Wie wird es mit der Konjunktur in Europa nach den
Terroranschlägen inden Vereinigten Staaten weitergehen?
Schlittern die europäischenVolkswirtschaften zusammen mit
Amerika in eine Rezession, oder wird sich dererwartete
Umschwung lediglich um einige Zeit verschieben?
Obwohl die europäischen Staaten überwiegend untereinander
Handel betreiben,haben die vergangenen Monate wieder
gezeigt, wie stark ihre Volkswirtschaftenvon der Entwicklung
der amerikanischen Wirtschaft und damit der
Weltwirtschaftabhängen. Schon vor den Terroranschlägen ist
die europäische Wirtschaft kaumnoch gewachsen - weil die
Konjunkturabschwächung in den Vereinigten Staaten aufdie
europäischen Wirtschaften übergegriffen hatte. Zwar haben
sich dieKonsumausgaben der privaten Verbraucher im ersten
Halbjahr von dem Einbruch inder zweiten Hälfte des
vergangenen Jahres etwas erholt. Gleichzeitig haben
sichallerdings die Investitionstätigkeit und der Export deutlich
verlangsamt.
Eine klare Tendenz, wie die europäische Wirtschaft auf die
Anschläge reagiert,zeichnet sich bisher noch nicht ab. Sicher
ist nur, daß derzeit jedeWachstumsprognose mit ungewöhnlich
hohen Risiken verbunden ist. Zwischen einemsehr
pessimistischen und einem sehr optimistischen Szenario
bestehen derzeitviele Möglichkeiten, wie es mit der Konjunktur
in Europa weitergeht - allewerden von der weiteren
Entwicklung in den Vereinigten Staaten geprägt sein.Schon vor
den Anschlägen kam aus Europa kein eigener
Konjunkturimpuls.
Im ungünstigsten Szenario würde die amerikanische Wirtschaft
tief in dieRezession gleiten und die übrigen Volkswirtschaften
mit sich reißen.Militärschläge könnten die vorherrschende
Unsicherheit verstärken,Wirtschaftsakteure hielten sich mit
Käufen und Investitionen zurück, der Ölpreisstiege weit über
die 30-Dollar-Marke, der Euro spränge über die Parität
zumDollar und verteuerte die europäischen Waren, und die
Aktienmärkte erlebten dochnoch schwarze Tage.
Das günstigste Szenario wäre geprägt von einer
"Jetzt-erst-recht-Stimmung" inden Vereinigten Staaten, begleitet
von leisen und wirkungsvollen militärischenAktionen.
Zusätzlich wirkte die Stimulierung durch die gelockerte Geld-
undFiskalpolitik schnell, ohne daß die Gefahr eines
Inflationsdrucks aufkäme.Investitionen in die Sicherheits- und
Militärtechnik würden die schwächelndeHigh-Tech-Industrie
stützen oder gar beleben.
Die Realität wird irgendwo zwischen diesen beiden Szenarien
liegen. DieWahrscheinlichkeit für das ungünstigste Szenario ist
gesunken, nachdem dieamerikanische Regierung von
großangelegten Militärschlägen deutlich Abstandgenommen hat.
Und ob der Euro tatsächlich zum Dollar aufschließen kann,
bleibtangesichts des bisherigen Wechselkursverlaufs fraglich.
Der Ölpreis schlägtderzeit Kapriolen. Das günstige Szenario ist
ebenfalls nicht sehrwahrscheinlich, es scheint doch zu
optimistisch. Der direkte ökonomische Schadenist im Vergleich
zur gesamten amerikanischen Wirtschaft zwar gering,
dieAnschläge waren aber keine Naturkatastrophe. Doch dürften
sie die Menschen inden Vereinigten Staaten nachhaltig
verunsichert haben.
Auch in Europa hat sich die Unsicherheit erhöht. Die
Hoffnungen auf einenUmschwung beruhten bisher vor allem
darauf, daß sich durch den nachlassendenPreisdruck die
Realeinkommen erhöhen und dies den Konsum anregt.
Belebenddürften nach wie vor auch die Steuerentlastungen
wirken. Das Vertrauen derVerbraucher in der Europäischen
Union ist allerdings seit dem Sommerkontinuierlich gesunken,
auch wenn es sich weiter auf hohem Niveau befindet.
Diejüngsten Umfrageergebnisse in Frankreich zeigen sogar, daß
dieses Vertrauenschon vor den Anschlägen eingebrochen ist.
