Hypo-Hype

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DarkKnight:

Hypo-Hype

 
06.11.01 23:27
Von Bernd Wittkowski

Die Beteiligung der Deutschen Bank an der neuen Eurohypo werde durch Einbringen der Immobiliencenter um rund 5 Prozentpunkte steigen, tat Vorstandsmitglied Fitschen kund. Moment mal, die anderen brächten doch auch noch etwas ein, und das müsse erst bewertet werden, intervenierte der designierte Chef der neuen Immobilienbank, von Köller. Man merkt, 100-prozentig ausverhandelt ist die Verschmelzung der Hypotöchter der Frankfurter Großbanken noch nicht. Selbst wenn man den Akteuren glaubt, dass die Keller gründlich nach Leichen abgesucht und von solchen geräumt wurden: Die endgültige Due Diligence steht ebenso aus wie die Klärung manch anderen Details.
Dennoch: Diese Fusion - die Prognose sei gewagt - wird kommen. Nicht nur, weil diesmal keiner von einem "Juwel" sprach oder Kunden in "A"- und "B"-Klassen steckte. Die Motivationslage ist in dem Trio weitgehend identisch. Alle Mütter sehen das Hypobanking nicht mehr als Kerngeschäft an, alle entlasten sich beim Eigenkapital erheblich, alle Töchter bringen jeweils eigene Stärken in das Dreiecksverhältnis ein (nicht zuletzt die Deutsche Hyp den allseits begehrten gemischten Status), alle gewinnen durch Angebotsverknappung im Inland, durch Größenvorteile vor allem auch im Ausland sowie insgesamt durch beträchtliche Synergieeffekte. Zudem haben sich drei Partner mit verwandten Kulturen gefunden, die sich - grob gerechnet - gleichberechtigt fühlen können. Erleichtert wird das Zusammengehen ferner dadurch, dass es für die Beteiligten weit weniger prestigebeladen ist als eine Vollfusion. Kurz: Wenn man es im Hypogeschäft nicht schafft, die Kräfte zu bündeln, wo dann?

Der Fantasie, dass die erste deutsche Hypo-Fusion über Konzerngrenzen hinweg - also ein kleines historisches Ereignis - zum Modell für andere Projekte "zum notwendigen Aufbrechen der verkrusteten Strukturen des deutschen Bankenmarktes" (so der künftige Aufsichtsratschef von Harbou) werden könnte, sollte man gleichwohl nicht allzu freien Lauf lassen. Was mit dem neuen Immobilien- und Staatsfinanzierer zu gelingen scheint, lässt sich nicht ohne weiteres auf andere Nicht-Kerngeschäfte übertragen. Schon beim insoweit vermeintlich unproblematischen, weil hinter den Kulissen des Kundenkontakts stattfindenden Transaction Banking kommt man bislang nicht zu Potte.

Nach allem, was über die Fusion schon durchgesickert war, gab es eine neue, für den Kapitalmarkt gute Nachricht: Mittelfristig winkt eine Sekundärplatzierung der neuen Eurohypo, die den Streubesitz auf 50 oder mehr Prozent hieven könnte. Wenn der Markt mitspielt - der Immobilienmarkt wie die Börse -, ist ein "Hypo-Hype" nicht auszuschließen.




Börsen-Zeitung, 7.11.2001
vega2000:

ftd schreibt

 
06.11.01 23:38
Neue Eurohypo wird Immobilienfinancier


Die Frankfurter Großbanken werden ihre Hypothekenbanktöchter verschmelzen. Damit entsteht gemessen an der Bilanzsumme von 243 Mrd. Euro die größte Hypothekenbank Deutschlands.

Karsten von Köller, Vorstandsmitglied der Commerzbank-Tochter Rheinhyp, wird das neue Institut mit Namen Eurohypo leiten. Vorstandsmitglieder der drei Großbanken werteten den Zusammenschluss als ein ermutigendes Signal für weitereKooperationsvorhaben.

Zurzeit sprechen die Institute über eine Zusammenlegung ihrer Abwicklungsdienste in einer gemeinsamen Transaktionsbank. Diese Gespräche sind zwar wegen Differenzen über die gemeinsame EDV-Plattform ins Stocken geraten. Der Gesprächsfaden ist aber nicht abgerissen. "Manchmal muss man halt auch über den eigenen Schatten springen", sagte Klaus Müller-Gebel vom Vorstand der Commerzbank.

