Intel
Der Absturz eines Stars
Intel inside – fürs Depot war das in letzter Zeit kein guter Tipp. Und Besserung ist nicht in Sicht. Obwohl das Unternehmen immer noch den weltweiten Chipmarkt dominiert und Milliardengewinne erwirtschaftet, schwankt der Aktienkurs seit dem Platzen der Hightech-Blase wie ein Rohr im Wind.
PORTLAND. Vor Jahren formulierte Andy Grove, damals Chef der Intel Corp., seine Geschäftsphilosophie bündig in dem Buchtitel „Nur die Paranoiden überleben“. Grove war mit dieser Einstellung der richtige Mann am richtigen Ort zur rechten Zeit. Durch knallhartes Management und die Anbindung an Microsoft und IBM stieg die Firma, deren Schicksal noch Anfang der 80er- Jahre am seidenen Faden hing, im Personalcomputer-Boom zehn Jahre später unter Grove und seinem Nachfolger Craig Barrett zum größten Halbleiter-Hersteller der Welt auf.
Die Zeiten, in denen Intel-Aktien der sichere Weg zum Reichtum waren, sind indessen vorbei. Seit Anfang 2006 sackte die Notierung um rund ein Drittel weiter ab und ist mit 18,25 Dollar meilenweit von den Rekordständen Anfang 2000 entfernt, als die Aktie bei 80 Dollar notierte.
Bei einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von gut 16 erscheint Intel als hochprofitabler Technologiekonzern wie ein Sonderangebot. In der Tat empfehlen nur drei Analysten, die Aktie zu verkaufen. 25 raten zum Kauf und 14 zum halten. Mit einer Dividendenrendite von 2,2 Prozent ist Intel jedoch hauptsächlich für Wachstumsinvestoren interessant – und da liegt das Problem. Der langjährige Mechanismus, nach dem schnellere Prozessoren und anspruchsvollere Software wechselseitig die Nachfrage nach Computern hochschaukelten, funktioniert nicht mehr.
Dass der Computermarkt insgesamt langsamer wächst, macht nicht nur Intel, sondern auch anderen Hightech-Riesen wie Microsoft und Dell zu schaffen. Aber der Chipkonzern kam in den vergangenen zwei Jahren auch noch aus anderen Gründen aus dem Tritt. Bei Neuentwicklungen gab es Qualitätsprobleme und Verzögerungen, von einigen Chips konnte Intel nicht genug, von anderen zu viele liefern. Vor allem aber erkämpfte sich der langjährige Rivale AMD erstmals einen technologischen Vorsprung. Unter Grove und Barrett hatte Intel den Konkurrenten noch mit allen Mitteln – laut einer AMD-Kartellklage auch illegalen – klein halten können.
Intel lief auf der Jagd nach immer höherer Prozessorgeschwindigkeit in die falsche Richtung. AMD entwickelte stattdessen Chips mit zwei Rechnerkernen, die kühler laufen und weniger Strom verbrauchen. Seit dem vergangenen Jahr nimmt AMD damit dem Marktführer Anteile ab. Intels Antwort, Preissenkungen, gehen ins Geld. Seit mehreren Quartalen verfehlt der Konzern seine eigenen Prognosen. Im zweiten Quartal 2006 sank der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent auf acht Milliarden Dollar; der Reingewinn brach um 57 Prozent auf 885 Mill. Dollar ein. Für das laufende Quartal rechnet Finanzchef Andy Bryant mit einer Rohgewinnmarge von 49 Prozent, gegenüber 62 Prozent im vierten Quartal 2005. Zum ersten Mal hat AMD eine höhere Gewinnmarge als Intel.
Barrett-Nachfolger Paul Otellini, der bei seinem Amtsantritt im Mai 2005 noch glaubte, er könne mit der Expansion in die Verbraucherelektronik und erweiterten Prozessor-Funktionen das Wachstum sichern, hat inzwischen Krisenalarm gegeben. Im Mai dieses Jahres setzte er eine Frist von 90 Tagen für eine strategische Generalüberprüfung und versprach Kostensenkungen in Höhe von einer Milliarde Dollar pro Jahr.
Analysten sehen solche Ankündigungen eher skeptisch. Der bisherige Intel-Großabnehmer Dell kämpft mit eigenen Wachstumsproblemen. Zum ersten Mal kauft der PC-Marktführer in diesem Jahr auch Chips bei AMD ein und kündigte an, er wolle diese Beziehung weiter ausbauen. Die Folge: Waren früher Intel-Manager paranoid, so sind es heute die Anleger.
