Hier mal ein Bericht aus meinem Börsenbrief, könnte dich interessieren! d:-D
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4. EDEL MUSIC / 100-Prozent-Chance fuer mutige Investoren?
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Edel Music zaehlt zu den am staerksten verpruegelten Titeln der
frueheren ersten Garde des Neuen Marktes, der sogenannten Fallen
Stars, in deren Reigen sich erst kuerzlich nun auch endgueltig
EM.TV einreihte. Fiel Edel Music zunaechst lediglich der allge-
mein schwachen Marktverfassung zum Opfer, sorgte anschliessend
eine Gewinnwarnung im Vorfeld fuer weitere Abgaben. Anleger und
Analysten stehen nun vor der schweren Frage, ob sich ein Ein-
stieg hinsichtlich des vehementen Wachstums und der aussichts-
reichen Marktposition empfiehlt, oder ob die Maxime beachtet
werden sollte, Unternehmen, die enttaeuschten und ihre Planzah-
len verfehlten, keine zweite Chance zu gewaehren.
In der nachfolgenden Analyse sind wir bestrebt, unter vorgenann-
ten Massgaben ein aussagekraeftiges Chancen-/Risiken-Profil zu
erstellen. Dabei muss vorab jedoch deutlich zum Ausdruck ge-
bracht werden, dass Anleger, die in Aktien von Unternehmen,
welche ihre eigenen Prognosen verfehlten, nicht mehr investie-
ren, bisher deutlich besser fuhren, als solche, die auf
einen spekulativen Turnaround setzten.
KURSHISTORIE & CHARTTECHNIK
Von seinem Hoechststand bei 59 Euro im Februar diesen Jahres hat
sich der Wert zwischenzeitlich um 80 % nach unten bewegt.
Die Aktie befindet sich seitdem fast durchweg in einem Abwaerts-
trend, der zunaechst um 15 Euro einen Boden gefunden zu haben
schien. Im Juli konnte die 38-Tageslinie kurzzeitig nach oben
durchbrochen werden. Anschliessend fiel der Kurs erneut auf
seinen Boden bei 15 Euro zurueck, bis sich Ende August noch
einmal eine Erholung andeutete und die Aktie bis auf 23 Euro
anstieg, um im Oktober erneut bis 15 Euro abzubroeckeln.
Die sich anschliessende Seitwaertsbewegung wurde mit einem Kurs-
einbruch von fast 20 % am vergangenen Dienstag nach unten ver-
lassen. Ursaechlich hierfuer waren die EM.TV-Geruechte. Edel
Music kooperiert zwar in einigen Teilbereichen mit EM.TV, wirt-
schaftlich ergibt sich jedoch keine Abhaengigkeit, so dass die
Abgaben fundamental nicht unterlegbar sind. Die am 30. kommuni-
zierte Gewinnwarnung zog Abgaben erst zeitversetzt nach sich.
So geriet der Titel zu Beginn der Woche erneut heftigst unter
Druck und ermaessigte sich zeitweise bis auf unter 6 Euro. Von
diesem Tief konnte sich der Titel etwas erholen. Der Titel ist
nun zur Genuege ausgebombt worden und Anleger sind nicht mehr
bereit, die Papiere zu Spottpreisen in den Markt zu geben.
KURZPORTRAIT
Die seit 2. September 1998 am Neuen Markt in Frankfurt notierte
Edel Music AG ist Europas fuehrendes unabhaengiges full-service-
Musikunternehmen mit derzeit ueber 900 Mitarbeitern und ueber 70
Tochtergesellschaften und vor allem in Europa sowie den USA ak-
tiv. Die Gesellschaft deckt dabei die gesamte Wertschoepfungs-
kette des Musikgeschaefts ab, vom Trendscouting ueber Marketing,
bis zu Produktion und Vertrieb.
Edel Music produziert Musik, stellt Schallplatten, Kassetten und
CDs her, publiziert und vertreibt Rock-, Pop-, Dance-, Jazz-
und klassische Musik unter seinem eigenen Label sowie unter Li-
zenz. Durch die Beteiligung an dem Musiksender Viva sowie durch
die Mehrheitsbeteiligung an Eagle Rock Plc wurden die Aktivitae-
ten zwischenzeitlich auch auf den audiovisuellen Bereich ausge-
dehnt.
