In Japan investieren? Aber Ja!

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calexa:

In Japan investieren? Aber Ja!

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23.04.03 15:23
Unter dem Druck der Finanzmärkte werden die japanischen Konzerne umgebaut. Das macht ausländischen Investoren Appetit.

Shuhei Abe legt in seinem Büro hoch über Tokio eine dicke Zigarre auf den Tisch. Seit Jahren versucht der 48-jährige Chef von Sparx, einem der größten unabhängigen Vermögensverwalter Japans, ausländische Investoren für den japanischen Markt zu begeistern. Nun hat er Grund, sich mit einer Havanna zu belohnen: Vor kurzem hat Abe einen Vertrag mit dem kalifornischen Pensionsfonds Calpers abgeschlossen, der nur dort investiert, wo er Anlegerinteressen gewahrt sieht. 200 Mio. $ vertraut Calpers im Rahmen seiner Japan-Initiative Abe an.

Calpers ist kein Einzelfall. Auch der US-Investmentfonds Ripplewood hat eine bankrotte Bank erworben. Weitere 4 bis 5 Mrd. $ sind für Investitionen in Japan reserviert. Die US-Investmentbanken Merrill Lynch und Goldman Sachs kauften sich mit jeweils mehr als 1 Mrd. Euro in japanische Institute ein. Lehman Brothers gab gestern bekannt, umgerechnet 1,14 Mrd. Euro in die UFJ zu investieren, die zu den vier größten japanischen Banken zählt.

Fast unbemerkt vollzieht sich ein Paradigmenwechsel. Bislang galt: Die Unternehmen der Japan AG scheren sich nur wenig um Anleger. Die Firmen und Banken gaben sich durch Überkreuzbeteiligungen gegenseitig Rückendeckung. Findige Bosse konnten Verluste und überzählige Mitarbeiter in einem Dickicht von Tochterfirmen verstecken. Hände weg von Japans Firmen, lautete die Devise der internationalen Investoren - nur einige Topadressen bildeten die Ausnahme von dieser Regel.


Der richtige Zeitpunkt

"Alles Vorurteile", schimpft heute Investor Abe. "Das erinnert mich an die Beschwerden vieler Ausländer, die zum ersten Mal Sashimi essen. Sobald man sich an den Geschmack des rohen Fisch gewöhnt hat, ist es ein Genuss." Schon seit Jahren müssten auch in Japan Beteiligungen in den Bilanzen konsolidiert werden, die Zahlenwerke bilden damit den Zustand der Konzerne weitaus genauer ab. Calpers-Präsident William D. Christ ist Abes bester Zeuge: "Wir erwarten, dass die Anteilseigner eine größere Rolle spielen werden. Wir glauben daher, dass dies die richtige Zeit ist, in Japan zu investieren", sagte er schon im vergangenen Jahr.

Seit Mitte der 90er Jahre drängen Politiker und die führenden Beamten der mächtigen Ministerien für Finanzen und Wirtschaft auf internationale Standards bei der Führung japanischer Unternehmen, um das Land wieder wettbewerbsfähig zu machen. So müssen seit Anfang 2003 Buchprüfer die Geschäftsrisiken einschätzen, die sich dann in den Bilanzen niederschlagen. Außerdem dürfen Firmen eine US-Board-Struktur annehmen, die Geschäftsführung und Kontrolle stärker trennt, um so die Transparenz für die Anleger zu erhöhen. Beteiligungen an Aktiengesellschaften und Immobilienbesitz sollen künftig zu ihrem Marktwert in den Bilanzen auftauchen - bislang stehen diese Aktiva noch mit dem beim Erwerb gezahlten Preis in den Büchern.

Auch der Druck der japanischer Investoren auf das Management der heimischen Konzerne wächst: Japans Vereinigung der Pensionsfonds beschloss im Februar, auf den kommenden Aktionärsversammlungen die Wiederwahl angestellter Unternehmenslenker abzulehnen, wenn diese drei Jahre lang Verluste oder keine Dividenden erwirtschaften.


Firmen im Sanierungseifer

Die vielfach ums Überleben kämpfenden Gesellschaften haben die Herausforderung angenommen: "Japans Firmenwelt macht derzeit größere Anstrengungen, ihre Profitabilität zu erhöhen als in der vergangenen Dekade", lobt Richard Jerram, Chefvolkswirt von ING Japan, den wachsenden Sanierungseifer. Robert Feldman, Tokioter Chefvolkswirt der US-Investmentbank Morgan Stanley, hat berechnet, dass sich der Anteil der "Gewinner" - der Firmen mit wenig Schulden und überdurchschnittlicher Profitabilität - seit 1999 von 37 auf 48 Prozent erhöht hat. Der Anteil der "Verlierer" sank im gleichen Zeitraum von 42 auf 33 Prozent.

