KIRCH: Vor der Entscheidung

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KIRCH: Vor der Entscheidung

 
24.03.02 12:09
Die Gläubigerbanken wollen noch einmal 800 Millionen Euro für Kirch auf den Tisch legen - für die Mehrheit am Kerngeschäft KirchMedia. Leo Kirch würde in seinem Imperium dann endgültig zur Randfigur.

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München - Der Medienunternehmer Leo Kirch muss nach wochenlangen Verhandlungen mit den Gläubigerbanken über eine Rettung der hoch verschuldeten Kirch-Gruppe offenbar die Mehrheit an seinem Kerngeschäft abgeben. Schon am Sonntag könnten sich die Kreditexperten der HypoVereinsbank, der DZ Bank, der Commerzbank und der Bayerischen Landesbank darauf einigen, im Zuge einer Kapitalerhöhung von 800 Millionen Euro die Mehrheit an der Filmproduktions- und Rechtehandelsgesellschaft KirchMedia zu übernehmen.

Allerdings erwägten die bisherigen Minderheitsgesellschafter von KirchMedia, ebenfalls die Kontrolle zu erlangen. Erste Gespräche liefen daher auch zwischen den Banken und den Investoren, zu denen der australische Medienunternehmer Rupert Murdoch und der italienische Konzern Mediaset gehören. Der Ausgang dieser Gespräche sei aber noch völlig offen.

Springer-Anteil und Formel 1 reichen nicht

Die mit mindestens 6,5 Milliarden Euro verschuldete Kirch-Gruppe ringt schon seit Wochen mit den Gläubigerbanken um ein Sanierungskonzept. Dabei wurde schnell klar, dass sich Kirch von Randaktivitäten wie seiner Beteiligung am Hamburger Axel Springer Verlag, dem spanischen TV-Sender Telecinco und wahrscheinlich auch seinem Engagement bei der Formel 1 trennen muss. Nun wird der 75-jährige Medienmogul wohl auch noch die Kontrolle über das Kerngeschäft - die Filmproduktion, den Rechtehandel und die Senderfamilie ProSiebenSat.1 Media - verlieren. Banken: Engagement für zwei bis drei Jahre

Am Sonntag wollen sich nach Angaben aus Finanzkreisen Vertreter der vier beteiligten Banken noch einmal treffen und den Einstieg bei KirchMedia weitestgehend unter Dach und Fach bringen. "Die Banken werden versuchen, Nägel mit Köpfen zu machen", hieß es in mit den Verhandlungen vertrauten Kreisen. Einer möglichen Einigung auf der Arbeitsebene müssten die Vorstände der Banken aber auf jeden Fall noch zustimmen.

Ein Engagement der Kreditinstitute bei KirchMedia wäre den Kreisen zufolge aber höchstens für zwei bis drei Jahre gedacht. Mittelfristig könnten die Anteile an die Börse gebracht, an Kirch zurückverkauft oder an einen anderen Investor abgegeben werden.

Rückkaufoption?

"Vielleicht wird Kirch auch eine Rückkaufoption eingeräumt", sagte ein Bankenvertreter. "Wir wollen uns aber nicht unter Zeitdruck setzen und reden hier also über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren," umschrieb er einen möglichen zeitlichen Rahmen des Engagements.

Der Not gehorchend

Jahrelang hatten die Kreditinstitute einen Einstieg bei Kirch mit der Begründung abgelehnt, das Filmgeschäft sei zu undurchsichtig und riskant. Um ihre Kredite in Milliardenhöhe zu sichern, hätten die Banken aber umdenken müssen, hieß es in Verhandlungskreisen. "Jetzt wollen sie erstmal reingehen, um ihre Interessen zu wahren." Noch sei allerdings unklar, wie viele Anteile die jeweiligen Banken übernehmen würden.

