer Wirtschaftslage. Für sie ist sie alles andere als zufriedenstellend. Bruttosozialprodukt hin oder her - den meisten geht es schlechter.
Warum? Eine weit schwierigere Frage. Jedenfalls kann man die Kluft zwischen unserem Wirtschaftswachstum und der wirtschaftlichen Situation der meisten Familien nicht einfach als "normales Phänomen" abtun. Zwar beobachtet man in den ersten Phasen einer wirtschaftlichen Expansion häufig, dass Löhne und die mittleren Familieneinkommen der Profitentwicklung hinterherhinken - aber nicht in so drastischer Weise bzw. über so einen langen Zeitraum. Andererseits ist es nicht leicht, der Bush-Administration und ihrer Politik mehr als einen kleinen Teil der Schuld für diese Entwicklung anzulasten. Derzeit bleibt ein Rätsel, weshalb die meisten Amerikaner so wenig von der wirtschaftlichen Expansion profitieren.
Fest steht andererseits, jene Berater, die glauben, Bush könne seine politische Situation retten, indem er in seinen Reden der Öffentlichkeit vorhält, wie geschmiert die Wirtschaft läuft, haben nicht begriffen, um was es hier eigentlich geht. Das Problem ist nicht, dass die Leute nicht kapieren, wie rosig die Lage ist. Das Problem ist, dass sie an ihrer eigenen Situation sehen, dass die Lage alles andere als rosig ist.
massiv die Mitarbeiter raus und die Menschen haben effektiv weniger Geld zur
Verfügung, da seit Jahren die Löhne zurückgehen oder stagnieren. (gut die Manager mal ausgeschlossen)
Kann dieses Wachstum nachhaltig und gesund sein? Ich hab da so meine Zweifel...
Für mich ist dieser momentan Wirtschaftliche Aufschwung äußerst labil und steht
auf ganz wackligen Füssen!
Lustlose US-Wirtschaft
von Paul Krugman
ZNet 07.12.2005
Sinkende Benzinpreise haben in den vergangenen Wochen zu einem verbesserten Konsumklima geführt. Dennoch, die Öffentlichkeit ist äußerst frustriert über den Zustand unserer Wirtschaft. Wie die letzte Gallup-Umfrage zeigt, bewerten 63% der Amerikaner unsere Wirtschaft mittlerweile als schlecht bis mittelprächtig. Und zwischen 36 und 58 Prozent glauben, dass es nicht besser wird sondern eher schlechter.
In gewissem Sinne geht es unserer Ökonomie allerdings vergleichsweise gut. Vor allem das Bruttosozialprodukt steigt rasant. Warum sind die Menschen folglich so frustriert über die Wirtschaft?
Die Frage hat eine politische und eine faktische Dimension - wie alles heutzutage. Die Bush-Administration scheint aus allen Wolken zu fallen, weil sie für das, was sie als "boomende Wirtschaft" bezeichnet, nicht weit mehr gelobt wird. Lassen Sie mich an dieser Stelle behilflich sein:
Zunächst könnte man darauf verweisen, dass die Wirtschaftsdaten, vor allem unsere Arbeitsmarktdaten, nicht ganz so positiv sind, wie sich die Bush-Leute das denken. Präsident Bush lobte bei seinem Auftritt in Rose Garden zwar den jüngsten Arbeitsmarktbericht - in den Jahren der Regierung Clinton allerdings wäre ein Anstieg um 215 000 Arbeitsplätzen nichts Besonderes gewesen, ein wenig lausig sogar. Zudem ist die Wochenarbeitszeit leicht zurückgegangen, daher wurde letzten Monat insgesamt sogar weniger Stunden gearbeitet.
Der Hauptgrund für unsere wirtschaftliche Unzufriedenheit ist aber ein anderer. Es ist nicht einfach, den Menschen einzureden, wir befänden uns in einem Wirtschaftsboom, wenn sie bislang nichts Positives von diesem Boom hatten. In den letzten Jahren konnten wir ein relativ gutes Wirtschaftswachstum (Anstieg des Bruttosozialprodukts) verzeichnen. Die Profitmaschine der Konzerne brummte. Aber dieses Wachstum tröpfelt nicht in die Taschen der Mehrheit der Amerikaner.
