Ursache des Kursverfalls?
Siemens will bei der Netzwerk-Technik ganz nach vorne
Marktplatz
Von Wolfgang Ehrensberger
Efficient Networks heißt die US-Firma, mit der Siemens seine Netzwerksparte ICN verstärken will. Und ziemlich effizient - zumindest was den Kaufpreis angeht - glaubt der Münchner Elektrokonzern an diesen führenden Anbieter von Breitband-Zugangstechnologie heranzukommen. Denn das gestern veröffentlichte Übernahmeangebot von 1,5 Mrd. Dollar für sämtliche Anteile entspricht einem Preis von 23,50 Dollar je Aktie. Das ist zwar fast das Doppelte des Mittwoch-Schlusskurses von gut zwölf Dollar. Das an der US-Technologiebörse Nasdaq notierte Papier war jedoch im Mai 2000 noch satte 180 Dollar wert. Unter diesem Gesichtspunkt hat Siemens wohl zur rechten Zeit zugegriffen. Ob die Chancen und die Substanz der Firma, die im letzten Quartal 2000 einen Verlust von 8,6 Mio. Dollar eingefahren hat, den Deal rechtfertigen, wird sich zeigen.
Strategisch gesehen, erweitert Siemens dadurch sein Geschäft mit der so genannten Digital Subscriber Line-Technologie (DSL), die einen Hochgeschwindigkeits-Zugang über Breitband ins Internet ermöglicht. Bisher lieferte Siemens DSL-Netzwerktechnik vor allem für Netzbetreiber wie die Telekom. Efficient Networks hat sich auf die Herstellung von Produkten spezialisiert, die Firmen- wie Endkunden einen raschen und preisgünstigen Breitbandzugang ins Internet ermöglicht. Die Produktpalette reicht von Modems bis hin zu Netzwerk-Management-Systemen. Mit der Integration von Efficient kann Siemens in der DSL-Technologie Komplettpakete anbieten, die auch die gemeinsame Übertragung von Sprache und Daten ermöglichen und zwar auf Basis der bestehenden Kupfer-basierten Telefoninfrastruktur.
Der Zukauf hat natürlich auch einen geografischen Aspekt. 80 Prozent des Efficient-Umsatzes kommen aus den USA, und mit den Beziehungen der Firma hofft Siemens, das US-Geschäft weiter beflügeln zu können.
Insgesamt will der Elektrokonzern auf diesem Gebiet bis in drei Jahren zu den drei weltweit führenden Anbietern im Markt für Breitbandzugangstechnik gehören. Zu den Hauptkonkurrenten auf diesem Feld gehört der französische Technologiekonzern Alcatel und der amerikanische Netzwerkspezialist Cisco. Mit der Übernahme von Efficient dürfte der Elektrokonzern seinem strategischen Ziel einen wesentlichen Schritt näher gekommen sein.
Die Schattenseite des Deals: Der kostspielige Ausbau von Geschäftsfeldern wie der Internet-Breitbandtechnologie wird das Siemens-Ergebnis zunächst belasten.
URL: www.welt.de/daten/2001/02/23/0223un224726.htx
© DIE WELT online
Gruß
praesident