ftd.de, Do, 9.8.2001, 13:29, aktualisiert: Do, 9.8.2001, 17:03
T-Aktie: Der nächste Kurssturz droht
Von Kai Beller, Hamburg
Politiker und Aktionärschützer kritisieren zunehmend das Verhalten der Deutschen Bank beim massenhaften Verkauf der T-Aktie. Und der nächste Kurssturz zeichnet sich bereits ab.
Der große Knall für die T-Aktie kann bevorstehen, wenn die Aktien aus der Voicestream-Übernahme den Markt überschwemmen, sagte Marc Tüngler, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) der FTD Online. "Ron Sommer hat den Aktienmarkt an der Nase herumgeführt", so Tüngler. Der Telekom-Chef habe den Aktionären versprochen, die Anfang September im Zuge der Übernahme der US-Telefongesellschaft Voicestream geplanten Aktienveräußerungen außerbörslich abzufangen, um den Kurs der T-Aktie nicht weiter zu belasten. Nun seien bereits 44 Millionen Aktien durch die Deutsche Bank am Markt platziert worden.
Theoretisch könnten in den nächsten Monaten noch etwa 550 Millionen Aktien platziert werden, hieß es bei der WGZ-Bank. Als vorstellbar bezeichnete es Analyst Jörg Natrop, dass davon etwa 20 Prozent auf den Markt gebracht werden könnten. Chris-Oliver Schickentanz von der Dresdner Bank rechnet damit, dass die T-Aktie in den nächsten Wochen große Kursschwankungen aufweisen wird. Derzeit sei die Nervosität groß. Wenn man nicht davon ausgehe, dass die am Dienstag platzierten 44 Millionen T-Aktien von mehreren Anlegern stammten, könnten sie nur noch von Großaktionären wie Hutchison oder Sonera kommen. Hutchison und Sonera hätten zusammen noch etwa 350 Millionen Aktien. Sonera habe hohe Schulden, und auch bei Hutchison sei abzusehen, dass das Unternehmen seine T-Aktien verkaufen werde.
Politiker schalten sich ein
Angesichts dieser Aussichten bezweifelt Tüngler, dass Sommer sein Versprechen an die Aktionäre einhalten kann. Dabei sei die Entwicklung absehbar gewesen, nur der erneute Einbruch sei heftiger ausgefallen und schneller als erwartet gekommen. Tüngler sieht eine neue Personaldiskussion um Sommer heraufziehen. Der Telekom-Chef müsse sich vorwerfen lassen, die Entwicklung nicht verhindert zu haben und die Kleinanleger getäuscht zu haben.
Scharfe Kritik am Verhalten der Deutschen Bank beim Handel mit Telekom-Aktien haben Politiker der Regierungskoalition geübt. Die "Bild"-Zeitung zitierte den finanzpolitischen Sprecher der SPD, Joachim Poß, mit den Worten: "Ein dicker Hund! Der Gesetzgeber muss überlegen, wie er Anleger besser vor solchen Aktionen schützt." Der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Werner Schulz, forderte eine Prüfung des Vorgangs durch die Börsenaufsicht. Die Transaktion bezeichnete er als einen Schlag ins Gesicht der Kleinaktionäre.
Auch Tüngler sprach von einem merkwürdigen Vorgang, der jedoch nicht unbedingt auf ein Fehlverhalten schließen lasse. Beim Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) hieß es, man werde sich den Sachverhalt anschauen. Von Ermittlungen könne zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch keine Rede sein.
Kleinaktionäre verabschieden sich
Die Deutsche Bank hatte am Dienstag im Auftrag eines nicht genannten Kunden rund 44 Millionen Aktien verkauft, darauf hin war die T-Aktie in die Knie gegangen. Einen Tag zuvor hatte das Kreditinstitut noch eine Kaufempfehlung abgegeben.
