Kursanstieg verunsichert Finanzprofis

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EinsamerSam.:

Kursanstieg verunsichert Finanzprofis

 
01.03.05 11:49
Ursache ist die hohe Liquidität

Kursanstieg verunsichert Finanzprofis

Dieses Phänomen macht Finanzprofis allmählich nervös: Seit dem Sommer 2003 haben Aktien und lang laufende Anleihen den gleichen Trend – nach oben. Selbst US-Notenbankchef Alan Greenspan ist ratlos: Die Entwicklung am Anleihemarkt sei ihm ein Rätsel und passe nicht ins historische Schema, sagte er vor ein paar Tagen.

Kursanstieg verunsichert Finanzprofis 1838631 HB DÜSSELDORF. Ökonomen und Marktstrategen machen die weltweit hohe Liquidität, die Geld in alle Anlageklassen strömen lässt, für das Phänomen verantwortlich. Eine solche Parallelentwicklung gibt es nur selten. Oft handelte es sich dabei um Vorboten starker Kursverluste. Die Finanzprofis halten den Anleihe- und US-Immobilienmarkt für anfällig und fahren eine vorsichtige Anlagestrategie.

Begonnen hat der Trend im Juni 2003. Seit damals stiegen Aktien und Anleihekurse vor allem hier zu Lande erheblich. Abgeschwächt ist der Trend gleich laufender Anleihe- und Aktienkurse auch in den USA zu beobachten. Ähnliche Entwicklungen gab es auch Mitte der 90er- und in den 80er-Jahren. Damals folgten Turbulenzen an den Aktienmärkten, die damals überhitzt waren wie derzeit Anleihen- und Immobilienmärkte.

Normalerweise läuft es so: Zieht die Konjunktur an, schichten Anleger gerne in Aktien um, weil sie sich dort höhere Kursgewinne erhoffen und bereit sind, mehr Risiko in Kauf zu nehmen. Die Nachfrage nach Anleihen geht zurück. Häufig besteht in einem solchen Umfeld auch Inflationsgefahr. Auch aus diesem Grund steigen die Zinsen, die Anleihekurse fallen entsprechend. Wenn die Wirtschaft stottert, ist es umgekehrt. Anleger flüchten aus den Aktien in sichere Anleihen. Entsprechend fallen die Aktien, Bonds dagegen werden teurer.

Zu viel Liquidität am Markt

Doch diesmal ist es anders. „Die Wirtschaft wächst. Bonds sind nicht deswegen nach oben gegangen, weil Anleger sichere Häfen suchen“, sagt der selbstständige Vermögensverwalter Gary Shilling aus New Jersey, der mit rechtzeitiger Spekulation auf Staatsanleihen zuletzt hohe Renditen erzielt hat. Shilling meint, dass das Muster derzeit ungewöhnlich ist. „Am Ende einer Rezession fängt die Fed gewöhnlich an, die Zinsen zu erhöhen. Dann fallen die Bonds, und die Aktien steigen, das ist normal.“ Seine Erklärung: „Es ist zu viel Liquidität im Markt. Und vieles wurde auf Pump investiert.“ Vor allem Hedge-Fonds hätten dafür gesorgt, dass in lange Positionen Geld fließe, weil sie damit kurzfristige Positionen absicherten.

Kapitalmarktanalyst Joachim Fels von Morgan Stanley rechnet vor, dass das Kreditvolumen der führenden Industrienationen inklusive China heute eineinhalbmal so groß ist wie das Sozialprodukt dieser Länder. Ende der 80er-Jahre waren beide Größen etwa gleich. In den USA ist das Kreditvolumen gar dreimal so hoch wie das Bruttoinlandsprodukt. Das hatte es dort zuletzt vor siebzig Jahren in der Weltwirtschaftskrise gegeben.

Wegen seiner lockeren Geldpolitik wird Notenbankchef Greenspan auch „Easy Al“ an der Wall Street genannt. Kritiker werfen ihm vor, seine Politik des „leichten Geldes“ sei unwirksam geworden. Was mitschwingt: Eine Spekulationsblase hat es unter Greenspan schon gegeben. Droht nun eine weitere Blase? Und wenn ja, auf welchem Markt?

