Chinas börsennotierte Unternehmen sind nicht transparent. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Großbankenverbandes Institute of International Finance (IIF). Krisenvorbeugung und Krisenmanagement stehen auf der Tagung des IIF – das gut 340 Finanzdienstleistungskonzerne aus über 60 Ländern umfasst – ganz oben auf der Tagesordnung.
ZÜRICH. Die international führenden Finanzkonzerne warnen vor hohen Risiken auf Chinas Aktienmärkten. Chinas börsennotierte Unternehmen seien nicht transparent. Die unzureichende Offenlegung ihrer finanziellen Situation behindere einen effizienten Aktienhandel.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Großbankenverbandes Institute of International Finance (IIF). "In Fragen der guten Unternehmensführung bleibt China weit hinter den in anderen Emerging Markets praktizierten Standards zurück", sagte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, der auf der IIF-Frühjahrstagung in Zürich den Vorsitz führt. Die bei chinesischen Unternehmen vorherrschende zweistufige Leitungsstruktur sei einer angemessenen Rechenschaft gegenüber den Anteilseignern abträglich, kritisierte Victor Lap-Lik Chu, Vorstand der First Eastern Investment Group, der die Arbeitsgruppe zur Corporate Governance im chinesischen Unternehmenssektor leitete. Die von den chinesischen Behörden bisher unternommenen Reformschritte auf diesem Gebiet seien nicht ausreichend, um Abhilfe zu schaffen. Der Staat sollte seine Rolle und seinen Einfluss in Chinas Großunternehmen deutlich zurücknehmen, fordern die Experten. Anleger müssten gesetzlich besser geschützt werden.
Krisenvorbeugung und Krisenmanagement stehen auf der Tagung des IIF – das gut 340 Finanzdienstleistungskonzerne aus über 60 Ländern umfasst – ganz oben auf der Tagesordnung. Um den Aufbau stabiler Finanzsysteme in den aufstrebenden Volkswirtschaften zu fördern, kündigte Ackermann eine "Treuhändergruppe" aus hochrangigen Vertretern der Finanzbranche und des öffentlichen Sektors an.
Die Arbeit des neuen Spitzengremiums baut auf den im November 2004 unterschriebenen "Grundsätzen für stabilen Kapitalverkehr und faire Umschuldungen in Schwellenländern" auf. Diese Grundsätze erhielten damals den Segen der Finanzminister und Notenbankgouverneure der "Gruppe der 20", des informellen Forums der wichtigen Industrie- und Schwellenländer. Sie regeln die Schuldenrestrukturierung bei Insolvenzen souveräner Staaten.
Dass einer der drei Vorsitzenden der neuen "Treuhändergruppe" der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet ist, hat bei europäischen Regierungsvertretern zu Irritationen geführt. Ein Konferenzteilnehmer fragte: "Lässt sich der Chef der obersten europäischen Währungsbehörde, der eigentlich unparteiisch sein müsste, nicht als Interessenvertreter der Big Player in den Emerging Markets missbrauchen?" Für Unbehagen sorgte auch, dass sich unter den Mitgliedern der Gruppe viele frühere Spitzen aus Aufsichtsbehörden und Ministerien befinden, unter anderem der frühere Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich Andrew Crockett, der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds Jacques de Larosiere sowie der jüngst ausgeschiedene Berliner Finanzstaatssekretär Caio Koch-Weser.
Skeptisch bewerten Finanzmarktaufseher auch die zweite von Ackermann angekündigte Initiative: die Gründung eines Ausschusses, der weltweit einen "strategischen Dialog" mit Aufsehern führen soll. Die Aufseher sind aber der Meinung, dass dieser Dialog schon längst geführt werde. Sie machen ihn dafür verantwortlich, dass die Einführung neuer Spielregeln für die Branche oft sehr lange dauert.
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