In zweiter Instanz haben die italienischen Topclubs Lazio und AS Rom doch noch die Erstliga-Lizenz erhalten. Dennoch droht der Serie A das Chaos. Etliche kleinere Vereine fühlen sich bei der Verteilung der TV-Gelder benachteiligt und wollen beim Saisonstart nicht antreten.
Rom - "Fußball-Chaos in Italien", titelte die "La Gazzetta dello Sport" am heutigen Dienstag. Obwohl die beiden Erstligisten Lazio und AS Rom sowie fünf Zweitligisten haben den von der italienischen Fußball-Liga angedrohten Lizenzentzug abgewendet haben, herrschen vor der kommenden Fußballsaison in Italien Turbulenzen. Zwar muss derzeit nur noch der hoch verschuldete Erstligaabsteiger AC Florenz um seine Lizenz fürchten, doch die vermeintlich "kleinen" Clubs fühlen sich bei den Fernsehgeldern um ihren Anteil gebracht und drohen mit einem Streik.
"Die Liga wird am 1. September starten, wenn wir ein angemessenes Angebot bekommen. Ansonsten reden wir vom 1. Oktober", sagte Gino Corioni, Präsident von Brescia Calcio und Sprecher von acht Erstligisten, die sich wie auch die drei Zweitligisten Venedig, Vicenza und Hellas Verona mit den Pay-TV-Sendern "Tele+" und "Stream" noch nicht auf einen neuen Vertrag einigen konnten.
Absurdes Angebot" Die Serie-A-Clubs Atalanta Bergamo, Brescia Calcio, Chievo Verona, Como Calcio, FC Empoli, FC Modena, AC Perugia und FC Piacenza fordern jeweils zehn Millionen Euro für die Übertragungsrechte ihrer Heimspiele. Die TV-Anstalten bieten bisher jedoch nur 4,5 Millionen Euro pro Klub.
Corioni bezeichnete diese Summe in der Tageszeitung "Gazzetta dello Sport" als "absurdes" Angebot. "An die Forderungen der Clubs können wir uns nicht annähern", erklären hingegen die Pay-TV-Anbieter, die Topvereinen wie Meister Juventus Turin jährlich bis zu knapp 60 Millionen Euro zahlen. Am Mittwoch will der italienische Fußballverband auf einer Pressekonferenz zu dem Konflikt Stellung beziehen.
Chaos in Florenz
Dunkle Wolken ziehen mittlerweile in Florenz auf. Dem Erstliga-Absteiger fehlen 22 Millionen Euro, um die Lizenz für die kommende Saison zu erhalten. Club-Besitzer Vittorio Cecchi Gori will die Summe durch die Verpfändung seines Immobilienbesitzes in Rom in den nächsten Tagen aufbringen und so den vor der Pleite stehenden Traditionsclub aus der Toskana retten. Ob die "Fiorentina" dann in der Serie B starten kann, ist dennoch fraglich. "Die Fiorentina findet keine Ruhe", kommentierte die "La Gazzetta dello Sport" das Zittern um die Lizenz in der Toskana.
Trotz der Bemühungen des Club-Besitzers haben einige Spieler die Hoffnung bereits aufgeben. Die Stars Angelo Di Livio und Pedrag Mijatovic verließen Anfang der Woche das Trainingslager und wollen bei der Liga die Aufhebung ihre Verträge mit dem AC Florenz beantragen, da der Club ihre Gehälter bereits seit Monaten nicht mehr vertragsgemäß zahlen kann.
Kapitalerhöhung der Lazio AG
Die beiden römischen Top-Clubs konnten ihre Bilanzen bereits am Montag ausgleichen. Lazio deckte die Schulden von 22 Millionen Euro durch eine Kapitalerhöhung in Höhe von 55 Millionen Euro bei der Lazio AG ab. AS Rom überwies den ausstehenden Anteil seiner Pay-TV- und Zuschauereinnahmen von rund sechs Millionen Euro an die Liga.
Neben den beiden Erstligisten meldeten auch fünf Zweitligisten Entwarnung: Der SSC Neapel (7 Millionen Euro Schulden), Genua (800.000) und die beiden sizilianischen Clubs aus Palermo (5 Millionen) und Messina (4,2 Millionen) glichen ihre Defizite am Montag aus. Hellas Verona musste lediglich noch ausstehende Gehälter nachzahlen.