Im August hat das Statistische Bundesamt (Census bureau) die Daten zum Familieneinkommen 2004 veröffentlicht. Dieser Report hat eine klare Diskrepanz zwischen dem Wirtschaftswachstum insgesamt und der ökonomischen Situation der meisten Familien im Land deutlich gemacht - und das ausgerechnet vor dem düsteren Hintergrund des Hurrikans Katrina.
2004 hätte eigentlich ein gutes Jahr für Amerikas Familien sein können - mit einem Wirtschaftswachstum von immerhin 4,2%. Das war der beste Wert seit 1999. Dennoch ist es den meisten amerikanischen Familien wirtschaftlich schlechter gegangen. Das reale mittlere Haushaltseinkommen (zu dessen Ermittlung alle Haushalte, die inflationsbereinigt im Mittelfeld der Einkommenstabelle liegen, herangezogen werden) war 2004 schon das fünfte Jahr in Folge rückläufig. Einer der Schlüsselfaktoren für wirtschaftliche Unsicherheit ist fehlender Krankenversicherungsschutz - ein Faktor, der sich weiter negativ entwickelt hat, denn immer mehr Amerikaner müssen ohne Krankenversicherung auskommen.
Noch liegen für 2005 keine entsprechenden Zahlen vor. Doch wird schon jetzt deutlich, dass die Ergebnisse in etwa dieselben geblieben sind. Das Bruttoinlandsprodukt hat sich weiterhin solide entwickelt, aber auch dieses Jahr werden wohl wieder die meisten Familien Verluste hinnehmen müssen. Die Familieneinkommen können nicht mit der Inflation Schritt halten.
Was steckt hinter der Diskrepanz zwischen Wirtschaftswachstum und der Entwicklung des Familieneinkommens? Die wirtschaftliche Erholung, die offiziell Ende 2001 einsetzte, ist extrem einseitig verlaufen. Bei den Konzernprofiten, wie gesagt, spektakuläre Steigerungsraten. Selbst inflationsbereinigt sahen wir hier eine Steigerung von mehr als 50%, allein im letzten Quartal 2001 - bei gleichzeitig weniger als 7% höheren Reallöhnen bzw. Realgehältern.
Natürlich gibt es reiche Amerikaner, deren Einkommen sich hauptsächlich aus Dividenden und hohen Aktiengewinnen zusammensetzt. Diese Klientel profitiert von den gigantischen Profiten (der Konzerne) in mehr oder minder direkter Form. Aber dies ist eine kleine Minderheit. Für die Mehrheit der Amerikaner sind hingegen niedrigere Lohnzuwächse die Realität. Hinzu kommt, dass sich die Löhne und Gehälter vor allem am oberen Ende der Lohnskala steigern, das heißt, steigende Gehälter bei Managern und Topangestellten. Der durchschnittliche Stundenlohn eines Arbeiters/einer Arbeiterin (unterhalb der Position eines Vorarbeiters) war hingegen inflationsbereinigt niedriger als vor der Wirtschaftsbelebung.
Da haben wir's also, das ist der Grund, weshalb die Amerikaner nicht zufrieden sind mit unserer Wirtschaftslage. Für sie ist sie alles andere als zufriedenstellend. Bruttosozialprodukt hin oder her - den meisten geht es schlechter.
Warum? Eine weit schwierigere Frage. Jedenfalls kann man die Kluft zwischen unserem Wirtschaftswachstum und der wirtschaftlichen Situation der meisten Familien nicht einfach als "normales Phänomen" abtun. Zwar beobachtet man in den ersten Phasen einer wirtschaftlichen Expansion häufig, dass Löhne und die mittleren Familieneinkommen der Profitentwicklung hinterherhinken - aber nicht in so drastischer Weise bzw. über so einen langen Zeitraum. Andererseits ist es nicht leicht, der Bush-Administration und ihrer Politik mehr als einen kleinen Teil der Schuld für diese Entwicklung anzulasten. Derzeit bleibt ein Rätsel, weshalb die meisten Amerikaner so wenig von der wirtschaftlichen Expansion profitieren.
Fest steht andererseits, jene Berater, die glauben, Bush könne seine politische Situation retten, indem er in seinen Reden der Öffentlichkeit vorhält, wie geschmiert die Wirtschaft läuft, haben nicht begriffen, um was es hier eigentlich geht. Das Problem ist nicht, dass die Leute nicht kapieren, wie rosig die Lage ist. Das Problem ist, dass sie an ihrer eigenen Situation sehen, dass die Lage alles andere als rosig ist.