SPIEGEL ONLINE - 03. April 2007, 12:55
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BERLINER ZOO
Knut begeistert Aktionäre
Von Susanne Amann
Seit 1841 ist der Berliner Zoo eine Aktiengesellschaft. Das hätte niemanden interessiert, wenn nicht das Eisbärenbaby Knut auf die Welt gekommen wäre. Seitdem explodieren die Besucherzahlen - und auch der Aktienkurs schießt in die Höhe.
Hamburg - Mitte März war sie noch erschwinglich, die Aktie der Zoologischer Garten Berlin AG, wie der Berliner Zoo als Unternehmen offiziell heißt. Rund 2000 Euro war sie an der Berliner Börse wert und dümpelte seit Monaten quasi unverändert auf diesem Kurs, mit kleineren Abweichungen nach oben und unten.
Das hat sich geändert. Inzwischen ist das Papier so begehrt wie wahrscheinlich kein anderes auf dem Aktienmarkt der Hauptstadt, der aktuelle Kurs liegt bei 3800 Euro - eine Steigerung von über 80 Prozent. Tendenz steigend.
Schuld daran ist Knut, das knuddelige Eisbärenbaby, das Anfang Dezember auf die Welt kam und Ende März der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Er hat nicht nur für die "sehr ungewöhnliche" Steigerung der Aktie gesorgt, wie es bei der Berliner Börse heißt. Sondern auch dafür, dass "das Orderbuch so voll ist wie seit Jahren nicht". 27 Kaufwünsche stehen derzeit gerade mal zwei Angeboten gegenüber.
In den vergangenen Jahren nur Verluste
Seit seiner Gründung ist der Berliner Zoo eine Aktiengesellschaft, der Zoo selbst besitzt nur 0,6 Prozent der Anteile, der Rest ist im Streubesitz. Dividenden werden keine ausgeschüttet, in den vergangenen Jahren hat die Aktie sowieso nur Verluste gemacht.
Dafür dürfen die Aktionäre mit ihrem Anteilsschein lebenslang kostenlos in den Zoo - je nach Nummer des Wertpapiers ist der Besuch des Aquariums in der Freikarte eingeschlossen oder nicht. Dieser kostenlose Zoo-Besuch ist, genau wie die Aktie, vererbbar - weshalb man bei der Berliner Börse den Kaufwilligen wenig Hoffnung auf erfolgreiche Geschäfte macht: "Die Aktien werden eher in Berliner Familien weitergegeben als gehandelt."
Dass Knut nicht nur das Interesse an Merchandising-Produkten, sondern auch das an der Aktie so extrem gesteigert hat, ist auch für die Börse eine Überraschung - man führt es auf die umfangreiche Medienberichterstattung zurück. Ob die Kaufinteressenten aber tatsächlich auf steigende Gewinne der Zoologischer Garten Berlin AG setzen oder aus rein sentimentalen Gründen Mitteilhaber des Berliner Zoos werden wollen, das will man nicht beurteilen.