Viel Spaß in der Nachspielzeit, Gerd!
Für eine zweite Halbzeit ist das Ergebnis zu dünn. Und das "Golden Goal" dürfte Gerd in den nächsten Monaten wohl selbst schießen - jedoch als Eigentor.
Ostdeutsche Haltungsnoten
Wieder einmal hat sich gezeigt, daß die entscheidenden Stimmen für die Bundestagswahl in Ostdeutschland zu holen sind. Das war 1990 so, als der "Kanzler der Einheit" seinen nörgelnden Herausforderer Lafontaine aus dem Feld schlug und bei den folgenden Wahlen ebenso. Was sich in Westdeutschland allmählich verflüchtigt - die lebenslange Treue der Wähler zu einzelnen Parteien -, hat sich im Osten gar nicht erst herausgebildet. Das bereitet nicht nur Demoskopen Kopfzerbrechen. Es verleitet auch die Parteien dazu, mehr auf flüchtige Stimmungen als auf programmatische Aussagen zu setzen.
Im Vergleich zu Westdeutschland hat die CDU im Osten einen Einbruch erlebt, die SPD aber einen unerwarteten Erfolg. Nach den Gründen muß man nicht lange suchen. Die Bewältigung der Flutkatastrophe war für die Ostdeutschen - viel stärkere als im Westen - in den letzten Wochen vor der Wahl der Prüfstein, an dem das Verhalten der Politiker gemessen wurde. In der Stunde der Not waren die Augen auf den Kanzler gerichtet, und der hat nicht nur die richtigen Worte gefunden - eine "nationale Katastrophe" -, sondern auch beherzt gehandelt. Jeder Widerspruch wurde in diesem Augenblick übelgenommen. Die Menschen wollten dieses Thema nicht im Wahlkampf behandelt sehen - und trafen ihre Wahlentscheidungen doch nach den Haltungsnoten, die sie in diesen Wochen vergaben. Abzusehen war auch, daß der PDS die Flut nicht gut bekommen würde. Eine Partei, die so lange vom Ost-West-Gegensatz gelebt und gezehrt hat, muß es sich selbst zuschreiben, daß sich im Augenblick der gelebten Ost-West-Solidarität die Wähler von ihr abwenden.
Mit dem Wort "Solidarität" hat auch der andere Grund für das schlechte Abschneiden der CDU im Osten zu tun. Mancher mag sich an die "antiimperialistische Solidarität" früherer Zeiten erinnert gefühlt haben, als Bundeskanzler Schröder vor einem Jahr Amerika die uneingeschränkte Solidarität der Deutschen im Kampf gegen den Terrorismus versprach. Für gelernte DDR-Bürger ist dieses Wort noch immer verbunden mit Händeln großer Mächte, für die die Kleinen zahlen müssen, ohne gefragt worden zu sein. Umso mehr hat man im Osten aufgeatmet, als Schröder seinen großen Schwenk vollzog und sich mit Worten von Amerika distanzierte, die an Klarheit nichts zu wünschen übrig ließen. Die Bestärkung dieses Kurses durch die ostdeutschen Wähler ist eine schwere Bürde für den nächsten Kanzler - und der Keim künftiger Enttäuschungen.
Der Osten vertraut auf Dich, Gerd! Also: Volle Kraft voraus mit der "Chefsache Ost" ;O)
Für eine zweite Halbzeit ist das Ergebnis zu dünn. Und das "Golden Goal" dürfte Gerd in den nächsten Monaten wohl selbst schießen - jedoch als Eigentor.
Ostdeutsche Haltungsnoten
Wieder einmal hat sich gezeigt, daß die entscheidenden Stimmen für die Bundestagswahl in Ostdeutschland zu holen sind. Das war 1990 so, als der "Kanzler der Einheit" seinen nörgelnden Herausforderer Lafontaine aus dem Feld schlug und bei den folgenden Wahlen ebenso. Was sich in Westdeutschland allmählich verflüchtigt - die lebenslange Treue der Wähler zu einzelnen Parteien -, hat sich im Osten gar nicht erst herausgebildet. Das bereitet nicht nur Demoskopen Kopfzerbrechen. Es verleitet auch die Parteien dazu, mehr auf flüchtige Stimmungen als auf programmatische Aussagen zu setzen.
Im Vergleich zu Westdeutschland hat die CDU im Osten einen Einbruch erlebt, die SPD aber einen unerwarteten Erfolg. Nach den Gründen muß man nicht lange suchen. Die Bewältigung der Flutkatastrophe war für die Ostdeutschen - viel stärkere als im Westen - in den letzten Wochen vor der Wahl der Prüfstein, an dem das Verhalten der Politiker gemessen wurde. In der Stunde der Not waren die Augen auf den Kanzler gerichtet, und der hat nicht nur die richtigen Worte gefunden - eine "nationale Katastrophe" -, sondern auch beherzt gehandelt. Jeder Widerspruch wurde in diesem Augenblick übelgenommen. Die Menschen wollten dieses Thema nicht im Wahlkampf behandelt sehen - und trafen ihre Wahlentscheidungen doch nach den Haltungsnoten, die sie in diesen Wochen vergaben. Abzusehen war auch, daß der PDS die Flut nicht gut bekommen würde. Eine Partei, die so lange vom Ost-West-Gegensatz gelebt und gezehrt hat, muß es sich selbst zuschreiben, daß sich im Augenblick der gelebten Ost-West-Solidarität die Wähler von ihr abwenden.
Mit dem Wort "Solidarität" hat auch der andere Grund für das schlechte Abschneiden der CDU im Osten zu tun. Mancher mag sich an die "antiimperialistische Solidarität" früherer Zeiten erinnert gefühlt haben, als Bundeskanzler Schröder vor einem Jahr Amerika die uneingeschränkte Solidarität der Deutschen im Kampf gegen den Terrorismus versprach. Für gelernte DDR-Bürger ist dieses Wort noch immer verbunden mit Händeln großer Mächte, für die die Kleinen zahlen müssen, ohne gefragt worden zu sein. Umso mehr hat man im Osten aufgeatmet, als Schröder seinen großen Schwenk vollzog und sich mit Worten von Amerika distanzierte, die an Klarheit nichts zu wünschen übrig ließen. Die Bestärkung dieses Kurses durch die ostdeutschen Wähler ist eine schwere Bürde für den nächsten Kanzler - und der Keim künftiger Enttäuschungen.
Der Osten vertraut auf Dich, Gerd! Also: Volle Kraft voraus mit der "Chefsache Ost" ;O)