Quer durch alle Branchen konzentrieren sich Firmen auf ihre Kernkompetenzen, verkaufen Unternehmensteile und vor allem ihre Überkreuzbeteiligungen. Hielten die führenden Industriekonzerne, Banken und Versicherer der Japan AG Mitte der 80er Jahre 56 Prozent ihrer Beteiligungen untereinander, ist es heute nur noch ein Drittel. Je mehr Aktien frei zirkulieren, desto größer die Macht der Fondsmanager: "Ohne unser Geld können viele Firmen nicht überleben", sagt Investment-Pionier Abe selbstbewusst, "die sind sehr offen für unsere Ideen."

Die Kombination aus Druck und Not zeigt Wirkung. "Eine wachsende Minderheit der Unternehmensführungen versteht schon, was die Kapitalmärkte wollen", sagt Abe. Nämlich Wert für die Anteilseigner schaffen. "Das ist wie Steuern zahlen", erklärt er. Denn für Abe bestehen die Kapitalmärkte vor allem aus Publikums- und Pensionsfonds und sind damit eine Art öffentlicher Einrichtung.


Keine Scheu vor Ausländern

Rund 30 der Top-Firmen, allen voran weltweit operierende Konzerne wie Sony und Hitachi , bauen nach US-Vorbild um. Fusionen und Firmenkäufe stiegen 2002 auf ein neues Rekordhoch und sollen laut Japans größtem Broker Nomura weiter steigen. Ausländische Investoren verlieren für Japaner ihren Schrecken, weil sie - wie etwa Renault bei Nissan oder DaimlerChrysler bei Mitsubishi - die Unternehmen retteten, an denen sie sich beteiligten.

Dennoch gelten die Bilanzen vieler Unternehmen weiterhin als aufgebläht, etwa weil die Risiken der betrieblichen Pensionsfonds nicht aufgedeckt werden oder Maschinenparks, Lagerbestände und Immobilien überbewertet sind. Trotz erster Reformbemühungen der Regierung bieten die japanischen Buchhaltungsrichtlinien noch immer größere Freiheiten als amerikanische.

Zwar sind in Japan noch keine Fälle gesetzwidriger Bilanzierung wie im Fall des US-Konzerns Enron bekannt geworden. Doch den Firmenbossen mangelt es vielfach an Erfahrung im Umgang mit Aktionären oder beim Einsatz moderner Methoden des Controlling.

Häufig führen erst ausländische Investoren zeitgemäße Kontrollmechanismen in den japanischen Konzernen ein, berichtet Hans-Peter Musahl, Partner und M&A-Berater der Kanzlei Haarmann, Hemmelrath und Partner in Tokio. "In Japan sind auch Großunternehmen oft ein halbes Jahr lang blind geflogen." Viele kleinere und mittelgroße Firmen tun es noch heute.


Angst vor der Pleite

Oft ist es der drohende Konkurs, der die Umsetzung moderner Bilanzierungsregeln verzögert, weiß Leigh Hopkins, Managing Director für das Investment Banking von Dresdner Kleinwort Wasserstein Japan: "Die Unternehmen können es sich nicht leisten." Die Bücher vieler Firmen sind sogar unter Ausnutzung aller kreativen Spielräume in einem jämmerlichen Zustand. Würde so streng bilanziert wie von Investoren angemahnt, könnte das oft ein bis zwei Jahresgewinne auslöschen oder gar direkt zur Pleite führen, sagt Hopkins.

Doch Investment-Profis schrecken diese Mängel längst nicht mehr, sie kennen inzwischen die Tricks der Manager alter Schule. Aufgeblähte Bilanzen werden an der Börse mit Kursabschlägen abgestraft. Firmenkäufer kommen zu einer realistischen Bewertung, wenn sie nur genau genug prüfen. "Sie dürfen bei der Machbarkeitsstudie halt nicht nur mit den Japanern trinken gehen, sondern müssen direkt vor Ort nachschauen, ob Immobilien oder Lagerbestände ihren Eintrag in der Bilanz auch Wert sind", sagt ein M&A-Berater. Damit dauert der Prozess zwar oft zwei Monate anstatt wie in den USA zwei Wochen, aber er führt auch in Japan ans Ziel.

Der wachsende Druck der Kapitalmärkte lässt gelegentlich Widerstand gegen die überfälligen Reformen aufflackern. Denn eine Bilanzierung der Beteiligungen an anderen Aktiengesellschaften zum Marktwert drückt selbst Unternehmen wie den größten Elektronikhersteller der Welt Matsushita in die roten Zahlen. Politiker der Regierungskoalition fürchten daher, dass schwächere Firmen massenweise Konkurs gehen könnten.

