Von Thomas Hoch
Wer auf einen Konjunkturaufschwung in den USA setzen will, für den könnte sich Mexiko als die bessere Anlagealternative entpuppen. Der südliche Nachbar überzeugt mit soliden wirtschaftlichen Daten. Zudem verzeichneten die Aktienmärkte des lateinamerikanischen Landes schon im vergangenen Jahr zweistellige Wertzuwächse - und dies, obwohl die Gesamtwirtschaft erstmals seit fünf Jahren wieder schrumpfte. Das lässt einiges für das Jahr 2002 erwarten, kommt doch die Konjunktur beim wichtigsten Handelspartner gerade erst in Schwung.
"Komm Baby, wir fahr'n nach Mexiko." Der Satz, der bislang freiheitssuchenden Rebellen in amerikanischen Roadmovies vorbehalten war, kommt inzwischen auch in Anlegerkreisen in Mode. Im Süden des nordamerikanischen Kontinents erblühen die Börsen und stellen die US-Märkte klar in den Schatten. Und da die Aktienmärkte der Vereinigten Staaten nach wie vor hoffnungslos überbewertet sind, sollte sich daran so schnell auch nichts ändern. Vom bevorstehenden US-Konjunkturaufschwung lässt sich besser außerhalb des Landes profitieren.
Nicht nur auf der Suche nach einem Urlaubsziel lohnt es deshalb, den Finger auf der Amerika-Karte ein wenig nach Süden wandern zu lassen. Spätestens im vergangenen Jahr hat sich Mexiko auch als ernstzunehmende Anlagealternative empfohlen. Während die Aktienindices in den großen Industrienationen 2001 kräftig verloren, hat der mexikanische Aktienindex IPC gut 14 Prozent gewonnen. Und der Trend setzt sich auch im neuen Jahr fort. Allein in den ersten drei Monaten des Jahres legte der IPC weitere elf Prozent zu. Zum Vergleich: Der Dow Jones gewann nur fünf, der S&P500 noch nicht einmal ein Prozent im gleichen Zeitraum.
Mexiko beweist Standfestigkeit
Vieles spricht dafür, dass Mexiko auch weiterhin beste Anlagechancen bietet. Das Land hat gerade im vergangenen Jahr seine Stabilität bewiesen. Die Argentinien-Krise ist fast spurlos an Mexiko vorbeigegangen und auch wenn sich das Land dem weltweiten Konjunktureinbruch nicht entziehen konnte: Die Fundamentaldaten stimmen selbst nach einem Jahr der Rezession. Die Konsolidierung des mexikanischen Staatshaushaltes schreitet voran und mit einer Inflationsrate von 4,4 Prozent war die Preisentwicklung so günstig wie zuletzt im Jahr 1968. Und bis Ende des Jahres könnte die Rate nach Schätzungen der Dresdner Bank sogar bis auf vier Prozent sinken.
Wie wichtig niedrige Inflationsraten für ausländische Investoren sind, macht Cyrus de la Rua, Lateinamerikaanalyst bei der Dresdner Bank, klar: "Nur wenn die Investoren keine Angst vor Abwertungen haben müssen, sind sie bereit in einem Land zu investieren.“ Und nach de la Ruas Einschätzung sind die Aussichten weiter günstig: "Wir rechnen allenfalls mit einer leichten nominellen Abwertung des Peso."
Auch die OECD beurteilt die Aussichten in ihrer gerade veröffentlichten Länderanalyse positiv. Der Staatshaushalt wurde mit der vor kurzem beschlossenen Steuerreform auf eine breitere Grundlage gestellt, die Wirtschaftsleistung sollte mit der anziehenden US-Konjunktur im Jahr 2002 schon wieder um 1,5 Prozent steigen. Der wirtschaftliche Erfolg des Landes ist freilich eng mit dem der USA verknüpft. Rund 90 Prozent aller Ausfuhren gehen in die Vereinigten Staaten. "Die nordamerikanische Freihandelszone NAFTA war das Sprungbrett für Mexiko zum nordamerikanischen Markt", erläutert Uwe Franke, Mexikoexperte an der Universität Mainz.
