Technologie
IBM erscheint günstig, muss sich aber beweisen
18. Juli 2002 Mit Kursgewinnen von etwas mehr als zwei Prozent auf 72 Dollar im nachbörslichen Handel reagierten die Aktien des Computerriesen IBM zunächst auf die Umsatz- und Ertragszahlen des zweiten Quartals. Im regulären Handel hatten die Papiere schon 2,43 Prozent auf 70,69 Dollar zulegen können.
Der Markt schien damit einen Gewinn von 84 Cents je Aktie vor Sonderposten positiv zu honorieren. Analysten hatten 83 Cents erwartet. Allerdings erinnern alleine diese Zahlen fatal an die Unsitte der 90er-Jahre, die Analystenschätzungen gerade so zu übertreffen. Die war in Zeiten des Aktienbooms eingerissen, in dem Unternehmen krampfhaft darum bemüht waren, die exorbitant hohen Erwartungen der Analysten auf keinen Fall zu enttäuschen. Das dürfte zu einer gewissen Kreativität in der Bilanzierung geführt haben.
Absoluter Ertrags- und Umsatzrückgang
Dazu könnten - zumindest in Ansätzen - selbst Unternehmen des besten Standings verleitet worden sein. Absolut betrachtet ist der operative Gewinn im Vergleich mit dem Vorjahr von 1,17 Dollar je Aktie auf gerade noch 25 Cents ja Aktie gefallen. Der Umsatz ging um sieben Prozent auf 19,7 Milliarden Dollar zurück und zwar über alle Produktsegmente. Das ist allerdings doch etwas besser, als befürchtet.
Das Management erwartet vom zweiten Halbjahr eine deutliche Verbesserung beim Verkauf von Chips und einen leichten Umsatzanstieg im Servicebereich. Das zurückliegende zweite Quartal sei dagegen eines der schwierigsten der vergangenen zehn Jahre gewesen, sagte Unternehmenschef Samuel Palmasino. Er reagierte darauf mit dem Abbau von Arbeitsplätzen und dem Verkauf von Unternehmensbereichen mit geringer Rentabilität. Beispielsweise der unrentablen Festplattensparte.
Günstige Bewertung mit Fragezeichen
Palmasino geht davon aus, im Gesamtjahr einen Gewinn von vier Dollar je Aktie erzielen zu können. Wie das Quartalsergebnis entspricht auch das exakt den durchschnittlichen Erwartungen der Analysten. Damit stellt sich unterschwellig die Frage, ob das Unternehmen nicht mehr die Chance oder gar den Willen hatte, auf die jüngsten Entwicklungen in der Diskussion über die Bilanzierung zu reagieren. Es stellen sich dabei die Fragen, welchen Zweck die Aktienrückkäufe - immerhin wurden dafür im zweiten Quartal allein 1,8 Milliarden Dollar aufgewendet - verfolgen und wie es aussieht, mit der Verbuchung der Mitarbeiteroptionen auf der Kostenseite.
Denn selbst wenn man den Optimismus des Unternehmens über den Verlauf des zweiten Halbjahres teilt, würde allein durch die Berücksichtigung der Optionen das Kurs-Gewinn-Verhältnis von attraktiven 18 auf über 21 steigen. Allerdings läge selbst das mit Blick auf die jüngere Vergangenheit noch auf einem angemessenen Niveau, wenn die Wirtschaft tatsächlich wieder in die Gänge kommt. Fragezeichen könnten sich sowohl im Chip- als auch im Servicesektor stellen. Denn wenn generell die IT-Ausgaben nicht steigen - wo sollen die Aufträge für IBM herkommen?
Charttechnisch betrachtet befindet sich die Aktie in einem „Niemandsland“. Seit Anfang des Jahres hat das Papier einen steilen Abwärtstrend etabliert. Sollte der nach oben durchbrochen werden und sich gleichzeitig die Stimmung an den Börsen verbessern, dürfte die Aktie Potenzial nach oben haben. Und damit gilt es, sowohl die Konjunkturentwicklung, als auch die Stimmung und das Kursverhalten der Aktie genau zu beobachten, um rechtzeitig reagieren zu können.
quelle. faz.net
IBM erscheint günstig, muss sich aber beweisen
18. Juli 2002 Mit Kursgewinnen von etwas mehr als zwei Prozent auf 72 Dollar im nachbörslichen Handel reagierten die Aktien des Computerriesen IBM zunächst auf die Umsatz- und Ertragszahlen des zweiten Quartals. Im regulären Handel hatten die Papiere schon 2,43 Prozent auf 70,69 Dollar zulegen können.
