Investitionen von rund 50 Millionen Dollar
Matrix bildet das Erfolgsgeflecht
Von Axel Postinett, Handelsblatt
Für Infogrames wird es das Spiel der Spiele. Der hoch verschuldete französische Spielegigant will mit „Enter the Matrix“ den Befreiungsschlag wagen. 3,5 Millionen Kopien sollen am ersten Tag weltweit ausgeliefert werden.
HAMBURG. Die Investoren sind froh, dass nun den Worten Taten folgen: Nach der Ankündigung, dass das Videogame „Enter the Matrix“ pünktlich zum Filmstart von „The Matrix Reloaded“ am 15. Mai in den Regalen stehen soll, schoss letzte Woche der Kurs der Infogrames Inc. um mehr als 50 % auf knapp 3,90 $ in die Höhe. Allerdings hatte die Aktie der US-Tochter der französischen Infogrames SA zuvor auch gut 80 % verloren und notierte nahe bei ihrem 2002er Tief von 1,34 $. Der Grund sind Bedenken, ob Infogrames in der Lage sein wird, enormen finanziellen Verpflichtungen aus den Zeiten der wilden Expansion nachzukommen. Rund 435 Mill. Euro Schulden müssen bedient werden, ein Großteil wird bis Mitte 2005 fällig. Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres wurden bei einem Umsatz von 517,4 Mill. Euro (+ 22 %) ein operatives Ergebnis von 14 Mill. Euro erzielt nach 16 Mill. Euro im gleichen Vorjahresabschnitt.
Die Sorgen würden erheblich kleiner, wenn das Matrix-Spiel wie erhofft einschlägt. Bei durchschnittlichen Marktpreisen von 49 bis 59 Euro für Videospiele könnten 3,5 Mill. verkaufte Spiele um 200 Mill. Euro in die Kassen spülen. Dabei gibt es die Chance, zwei mal im Markt zu punkten: Im Mai und im November, wenn Warner Brothers den dritten Matrix-Teil („Matrix Revolutions“) in die Kinos bringt.
Die Chancen stehen nicht schlecht, wenn man an Filmlizenzen denkt wie „Herr der Ringe“ oder „Harry Potter“, die ihren Inhabern im Videospielebereich Millionenseller beschert haben. Der erste „Matrix“-Film von 1999 ist mit Einnahmen von über 500 Mill. $ einer der erfolgreichsten Kinofilme der Welt.
Die „Matrix“ ist eine gigantische Computersimulation, die Welt, wie wir sie kennen, nur noch eine digital erzeugte Traumwelt. In der Wirklichkeit des Films haben Maschinen die Herrschaft über die Erde übernommen. Menschen werden nur noch als Energiespender für die Matrix in riesigen „Menschenfarmen“ gehalten. Eine Gruppe Widerständler um Neo (Keanu Reeves), Trinity (Carie-Ann Moss) und Morpheus (Laurence Fishburne) nimmt den Kampf gegen die Matrix auf, indem sie sich als digitale Freiheitskämpfer in die Simulation einschleichen. Mit atemberaubenden Kampf-Szenen und Digitaltechnik setzte Matrix in Hollywood Standards.
Der Einsatz war für Infogrames entsprechend hoch: Um an die Lizenz des Kultfilms zu kommen wurde kurzerhand der Entwickler Shiny Entertainment komplett für 47 Mill. $ übernommen.
Über zwei Jahre lang wurde am Spiel gearbeitet, wobei die Zusammenarbeit zwischen Hollywood und Spieleindustrie spürbar intensiviert wurde. Erstmals wird ein Spiel zeitgleich mit dem Film produziert, führten die Regisseure des Film auch beim Spiel Regie. Die Matrix-Erfinder Andy and Larry Wachowski schrieben auch das Drehbuch. Dazu wurden mit Original-Darstellern in Original-Kulissen exklusives Filmmaterial nur für das Kampf- und Adventurespiel aufgezeichnet, das zeitgleich für alle Next-Generation-Konsolen und PC erscheinen wird.
Für Bruno Bonnell, Gründer und CEO von Infogrames, kann der Erfolg von Matrix zur Schicksalsfrage werden. Einen Misserfolg kann er sich nicht erlauben. Als auf dem Höhepunkt der Medienkrise Größen wie Jean-Marie Messier (Vivendi Universal), Steve Case (AOL) oder Thomas Middelhoff (Bertelsmann) gehen mussten, begann auch Bonnells Stuhl zu wackeln. Er hatte durch seine Expansionsstrategie den Schuldenberge angehäuft, der jetzt drückt.
HANDELSBLATT, Montag, 28. April 2003, 08:29 Uhr
Infogrames sollte man mal im Auge behalten.