Börsen profitieren von Gütesiegel
Wirtschaftspolitisch ist das Land seit Jahren auf neoliberalem Kurs. Im Jahr 2000 hat zwar die PAN mit dem neuen Präsidenten Vincente Fox die seit Jahrzehnten regierende Partei PRI abgelöst, der wirtschaftspolitische Kurs wurde aber weitgehend beibehalten. Lob von internationaler Seite erntete die Regierung für die kürzlich verabschiedete Steuerreform. Auch wenn die Einführung einer Mehrwertsteuer am Widerstand der Opposition gescheitert ist, konnte der stark von Ölexporten abhängigen Staatshaushalt auf ein neues Fundament gestellt werden. Das trägt. Seit Februar kann sich das Land mit dem Gütesiegel "Investmentgrad" der beiden großen Ratingagenturen Moody’s und Standard & Poors schmücken.
Für den Aktienmarkt ist das ein Glücksfall. Das Zinsniveau ist deutlich gesunken, zehnjährige Staatsanleihen werden jetzt nur noch mit rund neun Prozent verzinst. Berücksichtigt man die Inflation des Landes, dann liegt die reale Verzinsung bei etwa vier Prozent. Wie Dominic Rossi, einer der erfolgreichsten Fondsmanager für den Anlageraum Lateinamerika erläutert, beginnt der mexikanische Aktienmarkt sich gerade an die neue Zinsstruktur zu gewöhnen. Das ist nach Ansicht der Threadneedle-Manager auch der eigentliche Grund für den Boom an Mexikos Börsen: "Der Aktienmarkt hat noch genügend Luft, wir sehen Mexikos Börsen mitten einem langjährigen Aufwärtstrend.“
Ganz risikolos ist die Investition in Mexiko trotz der günstigen Expertenprognosen dennoch nicht. Mexikokenner Uwe Franke weist auf die weiterhin hohe Abhängigkeit des Staates vom Ölgeschäft, die schwierige Mehrheitsfindung im politischen System, das anhaltende Leistungsbilanzdefizit und die wirtschaftliche Zweiteilung des Landes hin. "Gerade im Süden profitiert die Bevölkerung kaum von den wirtschaftlichen Fortschritten." Eine akute Gefahr für die politische Stabilität Mexikos sieht Franke indes nicht.
USA als Erfolgsgarant
Dass es mit Mexiko weiter aufwärts geht, dafür sollte schon der große Nachbar sorgen: "Die USA hat schon wegen des Einwanderungsproblems ein großes Interesse daran, dass es Mexiko gut geht", meint Franke. Das sollte auch über politische Unstimmigkeiten hinweghelfen, die durch die aus US-Sicht mangelnde Solidarität Mexikos nach den Terroranschlägen vom 11. September entstanden. Ex-Coca-Cola-Manager Vincente Fox ist jedenfalls stark bemüht, das zuvor so gute Verhältnis zur Bush-Administration wieder herzustellen.
Und auch an anderer Stelle arbeitet Mexiko an intensiveren Handelsbeziehungen. Zahlreiche Freihandelsabkommen unter anderem mit der Europäischen Union wurden inzwischen geschlossen. Nun verhandelt das Land mit Japan und Singapur. Die Regierung ist fest entschlossen, die Rolle des Landes im Welthandel weiter auszuweiten. Stabilität und geografische Lage Mexikos locken zudem ausländische Direktinvestitionen ins Land: "Mexiko ist der Brückenkopf zwischen den Vereinigten Staaten und Lateinamerika", erläutert Franke den geografischen Vorteil des Landes.
Es sind vor allem die Großunternehmen, die von der wirtschaftlichen Öffnung profitieren. Mit seiner Konzentration auf mexikanische Unternehmen hat Fondsmanager Rossi im vergangenen Jahr immerhin eine Rendite von zwölf Prozent erzielt und damit den Threadneedle Latin America Growth Fund zum erfolgreichsten seiner Gattung gemacht. Die aktuellen Favoriten Rossis sind die mexikanische Wal-Mart-Tochter Walmex, der Getränkehersteller Femsa und der Entwickler und Vermarkter von Fertighäusern Consorcio Ara.
Die Auswahl konkreter Aktien dürfte freilich dem deutschen Anleger recht schwer fallen. Wer bei der Fiesta mexicana mittanzen will, der kann auf Lateinamerika - und auch den ein oder anderen speziellen Mexiko-Fonds setzen. Und hoffen, dass die US-Konjunktur mitspielt. Dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Mit wilden Bullen haben die stierkampferprobten Mexikaner jedenfalls Erfahrung.
