Das Geschäft mit Brot und Kuchen stagniert, und doch wandelt sich der Markt rapide. Denn viele Handwerksbäckereien haben schon dicht gemacht – oder wurden von Filialisten übernommen. Jetzt kommt die nächste Veränderungswelle: Discount-Bäckereien mit aggressiven Preisen. Die Kamps AG will nachziehen.
DÜSSELDORF. Die Düsseldorfer Kamps AG plant eigene Selbstbedienungs-Bäckereien. Dies bestätigte das Unternehmen, das Ende Juni von der italienischen Barilla-Gruppe übernommen worden war, dem Handelsblatt. „Wir sehen Ertragschancen in diesem Geschäft“, sagte Wolfgang Kröger, Vorstandsmitglied für Bäckereien. Konkrete Angaben zu den Plänen wollte das Unternehmen nicht machen. „Wir beschäftigen uns sehr intensiv mit dem Thema und feilen an einer entsprechenden Strategie“, sagte ein Sprecher. Im nächsten Schritt wolle das Unternehmen Pilotgeschäfte eröffnen.
Die Kamps AG steht auf dem deutschen Markt unter Zugzwang – die Branche wandelt sich rapide. Im vergangenen Jahr haben zahlreiche Anbieter so genannte Discount-Bäckereien eröffnet, die ein begrenztes Sortiment zu günstigen Preisen als Selbstbedienungsware anbieten. „Es gibt bereits interessante Konzepte auf dem Markt“, sagt Christoph Rehbach von HSBC Securities. Daher sei das Segment auch für den Großbäcker wichtig.
Die traditionellen Handwerksbäckereien stehen diesem Vorstoß wehrlos gegenüber. Der Umsatz der Branche dümpelt seit Jahren bei 13,4 Mrd. Euro herum, 47 000 Geschäfte teilen sich diesen Umsatz-Kuchen. Dabei nimmt die Zahl der Unternehmer kontinuierlich ab – viele Handwerksbäckereien wurden von Filialbetrieben geschluckt. Nun geraten die Familienunternehmen durch die aggressiven Preise der Selbstbedienungs-Bäckereien zusätzlich unter Druck. Experten gehen davon aus, dass im vergangenen Jahr 150 Back-Discounter starteten. „Die neuen Läden beeinflussen den Markt gewaltig“, heißt es beim Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks. Die Handwerks-Bäcker beobachteten die Entwicklung mit großer Sorge.
Branche fürchtet Preisverfall
Der bevorstehende Einstieg von Kamps beunruhigt Vertreter der Branche zusätzlich. „Das führt zu Preisverfall. Wer als Handwerksbäcker dagegen halten will, muss Qualitätsware und Service bieten“, sagt Jürgen Römling, Unternehmensberater in die Branche. Selbstbedienungs-Bäckereien bieten ihre Ware bis zu einem Drittel günstiger an. Ein einfaches Brötchen kostet hier 10 Cent, ein Handwerksbäcker verlangt bis zu 25 Cent. An dem Preisabstand tragen die etablierten Betriebe selbst die größte Schuld: So hat die Branche den Brötchenpreis im Zuge der Euro-Umstellung um durchschnittlich 7,3 % erhöht, so das Statistische Bundesamt.
Das Konzept der SB-Bäckerei sieht vor, dass die Ware ausschließlich im Laden gebacken wird. „Wir können spontan reagieren“, sagt Robert Kirmair, Geschäftsführer der Backwerk GmbH. Sollte ein Kunde kurz vor Feierabend noch 20 Brötchen haben wollen, wäre das kein Problem. Andererseits gäbe es keinen Überschuss. Kirmair hat im Februar vergangenen Jahres den ersten deutschen Selbstbedienungsbäcker in Düsseldorf eröffnet. Bis zum Jahresende will er mit 15 Franchisepartnern in Nordrhein-Westfalen zusammenarbeiten, bis 2007 soll es in ganz Deutschland Backwerk-Filialen geben. In NRW tummeln sich die meisten Billig-Bäcker. Auch die Herdecker BFK Backwaren Vertriebs GmbH will unter der Marke Mr. Baker noch in diesem Jahr zehn Standorte über ein Franchisekonzept eröffnen. Die SB-Bäckerei Brödis, Herdecke, betreibt derzeit neun Läden in Nordrhein-Westfalen, drei weitere sind in Planung. Seit März dieses Jahres arbeitet auch eine norddeutsche Bäckerei an einem Konzept: Die Firma Junge hat ihren ersten Discounter in Hamburg unter der Marke „Bäckerland“ eröffnet – weitere Filialen sollen folgen.
Schmales Sortiment
Doch nicht alle Branchenkenner sind davon überzeugt, dass sich das Discount-Konzept auch auf lange Sicht durchsetzen wird. „Um ausreichend Laufkundschaft anzusprechen, brauchen die Discounter große Läden an teuren Standorten“, sagt Römling. Pro Filiale wären bis zu 4000 Kunden täglich notwendig, um profitabel zu arbeiten. Backwerk kalkuliert mit täglich 800 Kundenkontakten. Der Discounter will in erster Linie durch den günstigen Einkauf von Tiefkühl-Teiglingen in ganz Europa und eine ausgefeilte Logistik sparen. Das Sortiment ist mit rund 80 Artikeln wesentlich schmaler als in herkömmlichen Bäckereien.
Für die Kamps AG rechnen Experten mit ganz anderen Problemen: Die Pächter der rund 1 200 Kamps-Filialen könnten sich übergangen fühlen. Rehbach von HSBC Securities geht davon aus, dass ein neues Kamps-Konzept unter einer neuen Marke geführt werden müsste. Die Kamps AG selbst hält es für unwahrscheinlich, dass es Überschneidungen gibt: Das Discount-Konzept wende sich an eine andere Klientel. „Wir wollen keinen unserer Pächter schädigen,“ sagte ein Sprecher.
