SIRienkiller im Interview: Anthony Hopkins
Sir Anthony Hopkins über seine Rolle als populärster Serienkiller aller Zeiten, Hypnose und Käse-Sandwiches.
Zum dritten Mal: Hannibal
» Mr. Hopkins, sind sie eigentlich selbst ein Gourmet wie Lecter?
Ich ernähre mich nun nicht gerade mit Vorsatz schlecht, aber ich habe eben mit Genuss ein Käse-Sandwich gegessen, bei dem Lecter vermutlich den Küchenchef aufgesucht hätte.
» In "Roter Drache" hätte er dazu auch Gelegenheit, wir sehen ihn vor der Verhaftung als normalen Menschen. War es schwer, in diesen Teil der Rolle zu finden?
Lecter ist dieser "normale" Mensch ja nur an der Oberfläche! Er ist bereits das Monster, der Killer, hält sich jedoch noch bedeckt. Das war ein interessanter Aspekt. Würde man hier bereits den bekannten Hannibal sehen, wäre es dasselbe alte Spiel. So ist erheblich mehr Dynamik da, wenn man Lecter erst "erkennt", als er Graham niedersticht.
Karrierestationen: Tierforscher in "Instinkt"...
» Dies ist ihr dritter Auftritt als Hannibal. Hat sich ihre Einstellung gegenüber der Figur verändert?
Ich hätte nicht im Leben daran gedacht, dass ich ihn dreimal spielen würde. Und ich wollte die Figur dieses Mal düsterer anlegen, Hannibals Boshaftigkeit zeigen, ihn als das Monster präsentieren, das er auch ist, Das war mir extrem wichtig und glücklicherweise hatte Regisseur Brett Ratner da ganz ähnliche Vorstellungen.
» Aber die Leute lieben Lecter. Wie erklären sie sich das?
Um ehrlich zu sein, ich habe nicht die geringste Ahnung. Vielleicht weil düstere Charaktere immer interessanter sind als die Helden. Jargo ist facettenreicher als Othello, Dracula immer imposanter als seine Jäger. Ich denke es hat einfach mit der Attraktivität des Abgründigen zu tun.
...und Butler in
"Was vom Tage übrig blieb"
» Das erklärt aber nicht den Kultstatus von Hannibal. Er ist ein Popstar...
Ich sehe ihn nicht so! Er ist ein Monster, ein geniales Monster, aber dennoch ein Monster. Vielleicht ist es das Genie, das die Leute so anzieht. Lecter ist ein Meister der Manipulation. Und die Leute gehen ins Kino um manipuliert, um hypnotisiert zu werden. Sogar wenn die Helden jemanden erschießen, ist das im Grunde etwas Entsetzliches. Doch wir nehmen es hin oder bewundern es sogar, weil wir unter Hypnose stehen.
» Diese "Hypnose" ist heute, da ein Blockbuster den nächsten jagt, viel schwerer zu erreichen. Wie schafft man es trotzdem?
Das wichtigste ist und bleibt ein gutes Script. Davon hängt alles ab. Ich habe lange gezögert, ob ich in "Roter Drache" spielen soll oder nicht. Es war dann doch Ted Tallys Drehbuch, das mich überzeugt hat.
Wandlungsfähig: Sowohl als Staatspräsident Nixon...
»...und wohl auch, dass Dino De Laurentiis den Film produziert hat.
Sicher! Ich bin mit Dino und seiner Frau Martha befreundet. Und sie haben einfach nicht locker gelassen.
» Dino De Laurentiis ist seit 60 Jahren im Filmgeschäft. Sie blicken auch auf eine lange Karriere zurück. Was hat sich verändert?
Um über die alten Studiotage zu reden, bin sogar ich zu jung. Aber im Vergleich zu meinen ersten Jahren im Geschäft und heute ist es schneller, hektischer geworden. Mehr Technik, mehr Krimskrams. Und unglücklicherweise eine ganze Menge mehr Leute, mit denen man nicht arbeiten möchte.
...als auch als herrischer Vater
» Zum Beispiel?
Namen werden sie von mir nicht hören. Aber es gibt Leute, die ihre Hausaufgaben nicht machen, schlecht vorbereitet sind. Regisseure und Produzenten, die am Set schreien, schimpfen und ihren Mitmenschen das Leben zur Hölle machen. Ich frage mich manchmal, wie diese erbärmlichen Gestalten morgens in den Spiegel schauen können.
» War das der Grund, warum sie vor einigen Jahren mit der Schauspielerei aufhören wollten?
Wollte ich nie! Das stand nur in den Zeitungen, glauben Sie nie was in den Zeitungen steht - Ihre vielleicht ausgenommen...
Der Star und die Macher
» Was sind ihre nächsten Projekte? Gibt es überhaupt noch Rollen oder Genres, die Sie reizen?
Den Liebhaber. In "The Human Stain" habe ich eine dramatische Affäre mit Nicole Kidman. Das hat sehr viel Spaß gemacht.
» Brett Ratner dreht einen neuen "Superman" Film...
Und ich werde mitspielen! Nicht als "Superman", aber als dessen Vater. Ist doch auch nicht schlecht, oder?
Quelle: www.kino.de/