Künstler gratuliert Terroristen des 11. September

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Künstler gratuliert Terroristen des 11. September

 
11.09.02 11:36
London (dpa) - Der britische Künstler Damien Hirst hat die Anschläge vom 11. September als Kunstwerk bezeichnet. Die Terroristen hätten auf einer künstlerischen Ebene etwas erreicht, «was niemand jemals für möglich gehalten hätte», wird Hirst im «Guardian» zitiert. Der Anblick der in die Türme krachenden Flugzeuge sei «spektakulär» gewesen. Aus einem Flugzeug sei eine Waffe geworden. Als Künstler sei man ständig auf der Suche nach solchen Dingen. Hirst wurde vor allem durch seine in Formaldehyd eingelegten Tierkadaver bekannt.

Quelle: www.welt.de  (newsticker)
Happy End:

Terroranschläge als größtes Kunstwerk bezeichnet

 
11.09.02 11:43
19.09.2001
Komponist Karlheinz Stockhausen versagt bei der geforderten deutschen Trauerarbeit

Nicht nur der Tod ist ein Meister aus Deutschland, sondern die Deutschen sind auch die Erfinder der Trauerarbeit - und was würde auch besser zusammen passen? Da macht uns keiner etwas vor und wenn die Welt auch auseinander bricht, die Vorherrschaft im Tränenreich "Betroffenheit" bleibt fest in deutscher Hand.

Das hat ein anderer Meister aus Deutschland, Komponist  Karlheinz Stockhausen, wohl vergessen. Seine disharmonische Bemerkung zu den Terroranschlägen auf das WTC:
 
"Was da geschehen ist, ist - jetzt müssen Sie alle Ihr Gehirn umstellen - das größte Kunstwerk, das es je gegeben hat. Dass Geister in einem Akt etwas vollbringen, was wir in der Musik nicht träumen könnten, dass Leute zehn Jahre üben wie verrückt, total fanatisch für ein Konzert und dann sterben. Das ist das größte Kunstwerk, das es überhaupt gibt für den ganzen Kosmos. Stellen Sie sich das doch vor, was da passiert ist. Da sind also Leute, die sind so konzentriert auf eine Aufführung, und dann werden 5000 Leute in die Auferstehung gejagt, in einem Moment. Das könnte ich nicht. Dagegen sind wir gar nichts, als Komponisten. Stellen Sie sich vor, ich könnte jetzt ein Kunstwerk schaffen und Sie wären alle nicht nur erstaunt, sondern Sie würden auf der Stelle umfallen, Sie wären tot und würden wiedergeboren, weil es einfach zu wahnsinnig ist. Manche Künstler versuchen doch auch über die Grenze des überhaupt Denkbaren und Möglichen zu gehen, damit wir wach werden, damit wir uns für eine andere Welt öffnen."    

Stockhausens kosmische Erhabenheit ist so bekannt wie der moralisch erschütternde Umstand, dass Künstler der pure Neid ergreift, wenn dämonische Akteure über Mittel verfügen, die kein Kunstwerk je besitzt - nicht erst seit David Bowies Feststellung, Hitler sei der größte Rockstar aller Zeiten gewesen.

Gegenüber der grassierenden Verlogenheit, die im alltäglichen Kategorienschwindel das WTC-Ereignis als Nachricht zelebriert, die es bei der tausendsten Wiederholung längst nicht mehr ist und noch im Abspann die tödlichen Projektile katastrophensüchtig in die Endlosschleife schickt, hat der Künstler Stockhausen seine Wahrnehmung zur Unzeit mitgeteilt. Die Faszination durch die Ästhetik des Schrecklichen haben Künstler in unzähligen Pandämonien der Menschheitsgeschichte zum Anlass genommen, das Grauen, "Los Desastres de la Guerra" (Goya) und andere Apokalypsen anklagend, aber auch sinnlich lüstern in Farbe und Ton zu bannen. Und was früher die künstlerischen Berichterstatter des Schreckens erledigten, gibt heute Informationsherrschern Sensationsstoff, ohne jede moralische Charaktermaske deswegen schon mit heiligem Ernst zu verwechseln.