DÜSSELDORF. Die Düsseldorfer Kamps AG plant eigene Selbstbedienungs-Bäckereien. Dies bestätigte das Unternehmen, das Ende Juni von der italienischen Barilla-Gruppe übernommen worden war, dem Handelsblatt. „Wir sehen Ertragschancen in diesem Geschäft“, sagte Wolfgang Kröger, Vorstandsmitglied für Bäckereien. Konkrete Angaben zu den Plänen wollte das Unternehmen nicht machen. „Wir beschäftigen uns sehr intensiv mit dem Thema und feilen an einer entsprechenden Strategie“, sagte ein Sprecher. Im nächsten Schritt wolle das Unternehmen Pilotgeschäfte eröffnen.
Die Kamps AG steht auf dem deutschen Markt unter Zugzwang – die Branche wandelt sich rapide. Im vergangenen Jahr haben zahlreiche Anbieter so genannte Discount-Bäckereien eröffnet, die ein begrenztes Sortiment zu günstigen Preisen als Selbstbedienungsware anbieten. „Es gibt bereits interessante Konzepte auf dem Markt“, sagt Christoph Rehbach von HSBC Securities. Daher sei das Segment auch für den Großbäcker wichtig.
Die traditionellen Handwerksbäckereien stehen diesem Vorstoß wehrlos gegenüber. Der Umsatz der Branche dümpelt seit Jahren bei 13,4 Mrd. Euro herum, 47 000 Geschäfte teilen sich diesen Umsatz-Kuchen. Dabei nimmt die Zahl der Unternehmer kontinuierlich ab – viele Handwerksbäckereien wurden von Filialbetrieben geschluckt. Nun geraten die Familienunternehmen durch die aggressiven Preise der Selbstbedienungs-Bäckereien zusätzlich unter Druck. Experten gehen davon aus, dass im vergangenen Jahr 150 Back-Discounter starteten. „Die neuen Läden beeinflussen den Markt gewaltig“, heißt es beim Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks. Die Handwerks-Bäcker beobachteten die Entwicklung mit großer Sorge.
Branche fürchtet Preisverfall
Der bevorstehende Einstieg von Kamps beunruhigt Vertreter der Branche zusätzlich. „Das führt zu Preisverfall. Wer als Handwerksbäcker dagegen halten will, muss Qualitätsware und Service bieten“, sagt Jürgen Römling, Unternehmensberater in die Branche. Selbstbedienungs-Bäckereien bieten ihre Ware bis zu einem Drittel günstiger an. Ein einfaches Brötchen kostet hier 10 Cent, ein Handwerksbäcker verlangt bis zu 25 Cent. An dem Preisabstand tragen die etablierten Betriebe selbst die größte Schuld: So hat die Branche den Brötchenpreis im Zuge der Euro-Umstellung um durchschnittlich 7,3 % erhöht, so das Statistische Bundesamt.
Das Konzept der SB-Bäckerei sieht vor, dass die Ware ausschließlich im Laden gebacken wird. „Wir können spontan reagieren“, sagt Robert Kirmair, Geschäftsführer der Backwerk GmbH. Sollte ein Kunde kurz vor Feierabend noch 20 Brötchen haben wollen, wäre das kein Problem. Andererseits gäbe es keinen Überschuss. Kirmair hat im Februar vergangenen Jahres den ersten deutschen Selbstbedienungsbäcker in Düsseldorf eröffnet. Bis zum Jahresende will er mit 15 Franchisepartnern in Nordrhein-Westfalen zusammenarbeiten, bis 2007 soll es in ganz Deutschland Backwerk-Filialen geben. In NRW tummeln sich die meisten Billig-Bäcker. Auch die Herdecker BFK Backwaren Vertriebs GmbH will unter der Marke Mr. Baker noch in diesem Jahr zehn Standorte über ein Franchisekonzept eröffnen. Die SB-Bäckerei Brödis, Herdecke, betreibt derzeit neun Läden in Nordrhein-Westfalen, drei weitere sind in Planung. Seit März dieses Jahres arbeitet auch eine norddeutsche Bäckerei an einem Konzept: Die Firma Junge hat ihren ersten Discounter in Hamburg unter der Marke „Bäckerland“ eröffnet – weitere Filialen sollen folgen.
Schmales Sortiment
Doch nicht alle Branchenkenner sind davon überzeugt, dass sich das Discount-Konzept auch auf lange Sicht durchsetzen wird. „Um ausreichend Laufkundschaft anzusprechen, brauchen die Discounter große Läden an teuren Standorten“, sagt Römling. Pro Filiale wären bis zu 4000 Kunden täglich notwendig, um profitabel zu arbeiten. Backwerk kalkuliert mit täglich 800 Kundenkontakten. Der Discounter will in erster Linie durch den günstigen Einkauf von Tiefkühl-Teiglingen in ganz Europa und eine ausgefeilte Logistik sparen. Das Sortiment ist mit rund 80 Artikeln wesentlich schmaler als in herkömmlichen Bäckereien.
Für die Kamps AG rechnen Experten mit ganz anderen Problemen: Die Pächter der rund 1 200 Kamps-Filialen könnten sich übergangen fühlen. Rehbach von HSBC Securities geht davon aus, dass ein neues Kamps-Konzept unter einer neuen Marke geführt werden müsste. Die Kamps AG selbst hält es für unwahrscheinlich, dass es Überschneidungen gibt: Das Discount-Konzept wende sich an eine andere Klientel. „Wir wollen keinen unserer Pächter schädigen,“ sagte ein Sprecher.