Stand:16.03.2002
© 2002 sharper.de
Wer auf einen Konjunkturaufschwung in den USA setzen will, für den könnte sich Mexiko als die bessere Anlagealternative entpuppen. Der südliche Nachbar überzeugt mit soliden wirtschaftlichen Daten. Zudem verzeichneten die Aktienmärkte des lateinamerikanischen Landes schon im vergangenen Jahr zweistellige Wertzuwächse - und dies, obwohl die Gesamtwirtschaft erstmals seit fünf Jahren wieder schrumpfte. Das lässt einiges für das Jahr 2002 erwarten, kommt doch die Konjunktur beim wichtigsten Handelspartner gerade erst in Schwung.
"Komm Baby, wir fahr'n nach Mexiko." Der Satz, der bislang freiheitssuchenden Rebellen in amerikanischen Roadmovies vorbehalten war, kommt inzwischen auch in Anlegerkreisen in Mode. Im Süden des nordamerikanischen Kontinents erblühen die Börsen und stellen die US-Märkte klar in den Schatten. Und da die Aktienmärkte der Vereinigten Staaten nach wie vor hoffnungslos überbewertet sind, sollte sich daran so schnell auch nichts ändern. Vom bevorstehenden US-Konjunkturaufschwung lässt sich besser außerhalb des Landes profitieren.
Nicht nur auf der Suche nach einem Urlaubsziel lohnt es deshalb, den Finger auf der Amerika-Karte ein wenig nach Süden wandern zu lassen. Spätestens im vergangenen Jahr hat sich Mexiko auch als ernstzunehmende Anlagealternative empfohlen. Während die Aktienindices in den großen Industrienationen 2001 kräftig verloren, hat der mexikanische Aktienindex IPC gut 14 Prozent gewonnen. Und der Trend setzt sich auch im neuen Jahr fort. Allein in den ersten drei Monaten des Jahres legte der IPC weitere elf Prozent zu. Zum Vergleich: Der Dow Jones gewann nur fünf, der S&P500 noch nicht einmal ein Prozent im gleichen Zeitraum.
Mexiko beweist Standfestigkeit
Vieles spricht dafür, dass Mexiko auch weiterhin beste Anlagechancen bietet. Das Land hat gerade im vergangenen Jahr seine Stabilität bewiesen. Die Argentinien-Krise ist fast spurlos an Mexiko vorbeigegangen und auch wenn sich das Land dem weltweiten Konjunktureinbruch nicht entziehen konnte: Die Fundamentaldaten stimmen selbst nach einem Jahr der Rezession. Die Konsolidierung des mexikanischen Staatshaushaltes schreitet voran und mit einer Inflationsrate von 4,4 Prozent war die Preisentwicklung so günstig wie zuletzt im Jahr 1968. Und bis Ende des Jahres könnte die Rate nach Schätzungen der Dresdner Bank sogar bis auf vier Prozent sinken.
Wie wichtig niedrige Inflationsraten für ausländische Investoren sind, macht Cyrus de la Rua, Lateinamerikaanalyst bei der Dresdner Bank, klar: "Nur wenn die Investoren keine Angst vor Abwertungen haben müssen, sind sie bereit in einem Land zu investieren.“ Und nach de la Ruas Einschätzung sind die Aussichten weiter günstig: "Wir rechnen allenfalls mit einer leichten nominellen Abwertung des Peso."
Auch die OECD beurteilt die Aussichten in ihrer gerade veröffentlichten Länderanalyse positiv. Der Staatshaushalt wurde mit der vor kurzem beschlossenen Steuerreform auf eine breitere Grundlage gestellt, die Wirtschaftsleistung sollte mit der anziehenden US-Konjunktur im Jahr 2002 schon wieder um 1,5 Prozent steigen. Der wirtschaftliche Erfolg des Landes ist freilich eng mit dem der USA verknüpft. Rund 90 Prozent aller Ausfuhren gehen in die Vereinigten Staaten. "Die nordamerikanische Freihandelszone NAFTA war das Sprungbrett für Mexiko zum nordamerikanischen Markt", erläutert Uwe Franke, Mexikoexperte an der Universität Mainz.