Die fuenf groessten Musikkonzerne (Majors) verfuegen ueber einen
Weltmarktanteil von 76 %. Die restlichen 24 % teilen sich die
sogenannten Independents auf. In Deutschland bekleidet Edel hin-
ter Jive Zomba den zweiten und in Europa den ersten Rang unter
den Independents.
UNTERNEHMENSSTRATEGIE
Die Gesellschaft will das weltweit groesste unabhaengige Ton-
traeger-Unternehmen werden. Die Wachstums- und Akquisitionsstra-
tegie ist zum einen darauf ausgerichtet, auf den wichtigsten
Musikmaerkten der Welt, insbesondere in den USA und Westeuropa,
vertreten zu sein. Dies gelingt der Gesellschaft zunehmend durch
strategisch geschickt positionierte Beteiligungen und Ueber-
nahmen.
In den USA wurde durch die Uebernahme von RED ein eigener Ver-
trieb geschaffen. Die skandinavischen Maerkte wurden durch die
Uebernahmen von Mega Scandinavia, Megasong Publishing und K-Tel
Finnland sowie durch die Beteiligung an Playground Music er-
schlossen. Die 75prozentige Beteiligung bei Play it again Sam
(PIAS) verschafft Edel Music wiederum eine starke Position in
den Benelux-Staaten, Frankreich und Grossbritannien. Darueber
hinaus hat das Unternehmen seine Aktivitaeten auch auf kleinere,
schnell wachsende Maerkte in Lateinamerika und Asien ausgedehnt.
Zum anderen baut die Edel Music AG ihre Position als full-
service-Musikunternehmen konsequent weiter aus und engagiert
sich auch auf Nischenmaerkten. So wurde ein eigener Bereich fuer
Kinder-Entertainment geschaffen, fuer welchen die Kooperations-
abkommen mit EM.TV und Disney genutzt werden. Der Lizenzvertrag
im stark wachsenden Bereich Kindertontraeger mit der TV-Loonland
AG sollte der Gesellschaft dort weitere Marktvorteile verschaf-
fen.
Weiterhin wurden strategische Beteiligungen eingegangen, um den
Bereich Lizenzhandel auszubauen. Darueber hinaus plant das
Unternehmen den Verkauf von Musik europa- und weltweit ueber das
Internet zu organisieren und weitet somit ihre eCommerce-Aktivi-
taeten aus. Die juengst eingegangene Partnerschaft mit der On
Demand Distribution (OD2) ist ein wichtiger Schritt in diese
Richtung.
GESCHAEFTSZAHLEN & PROGNOSEN
Die Edel Music AG hat den Neunmonats-Umsatz um 164 % auf 754,6
Mio DM steigern koennen. Bis zum Jahresende soll ein Umsatz von
ueber 1 Mrd DM erreicht werden, was durchaus realistisch er-
scheint, insbesondere da das 4. Quartal aufgrund des Weihnachts-
geschaefts fuer die Musikindustrie ueblicherweise das staerkste
ist.
Das nicht bereinigte EBIT nach Abschreibungen auf Akquisitionen
betrug minus 9,7 Mio DM nach minus 1,8 Mio DM im Vorjahreszeit-
raum. Fuer das Gesamtjahr erwartet das Unternehmen ein EBIT von
23,5 Mio DM. Diese Prognose ist bereinigt um Waehrungseffekte
von 7,9 Mio DM und Einmaleffekte von 10,3 Mio DM und beinhaltet
keine moeglichen Gewinne der Tochtergesellschaft Edel Ventures.
Im 4. Quartal wird der Umsatz voraussichtlich bei rund 400 Mio
DM liegen, so dass der Jahresumsatz 2000 die 1,15 Mrd DM Marke
uebersteigen werde.