Gegen Ministerpräsident Junichiro Koizumi und seinen Kämpfer für den angelsächsischen Kapitalismus, Wirtschaftsminister Heizo Takenaka, wollen sie daher in einem Eilgesetz die Verbuchung von Überkreuzbeteiligung zum Marktwert noch diesen Monat aussetzen.

Doch selbst wenn die Reform-Bremser sich diesmal durchsetzen sollten, gibt es für Investor Abe keinen Weg zurück. "Sobald eine Firma an der Börse ist, wird sie durch das globale Kapital regiert." Genießerisch zündet er seine Zigarre an. "Japan wird sich weiter anpassen."

So long,
Calexa
www.investorweb.de
Verbrecher:

Aber nein!

 
23.04.03 16:15
die OECD hat japan ja schon oft zu verstärkten reformanstrengungen in allen bereichen aufgerufen.

das zentrale problem der japanischen wirtschaft ist die deflation, der fortgesetzte rückgang der preise.

deflation bewirkt beim verbraucher konsumzurückhaltung (das gewünschte auto kann morgen schon billiger sein) und dämpft die investitionen (die reale Schuldenlast steigt bei entsprechender fremdfinanzierung und der preisverfall drückt insgesamt auf die gewinne).
das lastet auf dem wirtschaftswachstum, keine volkswirtschaft hat im vergangenen jahrhundert bei länger anhaltender deflation eine dynamische wirtschaftsentwicklung aufgewiesen.

hauptlast bei der bekämpfung der deflation liegt bei der jap. notenbank. die Bank of Japan hat aber mittlerweile ihr klassisches instrumentarium so gut wie ausgereizt, ohne den preisverfall umkehren zu können. die zinsen sind auf null, die langfristigen kapitalmarktzinsen liegen bei etwas mehr als 1 %.

die banken fahren wg.  der faulen kredite (rund 400 Mrd EUR) ihre ausleihungen zurück.
weitere Unternehmenspleiten und womöglich eine Fortsetzung der deflation eine mögliche folge.
in der behebung der schieflage des bankensystems liegt die Lösung des deflationsproblems
aber wie soll das funktionieren?
so rosig sehe ich die sache also nicht - auf nach osteuropa!

tschüß
daxbunny:

interessant - werde morgen dafür einen grünen gebe o. T.

 
23.04.03 16:17
ulrich14:

@calexa

 
23.04.03 16:38
..interessanter Text...dafür nen grünen..

..leider gibt es in Ariva keinen einzigen Japan-Kenner..(außer mir??)

..bewertungstechnisch ist derzeit kein  reifer Markt so billig wie Japan.....unglaublich..denn vor 16 Jahren wurden jap. Aktien mit dem ca.5-15 fach höheren KGV bewertet als europäische Aktien..

..aber was Trader noch nicht gemerkt haben, haben die großen Unternehmenslenker längst schon gemerkt:

..die deutsche Bosch hat ihren Minderheitsanteil an der ehemaligen Zexel, heute: Bosch Automotive Systems (jap. WKN: 6041)...in den letzten 15 Monaten drastisch aufgestockt....

..und der Aktienkurs Dankt es. seit Jahresanfang 2002 von ca.70 auf 270 Yen...fast 400% und das in einem großen Standardwert..tägl. Umsätze von mehreren Mio. Aktien...

..nur mal so ein Beispiel..wie man in Japan Geld verdient..
calexa:

Irgendwann wird Japan

 
23.04.03 19:03
als Anlageland wieder von der breiten Massen entdeckt werden. Das "Smart Money" wird dann schon da sein....und viel Geld machen.

So long,
Calexa
www.investorweb.de
Katjuscha:

@ulrich14, dann nenne mir mal einen Wert, der

 
23.04.03 19:16
in den nächsten 15 Monaten 400% zulegt!

Bisher konnte ich eher dem Verbrecher folgen, auch wenn ich auch glaube, das der japanische Markt billig ist! Aber das ist doch kein Grund an Wachstum zu glauben!

Wenn Du mir mal einige Tipps mit Begründung nennst, haste Dir meinen Grünen auch verdient!



katjuscha
Lalapo:

werde mich auch in den nächsten Wochen

 
25.04.03 09:02
mal wieder in Japan einarbeiten ,,, war jetzt ein paar Jahre weg vom Markt, habe früher aber mit einigen Werten gespielt , meine auch das der Markt historisch billig ist , aber fundamental immer noch (zu??) teuer ... sich die Materie reinzuziehen könnte sich vielleicht doch in den nächste Jahren mal auszahlen .... wenn wirklich mal ne Bodenbildung zu sehen ist .....

