Da gibt Internationalmedia 97% Umsatzsteigerung bekannt und der Kurs legt den Rückwärtsgang ein. Auch die 1000% Ergebnissteigerung konnten keine Abhilfe schaffen. Das Problem: Der Markt hat offensichtlich völlig verdrängt, dass das Filmgeschäft traditionell zyklisch ist. Überlegen Sie mal, zu welcher Jahreszeit Sie ins Kino gehen. Auch die Auswertung guter und damit budgetreicher Filme im TV erfolgt immer um die Weihnachtszeit.
Natürlich sind die Umsätze des 1. Hj. von knapp 53 Mio. Euro und rd. 6 Mio. Euro EBIT nicht die Hälfte der geplanten 200 Mio. bzw. 16 Mio. EBIT. Auch das Ergebnis je Aktie ist mit 0,16 Euro nicht einfach auf die geplanten 0,46 Euro zu verdoppeln. Eine Katastrophe?
Wohl eher nicht. Von CEO Florian Bollen erfahren wir, dass im 1. Hj. gerade einmal 3 Filme ausgeliefert wurden! Davon entfielen 2 auf die ersten 3 Monate und nur einer auf das traditionell sehr schwache 2. Qu. Innerhalb
der nächsten 6 Monate werden aber mehr als doppelt so viele, nämlich 7 Filme vom Band laufen.
Die extreme Zyklik der Unternehmenszahlen ist übrigens der Bilanzierungsmethode US-Gaap zuzuschreiben. Während die meisten Kollegen den weniger strengen internationalen Standard vorziehen, unterwirft
sich IM den amerikanischen Regeln. Das bedeutet im Klartext: Umsatzausweis erst mit der Auslieferung, nicht schon mit Vertragsabschluss.
Erklärungsbedürftig ist allerdings die Stagnation des Betriebsergebnisses innerhalb der ersten beiden Quartale. Aber auch da ist die Ursache schnell festgestellt. Die Auslieferung von lediglich einem Film im zweiten Quartal bringt wenig Umsatz. Auf der anderen Seite stehen aber die gesamten anfallenden Fixkosten. Dass das im Vorjahr nicht anders abgelaufen ist, sehen Sie anhand der exorbitanten Steigerungsraten, die zum Teil allerdings auf den Umtausch des Emissionserlöses in US-Dollar zurückzuführen sind.
Nutzen Sie das schwache Niveau zum Einstieg. Zum einen hat IM (WKN 548 880) mit Sicherheit noch einiges in der Pipeline. Zum anderen sind wir und Bollen
überzeugt, dass die Planzahlen erreicht werden.
Quelle: Platow Börse, Nr. 91 v. 14.08.2000