Quelle: HANDELSBLATT, Mittwoch, 23. August 2006, 06:01 Uhr
Euer
Einsamer Samariter
Der Absturz eines Stars
Intel inside – fürs Depot war das in letzter Zeit kein guter Tipp. Und Besserung ist nicht in Sicht. Obwohl das Unternehmen immer noch den weltweiten Chipmarkt dominiert und Milliardengewinne erwirtschaftet, schwankt der Aktienkurs seit dem Platzen der Hightech-Blase wie ein Rohr im Wind.
PORTLAND. Vor Jahren formulierte Andy Grove, damals Chef der Intel Corp., seine Geschäftsphilosophie bündig in dem Buchtitel „Nur die Paranoiden überleben“. Grove war mit dieser Einstellung der richtige Mann am richtigen Ort zur rechten Zeit. Durch knallhartes Management und die Anbindung an Microsoft und IBM stieg die Firma, deren Schicksal noch Anfang der 80er- Jahre am seidenen Faden hing, im Personalcomputer-Boom zehn Jahre später unter Grove und seinem Nachfolger Craig Barrett zum größten Halbleiter-Hersteller der Welt auf.
Die Zeiten, in denen Intel-Aktien der sichere Weg zum Reichtum waren, sind indessen vorbei. Seit Anfang 2006 sackte die Notierung um rund ein Drittel weiter ab und ist mit 18,25 Dollar meilenweit von den Rekordständen Anfang 2000 entfernt, als die Aktie bei 80 Dollar notierte.
Bei einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von gut 16 erscheint Intel als hochprofitabler Technologiekonzern wie ein Sonderangebot. In der Tat empfehlen nur drei Analysten, die Aktie zu verkaufen. 25 raten zum Kauf und 14 zum halten. Mit einer Dividendenrendite von 2,2 Prozent ist Intel jedoch hauptsächlich für Wachstumsinvestoren interessant – und da liegt das Problem. Der langjährige Mechanismus, nach dem schnellere Prozessoren und anspruchsvollere Software wechselseitig die Nachfrage nach Computern hochschaukelten, funktioniert nicht mehr.
Dass der Computermarkt insgesamt langsamer wächst, macht nicht nur Intel, sondern auch anderen Hightech-Riesen wie Microsoft und Dell zu schaffen. Aber der Chipkonzern kam in den vergangenen zwei Jahren auch noch aus anderen Gründen aus dem Tritt. Bei Neuentwicklungen gab es Qualitätsprobleme und Verzögerungen, von einigen Chips konnte Intel nicht genug, von anderen zu viele liefern. Vor allem aber erkämpfte sich der langjährige Rivale AMD erstmals einen technologischen Vorsprung. Unter Grove und Barrett hatte Intel den Konkurrenten noch mit allen Mitteln – laut einer AMD-Kartellklage auch illegalen – klein halten können.
Intel lief auf der Jagd nach immer höherer Prozessorgeschwindigkeit in die falsche Richtung. AMD entwickelte stattdessen Chips mit zwei Rechnerkernen, die kühler laufen und weniger Strom verbrauchen. Seit dem vergangenen Jahr nimmt AMD damit dem Marktführer Anteile ab. Intels Antwort, Preissenkungen, gehen ins Geld. Seit mehreren Quartalen verfehlt der Konzern seine eigenen Prognosen. Im zweiten Quartal 2006 sank der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent auf acht Milliarden Dollar; der Reingewinn brach um 57 Prozent auf 885 Mill. Dollar ein. Für das laufende Quartal rechnet Finanzchef Andy Bryant mit einer Rohgewinnmarge von 49 Prozent, gegenüber 62 Prozent im vierten Quartal 2005. Zum ersten Mal hat AMD eine höhere Gewinnmarge als Intel.
Barrett-Nachfolger Paul Otellini, der bei seinem Amtsantritt im Mai 2005 noch glaubte, er könne mit der Expansion in die Verbraucherelektronik und erweiterten Prozessor-Funktionen das Wachstum sichern, hat inzwischen Krisenalarm gegeben. Im Mai dieses Jahres setzte er eine Frist von 90 Tagen für eine strategische Generalüberprüfung und versprach Kostensenkungen in Höhe von einer Milliarde Dollar pro Jahr.
Analysten sehen solche Ankündigungen eher skeptisch. Der bisherige Intel-Großabnehmer Dell kämpft mit eigenen Wachstumsproblemen. Zum ersten Mal kauft der PC-Marktführer in diesem Jahr auch Chips bei AMD ein und kündigte an, er wolle diese Beziehung weiter ausbauen. Die Folge: Waren früher Intel-Manager paranoid, so sind es heute die Anleger.
Quelle: HANDELSBLATT, Mittwoch, 23. August 2006, 06:01 Uhr
Euer
Einsamer Samariter