Kritik [Bearbeiten]
Die Bänder können keine, wie von einigen Befürwortern angenommen, zuverlässigen Aussagen über die Wahrscheinlichkeit treffen, dass der Kurs innerhalb eines bestimmten Abstands zum gleitenden Durchschnitt liegen wird. So wäre die Annahme, dass der Kurs in 95 % der Fälle innerhalb der Bollinger-Bänder liegt, ebenso falsch wie die Annahme, dass der Kurs dem gleitenden Durchschnitt folgt. Dies liegt in erster Linie daran, dass der gleitende Durchschnitt tatsächlich nicht den Anforderungen an einen Erwartungswert genügt und die Annahme der Normalverteilung für Kursbewegungen an der Börse nicht zutreffend ist. Nach bisherigem Kenntnisstand folgen die Börsenbewegungen keiner bekannten Verteilungsfunktion (Benoît Mandelbrot beobachtete in seinen Arbeiten eine Potenzgesetzverteilung, die sich allerdings der linearen Analyse entzieht). Weiterhin setzen die Bollinger-Bänder voraus, dass die Standardabweichung bekannt ist, was hier nicht der Fall ist. Die oben beschriebene Standardabweichung ist eine unsichere Schätzung der wahren Abweichung.
Dennoch hat sich diese Analysemethode in der Praxis als verlässliches Mittel zur Visualisierung von Preisvolatilitäten erwiesen. Bollinger wies selbst darauf hin, dass der Berührung des Kurses mit dem oberen oder unteren Band keine besondere Bedeutung beigemessen werden sollte, und dass zusätzliche Faktoren zur Investitionsentscheidung herangezogen werden sollten.
Interessanterweise hat die massenhaft fehlerhafte Interpretation der Bollinger-Bänder, basierend auf nicht korrekten statistischen Annahmen, dazu geführt, dass einige Händler diese Bewegungen als alleiniges Handelssignal betrachten. Insofern kann hier von selbsterfüllender Prophezeiung gesprochen werden.