Insolvenzantrag wird Montag erwartet

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chrismitz:

Insolvenzantrag wird Montag erwartet

 
06.04.02 08:38
Das Drama um die existenzbedrohte KirchGruppe bleibt weiter spannend. Am Freitag wurde noch kein Insolvenzantrag gestellt. Hinter den Kulissen gehen die Rettungsbemühungen für den Konzern derweil unter Hochdruck weiter. An ein Happy End glaubt bei den Gläubigerbanken, Investoren und Mitarbeitern aber niemand mehr.

Fall Kirch beschäftigt Politik
Auch die Politik beschäftigt sich mit der drohenden Pleite des Medienkonzerns. Wie die > berichtet, forderten Die Grünen die Bundesregierung in einer Kleinen Anfrage auf, die ihr vorliegenden Informationen zur Lage beim Kirch-Konzern darzulegen. Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye habe zuvor erklärt, Bundeskanzler Schröder habe keine Gespräche zur Rettung der KirchGruppe geführt.

Stoiber geht von Zahlung an Bundesliga aus
Nach einem Bericht des > geht Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber unterdessen davon aus, dass der Kirch-Konzern trotz der drohenden Insolvenz wie geplant am 15. Mai die nächste Rate in Höhe von 100 Millionen Euro für die Rechte an der Fußball-Bundesliga zahlen könne. Er sehe "klare Signale" für die Sicherheit der Bundesliga.

Heftiger Streit um Bürgschaften
Die Pläne der Bundesregierung und dem Land Nordrhein-Westfalen, im Falle einer Kirch-Insolvenz Bürgschaften für Vereine der Fußball-Bundesliga zu übernehmen, haben eine hitzige Debatte über Parteigrenzen hinweg entfacht.

Insolvenzantrag am Montag gilt als sicher

In Unternehmenskreisen gilt es als sicher, dass Kirch am Montag Insolvenz beantragen wird. Auch bei den Banken wird nicht mehr mit einer überraschenden Wendung gerechnet. In der Nacht zum Freitag waren Rettungsgespräche in Los Angeles und München gescheitert. "Es ist vorbei", hieß es am Freitag in Verhandlungskreisen. Ein Bankmanager sagte, die Chance, dass es in Kürze zur Insolvenz komme, habe sich "in der Nacht dramatisch auf 90 bis 95 Prozent erhöht".

Auffanggesellschaft soll Geschäfte weiterführen
So beginnen schon einmal alle Seiten, sich auf die Zeit nach dem Insolvenzantrag vorzubereiten. «Eine Insolvenz könnte neue Chancen eröffnen», hieß es fast wortgleich im Unternehmen, bei Banken und in Regierungskreisen. Dem Vernehmen nach soll erst einmal eine Auffanggesellschaft die Geschäfte weiter führen. Als vorläufiger Insolvenzverwalter ist unter anderem Eberhard Braun im Gespräch. Der badische Anwalt hat erst vor wenigen Tagen sein Amt beim insolventen Regionalflugzeugbauer Fairchild Dornier angetreten.

Gewerkschaft um Arbeitsplätze besorgt
Die Gewerkschaft ver.di warnte davor, angesichts der Krise von Kirch die Zukunft der Fußball-Bundesliga wichtiger zu nehmen als die der knapp 10 000 Beschäftigten. Auch wenn die Pleite schon so gut wie sicher sei, müsse auch in letzter Minute noch alles versucht werden, um das Unternehmen und damit die Arbeitsplätze zu retten, betonte die Gewerkschaft. Es wirke «gespenstisch, wenn sich die Vorschläge für die Rettung der Fußballvereine häufen, während das Thema Arbeitsplätze nur am Rande behandelt wird», sagte Frank Werneke, im ver.di-Bundesvorstand für Medienpolitik zuständig.

Bayerische Staatsregierung gefordert
Er forderte einen Runden Tisch, an dem auch Gewerkschaften und Betriebsräte sitzen müssten. Die bayerische Staatsregierung sei gefordert, die Mitschuld an der aktuellen Entwicklung trage, erklärte Werneke. Die Gewerkschaft sprach sich ausdrücklich gegen eine Übernahme der KirchMedia durch Silvio Berlusconi und Rupert Murdoch aus. Ein Engagement Berlusconis als italienischer Ministerpräsident verstoße gegen das Prinzip der Staatsfreiheit des Rundfunks.

Finanzchef muß gehen
Der Finanzchef der angeschlagenen KirchGruppe soll entlassen werden, weil er in der heißen Verhandlungsphase angeblich in Urlaub ging und nicht erreichbar war. Brian McCamman Cook müsse unabhängig von dem drohenden Insolvenzantrag gehen, hieß es in Unternehmenskreisen. Damit wurde ein Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Freitagausgabe) bestätigt.

