von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Haben Sie vielleicht schon einmal von Ed Yardeni gehört? Das war der
Mann, der die Angst vor dem Jahrtausendwechsel schürte ... und das
"Fed-Model" zur Aktienbewertung bekannt machte ... und dann dachte,
dass er während der Spekulationsblase bei Technologieaktien eine ganz
neue Rasse von Supermenschen gefunden hätte.
Als die Spekulationsblase platzte, machte sich Yardeni noch keine
Sorgen. Die Fed würde die Dinge seiner Meinung nach schon richten -
und zwar schnell.
"Es gibt 600 Basispunkte zwischen jetzt und Null", sagte er. Soweit
ich weiß, hat Yardeni noch nie mit irgendetwas Recht gehabt. Aber mit
dieser Aussage lag er direkt zweimal falsch. Denn diese Aussage
implizierte, dass die Fed sehr schnell wieder Luft in die
Spekulationsblase pumpen könnte, indem sie einfach die Zinsen senken
würde ... und dass sie insgesamt nur 600 Basispunkte hätte, mit denen
sie arbeiten könnte. Sie hat aber noch mehr Mittel.
Am Mittwoch passierten faszinierende Sachen. Zunächst einmal hat die
US-Zentralbank im 32. Jahr des Dollarstandards die Leitzinsen um 25
Basispunkte auf 1 % - also 100 Basispunkte - gesenkt. Damit sind nur
noch 100 Basispunkte zwischen dem aktuellen Leitzinsniveau und der
Null. Haben die Geschäftsleute schon neue Projekte mit hohen Ausgaben
in Auftrag gegeben, in Erwartung des neuen Booms? Nein. Eine Umfrage
unter Finanzvorständen zeigte, dass diese immer noch Kosten sparen -
und nicht das Gegenteil tun. Inflation oder Deflation ... ein Preis
ist auf jeden Fall gefallen. Reuters hat gemeldet, dass der in der New
York Times empfohlene Bestseller (der Alan Greenspan lobt) bei
Amazon.com unter der Rubrik "gebrauchte Bücher" für nur 99 Cents
gekauft werden kann.
Und noch etwas Faszinierendes: Es sieht so aus, als ob die Fed mehr
als 600 Basispunkte hat, mit denen sie arbeiten kann. Gestern sind die
Zinsen für Übernachtkredite in Japan unter Null gefallen - auf minus
0,001 %. Das bedeutet: Wenn man sich Geld leiht, muss man weniger
zurückzahlen, als man sich geliehen hat. Warten Sie nur ab, bis die
amerikanischen Autoverkäufer und Hypothekenbanker davon hören!
Ach, in was für einer wunderbar verrückten Welt wir doch leben ...
wenn die Leute unter zuviel Schulden leiden ... gebt ihnen noch mehr
Schulden. Drängt ihnen neue Schulden regelrecht auf ... werft die
Druckerpresse an ... was könnte schon schief gehen?