Die deutschen Aktienmärkte stürzen ab. Anleger ergreift die Panik. Die T-Aktie notiert nur knapp über zehn Euro. Technologiewerte im Dax fallen wie ein Stein. Bleibt nur zu hoffen, dass die US-Arbeitsmarktdaten nicht enttäuschen.
Hamburg – Nach einer Umsatzwarnung und einer versteckten Gewinnwarnung des weltweit größten Chipherstellers Intel sind die deutschen Aktienmärkte am Freitagmorgen zum Handelsauftakt in die Tiefe gestürzt. Der Dax gab zunächst 2,6 Prozent auf 4536 Zähler ab: Jahrestief! Nicht ein Wert in dem Börsenbarometer stand im Plus. Die Wachstumswerte am Neuen Markt krachten ebenfalls in den Keller. Der Nemax 50 fiel um 3,8 Prozent auf 725 Zähler. Das Drama hatte sich angekündigt. Bereits vorbörslich hatte der Dax mit einem selten hohen Abschlag von 80 bis 100 Punkten notiert.
"Sollten heute auch noch die US-Arbeitsmarktdaten schwach ausfallen, erwarte ich heute ein regelrechtes Blutbad an den Börsen", sagte Dirk Heß von der Commerzbank. "Intel hat mit seinen Prognosen enttäuscht und das wird wohl ein düsterer Freitag werden", ergänzte ein Frankfurter Händler. Vor allem die Technologiewerte dürften mit ihren Abschlägen zu den größten Verlierern gehören, fügte er hinzu.
Die Wall Street hatte äußerst schwach geschlossen. Der Dow Jones war mit Verlusten von 1,8 Prozent auf 9624 Punkte und damit auf ein Acht-Monats-Tief gefallen. Die Nasdaq gab um 40,38 Zähler oder 2,5 Prozent auf 1554 Punkte nach.
Die Aktien der Deutsche Telekom fielen wie ein Stein um rund fünf Prozent auf 10,09 Euro und markierten damit ein Rekordtief. "Es ist derzeit sehr leicht bei der Deutschen Telekom auf sinkende Kurse zu spekulieren", sagte ein Wertpapierhändler in Frankfurt. Die sehr liquide Aktie sei eine ideale Tummelwiese für Hedge-Fonds, die ihr Geld mit sinkenden Kursen verdienten.
Epcos und Siemens gaben jeweils rund fünf Prozent ab. Die Aktien des Chipherstellers Infineon fielen um knapp sechs Prozent auf 16,31 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit Oktober 2001.
Die Papiere des Softwarekonzers SAP fielen um rund vier Prozent auf 106 Euro. Erst am Vortag hatte Vorstandschef Hasso Plattner die Jahresprognose für SAP bestätigt.
Merrill Lynch senkt Jahresprognose für Intel
Der Aktienkurs des US-Chipkonzerns Intel ist nach der unerwartet starken Revision der Umsatzprognose für das zweite Quartal 2002 im nachbörslichen Handel um mehr als 13 Prozent gefallen.
Intel hatte die Prognosen für den Umsatz und die Brutto-Umsatzrendite gesenkt, und damit indirekt auch vor geringer als bisher erwarteten Gewinnen gewarnt. Der Umsatz werde im zweiten Quartal 2002 auf Grund einer Nachfrage-Schwäche in Europa zwischen 6,2 bis 6,5 Milliarden Dollar liegen. Bei der Veröffentlichung der Geschäftszahlen für das erste Quartal im April hatte Intel eine Prognose-Spanne von 6,4 bis 7,0 Milliarden Dollar gegeben.
Am Freitag senkten die Analysten von Merrill Lynch die Gewinnprognose für Intel für 2002 von 0,75 US-Dollar auf 0,62 US-Dollar je Aktie. Im kommenden Jahr sollte Intel statt der anvisierten 0,98 Dollar Gewinn nur noch 0,96 Dollar je Anteilsschein erwirtschaften. Merrill Lynch hatte am Vorabend kurz vor den Zahlen überraschend die mittelfristige Bewertung für die Titel auf "Neutral" von "Strong Buy" gesenkt.