Margen im Hypothekengeschäft geschrumpft

Die drei Hypobanken waren unter dem Druck des Marktes zum Handeln gezwungen. Die Margen im inländischen Hypothekengeschäft sind geschrumpft. Das lukrativere Geschäft mit Finanzierungen von Gewerbeimmobilien im Ausland ist meist eine junge und noch kleine Sparte. Obendrein werden die Institute zur Größe gedrängt, um sich günstiger zu refinanzieren. Bei großen Volumina lassen sich für Pfandbriefe bessere Konditionen erzielen.


Technisch gesehen werden die Eurohypo und die Rheinhyp auf die Deutsche Hyp der Dresdner Bank verschmolzen. Diese hat eine Vollbanklizenz, die es der neuen Formation gestattet, über die engen Grenzen des Hypothekenbankgesetzes hinaus zu agieren. Die neue Eurohypo kann Geschäfte in aller Welt machen und ist nicht gezwungen, jeden Immobilienkredit mit einem Grundpfandrecht abzusichern.

"Die neue Eurohypo wird einer der führenden Immobilienfinanzierer in Europa. Wir werden auch eine starke Position in den USA einnehmen", umreißt von Köller die Idee des Hauses. Im Staatskreditgeschäft werde die neue Eurohypo ein kleinerer Anbieter als die großen Konkurrenten Dexia und Depfa bleiben. Die Eröffnungsbilanz der Eurohypo wird 90 Mrd. Euro Immobilien- und 138 Mrd. Euro Staatskreditportfolios ausweisen.

Nach heutigem Stand werden Deutsche Bank und Commerzbank mit je 35 Prozent, die Dresdner Bank mit 30 Prozent an der neuen Eurohypo beteiligt sein. Es wird aber Verschiebungen geben, denn über die Verschmelzung der drei Hypotöchter hinaus werden die Großbanken weitere Teile ihres Immobiliengeschäfts in die neue Eurohypo einbringen. Durch diese Transaktionen wird der Anteil der Deutschen Bank auf etwa 40 Prozent steigen.

Kapitalerhöhungen gibt es nicht

Die Kernkapital-Quote der neuen Bank soll sechs Prozent betragen. Dazu werden Dresdner und Commerzbank zusätzliche Eigenmittel in Höhe von 280 Mio. respektive 500 Mio. Euro zuführen. Kapitalerhöhungen wird es nicht geben, da die beiden Banken nur das für ihre Hypotöchter bereits reservierte Kapital fest zuteilen. Gleichzeitig nehmen die Risikoaktiva der Großbanken ab, da die Hypos aus ihren Bilanzen verschwinden. In drei bis vier Jahren könnte das neue Institut an die Börse gehen. Die Großbanken könnten dann weniger als 50 Prozent halten.

Die Eigenkapitalrendite soll "deutlich" über den Kapitalkosten von neun Prozent liegen. Dazu müssen 800 von 3000 Stellen bei den Hypothekenbanken abgebaut werden. Das wird 70 Mio. Euro im Jahr sparen. Weitere 40 Mio. Euro soll die Vereinheitlichung der EDV, 10 Mio. Euro die Zusammenlegung von Filialen bringen. Ab 2004 sollen so Kostensynergien von 120 Mio. Euro im Jahr erreicht werden. Hinzu kommen Ertragssynergien von 20 Mio. Euro im Jahr. Die einmaligen Verschmelzungskosten betragen 170 Mio. Euro. "Es bedarf großer Anstrengungen, die Synergien zu realisieren", deutet von Köller Risiken der Fusion an. Depfa-Sprecher Karl-Heinz Glauner bewertet den Zusammenschluss positiv. "Die Wettbewerbsspielregeln werden kalkulierbarer, Größe trage zu mehr Professionalität bei", sagt er.

Die Rating-Agenturen sehen die neue Eurohypo skeptisch, Standard & Poor’s hat das Rating der Eurohypo und der Rheinhyp im Vorfeld "unter Beobachtung" gestellt. Moody’s zog am Dienstag nach.

Quelle:ftd

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