Profil: Winfried Kill ist Chef der Mittelstands-Holding Indus AG
Der mildtätige Firmencoach
Von GEORG WEISHAUPT, Bergisch-Gladbach
Er ist oft als Fossil belächelt worden. Doch Kill hält daran fest, sich langfristig an Firmen in vielen Branchen zu beteiligen – mit Erfolg.
Welch ein Idyll! Draußen ein gepflegter Privatpark mit plätscherndem Bach, großem Teich und nimmermüdem Gärtner. Auch drinnen ist alles nur vom Feinsten: Granitfußboden, Edelholzwände, elegante Büromöbel. Da passt auch der Herr des Hauses, Winfried Kill, mit seinem dunklen Anzug und der gediegenen Hornbrille perfekt ins Bild von Stil und Vermögen.
Aber der Vorstandschef der Indus AG will zunächst gar nicht über das Geschäft sprechen. Also über die soliden Mittelständler, an denen er sich mit seiner Industrieholding aus Bergisch-Gladbach beteiligt hat. Er will auch nicht darüber reden, wie gut Indus im Vergleich zu anderen im vergangenen Jahr abgeschnitten hat oder dass er bald vier Firmen übernehmen wird.
Nein, der 62-Jährige mit dem sauber gescheitelten, weißen Haar spricht lieber von seinem Projekt in Kathmandu. „Wir haben dort mit der Hilfsorganisation Maiti Nepal ein Zentrum für Mädchen eröffnet, die verstoßen, in Bordelle verschleppt und schwer misshandelt wurden“, erzählt Kill, noch sichtlich bewegt von der Eröffnungsfeier, von der er eben heimgekehrt ist. Er zeigt Fotos, die ihn umringt von Kindern zeigen.
Die zweieinhalb Millionen Euro für den Gebäudekomplex mit Wohnheim, Krankenhaus und Schule stammen aus der Sonja-Kill-Stiftung. Winfried Kill hat sie 1992 mit seiner Frau Rosemarie gegründet, kurz nachdem ihre damals 21-jährige Tochter Sonja bei einem Fahrradunfall tödlich verunglückte – ein schwerer Schock für den Privatmann Kill, dessen Büro mit Bildern seiner Tochter geschmückt ist.
Der Geschäftsmann Kill lässt sich hingegen durch nichts so schnell erschüttern. „Wir haben ein klares Konzept, und das ziehen wir durch, schon seit Anfang der achtziger Jahre“, erklärt er selbstbewusst. Der promovierte Betriebswirt, der das Beteiligungsgeschäft bei Industrieveteran Otto Wolff von Amerongen gelernt hat, steigt mehrheitlich bei ertragsstarken Mittelständlern ein. Schwerpunkte liegen in der Bau-, Maschinenbau-, Auto- und Konsumgüterindustrie. Er will die Firmen nicht ausschlachten oder zügig an die Börse bringen. „Wir investieren dauerhaft, weil wir für die Firmengründer und die Geschäftsführer berechenbar sein wollen“, versichert Kill.
Bisher hat er Wort gehalten. Noch von keiner seiner inzwischen 34 Beteiligungen hat er sich getrennt. Zum Beweis seiner ernsthaften Absichten hat Perfektionist Kill die Firmennamen im Foyer der Holding wie in einem Museum auf Metallschildern verewigt.
Sein Konzept der „soliden Finanzierung, Risikostreuung und Unabhängigkeit“ scheint sich zu bewähren. Im vergangenen Jahr dürfte der Indus-Umsatz um 15 Prozent auf rund 600 Millionen Euro gestiegen sein. Genaue Zahlen legt er Anfang der Woche vor.
Nur an der Börse verhallte seine konservative Botschaft bislang ungehört. „Da werden wir oft wie ein Fossil betrachtet“, ärgert sich Kill über Analysten, die sich trotz des Neue-Markt-Crashs mit soliden Werten noch schwer tun. Aber es tröstet ihn, dass Indus, an dem seine Familie und Freunde 65 Prozent halten, am 18. März in den M-Dax aufsteigt.
Unternehmer Kill, den der Begriff „Manager“ auf die Palme bringt, bevorzugt ein straffes Regiment. Die Holding besteht nur aus zwölf Personen – „davon sind zwei Fahrer“, wie der Kölner lächelnd anmerkt. Jeder der vier Vorstände ist zugleich Geschäftsführer in mehreren Beteiligungsfirmen. Kill, der sich früher mit dem damaligen Star Wilhelm Bungert im Tennis gemessen hat, sieht sich heute für die Mittelständler als „Coach“ in Personal- und Finanzierungsfragen.
Wer so gut organisiert ist wie Kill, hat anscheinend noch genug Zeit, sich täglich eine ausführliche Mittagspause zu gönnen, impressionistische Gemälde zu sammeln und „sich weltweit die schönsten Konzerte anzuhören“.
Doch im Mai will Kill wieder nach Nepal reisen. „Ich werde dabei sein, wenn Maiti Nepal junge Mädchen aus indischen Bordellen befreit“, verkündet der mildtätige Firmencoach.
