Schau mal mein Posting kurz vorher von gestern hier im Thread - und was ich heute gefunden habe:
Donnerstag, 3. Februar 2000, 13:07 Uhr
Bernd Niquet: Was Greenspan uns wirklich sagen will
von: Dr. Bernd Niquet
Bernd Niquet: Was Greenspan uns wirklich sagen will
- Gefährliche Spiele gegen die Notenbank -
Gestern habe ich über die systematisch und künstlich niedrig gehaltene Inflationsrate in Japan zu den Boomzeiten von vor
zen Jahren geschrieben. Doch was ist nun eigentlich so schlimm an einem Heruntermanipulieren der Preissteigerungsrate?
Ist doch wunderschön, wenn die Preise stabil scheinen?
Nein, so ist es eben nicht! Denn fälschlich zu niedrig ausgewiesene Preise bedeuten ein manipuliert geringes Zinsniveau,
welches schließlich einen ebenso künstlichen Boom hervorruft, dessen Ende meistens nur mit einem großen Krach
vonstatten gehen kann.
In Japan haben wir dies alles im letzten Jahrzehnt erleben können, wobei die Gesamtverluste der Anleger sich auf die
nahezu unglaubliche Summe von umgerechnet sage und schreibe 21 Billionen (!) Dollar belaufen haben, 18 Billionen im
Immobilien- und drei Billionen im Aktienmarkt. Insgesamt machte das das Vierfache des Bruttosozialprodukts aus, also
letztlich dem "Lohn" der Japaner für vier Jahre harte Arbeit.
Und genau das wird die US-Notenbank für die Vereinigten Staaten nicht zulassen, auch wenn wir hier nicht von einer
derart manipulierten Inflationsrate sprechen können. Doch ansonsten gleichen sich die Bilder zwischen dem Amerika von
heute und dem Japan zum Ende der 80er Jahre gespenstisch, inclusive dem täglichen Gefasel über eine New Economy, in
der alle ehernen Wirtschaftsgesetze plötzlich nicht mehr gelten sollen.
Man muss sich das noch einmal in aller Ruhe vor Augen führen: Japan galt als der Modellfall der Wirtschaft schlechthin -
doch heute ist der größte Gläubiger auf der Welt ein Sanierungsfall. Ja, es ist tatsächlich so, als ob sämtliche Kleinsparer die Deutsche Bank
unterstützen müssten, um nicht plötzlich vor geschlossenen Schaltern zu stehen.
Und im gleichen Maße wie Japan am Immobilienmarkt hängt, so hängen die USA am Aktienmarkt. Denn alle entscheidenden Parameter der
US-Wirtschaft sind sehr eng mit ihm verbandelt: Die Altersvorsorge, die Finanzierung der Kosumausgaben und nunmehr sogar in großem Stile auch
noch die Unternehmensgewinne.
Mein Szenario ist daher das Folgende: Die US-Notenbank wird die Zinsen so lange (!) anheben bis die US-Wirtschaft sich abschwächt und (!) der
Aktienmarkt eine signifikante Korrektur zeigt.
Dies alles, um Schaden von der US-Volkswirtschaft abzuwenden. Die mittlere bis lange Frist verspricht daher aus meiner Sicht weiter sehr gute
Aktiengewinne. Kurzfristig jedoch gerade in den Highflyern der letzten Zeit gegen die Intention der Notenbanken zu spielen, scheint mir eher eine
neue Variante des "Harakiri" zu sein.
Vielleicht sollte man das jedoch tatsächlich lieber den Japanern überlassen, denn diese haben - zumindest in der kürzeren Vergangenheit - auf jeden
Fall mehr Erfahrung damit. Und gerade sehe ich, dass Softbank heute schon um über 20 % gestiegen ist. Na wenn das nicht eine treffliche
Kaufgelegenheit .......
Bernd Niquet, Donnerstag, 3. Februar 2000
Feed-back und Diskussion: b.niquet@wallstreet-online.de
Das Magazin GOING PUBLIC hat in der vergangenen Ausgabe eine neue Serie gestartet "Bekannte Ökonomen - und ihre Bedeutung für die heutige
Zeit". In der Ausgabe 01/2000 habe ich über John Maynard KEYNES geschrieben und in der aktuellen über Friedrich August von HAYEK.
Vielleicht ist das für den einen oder anderen ja von Interesse. Die nächste Folge wird von Joseph SCHUMPETER handeln.
Bernd Niquet, KEINE ANGST VORM NÄCHSTEN CRASH - Warum Aktien als Langfristanlage unschlagbar sind, Campus-Verlag,
Frankfurt/M., New York 1999, 269 Seiten, kartoniert, 49,80 DM, ISBN 3-593-36293-7.
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