Aber wollte Stockhausen etwa Kunst und Verbrechen gleichsetzen? Die Frage seiner Kritiker ist so durchschaubar vordergründig, dass man mit Adorno antworten möchte: "Jedes Kunstwerk ist eine abgedungene Untat". Aber gegenüber Trauer-Vorarbeitern kommt jede Dialektik zu spät. Die Hamburger Kulturbehörde und der Chefsponsor des Musikfests, die "Zeit"-Stiftung, forderten als Strafe für Stockhausens unsittliche Wahrnehmung, seine vier, für die nächsten Tage vorgesehenen Konzerte von der Liste zu streichen. "Angesichts des Leids und der Trauer in Amerika hat in diesen Tagen keiner Verständnis für verbale unbedachte Entgleisungen", meint Hamburgs Kultursenatorin Christina Weiss.

Stockhausen konnte sein Versagen in Sachen "Trauerarbeit" auch nicht mehr nachharmonisieren:
 
"Ein Verbrechen ist es deshalb, weil die Menschen nicht einverstanden waren. Die sind nicht in das 'Konzert' gekommen. Das ist klar. Und es hat ihnen niemand angekündigt, Ihr könntet dabei draufgehen. Was da geistig geschehen ist, dieser Sprung aus der Sicherheit, aus dem Selbstverständlichen, aus dem Leben, das passiert ja manchmal auch poco a poco in der Kunst. Oder sie ist nichts."  
 
Das reicht den Sachwaltern emotionaler Korrektheit längst nicht, es den Konzertbesuchern selbst zu überlassen, ob sie des Meisters Werke jetzt noch hören wollen. "Sätze wie die gesagten sind durch ein Dementi nicht aus der Welt zu schaffen," meint Weiss.

Also geht es inzwischen nicht mehr nur um "Life Imitating Art" (Tom Clancy), sondern auch um "Life Intimidating Art". Vom Künstler erwarten wir in den Zeiten der Katastrophe Erbauliches, Seelenstärkung und moralische Eindeutigkeit - mit anderen Worten: das Programm, gegen das sich die künstlerische Moderne mit allen Mitteln und noch besseren Gründen seit Anbeginn erfolgreich zur Wehr setzte. Schluss damit. Hollywood bzw. Produzent Ed Gernon bringt es auf den Kontrapunkt, der Stockhausens kosmischen Partituren noch fehlt:
 
"Wir müssen jetzt wertorientierte Familienfilme zeigen - und mehr Patriotismus."  

Klar, hinter dem "Requiem", das der Tonsetzer nun mindestens als Abbitte zu komponieren hat, kommen dann gleich Beethoven-Variationen über "Wellingtons Sieg am Hindukusch".

Noch unbegreiflicher als die Kulturverwaltung, der ja keine Nachempfindung von unbotmäßigen Künstlerseelen abzuverlangen ist, ist indes die Reaktion von Komponistenkollegen György Ligeti:
 
"Stockhausen hat sich auf die Seite der Terroristen gestellt. Wenn er diesen niederträchtigen Massenmord als Kunstwerk auffasst, muss ich leider sagen, gehört er in eine psychiatrische Klinik gesperrt."  

Das ist sicher der Ort, wo die neuen Leiden an unmoralischen Wahrnehmungen am Besten kuriert werden können, wenn auch die Ermächtigungsgrundlagen für die Einweisung derzeit in der neuen Antiterror-Gesetzgebung noch nicht vorgesehen sind.

Der Komponist soll sehr betrübt abgereist sein, nicht ohne tief zerknirscht dem korrekten Zeitgeist der Trauer-Vorarbeiter Abbitte zu leisten:

"Wenn sich irgendjemand verletzt fühlt durch meine Äußerungen bei der Pressekonferenz, dann bitte ich um Verzeihung, denn ich habe nie gefühlt oder gedacht, was in meine Worte hineingelegt worden ist."  
 
Aber wir wissen ja, dass die Trauerarbeit einer medialen Dramaturgie beschränktester Halbwertszeit folgt und daher demnächst wieder fröhlich gilt: "Verzagte Dinge schreibt man nicht, die Front erwartet Zuversicht."  
vega2000:

Empfehlung an die Herren Künstler

 
11.09.02 11:53
Selbstmord ist die aufrichtigste Form der Selbstkritik
Künstler gratuliert Terroristen des 11. September 780122
chreil:

Das von Stockhausen kannte ich schon.

