Von Daniela Schwarzer, Paris
Der rechtsextreme Jean-Marie Le Pen hat voraussichtlich mit knapper Mehrheit die Stichwahl um die französische Präsidentschaft gegen den konservativen Amtsinhaber Jacques Chirac erreicht. Premierminister Lionel Jospin kündigte daraufhin seinen Rückzug aus der Politik an.
In der ersten Runde fügte der Chef des Front National dem Sozialisten Jospin eine bittere Niederlage zu. Der Gaullist Chirac erreichte 19,8 Prozent der Stimmen. Le Pen erhielt 17 Prozent. Lionel Jospin, der neben Chirac als Favorit für den zweiten Wahlgang galt, kam nur auf 16 Prozent. Der Wahlerfolg der Rechtsextremen sei ein "Donnerschlag" und ein sehr beunruhigendes Zeichen für Frankreich und unsere Demokratie", sagte Jospin. Er sei tief enttäuscht.
Nie zuvor hat in Frankreich ein Kandidat, der nicht einer gemäßigten Partei angehört, die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen erreicht. Obwohl der Konservative Chirac die Stichwahl am 5. Mai nach Umfragen mit deutlichem Vorsprung gewinnen wird, bedeutet das Ergebnis einen Schock für Frankreich. Bei der Parlamentswahl im Juni könnte der Erfolg Le Pens zu Verlusten im bürgerlichen Lager führen.
Die gemäßigten Parteien konnten nur knapp 70 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Le Pen und ein weiterer rechtsextremer Kandidat kamen gemeinsam auf 20 Prozent. Die drei Bewerber der trotzkistischen Linken gewannen elf Prozent. Im ersten Wahlgang traten 16 Bewerber an.
Mobilisierung misslungen
Der Abstimmung fern blieben 28,5 Prozent der Wähler - so viele wie noch nie zuvor in der französischen Geschichte. Noch am Freitag waren 60 Prozent der Wähler unentschieden. Den Favoriten Jospin und Chirac war es nicht gelungen, die Wähler zu begeistern. Programmatisch unterschieden sie sich kaum voneinander. Im Großraum Paris fiel die Wahl in die Frühjahrsferien.
Dass keiner der beiden Männer, die Frankreich seit fünf Jahren gemeinsam regieren, bei der Abstimmung auf mehr als 20 Prozent kam, zeugt von der politischen Unzufriedenheit der Franzosen. Jospin ist seit 1997 Premierminister und Chef eines linken Regierungsbündnisses, Chirac ist seit 1995 Staatspräsident. Die zwei Politiker haben eine lange Karriere hinter sich. Im Wahlkampf setzte jedoch keiner der beiden neue Impulse.
Der sozialistische Finanzminister Laurent Fabius sagte über den Wahlausgang: "In der Linken gibt es viele Leute, die weinen." Die Fragen der inneren Sicherheit seien von den rechten Kandidaten instrumentalisiert worden. Den Sozialisten schadete überdies die starke Konkurrenz der extremen Linken und der beiden grünen Kandidaten.
© 2002 Financial Times Deutschland
Der rechtsextreme Jean-Marie Le Pen hat voraussichtlich mit knapper Mehrheit die Stichwahl um die französische Präsidentschaft gegen den konservativen Amtsinhaber Jacques Chirac erreicht. Premierminister Lionel Jospin kündigte daraufhin seinen Rückzug aus der Politik an.
In der ersten Runde fügte der Chef des Front National dem Sozialisten Jospin eine bittere Niederlage zu. Der Gaullist Chirac erreichte 19,8 Prozent der Stimmen. Le Pen erhielt 17 Prozent. Lionel Jospin, der neben Chirac als Favorit für den zweiten Wahlgang galt, kam nur auf 16 Prozent. Der Wahlerfolg der Rechtsextremen sei ein "Donnerschlag" und ein sehr beunruhigendes Zeichen für Frankreich und unsere Demokratie", sagte Jospin. Er sei tief enttäuscht.
Nie zuvor hat in Frankreich ein Kandidat, der nicht einer gemäßigten Partei angehört, die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen erreicht. Obwohl der Konservative Chirac die Stichwahl am 5. Mai nach Umfragen mit deutlichem Vorsprung gewinnen wird, bedeutet das Ergebnis einen Schock für Frankreich. Bei der Parlamentswahl im Juni könnte der Erfolg Le Pens zu Verlusten im bürgerlichen Lager führen.
Die gemäßigten Parteien konnten nur knapp 70 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Le Pen und ein weiterer rechtsextremer Kandidat kamen gemeinsam auf 20 Prozent. Die drei Bewerber der trotzkistischen Linken gewannen elf Prozent. Im ersten Wahlgang traten 16 Bewerber an.
Mobilisierung misslungen
Der Abstimmung fern blieben 28,5 Prozent der Wähler - so viele wie noch nie zuvor in der französischen Geschichte. Noch am Freitag waren 60 Prozent der Wähler unentschieden. Den Favoriten Jospin und Chirac war es nicht gelungen, die Wähler zu begeistern. Programmatisch unterschieden sie sich kaum voneinander. Im Großraum Paris fiel die Wahl in die Frühjahrsferien.
Dass keiner der beiden Männer, die Frankreich seit fünf Jahren gemeinsam regieren, bei der Abstimmung auf mehr als 20 Prozent kam, zeugt von der politischen Unzufriedenheit der Franzosen. Jospin ist seit 1997 Premierminister und Chef eines linken Regierungsbündnisses, Chirac ist seit 1995 Staatspräsident. Die zwei Politiker haben eine lange Karriere hinter sich. Im Wahlkampf setzte jedoch keiner der beiden neue Impulse.
Der sozialistische Finanzminister Laurent Fabius sagte über den Wahlausgang: "In der Linken gibt es viele Leute, die weinen." Die Fragen der inneren Sicherheit seien von den rechten Kandidaten instrumentalisiert worden. Den Sozialisten schadete überdies die starke Konkurrenz der extremen Linken und der beiden grünen Kandidaten.
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