Fallende Ölpreise
USA und China bevorraten sich
von Tobias Bayer (Frankfurt)
Die Rohstoffpreise sind auf niedrigem Niveau - Regierungen wittern eine günstige Einstiegsmöglichkeit: USA und China stocken bei Öl und Industriemetallen ihre strategischen Vorräte auf. Marktteilnehmer sehen darin ein Kaufsignal.
Die Vereinigten Staaten und China nutzen die tiefen Rohstoffpreise, um ihre strategischen Reserven aufzustocken. Beide Länder erhöhen ihre Puffer für den Notfall bei Öl und Industriemetallen. Der Zeitpunkt ist günstig: Der Ölpreis notiert mit rund 35 $ je Fass rund 76 Prozent unter dem Rekordhoch von Mitte Juli. Kupfer kostet 3475 $ je Tonne, im vergangenen Jahr hatte der Preis noch bei durchschnittlich 6500 $ gelegen.
Für Experten ist das ein positives Signal für die Rohstoffpreise. "Das könnte bedeuten, dass die Regierungen die Notierungen auf einem Tief sehen", sagt Nimit Khamar, Analyst beim Handelshaus Sucden Financial. "Allerdings steht der Zeitpunkt der Staatskäufe nicht genau fest. Deshalb wäre es verfrüht, dass die Regierungen schon den absoluten Tiefpunkt erreicht sehen."
USA stocken SPRs nach Wirbelstürmen auf
In den USA kündigte das Energieministerium bereits Anfang Januar an, die strategischen Ölreserven (SPRs) bis zur Kapazitätsgrenze von 727 Millionen Barrel (je 159 Liter) zu füllen. Derzeit lagern in den Salzkavernen rund 702 Millionen Barrel.
Das Auffüllprogramm vollzieht sich in zwei Phasen: Von Januar bis Mai werden Raffinerien, die wegen Verwüstungen durch die Wirbelstürme Rita, Katrina, Gustav und Ike in den Jahren 2005 und 2008 Öl aus den SPRs erhielten, die Darlehen der Regierung zurückbezahlen. Mit diesem Geld wird die Regierung auf dem Markt zukaufen. In der zweiten Phase ab Mai wird das Auffüllprogramm im Umfang von 25.000 Barrel täglich wieder gestartet. Es war von Präsident George W. Bush angesichts der Preisrally ausgesetzt worden.
China kauft Industriemetalle
China schloss vor kurzem den Bau von Reservevorrichtungen ab, die 100 Millionen Barrel Fassungsvermögen haben. Nach Aussagen von Zhang Guobao, Leiter der nationalen Energiebehörde, wird das Volumen um 170 Millionen Barrel erweitert werden. Guabao zufolge werden die Tanks bereits gefüllt. Genaue Zahlen nannte er nicht.
Auch Industriemetalle hortet die Regierung für den Notfall. Dazu zählen nach Angaben des Minenministeriums Mangan, Wolfram, Chrom und Kupfer. Wang Chiwei, Vorstand bei Jiangxi Copper, der zweitgrößten Kupferschmelze des Landes, kündigte an, dass China Kupfer kaufen werde. "Das entspricht unseren nationalen Interessen. Die Frage lautet nun, wann und wie wir kaufen werden", sagte Chiwei auf einer Konferenz in Schanghai.