Das Herbstgutachten birgt eine Überraschung: Die sechs führenden Forschungsinstitute erwarten einen deutlichen Rückgang des Haushaltsdefizits im kommenden Jahr.
Mehr zum Thema: Konjunktur in Deutschland
4,1 Millionen Arbeitslose erwartet (21.10.)
HB/uhl/huh BERLIN. Keine Wende am Arbeitsmarkt, nur eine leichte konjunkturelle Erholung, aber ein überraschender Rückgang des Haushaltsdefizits – das sind die Prognosen der sechs führenden Wirtschaftsforschungsinstitute für das kommende Jahr. Damit kommt das Herbstgutachten teilweise zu optimistischeren Ergebnissen als viele Bankenvolkswirte.
Die Wirtschaftsforscher rechnen mit einem Rückgang des Haushaltsdefizits von 3,2 % des Bruttoinlandsprodukts in diesem auf 1,9 % im kommenden Jahr. Vorhersagen der Bankenvolkswirte bewegen sich dagegen zwischen 2,5 und 2,9 % des Bruttoinlandsprodukts für 2003.
Die Wirtschaftsforscher gehen von einer konjunkturellen Erholung aus. Sie erwarten für das kommende Jahr ein reales Wirtschaftswachstum von 1,4 %, nach 0,4 % in diesem Jahr. Vor allem in Ostdeutschland gewinnt die Konjunktur an Fahrt. Dort wird sich nach der Mehrheitsprognose der Institute das Wachstum von 0,2 in diesem auf 2,3 % im kommenden Jahr beschleunigen. Im Westen werden im nächsten Jahr 1,3 % nach 0,4 % in 2002 erwartet. Lediglich das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung rechnet auch für 2003 mit einer anhaltend schwachen Wirtschaftsentwicklung von 0,9 % für Gesamtdeutschland.
Diese zurückhaltende Einschätzung wird von einigen Banken geteilt. So rechnen etwa Morgan Stanley und die Hypo-Vereinsbank mit einem Prozent Wachstum für 2003. Die Deutsche Bank liegt mit 0,6 % noch deutlich darunter. Für die Euro-Zone erwarten die Institute ein Wachstum von 0,8 % in diesem und 1,8 % im nächsten Jahr. Trotz des verhalten optimistischen Ausblicks erwarten die Institute einen weiteren Anstieg der Arbeitslosenzahl. Sie wird nach Meinung der Institutsmehrheit im Jahresdurchschnitt von 4,05 in 2002 auf 4,1 Millionen in 2003 zunehmen. Damit steige der Anteil der Arbeitslosen an den inländischen Erwerbspersonen von 9,5 auf 9,6 %.
Die Vorstellung, dass sich mit den Rezepten der Hartz-Kommission die Arbeitslosenzahl um zwei Millionen reduzieren ließe, bezeichnen die Institute als „illusorisch“. So gebe es bei den Kosten noch erhebliche Unwägbarkeiten. Außerdem seien Verdrängungseffekte bei den regulären Arbeitsplätzen und Mitnahmeeffekte bei den Unternehmen zu befürchten, die ohnehin neue Mitarbeiter einstellen wollten. Positiv bewerten die Institute den Einstieg in die Ich-AG und in den Niedriglohn-Bereich. Bedenken haben sie jedoch gegen das von der Hartz-Kommission vorgeschlagene so genannte Arbeitslosengeld II. Es würde die Sozialhilfe übersteigen, wodurch Anreize zur Arbeitsaufnahme wieder entfielen.
Die rot-grünen Steuerpläne kritisiert die Mehrheit der Institute wegen der Konjunkturlage als stark überzogen. Die Konsolidierung müsse vor allem auf der Ausgabenseite bei den Subventionen ansetzen. Notwendig sind nach Auffassung der Institute zudem Investitionen in die Infrastruktur und Humankapital.
HANDELSBLATT, Montag, 21. Oktober 2002, 20:02 Uhr
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4,1 Millionen Arbeitslose erwartet (21.10.)
HB/uhl/huh BERLIN. Keine Wende am Arbeitsmarkt, nur eine leichte konjunkturelle Erholung, aber ein überraschender Rückgang des Haushaltsdefizits – das sind die Prognosen der sechs führenden Wirtschaftsforschungsinstitute für das kommende Jahr. Damit kommt das Herbstgutachten teilweise zu optimistischeren Ergebnissen als viele Bankenvolkswirte.
Die Wirtschaftsforscher rechnen mit einem Rückgang des Haushaltsdefizits von 3,2 % des Bruttoinlandsprodukts in diesem auf 1,9 % im kommenden Jahr. Vorhersagen der Bankenvolkswirte bewegen sich dagegen zwischen 2,5 und 2,9 % des Bruttoinlandsprodukts für 2003.
Die Wirtschaftsforscher gehen von einer konjunkturellen Erholung aus. Sie erwarten für das kommende Jahr ein reales Wirtschaftswachstum von 1,4 %, nach 0,4 % in diesem Jahr. Vor allem in Ostdeutschland gewinnt die Konjunktur an Fahrt. Dort wird sich nach der Mehrheitsprognose der Institute das Wachstum von 0,2 in diesem auf 2,3 % im kommenden Jahr beschleunigen. Im Westen werden im nächsten Jahr 1,3 % nach 0,4 % in 2002 erwartet. Lediglich das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung rechnet auch für 2003 mit einer anhaltend schwachen Wirtschaftsentwicklung von 0,9 % für Gesamtdeutschland.
Diese zurückhaltende Einschätzung wird von einigen Banken geteilt. So rechnen etwa Morgan Stanley und die Hypo-Vereinsbank mit einem Prozent Wachstum für 2003. Die Deutsche Bank liegt mit 0,6 % noch deutlich darunter. Für die Euro-Zone erwarten die Institute ein Wachstum von 0,8 % in diesem und 1,8 % im nächsten Jahr. Trotz des verhalten optimistischen Ausblicks erwarten die Institute einen weiteren Anstieg der Arbeitslosenzahl. Sie wird nach Meinung der Institutsmehrheit im Jahresdurchschnitt von 4,05 in 2002 auf 4,1 Millionen in 2003 zunehmen. Damit steige der Anteil der Arbeitslosen an den inländischen Erwerbspersonen von 9,5 auf 9,6 %.
Die Vorstellung, dass sich mit den Rezepten der Hartz-Kommission die Arbeitslosenzahl um zwei Millionen reduzieren ließe, bezeichnen die Institute als „illusorisch“. So gebe es bei den Kosten noch erhebliche Unwägbarkeiten. Außerdem seien Verdrängungseffekte bei den regulären Arbeitsplätzen und Mitnahmeeffekte bei den Unternehmen zu befürchten, die ohnehin neue Mitarbeiter einstellen wollten. Positiv bewerten die Institute den Einstieg in die Ich-AG und in den Niedriglohn-Bereich. Bedenken haben sie jedoch gegen das von der Hartz-Kommission vorgeschlagene so genannte Arbeitslosengeld II. Es würde die Sozialhilfe übersteigen, wodurch Anreize zur Arbeitsaufnahme wieder entfielen.
Die rot-grünen Steuerpläne kritisiert die Mehrheit der Institute wegen der Konjunkturlage als stark überzogen. Die Konsolidierung müsse vor allem auf der Ausgabenseite bei den Subventionen ansetzen. Notwendig sind nach Auffassung der Institute zudem Investitionen in die Infrastruktur und Humankapital.
HANDELSBLATT, Montag, 21. Oktober 2002, 20:02 Uhr