Deutschland bildet Europas Schlusslicht bei Frauen-Führungspositionen
Berlin - In der deutschen Wirtschaft sind Frauen nur mit einem Anteil von elf Prozent in Führungspositionen vertreten. Damit sei Deutschland das Schlusslicht in Europa, sagte Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD) am Montag bei einer internationalen Frauenkonferenz in Berlin. In Frankreich, das die Spitzenstellung in Europa einnehme, seien allerdings auch nur 20 Prozent der Führungspositionen mit Frauen besetzt. Im deutschen Top- Management seien lediglich vier Prozent Frauen, 20 Prozent in den mittleren Positionen.
Dabei seien die Frauen heute in Deutschland besser ausgebildet denn je, betonte Bergmann. Sie hätten auch die besseren Abiturnoten. Notwendig sei vor allem, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Dafür habe die Bundesregierung bereits einiges auf den Weg gebracht, sagte Bergmann. Dazu zählten die Elternzeit und die Teilzeitarbeit. Besonders notwendig sei der Ausbau der Kinderbetreuung für alle Altersstufen. Dies sei eine Aufgabe von Bund, Ländern und Gemeinden.
Wenn Frauen Spitzenpositionen erobern, verdanken sie das - neben unternehmerischen und analytischen Fähigkeiten - vor allem ihrer Entschluss- und Durchsetzungskraft. Die als typisch weiblich geltenden Stärken wie Teamfähigkeit und Einfühlungsvermögen spielen eine untergeordnete Rolle, ergab eine Studie zu Führungsfrauen, die bei dem Kongress vorgestellt wurde. Der Machtaspekt zähle unter Frauen - mit Ausnahme von Politikerinnen - nicht viel.
Rund 78 Prozent der Führungsfrauen haben einen Hochschulabschluss, ein relativ hoher Anteil von 44 Prozent hat Familie und Kinder. 74 Prozent der Frauen favorisieren Ganztagsbetreuung für Kinder, um Familie und Karriere zu vereinbaren. Auftraggeber der Untersuchung in Deutschland, Österreich und der Schweiz war das international tätige Management und Technologie-Dienstleistungsunternehmen Accenture.
Die zweitägige Berliner Konferenz unter dem Motto "world women work" (Welt, Frauen, Arbeit) ist eine Initiative prominenter Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, die Frauen in Europa den Weg in Spitzenpositionen ebnen will. Die Schirmherrschaft haben der luxemburgische Premier Jean-Claude Juncker und der Vorstandsvorsitzende der Dresdner Bank, Bernd Fahrholz, übernommen.
Quelle: sz.de
Frauenkonferenz im Internet:
www.worldwomenwork.com