Der Markt schien damit einen Gewinn von 84 Cents je Aktie vor Sonderposten positiv zu honorieren. Analysten hatten 83 Cents erwartet. Allerdings erinnern alleine diese Zahlen fatal an die Unsitte der 90er-Jahre, die Analystenschätzungen gerade so zu übertreffen. Die war in Zeiten des Aktienbooms eingerissen, in dem Unternehmen krampfhaft darum bemüht waren, die exorbitant hohen Erwartungen der Analysten auf keinen Fall zu enttäuschen. Das dürfte zu einer gewissen Kreativität in der Bilanzierung geführt haben.
Absoluter Ertrags- und Umsatzrückgang
Dazu könnten - zumindest in Ansätzen - selbst Unternehmen des besten Standings verleitet worden sein. Absolut betrachtet ist der operative Gewinn im Vergleich mit dem Vorjahr von 1,17 Dollar je Aktie auf gerade noch 25 Cents ja Aktie gefallen. Der Umsatz ging um sieben Prozent auf 19,7 Milliarden Dollar zurück und zwar über alle Produktsegmente. Das ist allerdings doch etwas besser, als befürchtet.
Das Management erwartet vom zweiten Halbjahr eine deutliche Verbesserung beim Verkauf von Chips und einen leichten Umsatzanstieg im Servicebereich. Das zurückliegende zweite Quartal sei dagegen eines der schwierigsten der vergangenen zehn Jahre gewesen, sagte Unternehmenschef Samuel Palmasino. Er reagierte darauf mit dem Abbau von Arbeitsplätzen und dem Verkauf von Unternehmensbereichen mit geringer Rentabilität. Beispielsweise der unrentablen Festplattensparte.
Günstige Bewertung mit Fragezeichen
Palmasino geht davon aus, im Gesamtjahr einen Gewinn von vier Dollar je Aktie erzielen zu können. Wie das Quartalsergebnis entspricht auch das exakt den durchschnittlichen Erwartungen der Analysten. Damit stellt sich unterschwellig die Frage, ob das Unternehmen nicht mehr die Chance oder gar den Willen hatte, auf die jüngsten Entwicklungen in der Diskussion über die Bilanzierung zu reagieren. Es stellen sich dabei die Fragen, welchen Zweck die Aktienrückkäufe - immerhin wurden dafür im zweiten Quartal allein 1,8 Milliarden Dollar aufgewendet - verfolgen und wie es aussieht, mit der Verbuchung der Mitarbeiteroptionen auf der Kostenseite.
Denn selbst wenn man den Optimismus des Unternehmens über den Verlauf des zweiten Halbjahres teilt, würde allein durch die Berücksichtigung der Optionen das Kurs-Gewinn-Verhältnis von attraktiven 18 auf über 21 steigen. Allerdings läge selbst das mit Blick auf die jüngere Vergangenheit noch auf einem angemessenen Niveau, wenn die Wirtschaft tatsächlich wieder in die Gänge kommt. Fragezeichen könnten sich sowohl im Chip- als auch im Servicesektor stellen. Denn wenn generell die IT-Ausgaben nicht steigen - wo sollen die Aufträge für IBM herkommen?
Charttechnisch betrachtet befindet sich die Aktie in einem „Niemandsland“. Seit Anfang des Jahres hat das Papier einen steilen Abwärtstrend etabliert. Sollte der nach oben durchbrochen werden und sich gleichzeitig die Stimmung an den Börsen verbessern, dürfte die Aktie Potenzial nach oben haben. Und damit gilt es, sowohl die Konjunkturentwicklung, als auch die Stimmung und das Kursverhalten der Aktie genau zu beobachten, um rechtzeitig reagieren zu können.
quelle. faz.net