Von Thomas Clark, Hamburg
Das Bezahlfernsehen Premiere bekommt einen neuen Eigentümer. Die Investmentgruppe Permira steht kurz davor, für insgesamt etwa 1,2 Mrd. Euro die Mehrheit beim verlustbringenden Pay-TV zu übernehmen. Nach Informationen der FTD laufen derzeit Exklusivverhandlungen mit Management und Gläubigerbanken.
Diese sollen in den nächsten Wochen, spätestens bis Weihnachten, abgeschlossen sein. Da das Angebot der Frankfurter Investmentgruppe, die früher Schroder Ventures hieß, nur noch an eine letzte abschließende Buchprüfung geknüpft ist, scheint das realistisch. Ein Scheitern der Gespräche in allerletzter Minute gilt als sehr unwahrscheinlich.
Aus diesem Grund lässt sich schon jetzt sagen, dass mit dem Permira-Angebot die Zukunft von Premiere vorerst gesichert ist. Indiz dafür ist, dass die Gläubigerbanken dem geldhungrigen Bezahlfernsehen Mitte vergangener Woche noch einmal 50 Mio. Euro zugeschossen haben, um die Zeit bis zum Abschluss des Deals mit Permira zu überbrücken.
Erfolgreiche Sanierung
Premiere gilt als die Hauptursache für den Zusammenbruch des Kirch-Konzerns im Frühjahr. Der gescheiterte Medienunternehmer Leo Kirch hatte seit Mitte der 90er Jahre geschätzte 4,5 Mrd. Euro in das Pay-TV gesteckt - in der Hoffnung, dass es sich in Zukunft zu einer Goldgrube entwickelt. Der Plan ging nicht auf. Explodierende Kosten und eine Stagnation der Abonnenten bei 2,4 Millionen TV-Haushalten führten letztlich zur Insolvenz des Gesamtkonzerns.
Dass Premiere bei der Suche nach einem neuen Betreiber trotzdem fündig geworden ist, ist ein Erfolg der Arbeit des neuen Geschäftsführers Georg Kofler. Der Fernsehpionier, der einst die Sender Pro Sieben und Kabel 1 gegründet hat, führt seit Februar die Geschäfte der Pay-TV-Plattform und hat Premiere binnen weniger Monate einer Radikalsanierung unterzogen. Kofler schraubte die Kosten binnen sechs Monaten um fast 50 Prozent zurück, verlor aber trotzdem keine Abonnenten. Im Gegenteil: Die Kundenzahl erhöhte sich unterm Strich sogar um 40.000.
Übernahme der Bankschulden
Permira wird vorerst rund 250 Mio. Euro in bar für die Übernahme bezahlen. Der Rest des Kaufbetrags ergibt sich aus der Übernahme von Bankschulden in Höhe von insgesamt 950 Mio. Euro, wobei die Rückzahlung eines Großteils dieser Kredite - knapp 800 Mio. Euro - vorerst auf Eis gelegt ist. Permira hat mit dem Gläubigerkonsortium, bestehend aus Bayerischer Landesbank, HypoVereinsbank und der österreichischen Bawag, vereinbart, dass diese erst dann wieder aktiviert werden, wenn Premiere operative Gewinne einfährt. Dies wird frühestens Anfang 2004 erfolgen. Sollte der Geschäftsplan bis dahin eingehalten werden, wird die Frankfurter Investmentbank noch einmal bis zu 150 Mio. Euro in bar investieren - zum Endspurt sozusagen.
Wie hoch der genaue Anteil ist, den Permira in Zukunft kontrolliert, ist noch nicht genau geklärt. Denn die Banken haben das Recht, zu günstigen Konditionen geringe Anteile selbst zu übernehmen. Mehr als 25 Prozent werden dies aber nicht sein. Weitere rund zehn Prozent fallen in die Hände des Managements, der Löwenanteil davon an Kofler. "Ich glaube an diese Firma und werde deshalb auch mein eigenes Geld investieren", sagte dieser auf Anfrage, ohne jedoch den Prozentsatz seiner Beteiligung zu bestätigen.
Einstieg in die Medienbranche
Für Permira ist der Einstieg bei Premiere der erste große Deal in der Medienbranche. Die Investmentgruppe war im Jahr 2000 beim Kauf von Veba Electronics mit rund 2,6 Mrd. Euro beteiligt und hatte im Vorjahr unter anderem die Chemiefirma Cognis für geschätzte 2,9 Mrd. Euro erworben. Vor kurzem verkaufte die Gruppe für etwa 900 Mio. £ die britische Baumarktgruppe Homebase.
Neben Permira haben sich auch noch rund zehn andere Unternehmen für Premiere interessiert, darunter Goldman Sachs, Apax, Warburg Pincus sowie die Tele-München-Gruppe. Diese sind aber entweder vorzeitig ausgestiegen (Tele-München-Gruppe) oder scheiterten mit ihren Angeboten (Warburg Pincus