Die Anleger verlieren das Vertrauen
Achim Matzke von der Commerzbank sprach von einer tiefen Vertrauenskrise. Trotz zuletzt guter Konjunkturdaten trauten die Investoren den Unternehmen nicht zu, die Gewinne zu steigern. Aus Sicht des Marktes seien viele Papiere immer noch überbewertet. "Die Anleger stellen nun fest, dass in den vergangenen Jahren durch andere Bilanzierungsmethoden höhere Gewinne ausgewiesen wurden", ergänzte ein Händler.
Union sieht Erholung erst im vierten Quartal
Aktienexperte Eicke Reneerkens von Union Investment sieht für die Entwicklung des Dax über die vergangenen Wochen verschiedene Gründe. Zum einen hätten sich die Konjunkturaussichten - und damit die Perspektiven für die Unternehmen - noch nicht so erfüllt, wie teilweise erwartet. Zudem seien manche Unternehmen unter Umständen auch überbewertet.
Schließlich spiele nach wie vor die "Enronitis" eine Rolle. In diesem Zusammenhang sei auch der Fall Tyco zu sehen: Der US-Konzern war wegen seiner intransparenten Beteiligungsstruktur in die Schlagzeilen geraten. Am Montag war der Tyco-Vorstandschef zurückgetreten.
Auf den Märkten herrscht Reneerkens zufolge generelle Nervosität, die zudem von Ängsten vor neuen Anschlägen, der Frage, was im Irak passieren wird oder auch dem Pakistan-Indien-Konflikt geschürt werde. "Das sind alles Sachen, die nicht für ein rosiges Börsenumfeld sprechen", sagte der Experte. Union Investment rechne im vierten, frühestens im dritten Quartal wieder mit einer langsamen Erholung der Kurse - wenn die US-Wirtschaft anzieht.
Gruß
Happy End
Hamburg – Nach einer Umsatzwarnung und einer versteckten Gewinnwarnung des weltweit größten Chipherstellers Intel sind die deutschen Aktienmärkte am Freitagmorgen zum Handelsauftakt in die Tiefe gestürzt. Der Dax gab zunächst 2,6 Prozent auf 4536 Zähler ab: Jahrestief! Nicht ein Wert in dem Börsenbarometer stand im Plus. Die Wachstumswerte am Neuen Markt krachten ebenfalls in den Keller. Der Nemax 50 fiel um 3,8 Prozent auf 725 Zähler. Das Drama hatte sich angekündigt. Bereits vorbörslich hatte der Dax mit einem selten hohen Abschlag von 80 bis 100 Punkten notiert.
"Sollten heute auch noch die US-Arbeitsmarktdaten schwach ausfallen, erwarte ich heute ein regelrechtes Blutbad an den Börsen", sagte Dirk Heß von der Commerzbank. "Intel hat mit seinen Prognosen enttäuscht und das wird wohl ein düsterer Freitag werden", ergänzte ein Frankfurter Händler. Vor allem die Technologiewerte dürften mit ihren Abschlägen zu den größten Verlierern gehören, fügte er hinzu.
Die Wall Street hatte äußerst schwach geschlossen. Der Dow Jones war mit Verlusten von 1,8 Prozent auf 9624 Punkte und damit auf ein Acht-Monats-Tief gefallen. Die Nasdaq gab um 40,38 Zähler oder 2,5 Prozent auf 1554 Punkte nach.