Die pessimistischere Stimmung unterden Verbrauchern ist vor
allem auf den langsameren Abbau der
Arbeitslosigkeitzurückzuführen und auch noch auf vorherige
Preissteigerungen. Ob die EuropäischeZentralbank mit ihrer
jüngsten, kräftigen Zinssenkung nach den Anschlägen
dasVertrauen von Verbrauchern und Wirtschaft im Euro-Raum
gestärkt hat, muß sicherst noch zeigen; Zinssenkungen wirken
nicht sofort. Und Umfragen derEuropäischen Kommission
deuten einen weiteren Beschäftigungsabbau an.
In Zeiten, in denen politische und wirtschaftliche
Entwicklungen nur schwerabsehbar sind, behelfen sich
Konjunkturforscher stärker als üblich mit Annahmen,um
dennoch präzise Vorhersagen treffen zu können. Das Kieler
Institut fürWeltwirtschaft beispielsweise hat sich unter den
möglichen Szenarien für eineher optimistisches entschieden:
Keine großen Militärschläge, ein Ölpreis bei 25Dollar und eine
deutliche Erholung der amerikanischen Wirtschaft
Anfangkommenden Jahres. In diesem Rahmen rechnet das
Institut mit einem weiterenWachstumsdämpfer im Euro-Raum;
das Bruttoinlandsprodukt wird demnach in diesemJahr nur um
1,6 Prozent zulegen. Ein Abgleiten in die Rezession wird
nichtprognostiziert, der erhoffte Aufschwung verschiebt sich
lediglich in daskommende Jahr (dann 2,3 Prozent Wachstum).
Volkswirte der Deutsche Bank Research sind etwas
skeptischer. Sie erwarten zwar,daß der private Verbrauch im
Euro-Raum robust genug bleibt, um den Rückgang
derInvestitionen und des Außenbeitrags zum
Bruttoinlandsprodukt auszugleichen.Gleichzeitig schließen sie
aber eine Rezession im Euro-Raum nicht aus, weil sichdie
amerikanische Wirtschaft nun in einer solchen befände.
Dementsprechendfallen die prognostizierten Wachstumsraten
für den Euro-Raum geringer aus: 1,4Prozent in diesem und 1,1
im kommenden Jahr.
Der Internationale Währungsfonds hat sich nicht auf ein
Szenario festgelegt:Zwar erwartet er im Euro-Raum ein recht
optimistisches Wachstum von 1,8 Prozentin diesem und 2,2 im
kommenden Jahr, behält sich Korrekturen aber
ausdrücklichvor.
Terroranschlägen inden Vereinigten Staaten weitergehen?
Schlittern die europäischenVolkswirtschaften zusammen mit
Amerika in eine Rezession, oder wird sich dererwartete
Umschwung lediglich um einige Zeit verschieben?
Obwohl die europäischen Staaten überwiegend untereinander
Handel betreiben,haben die vergangenen Monate wieder
gezeigt, wie stark ihre Volkswirtschaftenvon der Entwicklung
der amerikanischen Wirtschaft und damit der
Weltwirtschaftabhängen. Schon vor den Terroranschlägen ist
die europäische Wirtschaft kaumnoch gewachsen - weil die
Konjunkturabschwächung in den Vereinigten Staaten aufdie
europäischen Wirtschaften übergegriffen hatte. Zwar haben
sich dieKonsumausgaben der privaten Verbraucher im ersten
Halbjahr von dem Einbruch inder zweiten Hälfte des
vergangenen Jahres etwas erholt. Gleichzeitig haben
sichallerdings die Investitionstätigkeit und der Export deutlich
verlangsamt.
Eine klare Tendenz, wie die europäische Wirtschaft auf die
Anschläge reagiert,zeichnet sich bisher noch nicht ab. Sicher
ist nur, daß derzeit jedeWachstumsprognose mit ungewöhnlich
hohen Risiken verbunden ist. Zwischen einemsehr
pessimistischen und einem sehr optimistischen Szenario
bestehen derzeitviele Möglichkeiten, wie es mit der Konjunktur
in Europa weitergeht - allewerden von der weiteren
Entwicklung in den Vereinigten Staaten geprägt sein.Schon vor
den Anschlägen kam aus Europa kein eigener
Konjunkturimpuls.
Im ungünstigsten Szenario würde die amerikanische Wirtschaft
tief in dieRezession gleiten und die übrigen Volkswirtschaften
mit sich reißen.Militärschläge könnten die vorherrschende
Unsicherheit verstärken,Wirtschaftsakteure hielten sich mit
Käufen und Investitionen zurück, der Ölpreisstiege weit über
die 30-Dollar-Marke, der Euro spränge über die Parität
zumDollar und verteuerte die europäischen Waren, und die
Aktienmärkte erlebten dochnoch schwarze Tage.
