Selten war die Boerse auf die ganz kurze Frist so leicht
ausrechenbar wie in der letzten Woche. Ein Blick in die
Geschichtsbuecher oder in ein Buch von André Kostolany
haette genuegt, denn es war ein klassischer "Fait accompli",
mit dem wir es hier zu tun hatten – einer vollendeten Tatsache.
Dass es zum Krieg kommen wuerde, wusste jeder, und jeder hat
daher auch die entsprechenden Vorkehrungen getroffen.
Die Kriegserklaerung an den Irak konnte den Markt daher
nicht mehr negativ ueberraschen. Als dieses Ereignis eintrat,
brauchte niemand mehr Vorkehrungen dagegen zu treffen,
weil alle das bereits im Vorfeld getan hatten. Und so loeste sich
die Spannung im Markt, und das Pendel schoss regelrecht in die
andere Richtung als es zuvor faktisch "angebunden" war.
So war es beim Kriegsausbruch 1914, beim Kriegsausbruch 1939,
beim Irak-Krieg 1991 und wohl auch bei vielen anderen Kriegen in der Vergangenheit. Sehr instruktiv geschildert unter anderem in
André Kostolanys wunderbarem Buch "Kostolanys Bilanz der Zukunft".
Doch voellig identisch wiederholt sich die Geschichte natuerlich
nie. So war es dieses Mal insofern marginal anders, da der
richtige Kursschub schon passierte, bevor der Krieg tatsaechlich
erklaert wurde. Wer hier also gleichsam in letzter Minute operieren
wollte, kam etwas zu spaet. Aber wahrscheinlich noch nicht in
Gaenze zu spaet. Denn auch hier zeigt die historische Erfahrung,
dass die positiven Kurse zum Kriegsbeginn meistens noch eine
Weile Bestand haben. Korrekturen, teilweise auch scharfe,
gehoeren dabei natuerlich stets zum Bild.
Diese Kolumne ist bereits am Mittwoch in Aussicht des baldigen
Beginns des Irak-Feldzuges geschrieben und kann daher nicht auf
die aktuellen Geschehnisse vor dem Wochenende eingehen. Doch auf
einen eher zeitlosen Punkt moechte ich unbedingt noch eingehen:
Gegenwaertig beobachten wir eine deutliche Asymmetrie zwischen
den harten Wirtschaftsdaten und den Stimmungsfaktoren.
Erstere sehen nicht schlecht aus, letztere hingegen katastrophal.
Von der Stimmung her war der "Shake-Out" der Baisse daher
sicherlich gerechtfertigt. Von den Fakten her kann man allerdings
darueber streiten. Und es wuerde mich sehr wundern, wenn jetzt
nicht bald – zumindest in den USA – die Stimmungsindikatoren
sich deutlich erholen wuerden. Man sollte den Faktor "Patriotismus"
hierbei naemlich keineswegs ignorieren.
Wer jedoch dennoch anhaltend negativ fuer die kurzfristige
wirtschaftliche Situation ist, sollte sich vielleicht einmal
bei Kostolany durchlesen, mit welchen Schwierigkeiten die Boerse
im Zweiten Weltkrieg fertig werden musste, als die US-Unternehmen
von Friedens- auf Kriegsproduktion umschalten mussten und dazu
im Radio "Werbe"-Spots schalteten, in denen sie ihre Kundschaft
aufforderten, die eigenen Produkte nicht (!) zu kaufen und anstelle
dessen lieber zu sparen. Doch nichts davon ist heute der Fall
– im Vergleich dazu leben wir heute in satten und glorreichen
Zeiten.
"Ich will keinen Krieg, ich will meine Ruhe", ist daher auch
die vorherrschende Geisteshaltung in der freien Welt ausserhalb
der Vereinigten Staaten. Und wer ein bisschen im Internet
herumstoebert, kann dort einen wunderbaren Blick in die
Denkweise seiner Mitmenschen werfen. Erstaunlich, wie bequem
sich die meisten im Daunenbett selbstgezimmerter Theorien ausruhen.