Analyst Fels spricht von Übertreibungen vor allem bei langfristigen Bonds sowie bei Risikoanleihen und Investitionen in den Schwellenländern. Auch Martin Ottmann, Leiter der Vermögensverwaltung bei der Weberbank, sieht Gefahren auf dem Bondmarkt. „Die Pensionsfonds und Versicherungen leiden weltweit unter einem Anlagenotstand“, sagt er, „in die Langläufer ist sehr viel Geld geflossen.“ Sollten die Investoren aus irgendeinem Grund plötzlich Geld entziehen, etwa weil die Inflationsrate unerwartet steigt, dann könne es zu einer Verkaufslawine kommen. Der US-Ökonom der Hypo-Vereinsbank, Roger Kubarych, warnt vor einer weiteren Blase: Die Preise am US-Immobilienmarkt sind deutlich überhöht.

Noch sehen Experten keine akute Gefahr. Die weltweit niedrige Inflation verhindere einen plötzlichen Zinsanstieg. Außerdem seien Aktien derzeit fair bewertet, meintWeberbank-Experte Ottmann. Er rät, schrittweise schon einmal Gewinne in der einen oder anderen Anlageklasse mitzunehmen und enge Marken für den Ausstieg zu setzen. Investor Shilling hält derzeit ziemlich viel Kasse. Sein Argument: „Das mache ich immer, wenn unklar ist, wo die Märkte hingehen.“

80er-Jahre. Die Inflation ging dank der strengen Geldpolitik von US-Notenbankchef Paul Volcker zurück – die Zinsen sanken, Anleihekurse stiegen. Auf dem Aktienmarkt kam es zu einem längeren Boom, 1987 zum Crash.

90er-Jahre. Bis 1997 entwickelten sich Aktien und Anleihen weitgehend parallel. Technische Neuerungen und Globalisierung sorgten für einen schärferen Preiswettbewerb. Die weltweite Inflationsrate ermäßigte sich weiter. Damit sanken die Zinsen, Anleihekurse stiegen. Produktivitätswachstum und Liquidität führten zu steigenden Aktienkursen. Greenspan versuchte ab 1998 einer Überhitzung mit Zinsanhebungen gegenzusteuern. Ohne Erfolg. Die Blase am Aktienmarkt platzte.

Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 01. März 2005, 10:27 Uhr

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EinsamerSam.:

Skepsis kostet Geld

 
01.03.05 12:21
Der CRB-Rohstoffindex erklimmt ein 4-Jahres-Hoch

Skepsis kostet Geld

Pessimismus ist langweilig – und kostet Geld. Hiervon wissen jene Skeptiker, die noch vor kurzem das Ende der Rohstoffhausse propagierten, ein Lied zu singen. Denn die Preiskorrektur an den Rohstoffmärkten erwies sich lediglich als eine kurze Episode.

FRANKFURT/M. In den vergangenen Tagen ist der CRB-Index nämlich wieder kräftig gestiegen – und zwar auf das höchste Niveau seit Januar 1981. Der weltweit meist beachtete Rohstoffindex hat damit das im Dezember 2004 verzeichnete 23-Jahreshoch noch einmal deutlich übertroffen.

Die Rohstoffhausse wurde dabei neben wieder steigenden Energiepreisen auch von den boomenden Bunt- und Edelmetallnotierungen getragen. Nach nur eineinhalbmonatiger Rastpause warteten diese Gruppe in den ersten beiden Monaten des Jahres mit einer Preisdynamik auf, die die Mehrheit der Marktteilnehmern überrascht hat. So nähert sich der Preis für Kupfer – dem wichtigsten aller Buntmetalle – in diesem Tagen einem historischen Rekordniveau.

Aufmerksame Beobachter der internationalen Finanzmärkte überrascht die Metallhausse indes nicht. Warum? Die Aktienkurse der Metallproduzenten ließen in den Wochen zuvor bereits einen stabilen Aufwärtstrend erkennen, der die jetzt zur Realität gewordene Hausse der Metallpreise frühzeitig ankündigte.

Anleger, die sich in den vergangenen Wochen bei ihren Investment-Entscheidungen in Sachen Rohstoffe und Rohstoffaktien nach den Prognosen der Analysten richteten, hatten – wie bereits in den vergangenen Jahren – wieder einmal nichts zu lachen. Wer erinnert sich nicht an die jüngsten Expertentipps, die noch Ende Dezember für das laufende Jahr deutlich niedrigere Metallpreise vorausgesagt hatten.

