Kopf hoch - Gute Laune-trotz Killerstudien | 10.09.2003 16:50 | |
Jahrhundert-Börsencrashs schleichen sich gern mit dem herbstlichen Wind an die Märkte. 1929 und 1987 gewitterte es an den Börsen im Oktober, und der September ist im langen Vergleich gesehen sogar noch düsterer. Die Gründe hierfür sind bei denen zu suchen, die die Märkte machen: Bei den Menschen – denn ein schlechtgelaunter Geist sieht in den kürzeren und kälteren Herbsttagen vieles plötzlich anders als noch in den hellen Sommermonaten. Erschwerend hinzu kommt, dass der Frisör einer der letzten ist, der noch „Kopf hoch“ sagt, denn auch die Medien stimmen in die Herbstdepression ein: Deutsche Herbstdepression Heute wurden gleich zwei Gute Laune-Killerstudien präsentiert. So kommt eine in der SZ publizierte Umfrage der R+V Versicherung zu dem Schluss, dass die Laune der Deutschen seit 1991 nicht mehr so mies war wie derzeit. "Die wirtschaftlichen Themen überschatten inzwischen die persönlichen Sorgen", so Rita Jakli, Leiterin des R+V-Infocenters. Auch eine im Auftrag der FTD erstellte Studie schlägt in die gleiche Kerbe und auf das Gemüt: Lediglich 16 Prozent bleiben bullish und hoffen weiterhin auf Verbesserung. 33 Prozent der Deutschen sehen derzeit schwarz und ihre eigene wirtschaftliche Lage im kommenden Jahr sich verschlechtern. Vorsicht vor Schwanengesang Während die Deutsche Telekom und Infineon schon wieder von Dividendenzahlungen sprechen, mussten viele Mitarbeiter dieser Unternehmen gerade aus Kostengründen ihre Sachen packen - und brechen bei Umfragen natürlich noch nicht in Jubel aus. Der nahende Aufbruch in der Wirtschaft wirkt sich leider erst mit Verzögerung auf die Stimmung in der Bevölkerung aus. Während der Tiefpunkt (Rudi Völler möge mir diese Wortwahl in diesem Zusammenhang verzeihen) in der Wirtschaft durchschritten scheint, befindet sich die Bevölkerung gerade auf selbigem. Aktionäre sollten sich jedoch davor hüten, in den Schwanengesang einzustimmen. Denn die wirtschaftliche Situation an sich ist weiterhin positiv. Nicht nur ZEW, ifo-Zahlen und Unternehmensergebnisse zeigen, dass die wirtschaftliche Zuversicht zunimmt, auch die über den Erwartungen liegenden Exportzahlen vom Mittwoch machen Mut. Bärenfalle nutzen Mit der Herbstdepression an den Börsen ist dennoch nicht zu spaßen – der ein oder andere dunkle Börsenherbsttag könnte die wirtschaftlichen Lichtblicke kurzweilig überschatten. An diesen Tagen sollte man den grollenden Bären, die sich zum Winter in ihre Höhlen zurückziehen werden, ihre Aktien billig abkaufen. Spätestens im Frühling, wenn die Nebel verzogen sind und der Aufschwung durch alle Bereiche scheint, werden die Bären ihre Aktien zurückkaufen - teurer, versteht sich. Florian Söllner ist Chefredakteur der BLUeBULL AG |