Börsen profitieren von Gütesiegel
Wirtschaftspolitisch ist das Land seit Jahren auf neoliberalem Kurs. Im Jahr 2000 hat zwar die PAN mit dem neuen Präsidenten Vincente Fox die seit Jahrzehnten regierende Partei PRI abgelöst, der wirtschaftspolitische Kurs wurde aber weitgehend beibehalten. Lob von internationaler Seite erntete die Regierung für die kürzlich verabschiedete Steuerreform. Auch wenn die Einführung einer Mehrwertsteuer am Widerstand der Opposition gescheitert ist, konnte der stark von Ölexporten abhängigen Staatshaushalt auf ein neues Fundament gestellt werden. Das trägt. Seit Februar kann sich das Land mit dem Gütesiegel "Investmentgrad" der beiden großen Ratingagenturen Moody’s und Standard & Poors schmücken.
Für den Aktienmarkt ist das ein Glücksfall. Das Zinsniveau ist deutlich gesunken, zehnjährige Staatsanleihen werden jetzt nur noch mit rund neun Prozent verzinst. Berücksichtigt man die Inflation des Landes, dann liegt die reale Verzinsung bei etwa vier Prozent. Wie Dominic Rossi, einer der erfolgreichsten Fondsmanager für den Anlageraum Lateinamerika erläutert, beginnt der mexikanische Aktienmarkt sich gerade an die neue Zinsstruktur zu gewöhnen. Das ist nach Ansicht der Threadneedle-Manager auch der eigentliche Grund für den Boom an Mexikos Börsen: "Der Aktienmarkt hat noch genügend Luft, wir sehen Mexikos Börsen mitten einem langjährigen Aufwärtstrend.“
Ganz risikolos ist die Investition in Mexiko trotz der günstigen Expertenprognosen dennoch nicht. Mexikokenner Uwe Franke weist auf die weiterhin hohe Abhängigkeit des Staates vom Ölgeschäft, die schwierige Mehrheitsfindung im politischen System, das anhaltende Leistungsbilanzdefizit und die wirtschaftliche Zweiteilung des Landes hin. "Gerade im Süden profitiert die Bevölkerung kaum von den wirtschaftlichen Fortschritten." Eine akute Gefahr für die politische Stabilität Mexikos sieht Franke indes nicht.
USA als Erfolgsgarant
Dass es mit Mexiko weiter aufwärts geht, dafür sollte schon der große Nachbar sorgen: "Die USA hat schon wegen des Einwanderungsproblems ein großes Interesse daran, dass es Mexiko gut geht", meint Franke. Das sollte auch über politische Unstimmigkeiten hinweghelfen, die durch die aus US-Sicht mangelnde Solidarität Mexikos nach den Terroranschlägen vom 11. September entstanden. Ex-Coca-Cola-Manager Vincente Fox ist jedenfalls stark bemüht, das zuvor so gute Verhältnis zur Bush-Administration wieder herzustellen.
Und auch an anderer Stelle arbeitet Mexiko an intensiveren Handelsbeziehungen. Zahlreiche Freihandelsabkommen unter anderem mit der Europäischen Union wurden inzwischen geschlossen. Nun verhandelt das Land mit Japan und Singapur. Die Regierung ist fest entschlossen, die Rolle des Landes im Welthandel weiter auszuweiten. Stabilität und geografische Lage Mexikos locken zudem ausländische Direktinvestitionen ins Land: "Mexiko ist der Brückenkopf zwischen den Vereinigten Staaten und Lateinamerika", erläutert Franke den geografischen Vorteil des Landes.
Es sind vor allem die Großunternehmen, die von der wirtschaftlichen Öffnung profitieren. Mit seiner Konzentration auf mexikanische Unternehmen hat Fondsmanager Rossi im vergangenen Jahr immerhin eine Rendite von zwölf Prozent erzielt und damit den Threadneedle Latin America Growth Fund zum erfolgreichsten seiner Gattung gemacht. Die aktuellen Favoriten Rossis sind die mexikanische Wal-Mart-Tochter Walmex, der Getränkehersteller Femsa und der Entwickler und Vermarkter von Fertighäusern Consorcio Ara.
Die Auswahl konkreter Aktien dürfte freilich dem deutschen Anleger recht schwer fallen. Wer bei der Fiesta mexicana mittanzen will, der kann auf Lateinamerika - und auch den ein oder anderen speziellen Mexiko-Fonds setzen. Und hoffen, dass die US-Konjunktur mitspielt. Dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Mit wilden Bullen haben die stierkampferprobten Mexikaner jedenfalls Erfahrung.
Stand:16.03.2002
© 2002 sharper.de