"Es ist das Öl!" ist der Kanon aller derjenigen, die nicht weit
extremeren Verschwoerungstheorien anhaengen. Merkwuerdig eigentlich,
denke ich. Wenn es das Öl waere, warum haben die USA es dann nicht
bereits 1991 genommen. Haben sie es damals etwa einfach
vergessen?
Aber kritische Nachfragen sind bei derartigen Komplexreduktionen
der diffizilen Wirklichkeit ueberhaupt nicht gefragt. Wobei ich
mich an dieser Stelle explizit bei allen Lesern entschuldigen
moechte, die mich in der letzten Woche mit Mail regelrecht
ueberschuettet haben, und die ich teilweise auch etwas sehr
simpel angerueffelt habe. Aber ich kann dieses ganze Zeugs vom
"Schurken USA" einfach nicht mehr ertragen!
Ein kleines Beispiel moechte ich zur Verdeutlichung jedoch noch
anfuehren. Da gibt es jemanden mit Namen R. Deutsch, der ein
selbstverlegtes, weil von allen Verlagen abgelehntes Buch
"Die Geldfalle" herausgegeben hat, in dem er behauptet,
jegliches Geld, welches nicht durch Gold gedeckt ist,
waere Betrug. Und dieser Herr Deutsch schreibt jetzt in einem
Board: "Das duerfte der Hauptgrund fuer den Krieg sein.
Saddam hatte angefangen, sein Öl in Euro statt Dollar zu
berechnen. Das ging natuerlich an den Nerv, weil die Amerikaner
Öl mit Leistung bezahlen muessten, statt mit selbstgemachten
Dollar."
Wohlgemerkt: Dieser Mann ist kein Irrer, sondern ein nicht
unintelligentes Mitglied der wirtschaftlich gesicherten
Mittelschicht unseres Landes. Der im bequemen Lehnstuhl sitzt,
nirgendwo selbst die Knochen hinhaelt, zum Zeitvertreib ein
bisschen "in Politik und Wirtschaft" macht und sich glaubt,
dadurch von anderen Menschen zu unterscheiden, indem er den
Stein der Weisen gefunden hat.
Meine Verachtung koennte kaum tiefgehender sein!
So long,
Calexa
www.investorweb.de
ausrechenbar wie in der letzten Woche. Ein Blick in die
Geschichtsbuecher oder in ein Buch von André Kostolany
haette genuegt, denn es war ein klassischer "Fait accompli",
mit dem wir es hier zu tun hatten – einer vollendeten Tatsache.
Dass es zum Krieg kommen wuerde, wusste jeder, und jeder hat
daher auch die entsprechenden Vorkehrungen getroffen.
Die Kriegserklaerung an den Irak konnte den Markt daher
nicht mehr negativ ueberraschen. Als dieses Ereignis eintrat,
brauchte niemand mehr Vorkehrungen dagegen zu treffen,
weil alle das bereits im Vorfeld getan hatten. Und so loeste sich
die Spannung im Markt, und das Pendel schoss regelrecht in die
andere Richtung als es zuvor faktisch "angebunden" war.
So war es beim Kriegsausbruch 1914, beim Kriegsausbruch 1939,
beim Irak-Krieg 1991 und wohl auch bei vielen anderen Kriegen in der Vergangenheit. Sehr instruktiv geschildert unter anderem in
André Kostolanys wunderbarem Buch "Kostolanys Bilanz der Zukunft".
Doch voellig identisch wiederholt sich die Geschichte natuerlich
nie. So war es dieses Mal insofern marginal anders, da der
richtige Kursschub schon passierte, bevor der Krieg tatsaechlich
erklaert wurde. Wer hier also gleichsam in letzter Minute operieren
wollte, kam etwas zu spaet. Aber wahrscheinlich noch nicht in
Gaenze zu spaet. Denn auch hier zeigt die historische Erfahrung,
dass die positiven Kurse zum Kriegsbeginn meistens noch eine
Weile Bestand haben. Korrekturen, teilweise auch scharfe,
gehoeren dabei natuerlich stets zum Bild.