Habe mich damals mehr Richtung Thailand verlagert ,, und das war absolut richtig .... wobei ich den Thaimarkt momentan für wesentlich interes. halte ......noch ... damals mit Abstecher nach Malaysia , wo ich kurz vor der Aussetzung des Handels ( remember ??) noch dick in Sime Darby eingestiegen bin ,,,was sich dann auch 2 Jahre später als Glücksgriff gezeigt hat ,, aber die Zeit dazwischen , zw. hoffen und bangen , war schon so ne Sache ...... damals war ich noch bei den Dresdnern ,, und bei denen war ich einer der ganz wenigen ,die von der Sperre betroffen waren ,,, habe die gut genervt ,ein Glück hatte die Dresd. in Malaysia ne Vertretung .....

In China bin ich mit ECK CHOR CHINA dabei ,vielleicht kennt die einer ..

Gruss L
Verbrecher:

"historisch niedrige kurse"

 
25.04.03 12:59
lasst euch davon nicht täuschen! diese historischen kurse hatten wir auch schon vor einer, 2,3,4 und 5 wochen...
an der börse wird letztlich die zukunft gehandelt.
solange die probleme in japan so sind, wie sie sind (s. postinmg nr.2), bleibt auch der ausblick trübe (und die kurse unten)

ich meine, japan wird europa auf absehbare zeit nicht outperformen.

sprach´s und verschwand...

neues von heute:

Sehr schwach haben die Aktienkurse am Freitag in Tokio den Handel geschlossen. Der Nikkei-225-Index verlor 2,0 Prozent bzw 155 JPY auf 7.700 und fiel damit auf den tiefsten Stand seit November 1982. Der Topix-Index sank um 1,6 Prozent bzw zwölf Punkte auf 782. Neben den schwachen Wall-Street-Vorgaben habe der enttäuschende Ausblick von Sony den Markt belastet, sagen Händler. Daneben habe der Abbruch der Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm für Nervosität gesorgt.

Händler machten aber auch die japanische Wirtschafts- und Finanzpolitik für die schlechte Stimmung verantwortlich. Am Markt schwinde die Hoffnung, dass Ministerpräsident Junichiro Koizumi seine Reformvorschläge in die Tat umsetze. "Die Anleger geben auf", sagte ein Marktteilnehmer. Seit dem Amtsantritt Koizumis vor zwei Jahren habe sich der Stand des Nikkei von damals rund 14.000 JPY nahezu halbiert, gibt ein anderer Händler zu bedenken.

Sony verbilligten sich um 13,4 Prozent auf 3.220 JPY. Das Unternehmen hatte am Donnerstag nach Börsenschluss Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr vorgelegt, die über den Erwartungen lagen. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Sony jedoch mit einem Gewinneinbruch. Im Sog von Sony büßten TDK 6,6 Prozent auf 3.940 JPY ein und Advantest 4,9 Prozent auf 3.870 JPY. Unter Druck standen auch die exportabhängigen Automobilwerte. Nissan gaben 3,3 Prozent auf 869 JPY ab. Toyota Motor verbilligten sich um 3,2 Prozent auf 2.570 JPY.  
Lalapo:

Verbrecher:

 
25.04.03 14:51
Ich spreche von auszahlen , wenn eine Bodenbildung zu erkennen ist ,wo die ist , keine Ahnung ... historisch billig IST der Markt ...


Gruss

Nochmal zum lesen :

""""meine auch das der Markt historisch billig ist , aber fundamental immer noch (zu??) teuer ... sich die Materie reinzuziehen könnte sich vielleicht doch in den nächste Jahren mal auszahlen .... wenn wirklich mal ne Bodenbildung zu sehen ist .....""""
hjw2:

Japans Firmenpleiten rückläufig

 
15.06.03 14:15

Tokyo 13.06.03 (asia-economy.de) Die Zahl der japanischen Firmenpleiten ist im Mai gegenüber dem Vorjahr um 12,6% weiter rückläufig und somit der fünfte Monat in Folge. Marktforscher schließen jedoch eine wieder wachsende Pleitewelle nicht aus.

Im Monat Mai lag die Zahl von Pleite gegangenen Unternehmen in Japan auf 1.482. Im Vormonatsvergleich stellt dies ein Rückgang von 2,1% dar. Auch die faulen Kredite sind gegenüber dem Vorjahr um 26,2% deutlich rückläufig.

Den Banken verhalt dies zu leichten Kursgewinnen. So legte die weltweit größte Bank, Mizuho Financial Group, um 1,5% zu. 13.06.03 (rh)

www.asia-economy.de/


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