"Über diese Brücke muss er gehen"

Der Plan müsste aber auch von den Minderheitsaktionären und von Leo Kirch selbst akzeptiert werden, hieß es in Finanzkreisen. Die Haltung des Medienunternehmers, der mit dem Kauf der Rechte an dem Fellini-Klassiker "La Strada" in den 50er Jahren in die Branche eingestiegen und zum größten Filmrechtehändler und TV-Unternehmer Deutschlands aufgestiegen war, sei noch unklar. "Die Banken bauen Kirch eine Brücke, da muss er aber drüber gehen."

Bündnis der Minderheiten

Auch die Minderheitsgesellschafter - neben Murdoch und Mediaset, dem Konzern des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, noch der Handelskonzern Rewe, die Finanzinvestoren Lehman Brothers und Capital Research sowie der saudische Prinz Al Waleed - hätten noch ein Wörtchen mitzureden. Mittlerweile hätten sich diese zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen. Ihre Anteile von zusammen knapp 22 Prozent würden im Falle einer Kapitalerhöhung verwässert. Daher drängten die Investoren ihrerseits auf die Übernahme der Mehrheit an KirchMedia. Die Gespräche am Sonntag würden wahrscheinlich bis tief in die Nacht dauern.
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24.03.02 12:11
idid:

Kirch bald ohne Kirch

 
24.03.02 12:29
Banken wollen offenbar Mehrheit an der Kirch Media AG    

Im Ringen um eine Sanierung der maroden Kirch-Gruppe steht offenbar eine Entscheidung kurz bevor. Insider erwarten, dass Konzerngründer Leo Kirch (75) in seinem Teilkonzern, der Kirch Media AG, schon bald in eine Minderheitenposition gedrängt werden kann. Denn um die Mediengruppe mit einer neuen Finanzspritze vor dem Aus zu bewahren, planen einige Gläubigerbanken dem Vernehmen nach eine mehrheitliche Übernahme der Kirch Media AG. Das Unternehmen gilt als profitables Herzstück des Firmenimperiums. Eine Bestätigung für die Übernahmepläne gibt es bislang weder aus der Kirch-Zentrale noch von den acht an der Sanierung beteiligten Banken. Doch schon am heutigen Sonntag könnte eine Entscheidung fallen, heißt es hinter den Kulissen.

Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete in ihrer Sonnabend-Ausgabe, dass der mit mindestens 6,5 Milliarden Euro hoch verschuldete Medienkonzern einen neuerlichen Finanzbedarf von 600 Millionen Euro oder mehr hat. Und das Magazin "Focus" will von 880 Millionen Euro erfahren haben, die vier der acht Banken in den Konzern pumpen wollen. Genannt werden die Hypo-Vereinsbank, die Commerzbank, die DZ Bank und die halbstaatliche Bayerische Landesbank. Durch einen Einstieg würden die Institute laut "Focus" 60 Prozent Anteil an der Kirch Media AG erhalten. In dem Teilkonzern Kirch Media AG ist das lukrative Geschäft mit TV-Rechten, Filmproduktion und den werbefinanzierten Kirch-Sendern Pro Sieben, Sat 1 und Kabel 1 gebündelt. Kirch und sein Sohn Thomas halten daran bislang 79 Prozent. Der Rest der Anteile ruht bei Partnern wie dem Rewe-Konzern oder dem Medienunternehmer Rupert Murdoch. Im Gespräch sei zurzeit, dass auch diese Minderheitsaktionäre im Zuge eines Einstiegs der Banken ihre Anteile erhöhen.

Vor eineinhalb Jahren war der Wert der Kirch Media AG noch auf rund zehn Milliarden Euro beziffert worden. Kirch habe aber keinen Spielraum mehr, um auf derartige Summen zu pochen, sagte ein Insider am Sonnabend im Gespräch mit dieser Zeitung. Die noch offene Frage sei, ob der 75-jährige Firmenpatriarch seiner eigenen Entmachtung zustimme. Die einzige Alternative sei die Insolvenz. In den nächsten Wochen und Monaten laufen nach und nach viele Großkredite der Kirch-Gruppe aus. Das macht eine rasche Entscheidung nötig. Im Zuge einer nachhaltigen Entschuldung muss Kirch sich auch von vielen anderen Firmenwerten trennen - wohl auch von der Formel 1.  
 





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