Die Österreichische Post verliert ab nächstem Jahr den Großteil ihres bisherigen Geschäfts mit dem Großkunden Quelle und wird dadurch 20 Millionen Euro bei ihrem operativen Gewinn einbüßen. Dies gab das börsenotierte Unternehmen am Mittwochfrüh bekannt. Der Kurs sackte daraufhin um bis zu 13 Prozent ab. Gerhard Fritz, oberster Belegschaftsvertreter in der Post, forderte personelle Konsequenzen, Quelle bestritt vehement, für Gewinnrückgänge in dieser Größenordnung verantwortlich zu sein. Die Post-Aktie sackte an der Wiener Börse am Mittwoch um rund ein Siebentel ab. Analysten bezeichneten diesen Kursrutsch aber als überzogen.
Seit Juli 2007 ist die zum Otto-Versandhandel gehörende deutsche Hermes Logistikgruppe in Österreich tätig und macht der Post gehörig Konkurrenz. Nachdem seither schrittweise der Post die Zustellung von Otto-Paketen abhandenkommt und zu einer Belastung des Betriebsergebnisses (EBIT) von 20 bis 25 Mio. Euro wirksam 2009 führt, stellt nun auch Quelle-Versand ab 2008 die Pakete vorrangig über den alternativen Anbieter Hermes zu. Auch Neckermann-Österreich will 2008 mit dem Versand von Paketen umsteigen - die Kataloge sollen bei der Post bleiben.
Das Paketvolumen von Quelle Österreich liegt bei bis zu sieben Millionen Paketen pro Jahr, acht Millionen Pakete pro Jahr sind der Post durch den Otto-Versand weggefallen. Laut dem Berater Martin Füll von postconsulting.at verliert die Post mit dem Quelle-Weggang etwa 40 Prozent aller Pakete von Unternehmen an Endkunden.
Laut Post wird die Neuvergabe des Auftrags zu Einbußen im operativen Ergebnis von 20 Millionen Euro führen - eine Darstellung, die Quelle umgehend zurückwies. Die Vergabe der Aufträge an Hermes belaste den Gewinn der Post mit höchstens 2,5 bis 3 Mio. Euro, rechnete Quelle-Chef Wolfgang Binder vor. Den Wegfall der restlichen 17 Millionen werde durch den Umstieg nicht ausgelöst, die Zahlen seien eine "Unverschämtheit".
Post-Generaldirektor Anton Wais kündigte an, man werde auf den Trend des Marktes zu Spezialversendern reagieren. Die Post werde die Logistik neu strukturieren. ÖIAG-Chef Peter Michaelis, Aufsichtsratschef der Post forderte den Vorstand auf, bei der nächsten Aufsichtsratssitzung der Post (am kommenden Montag) ein Maßnahmen-Paket zu Strukturverbesserungen im B2B-Geschäft und für mehr Produkte auf den Tisch zu legen. Durch den Einstieg von Hermes in die Paket-Zustellung habe sich in diesem Bereich der Wettbewerb weiter verschärft.
Gerhard Fritz (S), oberster Personalvertreter der Post (und Postgewerkschaftschef), sprach von einem "Desaster", das personelle Konsequenzen haben müsse. Den Vorstandsbereich hatte bis vor kurzem Walter Hitziger verantwortet, nach einer Klausur im vergangenen August hatte Wais den Bereich aber "interimistisch" an sich gezogen.
Michaelis müsse "handeln", forderte Belegschaftsvertreter Fritz. "Es kann nicht sein, dass der Aufsichtsrat einer solchen katastrophalen Entwicklung tatenlos zusieht." Das Unternehmen dürfe den Verlust des Postkunden nicht auf dem Rücken der Belegschaft austragen. Christgewerkschafter Manfred Wiedner sprach sich gegen ein "Köpferollen" im Vorstand aus - das bringe die verlorenen Quelle-Pakete auch nicht wieder zurück.
Details über die geplanten Veränderungen in der Logistik wollte die Post vorerst keine bekanntgeben. Zum einen stünden Gespräche mit der Belegschaftsvertretung bevor, zum andern finde kommenden Montag die besagte Aufsichtsratssitzung statt. Thema bei den Gesprächen sei auch ein weiterer Personalabbau, sagte Post-Sprecher Martin Homola.
Die Post-Aktie sackte am Mittwoch gleich im Frühhandel um 12 Prozent ab. Bis 16 Uhr verbilligte sich das Papier sogar um 14,3 Prozent auf 24 Euro. Im Tagestief war das Papier auf bis zu 23,30 Euro gesunken. In ihren früheren Höchstständen hatte die im vergangenen Mai an die Börse gekommene Aktie beinahe 40 Euro erreicht.
Hermes hat nach Eigenangaben durch die Sendungsvolumina der Versandhändler Otto, Quelle und Neckermann das Ziel, 2008 rund 20 Prozent des österreichischen B2C-Paketmarktes abzudecken bereits übertroffen und nahezu verdoppelt.
Quelle kündigte für das das neue Jahr eine spürbare Service-Offensive für ihre Kunden an. Bei den Retourpaketen arbeite man in Zukunft sowohl mit Hermes als auch der Post zusammen. Durch das enorme Volumen der Kataloge und sonstiger Drucksorten bleibe Quelle Österreich größter Kunde der heimischen Post. mer/wyg
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