wie ich, hier mal ein sehr interessantes Interview mit Jörg Jaksche:
Jaksche: "Ullrich ist doch kein Indurain oder Armstrong" Sport1 sprach mit Jaksche über diesen Erfolg, die weitere Taktik von ONCE - und Jan Ullrich.
Sport1: Gratulation, Herr Jaksche!
Jörg Jaksche: Wozu?
Sport1: Naja, Platz vier im Gesamtklassement der Tour ist nicht so schlecht...
Jaksche: Stimmt, aber lange werde ich mich da vorne wohl nicht aufhalten.
Sport1: Wieso denn das?
Jaksche: Mein Job ist es, unseren Stars Joseba Beloki und Igor Gonzalez de Galdeano zu helfen. Dafür werde ich bezahlt. Wenn ich am Ende der Tour als bester ONCE-Fahrer auf Platz zwölf oder 15 landen würde, wäre das für mich persönlich zwar gut, aber eindeutig zu schlecht fürs Team.
Sport1: Also ist der Gesamtsieg das Ziel von ONCE?
Jaksche: Natürlich. Bei uns geht es das ganze Jahr nur darum, die wunden Punkte von Lance Armstrong zu finden. Sollte er einmal Schwächen zeigen, müssen wir die ausnutzen. Auch wenn es nicht schön ist, auf Probleme des Gegners zu hoffen.
Sport1: Konkret: Wie will ONCE Druck ausüben?
Jaksche: Unser großer Vorteil ist, dass wir zwei nahezu identisch starke Fahrer haben: eben Beloki und Gonzalez de Galdeano. Mit ihnen und drei bis vier weiteren Fahrern - hoffentlich werde ich auch dabei sein - müssen wir versuchen, Armstrong in den Bergen von seinem Team zu trennen. Falls das tatsächlich gelingen sollte, werden ihn Beloki und Gonzalez de Galdeano immer wieder attackieren.
Sport1: Meinen Sie, dass Ihre Zermürbungstaktik Erfolg haben wird?
Jaksche: Nein, eigentlich glaube ich das nicht. Armstrongs Siegchancen bei dieser Tour stehen meiner Meinung nach bei 90 Prozent. Trotzdem müssen wir es versuchen.
Sport1: Ab wann wird ONCE ernstmachen?
Jaksche: Die erste schwere Pyrenäen-Etappe am kommenden Donnerstag von Pau nach La Mongie ist noch zum Abchecken, aber danach...
Sport1: Themenwechsel: Deutschlands bekanntester Radfahrer Jan Ullrich ist nach seiner Drogen-Beichte in Florida abgetaucht. Was sagen Ihre spanischen Kollegen denn zu der Affäre?
Jaksche: Sehr wenig. Die meisten von unseren Fahrern können sich kaum noch an ihn erinnern. Ullrich hatte, wenn ich mich recht entsinne, im Januar seine meisten Renntage. Danach war er praktisch von der Bildfläche verschwunden. Viele haben ihn seit einem Jahr nicht gesehen.
Sport1: Aber Ullrich ist doch ein großer Fahrer...
Jaksche: ...aber nicht so groß, als dass man sich im Ausland noch für ihn interessieren würde. Ich meine, Jan Ullrich ist doch kein Miguel Indurain und kein Lance Armstrong.
Sport1: Mit anderen Worten, den Spaniern ist Ullrich völlig egal?
Jaksche: Beloki hatte mich im Frühling mal gefragt, wie dick Ullrich ist, was er wiegt. Aber das war schon alles. Der Sport ist eben schnelllebig.
Sport1: Was glauben denn Sie: Wird Ullrich das von ihm angekündigte Comeback gelingen?
Jaksche: Schwer zu sagen. Es gibt so viele offene Fragen im Moment: Wie lange wird Ullrich gesperrt werden? Was wird die Telekom machen? Sollten die ihn entlassen, wird er ein anderes Team finden?
Sport1: Sie weichen aus...
Jaksche: Lance Armstrong hatte im Gegensatz zu Ullrich ein richtig gravierendes Problem (seine Krebserkrankung, d. Red.) und hat danach ein glänzendes Comeback geschafft. Das beweist, dass man es mit der richtigen Einstellung packen kann.
Sport1: Hat Ullrich die?
Jaksche: Nun, finanziell hat er längst ausgesorgt. Um ehrlich zu sein, ich glaube, es wird sehr, sehr schwer für Jan Ullrich.
Eine sehr realistische Einschätzung zu Jan Ullrich wie ich meine. Er hat zwar massenweise Talent und auch schon gute Tour-Platzierungen (inkl. Sieg), aber um ein ganz großer zu werden fehlt ihm einfach der Ehrgeiz.
Grüsse,
Tyler Durdan