Das günstigste Szenario wäre geprägt von einer
"Jetzt-erst-recht-Stimmung" inden Vereinigten Staaten, begleitet
von leisen und wirkungsvollen militärischenAktionen.
Zusätzlich wirkte die Stimulierung durch die gelockerte Geld-
undFiskalpolitik schnell, ohne daß die Gefahr eines
Inflationsdrucks aufkäme.Investitionen in die Sicherheits- und
Militärtechnik würden die schwächelndeHigh-Tech-Industrie
stützen oder gar beleben.
Die Realität wird irgendwo zwischen diesen beiden Szenarien
liegen. DieWahrscheinlichkeit für das ungünstigste Szenario ist
gesunken, nachdem dieamerikanische Regierung von
großangelegten Militärschlägen deutlich Abstandgenommen hat.
Und ob der Euro tatsächlich zum Dollar aufschließen kann,
bleibtangesichts des bisherigen Wechselkursverlaufs fraglich.
Der Ölpreis schlägtderzeit Kapriolen. Das günstige Szenario ist
ebenfalls nicht sehrwahrscheinlich, es scheint doch zu
optimistisch. Der direkte ökonomische Schadenist im Vergleich
zur gesamten amerikanischen Wirtschaft zwar gering,
dieAnschläge waren aber keine Naturkatastrophe. Doch dürften
sie die Menschen inden Vereinigten Staaten nachhaltig
verunsichert haben.
Auch in Europa hat sich die Unsicherheit erhöht. Die
Hoffnungen auf einenUmschwung beruhten bisher vor allem
darauf, daß sich durch den nachlassendenPreisdruck die
Realeinkommen erhöhen und dies den Konsum anregt.
Belebenddürften nach wie vor auch die Steuerentlastungen
wirken. Das Vertrauen derVerbraucher in der Europäischen
Union ist allerdings seit dem Sommerkontinuierlich gesunken,
auch wenn es sich weiter auf hohem Niveau befindet.
Diejüngsten Umfrageergebnisse in Frankreich zeigen sogar, daß
dieses Vertrauenschon vor den Anschlägen eingebrochen ist.
Die pessimistischere Stimmung unterden Verbrauchern ist vor
allem auf den langsameren Abbau der
Arbeitslosigkeitzurückzuführen und auch noch auf vorherige
Preissteigerungen. Ob die EuropäischeZentralbank mit ihrer
jüngsten, kräftigen Zinssenkung nach den Anschlägen
dasVertrauen von Verbrauchern und Wirtschaft im Euro-Raum
gestärkt hat, muß sicherst noch zeigen; Zinssenkungen wirken
nicht sofort. Und Umfragen derEuropäischen Kommission
deuten einen weiteren Beschäftigungsabbau an.
In Zeiten, in denen politische und wirtschaftliche
Entwicklungen nur schwerabsehbar sind, behelfen sich
Konjunkturforscher stärker als üblich mit Annahmen,um
dennoch präzise Vorhersagen treffen zu können. Das Kieler
Institut fürWeltwirtschaft beispielsweise hat sich unter den
möglichen Szenarien für eineher optimistisches entschieden:
Keine großen Militärschläge, ein Ölpreis bei 25Dollar und eine
deutliche Erholung der amerikanischen Wirtschaft
Anfangkommenden Jahres. In diesem Rahmen rechnet das
Institut mit einem weiterenWachstumsdämpfer im Euro-Raum;
das Bruttoinlandsprodukt wird demnach in diesemJahr nur um
1,6 Prozent zulegen. Ein Abgleiten in die Rezession wird
nichtprognostiziert, der erhoffte Aufschwung verschiebt sich
lediglich in daskommende Jahr (dann 2,3 Prozent Wachstum).
Volkswirte der Deutsche Bank Research sind etwas
skeptischer. Sie erwarten zwar,daß der private Verbrauch im
Euro-Raum robust genug bleibt, um den Rückgang
derInvestitionen und des Außenbeitrags zum
Bruttoinlandsprodukt auszugleichen.Gleichzeitig schließen sie
aber eine Rezession im Euro-Raum nicht aus, weil sichdie
amerikanische Wirtschaft nun in einer solchen befände.
Dementsprechendfallen die prognostizierten Wachstumsraten
für den Euro-Raum geringer aus: 1,4Prozent in diesem und 1,1
im kommenden Jahr.
Der Internationale Währungsfonds hat sich nicht auf ein
Szenario festgelegt:Zwar erwartet er im Euro-Raum ein recht
optimistisches Wachstum von 1,8 Prozentin diesem und 2,2 im
kommenden Jahr, behält sich Korrekturen aber
ausdrücklichvor.