Unklare Verbindlichkeiten aufgetaucht
Bei den Rettungsbemühungen sei eine unklare Verbindlichkeit von 50 Millionen Euro aufgetaucht, hieß es. Beim Versuch, den Posten aufzuklären, habe man vergeblich nach dem verantwortlichen Finanzchef gesucht. Die Entlassung des Managers dürfte einer der ersten Schritte eines vorläufigen Insolvenzverwalters sein, hieß es.

dpa


chrismitz:

Happy, siehst Du, an Dich glaubt keiner mehr!!!

 
06.04.02 08:39
chrismitz:

Streit um Bundesliga-Bürgschaften

 
06.04.02 08:42
Die Bundesregierung und das Land Nordrhein-Westfalen haben mit dem Plan, den Vereinen der Fußball-Bundesliga bei einer Pleite der Kirch-Gruppe staatliche Bürgschaften zu geben, heftige Kritik ausgelöst. Auch ein neuer Streit mit der EU-Kommission ist möglich.
Ablehnung über Parteigrenzen hinweg
Über die Parteigrenzen hinweg lehnten viele Bundesländer den Vorstoß strikt ab. "Für Schleswig-Holstein kommt das nicht in Frage", sagte Ministerpräsidentin Heide Simonis. Ähnlich äußerten sich Berlin, Brandenburg, Sachsen, Bremen und Baden-Württemberg.

Klubs droht finanzieller Ruin
Für viele der 36 Vereine in der ersten und zweiten Bundesliga stammt bis zur Hälfte aller Einnahmen aus den TV-Rechten. Kirch hat diese Rechte bis zum Jahr 2004 erworben. Bundesliga-Fußball ist ein Zugpferd für Kirchs angeschlagenen Pay-TV-Sender Premiere. Die Kirch-Gruppe konnte bereits im Februar nur mit einem Notkredit eine fällige Rate von 100 Mio. Euro an die Deutsche Fußball-Liga (DFL) zahlen. Am 15. Mai ist die nächste Rate von 100 Mio. Euro fällig.

Verhandlungen festgefahren
Bei den Verhandlungen um eine Rettung der hoch verschuldeten Kirch-Gruppe gab es auch am Donnerstag keine Bewegung. Es gilt als wahrscheinlich, dass Kirch am Freitag Insolvenz anmelden muss. Für diesen Fall sollen die Bürgschaften bei den Vereinen finanzielle Durststrecken überbrücken.

Lemke: Riesenskandal

Unionsregierte Länder kritisieren die Zusage von Bund und Düsseldorf als Wahlkampf. Die Ablehnung geht aber über die Parteigrenzen hinweg. Die Länder fürchten finanzielle Lasten und Proteste aus dem Breitensport. Es sei "ein Riesenskandal, wenn der Bund oder die Länder bei einer Kirch-Insolvenz eine Bürgschaft von 200 Mio. Euro übernehmen würden", sagte Bremens SPD-Bildungssenator Willi Lemke, der frühere Manager von Werder Bremen. "Es ist der Öffentlichkeit kaum zu vermitteln, dass Steuergelder zur Finanzierung der Profi-Fußballvereine verwendet werden", sagte ein Sprecher von Brandenburgs SPD-Finanzministerin Dagmar Ziegler.

Gespräche laufen bereits seit Februar
Wirtschaftsstaatssekretär Alfred Tacke sagte, es gebe seit Februar Gespräche mit der Landesregierung in Düsseldorf, der DFB-Tochter DFL und Vereinen. Es gehe nicht um Subventionen, sondern "nur um Bürgschaften, um dem Teil der Vereine zu helfen, die Probleme bekommen könnten", verteidigte Tacke das Vorhaben.

Möglicher Konflikt mit EU-Kommission
"Wenn die Zahlungen ausfallen würden, würden viele Klubs von heute auf morgen nicht mehr existenzfähig sein", sagte Clement zur Begründung der Pläne. Die Hilfen sollten auf ein halbes Jahr begrenzt werden. Er erwarte, dass sich die meisten Länder mit Bundesliga-Vereinen beteiligen. Mit einer Bürgschaft würde die Bundesregierung einen weiteren Streit mit der EU-Kommission riskieren. Wettbewerbskommissar Mario Monti hat deutlich gemacht, dass die strengen Beihilferegeln auch für Sportvereine gelten. Zur Fußball-Bundesliga konkret wollte sich die EU-Kommission am Donnerstag nicht äußern.

Verhandlungen stecken fest
Bei den Gesprächen über die Zukunft der Kirch-Gruppe löste sich auch am Donnerstag die Blockade von Gläubigerbanken und Minderheitsgesellschaftern nicht. Die letzte Hoffnung richtete sich auf eine erneut in München anberaumte Zusammenkunft der Vertreter der Minderheitseigner sowie auf ein Treffen in Los Angeles, das am Donnerstagabend (deutscher Zeit) begann. Dazu hatte der Medienunternehmer Rupert Murdoch geladen, der Minderheitseigner bei Kirch Media und Premiere ist. Allerdings wird die Zeit knapp, um einen nötigen Überbrückungskredit von 150 Mio. Euro auf die Beine zu stellen.

Quelle: Financial Times Deutschland
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