Lei(d)hammel Cisco Sytems
Von Alexander Mühling
Am Dienstag, 8. Mai 2001, war es so weit: Nach Handelsende gab der Netzwerk-Gigant Cisco Systems die Zahlen für das abgelaufene dritte Quartal 2001 bekannt. Sorgten diese für eine Überraschung? Nun ja, erstmals in der Firmengeschichte die Bilanztabelle mit Rotstift auszufüllen und den Marktteilnehmern einen deftigen Umsatzrückgang schmackhaft verkaufen - nicht gerade einfach. (siehe unten: "Mehr zum Thema").
Auch wenn die Zahlen die schon mehrmals nach unten revidierten Schätzungen der Analysten übertrafen, interessierten sie die Marktteilnehmer nicht wirklich. Was wirklich interessierte, war die Rede von Bär Chambers nach Bekanntgabe der Zahlen. Entschuldigung, der Firmenchef der Hightech-Schmiede heißt natürlich John Chambers. Nun gut, den Ausblick für die kommenden Quartale im Technologie-Sektor bezeichnete er als trübe. Nettes Adjektiv. Die kommenden beiden Quartale würden noch sehr schwierig sein, aber dann, dann ginge es schon wieder aufwärts, so Chambers. Denn dann hätten die Tele-coms und dot-coms ihren Tiefpunkt endgültig erreicht.
Nun ja, wer¿s glaubt. Ich nicht! Als Gründe für seinen mittelfristig verhaltenen, oder doch besser: trüben Ausblick nannte Chambers unter anderem rückläufige Investitionen im Technologie-Sektor, hohe Lagerbestände bei den Hightech-Firmen und so weiter. Alles Anzeichen dafür, dass die geplatzte dot-com-Blase durch einfaches Flicken nicht so schnell wieder aufgepumpt werden kann. Wie denn auch? Die Lager sind voll, kleine dot-coms ohne klares Geschäftsmodell sind pleite. Wer braucht jetzt eine hochkarätige Cisco-Netzwerkausstattung? Ach, Bär Chambers, es sieht wirklich düster aus...
Der weltgrößte Netzwerk-Ausrüster, von einer ehemaligen Garagenfirma zu einem Koloss mit 44.000 Angestellten mutiert, bekommt die weltweite Konjunktur-Abkühlung in jeder Hinsicht zu spüren: Gewinnrückgang, Umsatzrückgang, Aktie in der Nähe des 3-Jahres-Tiefs, Stellenstreichungen im Zuge einer Umstrukturierung, hohe Lagebestände, die abgeschrieben werden müssen, schrumpfende Aufträge. Die Liste ließe sich derzeit mit allen erdenklichen negativen Faktoren fortsetzen, mit der ein Hightech-Unternehmen jemals konfrontiert werden könnte. Auch die Wettbewerber dürfen nicht außer acht gelassen werden, denn die Technik von Cisco lässt sich mittlerweile durch einfaches Zusammenstöpseln einzelner Komponenten verschiedener Anbieter kostengünstiger am Markt erwerben. Ein Gruß an die Jungs von Juniper Networks!
Einige Tage vor Bekanntgabe der Quartalszahlen hatte noch ein renommiertes amerikanisches Brokerhaus eine Empfehlung für den Netzwerkgiganten ausgesprochen. Ob man sich da nicht ein wenig veräppelt vorkommen darf? Denn Cisco ist bei einem aktuellen Aktienkurs von knapp 20 Dollar, mit einem KGV von 50 und einer sechsfachen Umsatzbewertung alles andere als ein Schnäppchen - basierend auf dem Konsens der Schätzungen für das laufende Geschäftsjahr. Diese gehen von einem Gewinn je Aktie von 39 Cents und einem Umsatz von 22,3 Milliarden Dollar aus.
Ein extrem profitables Unternehmen, das 10 Prozent netto vom Umsatz verdient und mit dem 20fachen des Gewinns bewertet wird, kommt auf ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von zwei. Davon ist Cisco meilenweit entfernt! Rechnen Sie nach.
Gehen Sie davon aus, dass Cisco seinen Umsatz in den kommenden fünf Jahren um 25 Prozent steigert und dabei ein Zehntel netto verdient. Bewerten Sie dann die im Jahr 2006 erzielten Gewinne mit dem 20-fachen und zinsen sie diese Kapitalisierung mit einer Aktienrendite von 8,5 Prozent ab. Dann kommen Sie zu dem Schluss, dass der Wert auf aktuellem Niveau mehr als fair bewertet ist. - Doch dazu müssten Chambers & Co. erst einmal diese Steigerungsraten vorweisen können. Das dies nicht einfach wird, steht wohl außer Diskussion. Doch spannend bleibt es, denn einer muss ja den Lei(d)hammel spielen.
Übrigens: Wenn Sie Fragen zu verschiedenen Einzelwerten haben, besuchen Sie doch unsere gatrixx-Community (board.gatrixx.de). Dort wird Ihnen geholfen!