 
11.09.02 11:55
Ich muss zugeben, dass ich seine Argumentation sehr gut nachempfinden kann, was mein Mitleid und meine Bestürzung jedoch immer noch nicht mindert. Letztendlich ist es ja grade genau das: Das Ereignis f***t mit unseren kognitiven Systemen, und darin liegt meist die Kunst i.w.S. versteckt.  
chreil:

Dass man die Äußerungen von Hirst

 
11.09.02 11:56
als Gratulation deutet, sehe ich nicht so. Mehr so als Respektsbekundung. Ist doch was anderes, oder?!
wetty:

However

 
11.09.02 12:11

Man muss nicht in den groessten Greultaten nach irgendwelchen vermeintlich positiven Effekten suchen, auch nicht unter dem Deckmantel der kuenstlerischen Freiheit.

Der Typ bezeichnet sich als Kuenstler, versucht jedoch nur mit Aeusserungen wie der oben zu provozieren.

Die Wuerde des Menschen ist unantastbar. Auch nicht von Kuenstlern. Deshalb ist der Typ nichts weiter als ein daemliches Arschloch.




mfg
Reila:

Saddam auch ein Künstler nach der Bombe?

 
11.09.02 12:16
So habe ich das noch gar nicht gesehen: Hiroshima und Nagasaki, Dresden und Coventry und die Gastoten des Ersten Weltkriegs sind Kunstwerke.

Krank, wer so denkt!

R.
Schnorrer:

Durch und durch makaber und daneben.

 
11.09.02 12:17
Was soll man von Engländern schon erwarten? Aus einem Land, wo der Fraß schon an Selbstkasteiung grenzt, kann nichts menschlichenwürdiges kommen. Außer bedingungslose Solidarität mit Buschmännern.
ecki:

Wer von Euch war auf der Eschedde-Performance? o.T.

 
11.09.02 12:18
kingpin2:

künstler graturliert terroristen des atomwaffen ei

 
11.09.02 12:19
nagasaki(dpa) - Der japanische Künstler hiroshima nagasaki hat den atomwaffen einsatz als Kunstwerk bezeichnet. Die Terroristen hätten auf einer künstlerischen Ebene etwas erreicht, «was niemand jemals für möglich gehalten hätte», wird hiroshima im «sushi» zitiert. Der Anblick des feuerballs der sonnen ahnände grösse sei «spektakulär» gewesen. Aus einem bombe sei eine Waffe geworden,die die schlimmste ist die die menschheit kannte. Als Künstler sei man ständig auf der Suche nach solchen Dingen. hiroshima wurde vor allem durch seine in napalm eingelegten vietnamesen bekannt.
Boersiator:

Wie so oft

 
11.09.02 12:23
fällt mir bei solchen dummen und menschenverachtenden Aktionen nur eines ein:
A N    D I E    W A N D !

Wie kann man sowas nur Als Kunstwerk bezeichnen?!

Boersiator
Slash:

Auch glaube wir sind zu sehr Menschen um diesen

 
11.09.02 12:26
Schwachkopf zu verstehen oder?

Gruß slash
Reila:

Boersiator, echt liberale Einstellung!

 
11.09.02 12:30
Wird aber nicht mehr praktiziert, seit der Krieg zu Ende ist.

R.
gut-buy:

Gratulation, s u p e r Niveau hier.

 
11.09.02 12:47
Enschede Performance, echt top.Super ecki.
Natürlich ein Kunstwerk, was wir in N.Y. gesehen haben.
Was denn sonst ? Paßt auch optimal in unsere Zeit.
Super real in den TV Shows. Eintrag ins Guiness Buch
sollte nachgeholt werden.
Teuerstes Kunstwerk .. ever !
Halt eine völlig neue Dimension .
Mal sehen, was der Artist Bush noch so drauf hat.

hasenhaarsch.:

fällt mir ganz spontan das ein:

 
11.09.02 13:08
unter www.kirche-dw.de/Junge_Gemeinde/Schlamm/...ser/hochwasser.html
     www.dippoldiswalde.de/wasser/20020813/000.htm
Boersiator:

@Reila

 
11.09.02 13:13
Also als wenn diese Schadtat nicht schon schlimm genug für Opfer und Betroffene gewesen ist, machen manche Idioten noch solche Sprüche, versuchen gar noch daraus Werbung zu betreiben.

Bei aller Güte und Verständnis, aber eben diese Parolenasis hätten mit dem WTC untergehen sollen und nicht ehrliche Feuerwehmänner und Polizisten, Angestellte, Arbeiter, Frauen und Kinder.

Wieder einmal würde die Gerechtigkeit mit Füßen getreten, leider.

Boersiator
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