WEITERE AUSSICHTEN
Im Rahmen der Bekanntgabe des Neunmonats-Ergebnisses musste das
Unternehmen die Erwartungen fuer das im Gesamtjahr 2000e geplan-
te EBIT von 90 Mio DM auf 23 Mio DM korrigieren. Der Vorstand
machte hierfuer Einmaleffekte und das hinter den Erwartungen zu-
rueckgebliebene US-amerikanische Label Edel America verantwort-
lich. Der Kurs reagierte auf die am vergangenen Donnerstag vor-
gelegten Zahlen kaum. Positiv wurde anscheinend aufgenommen,
dass das Unternehmen mit Hilfe der Unternehmensberatung Roland
Berger ein umfangreiches Kosten-Einspar-Programm umsetzen will.
Ungeachtet der nach unten revidierten Erwartungen hat sich das
Unternehmen fuer die Zukunft gut positioniert. Die Strategie der
globalen Ausrichtung sowie der Abdeckung saemtlicher Teilberei-
che des Musikmarktes duerfte mittelfristig erfolgreich sein. Das
Unternehmen verfuegt ueber ein schnelles und effizientes Ver-
triebssystem. Erfolgversprechend erscheinen zudem die Aktivitae-
ten zum Aufbau eines Internet-Musikvertriebs. Dazu beitragen
wird sicherlich auch die Beteiligung an dem Musiksender Viva,
der sich auf dem Weg zu einem Musik-Internet-Portal befindet.
Dass die Musikindustrie generell durch Piraterie im Internet und
Formate wie MP3 ernsthaft bedroht ist, erscheint sehr unwahr-
scheinlich. Groessere Angebote digitaler Musik verursachen hohe
Kosten und werden deshalb nicht dauerhaft kostenlos zur Verfue-
gung stehen. Zumeist werden diese Angebote lediglich am Anfang
zum Aufbau eines Benutzerstamms kostenlos sein und mittelfristig
in kommerzielle Geschaeftsmodelle uebergehen. Bestes Beispiel
aus juengster Zeit ist die Partnerschaft der Musikboerse Napster
mit dem Bertelsmann-Konzern. Untersuchungen belegen zudem, dass
Onlineangebote, wie beispielsweise Musikboersen, eher neue Ver-
marktungs- und Werbeinstrumente sind.
Drei Viertel aller Jugendlichen, die Napster nutzen, kaufen ge-
nauso viele oder sogar noch mehr CDs als vorher. Das veroeffent-
lichte Forrester-Research in seiner neuesten Studie ueber das
Konsumverhalten von jugendlichen Surfern. Die Online-Umfrage un-
ter 6000 Surfern zwischen 16 und 22 Jahren ergab ausserdem, dass
sie durch Napster vor allem Musiker und Bands entdecken, deren
Songs noch nicht in den Top-Ten rauf- und runtergespielt werden.
Ein typisches Statement der Napster-User war: "Napster hilft mir
bei meiner CD-Auswahl. Wenn ich nur ein Lied daraus mag, reicht
mir der MP3-File, wenn es mehr sind, kaufe ich mir lieber die
komplette CD. Schliesslich kann ich weder auf der Arbeit noch in
meinem Auto MP3-Files abspielen."
AKTIENSERVICE-RATING
Klar ersichtlich wird, dass es dem Konzern bisher noch nicht
gelang, die zahlreichen Akquisitionen effizient in den Konzern
zu integrieren. Dies ist jedoch auch ein Prozess, der ein wenig
Zeit in Anspruch nimmt. Der Anleger kann nicht erwarten, dass
dies schnell vonstatten geht. Von einem am Neuen Markt notier-
ten Unternehmen erwartet man schnelles Umsatzwachstum bei eben-
falls schnell steigenden Gewinnen. Dies ist eine Utopie.
Was sich das Management allerdings ankreiden lassen muss, sind
die Verfehlungen der Planzahlen, die beim Ertrag viel zu ambi-
tioniert waren. Wir hegen die Hoffnung, dass sich dies mit dem
neuen Interims-Vorstand und seinem Nachfolger grundlegend aen-
dern wird. Denn haette das Unternehmen sich im letzten Jahr
nicht so weit aus dem Fenster gelehnt, koennte man in diesem
Jahr durchaus eine positive Entwicklung demonstrieren.