Diese Kolumne ist bereits am Mittwoch in Aussicht des baldigen
Beginns des Irak-Feldzuges geschrieben und kann daher nicht auf
die aktuellen Geschehnisse vor dem Wochenende eingehen. Doch auf
einen eher zeitlosen Punkt moechte ich unbedingt noch eingehen:
Gegenwaertig beobachten wir eine deutliche Asymmetrie zwischen
den harten Wirtschaftsdaten und den Stimmungsfaktoren.
Erstere sehen nicht schlecht aus, letztere hingegen katastrophal.
Von der Stimmung her war der "Shake-Out" der Baisse daher
sicherlich gerechtfertigt. Von den Fakten her kann man allerdings
darueber streiten. Und es wuerde mich sehr wundern, wenn jetzt
nicht bald – zumindest in den USA – die Stimmungsindikatoren
sich deutlich erholen wuerden. Man sollte den Faktor "Patriotismus"
hierbei naemlich keineswegs ignorieren.
Wer jedoch dennoch anhaltend negativ fuer die kurzfristige
wirtschaftliche Situation ist, sollte sich vielleicht einmal
bei Kostolany durchlesen, mit welchen Schwierigkeiten die Boerse
im Zweiten Weltkrieg fertig werden musste, als die US-Unternehmen
von Friedens- auf Kriegsproduktion umschalten mussten und dazu
im Radio "Werbe"-Spots schalteten, in denen sie ihre Kundschaft
aufforderten, die eigenen Produkte nicht (!) zu kaufen und anstelle
dessen lieber zu sparen. Doch nichts davon ist heute der Fall
– im Vergleich dazu leben wir heute in satten und glorreichen
Zeiten.
"Ich will keinen Krieg, ich will meine Ruhe", ist daher auch
die vorherrschende Geisteshaltung in der freien Welt ausserhalb
der Vereinigten Staaten. Und wer ein bisschen im Internet
herumstoebert, kann dort einen wunderbaren Blick in die
Denkweise seiner Mitmenschen werfen. Erstaunlich, wie bequem
sich die meisten im Daunenbett selbstgezimmerter Theorien ausruhen.
"Es ist das Öl!" ist der Kanon aller derjenigen, die nicht weit
extremeren Verschwoerungstheorien anhaengen. Merkwuerdig eigentlich,
denke ich. Wenn es das Öl waere, warum haben die USA es dann nicht
bereits 1991 genommen. Haben sie es damals etwa einfach
vergessen?
Aber kritische Nachfragen sind bei derartigen Komplexreduktionen
der diffizilen Wirklichkeit ueberhaupt nicht gefragt. Wobei ich
mich an dieser Stelle explizit bei allen Lesern entschuldigen
moechte, die mich in der letzten Woche mit Mail regelrecht
ueberschuettet haben, und die ich teilweise auch etwas sehr
simpel angerueffelt habe. Aber ich kann dieses ganze Zeugs vom
"Schurken USA" einfach nicht mehr ertragen!
Ein kleines Beispiel moechte ich zur Verdeutlichung jedoch noch
anfuehren. Da gibt es jemanden mit Namen R. Deutsch, der ein
selbstverlegtes, weil von allen Verlagen abgelehntes Buch
"Die Geldfalle" herausgegeben hat, in dem er behauptet,
jegliches Geld, welches nicht durch Gold gedeckt ist,
waere Betrug. Und dieser Herr Deutsch schreibt jetzt in einem
Board: "Das duerfte der Hauptgrund fuer den Krieg sein.
Saddam hatte angefangen, sein Öl in Euro statt Dollar zu
berechnen. Das ging natuerlich an den Nerv, weil die Amerikaner
Öl mit Leistung bezahlen muessten, statt mit selbstgemachten
Dollar."
Wohlgemerkt: Dieser Mann ist kein Irrer, sondern ein nicht
unintelligentes Mitglied der wirtschaftlich gesicherten
Mittelschicht unseres Landes. Der im bequemen Lehnstuhl sitzt,
nirgendwo selbst die Knochen hinhaelt, zum Zeitvertreib ein
bisschen "in Politik und Wirtschaft" macht und sich glaubt,
dadurch von anderen Menschen zu unterscheiden, indem er den
Stein der Weisen gefunden hat.
Meine Verachtung koennte kaum tiefgehender sein!
So long,
Calexa
www.investorweb.de