IWF warnt vor Deflation in Deutschland

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IWF warnt vor Deflation in Deutschland

 
19.05.03 11:28
Aus der FTD vom 19.5.2003IWF warnt vor Deflation in Deutschland
Von Andreas Krosta und Mark Schieritz, Berlin

Bleibt das deutsche Wachstum weiterhin schwach, sieht der Internationale Währungsfonds (IWF) ein großes Risiko für sinkende Preise in Deutschland. In einer am Sonntag veröffentlichten Studie warnt der IWF: "Deutschland befindet sich in der Hochrisiko-Kategorie."

IWF warnt vor Deflation in Deutschland 1035672IWF warnt vor Deflation in Deutschland 1035672 Die Wahrscheinlichkeit, dass in den nächsten zwölf Monaten eine Deflation einsetze, sei beträchtlich. Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal dieses Jahres um 0,2 Prozent geschrumpft. Bankexperten erwarten, dass sie im Gesamtjahr annähernd stagniert. Ursachen für das hohe Deflationsrisiko sind dem IWF zufolge das "schwache makroökonomische Umfeld, ein hoher und wachsender Output-Gap, hohe Arbeitslosigkeit und Probleme des Bankensektors."

Verschärft würde die Gefahr dadurch, dass Deutschland wenig wirtschaftspolitischen Handlungsspielraum habe. Der EU-Stabilitätspakt verlange die Reduzierung des Etatdefizits, und die Europäische Zentralbank (EZB) könne wegen höherer Inflationsraten in anderen Euro-Ländern keine umfassenden Zinssenkungen vornehmen. Auch die Euro-Aufwertung erhöhe die Deflationsgefahren. Bei ihrem Treffen am Wochenende wiesen die Finanzminister der sieben größten Wirtschaftsnationen (G7) und Russlands Deflationsgefahren indes als unbegründet zurück.

Auftrieb für den Euro

Neuen Auftrieb könnte der Euro gegenüber dem Dollar Devisenhändlern zufolge durch die Äußerung von US-Finanzminister John Snow auf dem G7-Treffen bekommen. Die jüngste Abwertung des Dollar sei "recht moderat" gewesen. Damit verstärkt Snow den Eindruck, die USA seien an einem schwachen Dollar interessiert, und gibt Anlegern Grund, in den Euro statt in den Dollar zu investieren. "Dieser Kommentar überschattet alle anderen Ereignisse des G7-Treffens", sagte ein Analyst, Snow gebe Spekulanten "grünes Licht", den Dollar zu verkaufen. Seit Jahresbeginn ist der Dollar im Vergleich zum Euro um neun Prozent gefallen.

Sinkende Preise auch in USA

Auch aktuelle Preisdaten aus den USA erhöhen den Druck auf den Dollar, da sie auf Deflationsrisiken auch in den USA hindeuten.

Die US-Verbraucherpreise sanken im April zum Vormonat um 0,3 Prozent. Damit liegt die jährliche Teuerungsrate bei 2,2 Prozent. Die Kerninflation ohne Energie- und Nahrungsmittel fiel auf 1,5 Prozent - den niedrigsten Stand seit 38 Jahren. "Dies dürfte die Deflationssorgen der Fed verstärken. Wir rechnen mit einer weiteren Zinssenkung", sagte David Rosenberg von Merrill Lynch. Die US-Notenbank Fed hat bereits vor zwei Wochen vor der Gefahr fallender Preise gewarnt.

© 2003 Financial Times Deutschland
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