HANDELSBLATT, Donnerstag, 07. März 2002, 19:02 Uhr
das Zentrum der Macht
Der mildtätige Firmencoach
Von GEORG WEISHAUPT, Bergisch-Gladbach
Er ist oft als Fossil belächelt worden. Doch Kill hält daran fest, sich langfristig an Firmen in vielen Branchen zu beteiligen – mit Erfolg.
Welch ein Idyll! Draußen ein gepflegter Privatpark mit plätscherndem Bach, großem Teich und nimmermüdem Gärtner. Auch drinnen ist alles nur vom Feinsten: Granitfußboden, Edelholzwände, elegante Büromöbel. Da passt auch der Herr des Hauses, Winfried Kill, mit seinem dunklen Anzug und der gediegenen Hornbrille perfekt ins Bild von Stil und Vermögen.
Aber der Vorstandschef der Indus AG will zunächst gar nicht über das Geschäft sprechen. Also über die soliden Mittelständler, an denen er sich mit seiner Industrieholding aus Bergisch-Gladbach beteiligt hat. Er will auch nicht darüber reden, wie gut Indus im Vergleich zu anderen im vergangenen Jahr abgeschnitten hat oder dass er bald vier Firmen übernehmen wird.
Nein, der 62-Jährige mit dem sauber gescheitelten, weißen Haar spricht lieber von seinem Projekt in Kathmandu. „Wir haben dort mit der Hilfsorganisation Maiti Nepal ein Zentrum für Mädchen eröffnet, die verstoßen, in Bordelle verschleppt und schwer misshandelt wurden“, erzählt Kill, noch sichtlich bewegt von der Eröffnungsfeier, von der er eben heimgekehrt ist. Er zeigt Fotos, die ihn umringt von Kindern zeigen.
Die zweieinhalb Millionen Euro für den Gebäudekomplex mit Wohnheim, Krankenhaus und Schule stammen aus der Sonja-Kill-Stiftung. Winfried Kill hat sie 1992 mit seiner Frau Rosemarie gegründet, kurz nachdem ihre damals 21-jährige Tochter Sonja bei einem Fahrradunfall tödlich verunglückte – ein schwerer Schock für den Privatmann Kill, dessen Büro mit Bildern seiner Tochter geschmückt ist.
Der Geschäftsmann Kill lässt sich hingegen durch nichts so schnell erschüttern. „Wir haben ein klares Konzept, und das ziehen wir durch, schon seit Anfang der achtziger Jahre“, erklärt er selbstbewusst. Der promovierte Betriebswirt, der das Beteiligungsgeschäft bei Industrieveteran Otto Wolff von Amerongen gelernt hat, steigt mehrheitlich bei ertragsstarken Mittelständlern ein. Schwerpunkte liegen in der Bau-, Maschinenbau-, Auto- und Konsumgüterindustrie. Er will die Firmen nicht ausschlachten oder zügig an die Börse bringen. „Wir investieren dauerhaft, weil wir für die Firmengründer und die Geschäftsführer berechenbar sein wollen“, versichert Kill.
Bisher hat er Wort gehalten. Noch von keiner seiner inzwischen 34 Beteiligungen hat er sich getrennt. Zum Beweis seiner ernsthaften Absichten hat Perfektionist Kill die Firmennamen im Foyer der Holding wie in einem Museum auf Metallschildern verewigt.
Sein Konzept der „soliden Finanzierung, Risikostreuung und Unabhängigkeit“ scheint sich zu bewähren. Im vergangenen Jahr dürfte der Indus-Umsatz um 15 Prozent auf rund 600 Millionen Euro gestiegen sein. Genaue Zahlen legt er Anfang der Woche vor.
Nur an der Börse verhallte seine konservative Botschaft bislang ungehört. „Da werden wir oft wie ein Fossil betrachtet“, ärgert sich Kill über Analysten, die sich trotz des Neue-Markt-Crashs mit soliden Werten noch schwer tun. Aber es tröstet ihn, dass Indus, an dem seine Familie und Freunde 65 Prozent halten, am 18. März in den M-Dax aufsteigt.
Unternehmer Kill, den der Begriff „Manager“ auf die Palme bringt, bevorzugt ein straffes Regiment. Die Holding besteht nur aus zwölf Personen – „davon sind zwei Fahrer“, wie der Kölner lächelnd anmerkt. Jeder der vier Vorstände ist zugleich Geschäftsführer in mehreren Beteiligungsfirmen. Kill, der sich früher mit dem damaligen Star Wilhelm Bungert im Tennis gemessen hat, sieht sich heute für die Mittelständler als „Coach“ in Personal- und Finanzierungsfragen.
Wer so gut organisiert ist wie Kill, hat anscheinend noch genug Zeit, sich täglich eine ausführliche Mittagspause zu gönnen, impressionistische Gemälde zu sammeln und „sich weltweit die schönsten Konzerte anzuhören“.
Doch im Mai will Kill wieder nach Nepal reisen. „Ich werde dabei sein, wenn Maiti Nepal junge Mädchen aus indischen Bordellen befreit“, verkündet der mildtätige Firmencoach.
HANDELSBLATT, Donnerstag, 07. März 2002, 19:02 Uhr
das Zentrum der Macht