Generell steigt das wirtschaftliche Risiko insbesondere bei
Unternehmen, welche ihr Wachstum vornehmlich extern forcieren.
Gleichzeitig ist dies jedoch der einzige Weg, um schnell eine
entsprechende Marktposition zu etablieren, welche anschliessend
auf reiferem Niveau in geordneten Bahnen ausgebaut werden kann.
Positiv bei Edel Music ist hierbei jedoch, dass der Konzern sich
bei den Uebernahmen auf die Verstaerkung der Kerngeschaeftsfel-
der konzentrierte und nicht - wie bei vielen anderen Unternehmen
zu beobachten - neue Geschaeftsfelder erschloss, die nicht zu
den eigentlichen Kernkompetenzen gehoeren.
Liquiditaetsprobleme sind bei Edel nicht zu erwarten, derzeit
verfuegt das Unternehmen ueber liquide Mittel in Hoehe von 30
Mio DM, wobei die zur Verfuegung stehenden Kreditlinien der
Banken noch nicht beruecksichtigt sind. Parallelen zu EM.TV
entbehren daher jeder Grundlage.
Dadurch, dass das Unternehmen die Planzahlen fuer das laufende
Jahr verfehlt, ist eine Prognose fuer die kommenden Geschaefts-
jahre sehr schwierig. Wir befuerchten, dass die Integration der
vielen Uebernahmen die Ertragssituation der naechsten 1-2 Jahre
weiter belasten wird. Allerdings erwaren wir nicht, dass das
Unternehmen dabei stark in die Verlustzone abgleitet. Insofern
haelt sich das Anlegerrisiko in Anbetracht des deutlich ermaes-
sigten Aktienkurses in Grenzen.
Ausgegangen von einem Gewinn je Aktie von 1,1 Euro im
Geschaeftsjahr 2001e, der urspruenglich fuer das laufende
Geschaeftsjahr geplant war und hierbei nochmals ein Integrati-
onsabschlag von 50 % einkalkuliert, errechnet sich ein Gewinn
von 0,55 Euro je Aktie fuer 2001e. Diese Planung repraesentiert
rund ein Drittel des urspruenglich angestrebten Wertes, wobei
die Prognose bewusst uebertrieben konservativ gehalten wurde.
Mit einem 2001e-KGV von rund 12 ist der Titel bei konservativer
Prognostik fundamental also keineswegs ueberbewertet. Davon aus-
gegangen, dass das Kosteneinsparungsprogramm in Verbindung mit
Roland Berger sukzessive Fruechte traegt, erwarten wir moderate
Gewinnsteigerungsraten von durchschnittlich 20 % fuer die kom-
menden 4 Jahre, wobei sich die Gewinndynamik ab 2003 aufgrund
der dann wegfallenden Integrationskosten deutlich steigern
duerfte.
Mit einer PEG-Ratio von 0,6 ist der Titel somit durchaus attrak-
tiv bewertet. Das Kursziel sehen wir mit Sicht auf 12 Monate bei
rund 12 Euro, was Verdopplungspotential impliziert. Vor diesem
Hintergrund kann dem risikobereiten und langfristig ausgerichte-
ten Investor ein Engagement mit geringer Kapitalgewichtung
nahegelegt werden. Die Einhaltung der revidierten Planzahlen
vorausgesetzt, ist der Titel auf dem deutlich ermaessigten Kurs-
niveau und der vielversprechenden Marktposition attraktiv bewer-
tet. Aufgrund der juengsten Entwicklung ist der Titel fuer den
strategischen Investor jedoch nicht geeignet, sondern muss als
hochspekulativ betrachtet werden.
KENNZAHLEN
EDEL MUSIC
WKN: 564 950
Kurs Xetra: 6,20 Euro
Empf. Stop-Loss: 5,00 Euro
Ich hoffe, ich konnte dir helfen! Patznjeschniki