NZZ
Katastrophenszenario für den Dollar
Sna. (Washington) Das kontinuierliche Absinken des Dollars gegenüber einer ganzen Reihe von global relevanten Währungen auf zuletzt mehrjährige Tiefststände hat manchenorts Alarmstimmung ausgelöst. Dabei beunruhigt weniger dieser Tatbestand an sich, um so mehr als sich Wechselkurse zumeist in langfristigen Zyklen von fünf Jahren und mehr bewegen. Weit mehr Beklemmnis schafft dagegen die hohe Geschwindigkeit, mit der sich die jüngste Anpassung an den offenkundig nachlassenden Anlegerappetit nach Dollarwerten vollzieht. Vereinzelte Experten wähnen dabei die Finanzmärkte nur noch einen kleinen Schritt von jenem Abgrund entfernt, in den zweifellos ein jäher und abrupter Dollarsturz die Weltwirtschaft reissen würde. Selbst der für seinen sorgsamen Umgang mit Worten bekannte Internationale Währungsfonds (IMF) bezeichnete unlängst diese Gefahr als die zurzeit drängendste Sorge, die - zumindest kurzfristig - den sich sonst aufhellenden weltwirtschaftlichen Ausblick trübt. Auslösender Moment des Katastrophenszenarios könnte, wie viele befürchten, ein Meinungsumschwung der Zentralbanken Chinas und Japans sein. Zusammen erstanden diese allein im vergangenen Jahr über 200 Mrd. $ an US-Schuldpapieren und ermöglichten so massgeblich eine «reibungslose» Finanzierung der amerikanischen Zwillingsdefizite im Staatshaushalt und in der Ertragsbilanz. Während nun gewisse Investmentbanken, basierend auf der auf absehbare Zeit unattraktiven Rentabilität dieser Anlagen, die Wahrscheinlichkeit einer Abkehr von dieser Politik auf bis zu 60% veranschlagen, gibt es auch gegenteilige Stimmen. So verweist etwa Peter Garber von der Deutschen Bank auf die Beweggründe Chinas, das über die kommenden Jahrzehnte ein immenses Reservoir unterbeschäftigter Erwerbsfähiger in die globale Arbeitsteilung zu integrieren hat. Für die zusehends wegen eines Problems der Legitimierung ihres Führungsanspruches besorgten Behörden in Peking scheinen dabei forcierte Exporte in die USA bis auf weiteres das Instrument der Wahl - auch zum Preis finanziell wenig rentabler Devisenreserven.
Katastrophenszenario für den Dollar
Sna. (Washington) Das kontinuierliche Absinken des Dollars gegenüber einer ganzen Reihe von global relevanten Währungen auf zuletzt mehrjährige Tiefststände hat manchenorts Alarmstimmung ausgelöst. Dabei beunruhigt weniger dieser Tatbestand an sich, um so mehr als sich Wechselkurse zumeist in langfristigen Zyklen von fünf Jahren und mehr bewegen. Weit mehr Beklemmnis schafft dagegen die hohe Geschwindigkeit, mit der sich die jüngste Anpassung an den offenkundig nachlassenden Anlegerappetit nach Dollarwerten vollzieht. Vereinzelte Experten wähnen dabei die Finanzmärkte nur noch einen kleinen Schritt von jenem Abgrund entfernt, in den zweifellos ein jäher und abrupter Dollarsturz die Weltwirtschaft reissen würde. Selbst der für seinen sorgsamen Umgang mit Worten bekannte Internationale Währungsfonds (IMF) bezeichnete unlängst diese Gefahr als die zurzeit drängendste Sorge, die - zumindest kurzfristig - den sich sonst aufhellenden weltwirtschaftlichen Ausblick trübt. Auslösender Moment des Katastrophenszenarios könnte, wie viele befürchten, ein Meinungsumschwung der Zentralbanken Chinas und Japans sein. Zusammen erstanden diese allein im vergangenen Jahr über 200 Mrd. $ an US-Schuldpapieren und ermöglichten so massgeblich eine «reibungslose» Finanzierung der amerikanischen Zwillingsdefizite im Staatshaushalt und in der Ertragsbilanz. Während nun gewisse Investmentbanken, basierend auf der auf absehbare Zeit unattraktiven Rentabilität dieser Anlagen, die Wahrscheinlichkeit einer Abkehr von dieser Politik auf bis zu 60% veranschlagen, gibt es auch gegenteilige Stimmen. So verweist etwa Peter Garber von der Deutschen Bank auf die Beweggründe Chinas, das über die kommenden Jahrzehnte ein immenses Reservoir unterbeschäftigter Erwerbsfähiger in die globale Arbeitsteilung zu integrieren hat. Für die zusehends wegen eines Problems der Legitimierung ihres Führungsanspruches besorgten Behörden in Peking scheinen dabei forcierte Exporte in die USA bis auf weiteres das Instrument der Wahl - auch zum Preis finanziell wenig rentabler Devisenreserven.