Auf den ersten Blick erschienen die von Skepsis durchzogenen Experten-Prognosen einleuchtend. Eine Abkühlung der heiß gelaufenen chinesischen Wirtschaft werde die Nachfrage nach Rohstoffen deutlich drücken, hieß es. Die Skepsis der Meinungsmacher geht bis zur Prognose einer bevorstehenden „harten Landung“ in der VR China, dem wichtigsten Abnehmer von Rohstoffen aus. Beim kanadischen Brokerhaus Canaccord Capital, das in Sachen Rohstoff-Analyse sehr wohl Gehör findet, wird erklärt, die Regierung in Peking werde Beschränkungen bei der Kreditvergabepraxis durchsetzen.

Anlass zur Skepsis bietet nach Meinung von Fachleuten nicht nur die Nachfrage-, sondern vor allem auch die Angebotsseite. Stimmen die Beobachtungen der Analysten, dann sollte im laufenden Jahr neben einer stagnierenden oder gar nachlassenden Nachfrage gleichzeitig auch das Angebot an Buntmetallen wieder zunehmen. Begründet wird diese Aussage mit steigenden Investitionen der Minenindustrie. Einige Analysten glauben, die Kapitalausgaben für die Exploration neuer Metallvorkommen und den Aufbau neuer Förder- und Verarbeitungsanlagen werden in diesem Jahr neue Rekorde erreichen. Daher bestehe im Jahr 2005 das Risiko eines kräftigen Rückgangs der Metallpreise.

Davon kann derzeit indes keine Rede sein, wie der starke Preisaufschwung zeigt. Was Analysten möglicherweise nicht beachten: Von der Suche und Exploration neuer Metallvorkommen bis zur ersten Produktion vergehen in der Regel sechs bis acht Jahre. Heute vorgenommene Investitionen führen daher nicht unbedingt morgen zu einem höheren Angebot. So sprechen viele Anzeichen dafür, dass die Rohstoff-Analysten auch im Jahr 2005 wieder hinter dem Marktgeschehen herlaufen und ihre Preisprognosen den jeweiligen Gegebenheiten nach oben anpassen müssen.

Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 01. März 2005, 07:20 Uhr

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Kritiker:

Zuviel Geld in der Welt!

 
01.03.05 16:05
Selbst Finanz-Fachleute kommen mit der neueren Situation nicht mehr klar.
Doch logisch, - wenn Aktivitäten (Unternehmen) eingestellt werden, bleibt das Geld übrig. Es sucht Anlage dort, wo noch gearbeitet wird.
Jeder will mit seinen Groschen dabei sein, wo es Gewinne gibt. Das Geld als alleiniger Motor!? Selbst im sozialistischen Deutschland ist fast jeder ein kleiner oder großer Kapitalist. Man schimpft auf die Gewinner (Ackermann), will jedoch gleichzeitig hohe Zinsen. Doch von WEM?
So endet das Geld schließlich in Aktien, die längst zu teuer sind, oder in Anlagen, die versprechen, was sie oft nicht halten können (Fonds).
Ich nenne es das "Hohle Kapital" (!), weil es ausgehöhlt ist und keine Bindung zu seiner Anlage hat, sondern nur zinsorientiert ist.

Es wird sich bald herausstellen, daß Sozialisten mit dieser Wandlung nicht umgehen können. Die Zukunft gehört den Liberalen - doch diese Erkenntnis hinkt um Jahre hinterher. Der Mensch überfordert sich selbst!! - Kritiker.
brokeboy:

ich prognostiziere...

 
01.03.05 16:36
...einen differenzierteren Markt:
das liquide Geld wird in dividendenstarke Papiere laufen.
Wohin auch sonst?
Demzufolge ist dort, wo bei heute noch fairer Bewertung
starke Dividende geboten wird mit einem dicken Zulauf,
dh mit einem "natürlichen" stärkeren Anstieg zu rechnen.

z.B.
MPC (Divi7-8%/KGV um 10,5)
United Utilities (7%/KGV um 12)
Indus, Gesco (Divi 4-5%/KGV um 12)
Sinopec (Divi 6%/KGV unter 8)
TCL intl. (Divi 5-6%/KGV unter10)
PC-Ware
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