Gr. luki2
Matrix bildet das Erfolgsgeflecht
Von Axel Postinett, Handelsblatt
Für Infogrames wird es das Spiel der Spiele. Der hoch verschuldete französische Spielegigant will mit „Enter the Matrix“ den Befreiungsschlag wagen. 3,5 Millionen Kopien sollen am ersten Tag weltweit ausgeliefert werden.
HAMBURG. Die Investoren sind froh, dass nun den Worten Taten folgen: Nach der Ankündigung, dass das Videogame „Enter the Matrix“ pünktlich zum Filmstart von „The Matrix Reloaded“ am 15. Mai in den Regalen stehen soll, schoss letzte Woche der Kurs der Infogrames Inc. um mehr als 50 % auf knapp 3,90 $ in die Höhe. Allerdings hatte die Aktie der US-Tochter der französischen Infogrames SA zuvor auch gut 80 % verloren und notierte nahe bei ihrem 2002er Tief von 1,34 $. Der Grund sind Bedenken, ob Infogrames in der Lage sein wird, enormen finanziellen Verpflichtungen aus den Zeiten der wilden Expansion nachzukommen. Rund 435 Mill. Euro Schulden müssen bedient werden, ein Großteil wird bis Mitte 2005 fällig. Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres wurden bei einem Umsatz von 517,4 Mill. Euro (+ 22 %) ein operatives Ergebnis von 14 Mill. Euro erzielt nach 16 Mill. Euro im gleichen Vorjahresabschnitt.
Die Sorgen würden erheblich kleiner, wenn das Matrix-Spiel wie erhofft einschlägt. Bei durchschnittlichen Marktpreisen von 49 bis 59 Euro für Videospiele könnten 3,5 Mill. verkaufte Spiele um 200 Mill. Euro in die Kassen spülen. Dabei gibt es die Chance, zwei mal im Markt zu punkten: Im Mai und im November, wenn Warner Brothers den dritten Matrix-Teil („Matrix Revolutions“) in die Kinos bringt.
Die Chancen stehen nicht schlecht, wenn man an Filmlizenzen denkt wie „Herr der Ringe“ oder „Harry Potter“, die ihren Inhabern im Videospielebereich Millionenseller beschert haben. Der erste „Matrix“-Film von 1999 ist mit Einnahmen von über 500 Mill. $ einer der erfolgreichsten Kinofilme der Welt.
Die „Matrix“ ist eine gigantische Computersimulation, die Welt, wie wir sie kennen, nur noch eine digital erzeugte Traumwelt. In der Wirklichkeit des Films haben Maschinen die Herrschaft über die Erde übernommen. Menschen werden nur noch als Energiespender für die Matrix in riesigen „Menschenfarmen“ gehalten. Eine Gruppe Widerständler um Neo (Keanu Reeves), Trinity (Carie-Ann Moss) und Morpheus (Laurence Fishburne) nimmt den Kampf gegen die Matrix auf, indem sie sich als digitale Freiheitskämpfer in die Simulation einschleichen. Mit atemberaubenden Kampf-Szenen und Digitaltechnik setzte Matrix in Hollywood Standards.
Der Einsatz war für Infogrames entsprechend hoch: Um an die Lizenz des Kultfilms zu kommen wurde kurzerhand der Entwickler Shiny Entertainment komplett für 47 Mill. $ übernommen.
Über zwei Jahre lang wurde am Spiel gearbeitet, wobei die Zusammenarbeit zwischen Hollywood und Spieleindustrie spürbar intensiviert wurde. Erstmals wird ein Spiel zeitgleich mit dem Film produziert, führten die Regisseure des Film auch beim Spiel Regie. Die Matrix-Erfinder Andy and Larry Wachowski schrieben auch das Drehbuch. Dazu wurden mit Original-Darstellern in Original-Kulissen exklusives Filmmaterial nur für das Kampf- und Adventurespiel aufgezeichnet, das zeitgleich für alle Next-Generation-Konsolen und PC erscheinen wird.
Für Bruno Bonnell, Gründer und CEO von Infogrames, kann der Erfolg von Matrix zur Schicksalsfrage werden. Einen Misserfolg kann er sich nicht erlauben. Als auf dem Höhepunkt der Medienkrise Größen wie Jean-Marie Messier (Vivendi Universal), Steve Case (AOL) oder Thomas Middelhoff (Bertelsmann) gehen mussten, begann auch Bonnells Stuhl zu wackeln. Er hatte durch seine Expansionsstrategie den Schuldenberge angehäuft, der jetzt drückt.
HANDELSBLATT, Montag, 28. April 2003, 08:29 Uhr
Infogrames sollte man mal im Auge behalten.
Gr. luki2