09.05. - 17:45 Uhr
Von Alexander Mühling
Am Dienstag, 8. Mai 2001, war es so weit: Nach Handelsende gab der Netzwerk-Gigant Cisco Systems die Zahlen für das abgelaufene dritte Quartal 2001 bekannt. Sorgten diese für eine Überraschung? Nun ja, erstmals in der Firmengeschichte die Bilanztabelle mit Rotstift auszufüllen und den Marktteilnehmern einen deftigen Umsatzrückgang schmackhaft verkaufen - nicht gerade einfach. (siehe unten: "Mehr zum Thema").
Auch wenn die Zahlen die schon mehrmals nach unten revidierten Schätzungen der Analysten übertrafen, interessierten sie die Marktteilnehmer nicht wirklich. Was wirklich interessierte, war die Rede von Bär Chambers nach Bekanntgabe der Zahlen. Entschuldigung, der Firmenchef der Hightech-Schmiede heißt natürlich John Chambers. Nun gut, den Ausblick für die kommenden Quartale im Technologie-Sektor bezeichnete er als trübe. Nettes Adjektiv. Die kommenden beiden Quartale würden noch sehr schwierig sein, aber dann, dann ginge es schon wieder aufwärts, so Chambers. Denn dann hätten die Tele-coms und dot-coms ihren Tiefpunkt endgültig erreicht.
Nun ja, wer¿s glaubt. Ich nicht! Als Gründe für seinen mittelfristig verhaltenen, oder doch besser: trüben Ausblick nannte Chambers unter anderem rückläufige Investitionen im Technologie-Sektor, hohe Lagerbestände bei den Hightech-Firmen und so weiter. Alles Anzeichen dafür, dass die geplatzte dot-com-Blase durch einfaches Flicken nicht so schnell wieder aufgepumpt werden kann. Wie denn auch? Die Lager sind voll, kleine dot-coms ohne klares Geschäftsmodell sind pleite. Wer braucht jetzt eine hochkarätige Cisco-Netzwerkausstattung? Ach, Bär Chambers, es sieht wirklich düster aus...
Der weltgrößte Netzwerk-Ausrüster, von einer ehemaligen Garagenfirma zu einem Koloss mit 44.000 Angestellten mutiert, bekommt die weltweite Konjunktur-Abkühlung in jeder Hinsicht zu spüren: Gewinnrückgang, Umsatzrückgang, Aktie in der Nähe des 3-Jahres-Tiefs, Stellenstreichungen im Zuge einer Umstrukturierung, hohe Lagebestände, die abgeschrieben werden müssen, schrumpfende Aufträge. Die Liste ließe sich derzeit mit allen erdenklichen negativen Faktoren fortsetzen, mit der ein Hightech-Unternehmen jemals konfrontiert werden könnte. Auch die Wettbewerber dürfen nicht außer acht gelassen werden, denn die Technik von Cisco lässt sich mittlerweile durch einfaches Zusammenstöpseln einzelner Komponenten verschiedener Anbieter kostengünstiger am Markt erwerben. Ein Gruß an die Jungs von Juniper Networks!
Einige Tage vor Bekanntgabe der Quartalszahlen hatte noch ein renommiertes amerikanisches Brokerhaus eine Empfehlung für den Netzwerkgiganten ausgesprochen. Ob man sich da nicht ein wenig veräppelt vorkommen darf? Denn Cisco ist bei einem aktuellen Aktienkurs von knapp 20 Dollar, mit einem KGV von 50 und einer sechsfachen Umsatzbewertung alles andere als ein Schnäppchen - basierend auf dem Konsens der Schätzungen für das laufende Geschäftsjahr. Diese gehen von einem Gewinn je Aktie von 39 Cents und einem Umsatz von 22,3 Milliarden Dollar aus.
Ein extrem profitables Unternehmen, das 10 Prozent netto vom Umsatz verdient und mit dem 20fachen des Gewinns bewertet wird, kommt auf ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von zwei. Davon ist Cisco meilenweit entfernt! Rechnen Sie nach.
Gehen Sie davon aus, dass Cisco seinen Umsatz in den kommenden fünf Jahren um 25 Prozent steigert und dabei ein Zehntel netto verdient. Bewerten Sie dann die im Jahr 2006 erzielten Gewinne mit dem 20-fachen und zinsen sie diese Kapitalisierung mit einer Aktienrendite von 8,5 Prozent ab. Dann kommen Sie zu dem Schluss, dass der Wert auf aktuellem Niveau mehr als fair bewertet ist. - Doch dazu müssten Chambers & Co. erst einmal diese Steigerungsraten vorweisen können. Das dies nicht einfach wird, steht wohl außer Diskussion. Doch spannend bleibt es, denn einer muss ja den Lei(d)hammel spielen.
Übrigens: Wenn Sie Fragen zu verschiedenen Einzelwerten haben, besuchen Sie doch unsere gatrixx-Community (board.gatrixx.de). Dort wird Ihnen geholfen!
09.05. - 17:45 Uhr