Die Aktien der Deutsche Telekom fielen wie ein Stein um rund fünf Prozent auf 10,09 Euro und markierten damit ein Rekordtief. "Es ist derzeit sehr leicht bei der Deutschen Telekom auf sinkende Kurse zu spekulieren", sagte ein Wertpapierhändler in Frankfurt. Die sehr liquide Aktie sei eine ideale Tummelwiese für Hedge-Fonds, die ihr Geld mit sinkenden Kursen verdienten.
Epcos und Siemens gaben jeweils rund fünf Prozent ab. Die Aktien des Chipherstellers Infineon fielen um knapp sechs Prozent auf 16,31 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit Oktober 2001.
Die Papiere des Softwarekonzers SAP fielen um rund vier Prozent auf 106 Euro. Erst am Vortag hatte Vorstandschef Hasso Plattner die Jahresprognose für SAP bestätigt.
Merrill Lynch senkt Jahresprognose für Intel
Der Aktienkurs des US-Chipkonzerns Intel ist nach der unerwartet starken Revision der Umsatzprognose für das zweite Quartal 2002 im nachbörslichen Handel um mehr als 13 Prozent gefallen.
Intel hatte die Prognosen für den Umsatz und die Brutto-Umsatzrendite gesenkt, und damit indirekt auch vor geringer als bisher erwarteten Gewinnen gewarnt. Der Umsatz werde im zweiten Quartal 2002 auf Grund einer Nachfrage-Schwäche in Europa zwischen 6,2 bis 6,5 Milliarden Dollar liegen. Bei der Veröffentlichung der Geschäftszahlen für das erste Quartal im April hatte Intel eine Prognose-Spanne von 6,4 bis 7,0 Milliarden Dollar gegeben.
Am Freitag senkten die Analysten von Merrill Lynch die Gewinnprognose für Intel für 2002 von 0,75 US-Dollar auf 0,62 US-Dollar je Aktie. Im kommenden Jahr sollte Intel statt der anvisierten 0,98 Dollar Gewinn nur noch 0,96 Dollar je Anteilsschein erwirtschaften. Merrill Lynch hatte am Vorabend kurz vor den Zahlen überraschend die mittelfristige Bewertung für die Titel auf "Neutral" von "Strong Buy" gesenkt.
Die Anleger verlieren das Vertrauen
Achim Matzke von der Commerzbank sprach von einer tiefen Vertrauenskrise. Trotz zuletzt guter Konjunkturdaten trauten die Investoren den Unternehmen nicht zu, die Gewinne zu steigern. Aus Sicht des Marktes seien viele Papiere immer noch überbewertet. "Die Anleger stellen nun fest, dass in den vergangenen Jahren durch andere Bilanzierungsmethoden höhere Gewinne ausgewiesen wurden", ergänzte ein Händler.
Union sieht Erholung erst im vierten Quartal
Aktienexperte Eicke Reneerkens von Union Investment sieht für die Entwicklung des Dax über die vergangenen Wochen verschiedene Gründe. Zum einen hätten sich die Konjunkturaussichten - und damit die Perspektiven für die Unternehmen - noch nicht so erfüllt, wie teilweise erwartet. Zudem seien manche Unternehmen unter Umständen auch überbewertet.
Schließlich spiele nach wie vor die "Enronitis" eine Rolle. In diesem Zusammenhang sei auch der Fall Tyco zu sehen: Der US-Konzern war wegen seiner intransparenten Beteiligungsstruktur in die Schlagzeilen geraten. Am Montag war der Tyco-Vorstandschef zurückgetreten.
Auf den Märkten herrscht Reneerkens zufolge generelle Nervosität, die zudem von Ängsten vor neuen Anschlägen, der Frage, was im Irak passieren wird oder auch dem Pakistan-Indien-Konflikt geschürt werde. "Das sind alles Sachen, die nicht für ein rosiges Börsenumfeld sprechen", sagte der Experte. Union Investment rechne im vierten, frühestens im dritten Quartal wieder mit einer langsamen Erholung der Kurse - wenn die US-Wirtschaft anzieht.
Gruß
Happy End