Unterdessen nähert sich die T-Aktie der 20-Euro-Linie: Am Donnerstagnachmittag notierte sie bei 20,58 Euro, ein Minus von 3,15 Prozent. Dresdner-Bank-Analyst Schickentanz wies darauf hin, dass es viele kleine Orders gegeben habe, daher sei anzunehmen, dass auch die Kleinaktionäre unruhig werden
T-Aktie: Der nächste Kurssturz droht
Von Kai Beller, Hamburg
Politiker und Aktionärschützer kritisieren zunehmend das Verhalten der Deutschen Bank beim massenhaften Verkauf der T-Aktie. Und der nächste Kurssturz zeichnet sich bereits ab.
Der große Knall für die T-Aktie kann bevorstehen, wenn die Aktien aus der Voicestream-Übernahme den Markt überschwemmen, sagte Marc Tüngler, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) der FTD Online. "Ron Sommer hat den Aktienmarkt an der Nase herumgeführt", so Tüngler. Der Telekom-Chef habe den Aktionären versprochen, die Anfang September im Zuge der Übernahme der US-Telefongesellschaft Voicestream geplanten Aktienveräußerungen außerbörslich abzufangen, um den Kurs der T-Aktie nicht weiter zu belasten. Nun seien bereits 44 Millionen Aktien durch die Deutsche Bank am Markt platziert worden.
Theoretisch könnten in den nächsten Monaten noch etwa 550 Millionen Aktien platziert werden, hieß es bei der WGZ-Bank. Als vorstellbar bezeichnete es Analyst Jörg Natrop, dass davon etwa 20 Prozent auf den Markt gebracht werden könnten. Chris-Oliver Schickentanz von der Dresdner Bank rechnet damit, dass die T-Aktie in den nächsten Wochen große Kursschwankungen aufweisen wird. Derzeit sei die Nervosität groß. Wenn man nicht davon ausgehe, dass die am Dienstag platzierten 44 Millionen T-Aktien von mehreren Anlegern stammten, könnten sie nur noch von Großaktionären wie Hutchison oder Sonera kommen. Hutchison und Sonera hätten zusammen noch etwa 350 Millionen Aktien. Sonera habe hohe Schulden, und auch bei Hutchison sei abzusehen, dass das Unternehmen seine T-Aktien verkaufen werde.
Politiker schalten sich ein
Angesichts dieser Aussichten bezweifelt Tüngler, dass Sommer sein Versprechen an die Aktionäre einhalten kann. Dabei sei die Entwicklung absehbar gewesen, nur der erneute Einbruch sei heftiger ausgefallen und schneller als erwartet gekommen. Tüngler sieht eine neue Personaldiskussion um Sommer heraufziehen. Der Telekom-Chef müsse sich vorwerfen lassen, die Entwicklung nicht verhindert zu haben und die Kleinanleger getäuscht zu haben.
Scharfe Kritik am Verhalten der Deutschen Bank beim Handel mit Telekom-Aktien haben Politiker der Regierungskoalition geübt. Die "Bild"-Zeitung zitierte den finanzpolitischen Sprecher der SPD, Joachim Poß, mit den Worten: "Ein dicker Hund! Der Gesetzgeber muss überlegen, wie er Anleger besser vor solchen Aktionen schützt." Der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Werner Schulz, forderte eine Prüfung des Vorgangs durch die Börsenaufsicht. Die Transaktion bezeichnete er als einen Schlag ins Gesicht der Kleinaktionäre.
Auch Tüngler sprach von einem merkwürdigen Vorgang, der jedoch nicht unbedingt auf ein Fehlverhalten schließen lasse. Beim Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) hieß es, man werde sich den Sachverhalt anschauen. Von Ermittlungen könne zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch keine Rede sein.
Kleinaktionäre verabschieden sich
Die Deutsche Bank hatte am Dienstag im Auftrag eines nicht genannten Kunden rund 44 Millionen Aktien verkauft, darauf hin war die T-Aktie in die Knie gegangen. Einen Tag zuvor hatte das Kreditinstitut noch eine Kaufempfehlung abgegeben.
Unterdessen nähert sich die T-Aktie der 20-Euro-Linie: Am Donnerstagnachmittag notierte sie bei 20,58 Euro, ein Minus von 3,15 Prozent. Dresdner-Bank-Analyst Schickentanz wies darauf hin, dass es viele kleine Orders gegeben habe, daher sei anzunehmen, dass auch die Kleinaktionäre unruhig werden